Der Sport – Grantler

Kommentare rund um Fußball und anderen Sport

Tag: Eishockey

Vergesst die kleinen Vereine nicht!

Die Corona-Pandemie hält die Welt weiter in Atem (außer in einigen Ländern, wo Diktatoren oder ahnungslose Präsidenten das Sagen haben und Covid-19 verharmlosen), der normale Alltag liegt in weiter Ferne und die Politik kämpft um die richtigen Entscheidungen, um den Mittelweg, welche Lockerungen möglich und welche Verbote notwendig sind. Mittendrin der Sport, der ebenso wie die Wirtschaft mit Millionen Euro Verlusten kämpfen muss. Und wenn in Berlin um die Richtlinien für die Zukunft gestritten wird, da spielt der Profi-Sport zwar eine kleine Rolle, aber keiner redet über die Vereine, die in den kleinen Städten und Dörfern die Basis für einen erfolgreichen Sport bilden. Daher der Aufruf: Vergesst die kleinen Vereine nicht!

Was den großen Vereinen die Millionen, sind den kleinen Klubs in der Provinz die Tausender. Corona brachte das Vereinsleben zum Erliegen, nach Lockerungen sind teilweise sogar Spiele oder zumindest ein Trainingsbetrieb möglich, die einzelnen Länder haben ihre eigenen unterschiedlichen Bestimmungen, Einheitlichkeit gibt es nicht. Was aber fast überall fehlt, sind die Zuschauer. Was dadurch fehlt, sind nicht nur die Einnahmen aus Eintrittsgeldern, sondern vielmehr der Umsatz aus Essen und Trinken, wenn es keine Bratwürste gibt und das Bier nicht fließt. Viele Dorfvereine gehen am Stock, die Zukunft sieht trostlos aus.

Besonders hart trifft es Bayern, weil Ministerpräsident Markus Söder den strengen Sheriff gibt und kein Pardon kennt. Dabei geht es bei den Dorfvereinen gar nicht um Zuschauermassen, sondern viele haben auch in normalen Zeiten nicht mehr als 50 oder 100 Zuschauer und die könnten rund um einen Dorfplatz auch in Corona-Zeiten unter Einhaltung aller Hygieneregeln untergebracht werden. Essen und Trinken kann wie in einem Biergarten geordert werden. Die bayerischen Vereine sind besonders sauer, weil in Nachbarländern der Spielbetrieb auf Sparflamme bereits läuft. Hier sollte nicht der psychologische Effekt übersehen werden, dass der Sport in einem kleinen Orten oft im Mittelpunkt steht und das Dorfleben dadurch wieder belebt wird.

Vergessen werden darf auch nicht, dass vor allem die Kinder über den Fußball oder überhaupt den Sport in der Kleinstadt oder im Dorf zum Verein geführt werden und dort an der Basis die Stars von morgen ihre ersten Gehversuche im Sport unternehmen. Viele Klubs beklagen bereits, dass sich die Kinder abwenden und Vereine über Jahre hinweg mit weniger Zulauf rechnen müssen. Das wird in einigen Jahren auch beim Profi-Sport als Mangel an Talenten ankommen.

Aber es geht natürlich nicht nur um den Fußball, die Weigerung der Politik, keine Zuschauer zuzulassen, bringt vor allem die Mannschaftssportarten Handball, Basketball und Eishockey in die Bredouille. Sie können nicht allein mit den Fernsehgeldern überleben, sie brauchen die Eintrittsgelder und den Umsatz von Essen und Trinken. Mit einer reduzierten Besucherzahl kämen sie vielleicht gerade noch über die Runden. Handball wollte am 1. Oktober mit den Punktspielen beginnen, Basketball und Eishockey im November. Sollte ein Ausschluss der Besucher bis zum Jahresende Tatsache werden, dann könnte eine Pleitewelle über die Ligen hinwegfegen. Umso mehr sind Verbände und Regierung gefordert, entsprechende Maßnahmen zu finden, damit ein Kompromiss möglich ist.

Der nächste Schritt müssen wohl Demonstrationen mit dem Motto „rettet den Sport“ sein. Und dabei muss es ebenfalls heißen „vergesst die kleinen Vereine nicht“!

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Basketball-Bundesliga mit Mut und Kreativität

In den Zeiten der Corona-Pandemie ist alles ganz anders und wer nicht untergehen will, der muss Mut haben und Kreativität. Dies beweist jetzt die Basketball-Bundesliga, die anders als die Handball-Bundesliga oder die Deutsche Eishockey Liga nicht die Saison abgebrochen hat, sondern mit einem Turnier den Deutschen Meister ermitteln will. Dabei gab es Einschränkungen und Zugeständnisse, doch alles, was zählt, bringt Münchens Geschäftsführer Marko Pesic auf den Punkt: „Wir wollten einfach nicht komplett von der Bildfläche verschwinden.“

Nein, von der Bildfläche verschwindet die Basketball-Bundesliga nicht, ganz im Gegenteil, ähnlich wie der große Bruder Fußball wird die deutsche Bundesliga international zum beachteten Vorbild. Mut und Kreativität werden überall bewundert, aber es bedurfte schon einiger Zugeständnisse, um dieses Finalturnier zu ermöglichen. Von den insgesamt 17 Vereinen konnten sich nur zehn für die Fortsetzung der Saison erwärmen, der Rest beendete lieber die Saison, zum Teil aus finanziellen Gründen, zum Teil, weil sie keine spielfähige Mannschaft mehr vorhanden war. Viele ausländische Spieler machten sich beim Abbruch der Runde in die Heimat auf, Verträge wurden aufgelöst und eine Weiterbeschäftigung wäre meist zu teuer. Dass es dieses Finalturnier gibt, wird von ihnen jedoch toleriert.

Dadurch gibt es allerdings seltsame Konstellationen, zum Beispiel sind die Frankfurt Skyliners dabei, die nach 21 Spieltagen vor der Unterbrechung nur auf Rang 14 lagen. Jetzt haben sie, genau wie auch Göttingen und Ulm, die außerhalb der Play-Off-Ränge zu finden waren, noch die Möglichkeit, Deutscher Meister zu werden! Von den Spitzenklubs ist übrigens nur Würzburg nicht dabei. Kurios sind aber auch Spielerwechsel, wie der von Dylan Osetkowski. Der US-Center, der auch einen deutschen Pass besitzt spielte für Göttingen, löste den Vertrag auf, um bei seiner Familie in Kalifornien zu sein und tritt jetzt im Finalturnier für Ulm an und trifft u. a. auf Göttingen! Kein Wunder, dass es Stimmen gibt, die vom „verrücktesten Turnier aller Zeiten“ sprechen. Wohl auch, weil sich alle Beteiligten in wochenlange Quarantäne begeben müssen. Das Hygiene-Konzept umfasst 42 Seiten, etwa 3000 Corona-Tests werden durchgeführt, um die rund 250 Spieler, Trainer, Schiedsrichter und den restlichen Staff regelmäßig zu untersuchen.

Diskussionen gab es natürlich um den Austragungsort München, aber der Titelverteidiger präsentierte rundum das beste Paket mit dem Audi Dome, naheliegendem Hotel und besten organisatorischen Möglichkeiten. Die zehn Mannschaften spielen in zwei Gruppen eine Vorrunde, die jeweils vier besten Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale, das ebenso wie Halbfinale und Finale mit zwei Duellen gegeneinander ausgetragen wird. Ein hartes Programm wartet auf die Spieler vom Start am Samstag, 6. Juni, bis zum Finale am Sonntag, 28. Juni. Das bedeutet für die Finalteilnehmer zehn Spiele in 23 Tagen, fast alle zwei Tage also ein Match. Doch Basketballer, das weiß man aus Bundesliga und den europäischen Wettbewerben, sind stressresistent. Und auch ohne Zuschauer bekommen sie die gewünschte Aufmerksamkeit, Partner Magenta TV überträgt alle Spiele live im Streaming und Sport1 dazu noch ausgewählte Begegnungen im Free TV.

Das Argument von Kritikern, dass in einem Turnier kein Deutscher Meister ermittelt werden kann, ist wenig stichhaltig und wird von den Befürworten schnell entkräftet, schließlich werden Europameister und Weltmeister auch in Turnierform ermittelt und keiner sieht hier eine sportliche Beeinträchtigung. Ein Novum ist es natürlich und klar ist, dass der Weg für Überraschungen frei ist, die Favoriten Bayern München und Alba Berlin müssen auf der Hut sein. Auch die Frage nach der Form ist offen, zumal nicht alle Teams in Bestbesetzung antreten können (manche Ausländer kehrten nicht zurück), dafür konnte jede Mannschaft zwei Spieler neu verpflichten. Manche Teams haben aber auch nur eine Notbesetzung am Start wie Rasta Vechta, das statt der möglichen 14 Spieler nur zehn im Aufgebot hat.

Aber: Hauptsache gespielt wird. Die Zukunft bleibt dennoch ungewiss, so sagt mancher Vereinsmanager, „wenn wir bis zum Jahresende ohne Zuschauer spielen müssen, wird das kein Verein finanziell überleben.“

Die Gruppeneinteilungen, die ausgelost wurden: Gruppe A: Göttingen (bisher 9.), Crailsheim (3.), München (1.), Ulm (10.), Oldenburg (5.). Gruppe B: Frankfurt (14.), Berlin (4.), Vechta (6.), Ludwigsburg (2.), Bamberg (7.). Spiele vom 6. – 1. 15. 6., Viertelfinale 17. -20., Halbfinale 21. – 24., Finale 26. und 28. Juni.

Gewinner und Verlierer der Corona-Krise

Corona hält die Welt in Atem, nein, das Virus legt die Welt fast lahm. Probleme dieser Art, wie wir sie jetzt erleben, wurden eigentlich für unvorstellbar gehalten. Aber jetzt sind sie da und da gibt es die Gedanken, wer ist in der Bewältigung der Krise im Sport eigentlich ein Gewinner und wer Verlierer? Natürlich, Verlierer sind wir alle, denn das Leben ist nicht mehr so, wie wir es zu leben gewöhnt sind. Aber speziell im Sport können wir doch einige Gewinner, solche, die beherzt Handeln und gute Entscheidungen getroffen haben, und Verlierer, die eben das Gegenteil, nämlich zögerlich sind, herausstellen. Hier ein Versuch:

Gewinner

Christian Seifert: Der DFL-Chef beeindruckte als Krisenmanager. Bisher hatte er einen leichten Job, als Verkäufer der Fußball-Bundesliga rannten ihm die Interessenten die Bude ein. Jedes Jahr mehr Geld durch die Fernsehverträge, das brachte ihn in die Schlagzeilen. Jetzt war er in anderen Aufgaben gefragt und meisterte sie souverän. Die Bundesliga hat Führung, trotz aller Ungewissheiten. Frühzeitig machte er darauf aufmerksam, welches Geld und welch ungeheure Zahl von Jobs am Fußball hängen. Sein Motto „wir müssen den Fußball retten“. Aber auch er kann nicht sagen und schon gleich gar nicht bestimmen, wann selbst Geisterspiele möglich sind. Virologen behaupten sogar, mit Publikum kann die Fußball-Bundesliga erst 2021 wieder spielen. Bundesliga-Geisterspiele wären aber auch eine Ablenkung für die leidgeprüfte Gesellschaft, nicht nur für Fans.

Joshua Kimmich/Leon Goretzka: Es ging ihnen nicht um Schlagzeilen, sondern um Hilfe. Die Bayern-Stars riefen die Hilfsaktion „We Kick Corona“ ins Leben, um während der Corona-Krise soziale und karitative Einrichtungen zu unterstützen. Sie starteten selbst mit einer Million Euro und haben in zwei Tagen bereits drei Millionen zusammen. Zudem haben sie bei der Nationalmannschaft zu den 2,5 Millionen Euro Spende beigetragen. Sie stehen an Stelle von vielen Profi-Sportlern, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, ihren Verein (vor allem die „normalen“ Mitarbeiter) unterstützen und Gehaltsverzicht üben. Der harte Profisport ist weichgespült.

Aleksander Ceferin: Der Präsident der UEFA zauderte nicht wie andere Verbandsfürsten, sondern handelte und sorgte frühzeitig für Klarheit mit der Verlegung der Fußball-Europameisterschaft von 2020 auf 2021. Ein Stück Arbeit hat er aber noch vor sich, er will wie Seifert mit der Bundesliga dafür sorgen, dass auch Champions League und Europa League zu Ende gespielt werden. Hier muss er Feingefühl zeigen und abwägen zwischen nationalen und europäischen Interessen. Aber auch gegenüber der FIFA zeigte er zuletzt immer die Stärke, die man von einem UEFA-Präsidenten erwartet.

Gernot Tripcke: Der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga sorgte als erster für Klarheit von allen Ligen: Die Eishockey-Saison endete frühzeitig. Eishockey hat allerdings auch ein besonderes Problem, die Eisstadien können nicht auf ewig in Betrieb bleiben, die Kosten würden explodieren und die Mehrzweckhallen stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Klar erkannt und klare Kante gezeigt.

Dietmar Hopp: Der Milliardär ist das Feindbild der Fans, jetzt ist der Hoffnungsträger in der Corona-Krise. Er hält die Mehrheit bei der Firma, die auf der Suche nach einem Gegenmittel gegen Corona ist. Die Firma in Tübingen scheint in ihren Tests am weitesten zu sein, Hopp verhinderte Übergriffe aus dem Ausland. Daran sollten sich die Fans später erinnern.

Einfallsreichtum: Das ist jetzt gefragt, alle, egal ob Fans, Sportler oder Funktionäre, müssen ein gewisses Maß an Einfallsreichtum zeigen, um die Krise zu überwinden, um das Überleben der Vereine in allen Sportarten zu ermöglichen. Ein Beispiel bietet der Fußball-Traditionsverein Rot-Weiß Essen, er bietet ein virtuelles Heimspiel gegen Corona an und die Fans können dabei sein und den Verein wie im Stadion unterstützen. Sie orderten bisher rund 1900 Tickets, 3600 Becher Bier und 1500 Bratwürste, was dem Verein 40.000 Euro einbrachte. Ein Spiel ohne Zuschauer kostet Essen 100.000 Euro. Die Not wird gelindert, die Fans werden also auch zu Gewinnern.

Verlierer

Dr. Thomas Bach: Der IOC-Präsident gibt eine überaus schlechte Figur ab, er will quasi die Pandemie aussitzen und hofft, dass die Olympischen Sommerspiele im Juli in Tokio noch zu retten sind. Selbst Laien erkennen, dass es ein Wahnsinn ist, Hunderttausende im Sommer Olympia feiern zu lassen, da ist Corona mit Sicherheit noch nicht besiegt. Und ein Geister-Olympia kann es nicht geben. Selbst die Japaner sehen bereits die Notwendigkeit einer Verlegung, so wie eben auch bei der Fußball-EM. Bei Olympia böte sich 2022 an, im gleichen Jahr wie die Winterspiele, so wie es ja früher war. Vorteil 2022 wäre, dass die Fußball-WM in Katar im Winter ausgetragen wird. Thomas Bach müsste angesichts seiner falschen Einschätzung eigentlich zurücktreten.

Formel 1: Auch die Macher der Formel 1 unterlagen einer Fehleinschätzung der Lage, sie wollte ebenfalls mit allen Mitteln die Rennen durchführen respektive ihre investierten Millionen retten. Corona zwang sie in die Knie. Eine Frechheit war es, die erste Veranstaltung in Australien erst dann abzusagen, als die Fans schon vor der Tür standen. Die Realität sieht es jetzt ganz anders aus, zumindest bis Anfang Juni wird es keine Rennen geben, sogar Aserbaidschan wurde abgesagt.

Basketball-Bundesliga: Anders als im Eishockey wollen Handball und Basketball versuchen, ihre Saison notfalls mit Geisterspielen wie im Fußball noch zu Ende zu bringen. Basketball hat aber noch ein großes Problem: Viele ausländische Spieler laufen ihren Vereinen davon, ein echter Wettbewerb findet dann nicht mehr statt.

Bergamo: Die Stadt in der Nähe von Mailand ist wohl der am meisten leidende Ort der Welt, quasi das Zentrum der Corona-Epidemie. Es ging vom Himmel in die Hölle. Ganz Bergamo feierte noch am 19. Februar in Mailand den 4:1-Triumph über Valencia, man lag sich in den Armen, errang einen historischen Erfolg auf Europas Bühne. „Sie küssten und sie herzten sich“ hieß es über die Fans, heute weiß man, dass dies wohl der Beschleuniger der Corona-Epidemie war. Heute beklagt Bergamo Hunderte von Toten, allein in der vergangenen Woche waren es 400. Tragischer könnte es nicht sein.

Was der Sport jetzt braucht, ist eine realistische Einschätzung der Lage und am Ende das Glück, dass die Leute vernünftig sind, Abstand halten und Geisterspiele möglich sind, um die meisten Vereine über Wasser zu halten bzw. zu retten. Ansonsten gilt das Motto: Bleiben Sie gesund!

Die Wahrheit nach dem Handball-Märchen oder – es war einmal…

Kinder lieben Märchen, bis sie später mal erfahren, dass das alles nicht so stimmt und hinter den Märchen eine oft bittere Wahrheit steckt. Sportler lieben auch Märchen und sie wollen, dass diese Märchen nie enden mögen. Aber auch bei ihnen gibt es eine bittere Wahrheit, die wohl auch der Deutsche Handball-Bund nach dem Märchen bei der Weltmeisterschaft wieder erleben wird, egal ob das WM-Märchen mit dem Titelgewinn endet oder nicht.

Die bittere Wahrheit ist, dass die anderen Mannschaftssportarten gegen „König Fußball“ einfach nicht ankommen, dass sie zwar bei erfolgreichen Meisterschafts-Turnieren durchaus die Deutschen Sportfans wachrütteln können („Huch, es gibt ja noch etwas anderes als Fußball“), aber danach kehrt der Alltag zurück. Dann heißt es wieder „Handball, wo kann man das eigentlich schauen? Die WM war toll, aber jetzt interessiert es mich eigentlich nicht mehr.“ Es ist das alte Lied und es wird wieder neu gesungen werden, ob Handball, Basketball oder Eishockey, sie schaffen es einfach nicht, dauerhaft ins Bewusstsein der Sportfans zu gelangen. Oder nehmen wir Hockey, ein erfolgreicher Verband mit vielen Titelgewinnen. Doch wer nimmt dies wirklich wahr?

Die Wahrheit nach dem Handball-Märchen wird wieder sein, dass die Funktionäre nach Mitteln und Wegen suchen, ihre Sportart bekannter zu machen, dass sie aber nach einigen Fehlschlägen wieder resignieren und in die altbekannten Muster zurückfallen werden. Was bleibt, ist eine schöne Erinnerung an das Märchen, mehr aber auch nicht. Allerdings haben sich dies die Funktionäre zum Teil auch selbst eingebrockt, nicht nur national, im Handball vor allem auch international. Da gab es Ärger mit den Übertragungsrechten für das Fernsehen, die an einen arabischen Sender gingen, der danach zu hohe Lizenzgebühren verlangte. Da sagten ARD und ZDF in den letzten Jahren dankend ab, Handball verschwand im Pay-TV oder wurde gar nicht übertragen. Aufmerksamkeit ist so nicht zu erzielen. Die Dollar-Zeichen in den Augen verhinderten den Weitblick.

Auch das Eishockey hat dies schon mitgemacht bzw. mitgelitten. Eigentlich ist der schnellste Mannschaftssport der Welt eine attraktive Sportart, wenn auch nicht unbedingt für TV-Übertragungen geeignet. Der kleine Puck ist das Übel und alle Bemühungen, ihn auf dem Bildschirm deutlicher zu machen (mit einem Lichtpuck zum Beispiel) scheiterten. Dennoch war Eishockey im Fernsehen gut präsent, verkaufte sich nach der Gründung der Deutschen Eishockey-Liga, als der Sport mehr professionalisiert werden sollte, aber ans Pay-TV. Auch hier ging also Geld vor Vernunft. Langfristiges Denken? Fehlanzeige. Heute das Märchen, morgen das Wehklagen.

Damals war es so, dass sich ARD und ZDF in den Schmollwinkel zurückzogen und von Eishockey gar nichts mehr wissen wollten. Ein schwerer Rückschlag für die Sportart. Und als über die 2. Bundesliga die Fronten wieder aufzuweichen schienen, da waren die Vereinsfunktionäre erneut zu kurzsichtig. Es gab in den Dritten Programmen der ARD an einem Samstag am Nachmittag vier verschiedene Begegnungen der 2. Bundesliga live, die Sender waren für eine Wiederholung offen, doch die Vereine machten nicht mit. Zu strapaziös am Freitag und wieder am Samstag zu spielen, Verlegungen waren nicht möglich. Engstirnig wurde eine Chance für die Zukunft verspielt. Der Fußball lachte sich ins Fäustchen.

Und so sieht die bittere Wahrheit heute aus: Sport 1 hat zum Beispiel bei Spielen der viertklassigen Regionalliga im Fußball mehr Zuschauer als es früher bei der Handball-Bundesliga war. Und der Pay-TV-Sender Sky, der heute die Rechte an der Handball-Bundesliga hat, ist mit den Einschaltquoten nicht glücklich, sie dümpeln bei 200.000 bis 400.000 dahin. Kein Vergleich zur Weltmeisterschaft also, wo Handball die Hitlisten stürmt und den Fußball schlägt, über zehn Millionen bangten in Deutschland mit den Handball-Helden, die für ein paar Tage oder Wochen Helden bleiben werden, ob Weltmeister oder nicht. Danach gehört das Feld wieder dem Fußball. Die bittere Wahrheit nach dem Märchen. Auch im Handball wird man sich wieder erzählen: „Es war einmal…“.

Olympia: Goldene Gegenwart – Düstere Zukunft

Die Olympischen Winterspiele sind vorbei, der Alltag hat uns wieder. Gerade in Norwegen und Deutschland brach das Olympia-Fieber ob der gefeierten Medaillengewinne aus. Die Skandinavier waren als stärkste Nation erwartet worden, Deutschlands Athleten schafften als Nummer zwei des Medaillenspiegels fast schon legendäre Erfolge. Dabei schien es am Ende, dass die Sensation durch das Silber der Eishockey-Nationalmannschaft sogar die Goldmedaillen übertrumpft hat. Die Spiele in Pyeongchang waren am Ende gute, schöne Spiele, werden aber nicht als begeisternde Spiele in Erinnerung bleiben. Da spielte das eiskalte Wetter der ersten Tage ebenso eine Rolle wie die Tatsache, dass die Südkoreaner mit einigen Sportarten nichts anzufangen wussten und das der Zeitplan von den Fernsehanstalten in Amerika und Europa diktiert wurde. In Erinnerung bleiben werden sicherlich die freundlichen Südkoreaner, die in Organisation und Umgang mit den Fremden Werbung für ihr Land machen konnten.

Für Deutschland sind die Spiele ein Fall für die Geschichtsbücher. Dabei sei gesagt: Man sollte sich an der goldenen Gegenwart erfreuen, die Zukunft sieht dagegen düster aus. In Südkorea klappte buchstäblich alles, Medaillen schon zu Beginn der Spiele sorgten für Schwung, der DOSB schaffte es mit „Team D“ einen wirklichen Teamgeist zu entwickeln und bekam eben „Team D“ einen Lauf mit unverhofften Medaillengewinnen. Am Ende der Bilanz waren 14 Goldmedaillen einmalig, 31 Medaillen insgesamt wurden nur 1988 in Calgary von den getrennten Mannschaften DDR und BRD zusammen mit 33 Medaillen (25+8) und 2002 in Salt Lake City mit 36 Medaillen übertroffen. DOSB-Präsident Alfons Hörmann freute sich vor allem darüber, dass insgesamt 61 Sportler Medaillen mit nach Hause nehmen konnten, mehr als ein Drittel der Mannschaft.

Reich werden die Olympiasieger in Deutschland nicht, 20.000 Euro zahlt die Sporthilfe für einen Olympiasieg, kein Wunder, dass Kritiker mehr Geld für Gold fordern. Gold sollte allerdings dafür sorgen, dass der Sport auf offene Ohren und Kassen trifft, wenn er um mehr Unterstützung kämpft. Doch hat die Bundesregierung bereits signalisiert, dass es Grenzen gibt. Und was die Zukunft angeht, da sieht es vor allem durch fehlenden Nachwuchs düster aus. Künftig werden wir uns eher wieder an dem Ursprungsziel orientieren müssen: 19 (wie in Sotschi 2014) plus X hieß es vor den Spielen als Medaillenziel.

Die Zukunft. Die Medaillensammler im Biathlon bangen bei der überragenden Athletin Laura Dahlmeier um die Fortsetzung ihrer Karriere, sie hat alles erreicht. Sieg-Nachfolgerinnen sind nicht in Sicht, die derzeitige Mannschaft schafft immer wieder gute Plätze, aber ohne eine Siegläuferin keine Euphorie. Die Herren-Mannschaft kommt in die Jahre, die Erfolge werden eher weniger werden. Es droht vor allem dem Biathlon, Quotenkönig im Fernsehen, dass die goldenen Jahre zu Ende gehen. Ähnlich sieht es in der Nordischen Kombination aus. Vor Olympia herrschte im deutschen Lager Unsicherheit, weil die Erfolge ausblieben, in Pyeongchang trumpfte das Team von Trainer Hermann Weinbuch dann wieder auf. Doch der Vater der langjährigen Erfolgswelle will sich im nächsten Jahr zur Ruhe setzen. Die Zukunft ist ungewiss, obwohl einige Talente glücklicherweise nachkommen. Der alpine und nordische Skisport ging in Südkorea ebenso wie Eisschnelllauf leer aus, die Zukunft sieht nicht besser aus.

Medaillensammler waren vor allem auch die Athletinnen und Athleten in der Eisrinne, Rodel und Bob waren die deutsche Erfolgsgeschichte. Doch was die Zukunft angeht, herrscht auch hier Skepsis. Rodel-Legende Georg Hackl gestand: „Der Nachwuchs fehlt.“ Der Vorteil: Nur in Deutschland gibt es vier Bahnen, andere Länder sind schon froh, wenn sie eine haben. Typisch: Auch die Zukunft der Bob- und Rodelbahn in Pyeongchang ist ungewiss. Vorteil Deutschland also, doch ob er genutzt werden kann? Nachteil Deutschland bei den modernen Sportarten. Shorttrack, Ski-Freestyle, Snowboard – Deutschland hinkt hinterher, hat den Zug der Zeit verpasst.

Auch die Eishockey-Cracks sollen ihren überraschenden Erfolg genießen. Es war ein Erfolg der glücklichen Fügung, aber auch ein Verdienst von Bundestrainer Marco Sturm, der die Nationalmannschaft für die deutschen Spieler nach Jahren der Misserfolge wieder interessant machte. Aber es ist schon auffallend, dass Deutschland im Eishockey seine Medaillen nur dann holte, wenn es besondere Umstände gab. In Innsbruck 1976 war Bronze eine Sensation, aber Schweden und Kanada fehlten. 42 Jahre später fehlten die NHL-Stars, worunter vor allem Kanada und die USA litten, aber auch andere Nationen wie Schweden und Finnland eine deutlichere Schwächung hinnehmen mussten als Deutschland. Aber man muss halt die Gelegenheit erst einmal nutzen. Bezeichnend, dass die Deutsche Eishockey Liga bereits drei Tage nach dem Endspiel am Sonntag für Mittwoch den nächsten DEL-Spieltag angesetzt hatte. Keiner konnte sich vorstellen, dass die deutschen Cracks nicht frühzeitig zu Hause sein würden. „Geplant“ war das Aus im Viertelfinale! Vom 4. bis 20. Mai folgt die Weltmeisterschaft in Dänemark, da dürfen sich die Olympia-Helden neu beweisen oder gar nicht dabei sein, weil eben einige NHL-Stars mitwirken werden.

Über Doping wurde in Pyeongchang nur am Rande geredet und wenn, dann vor allem über die Russen, die ja als offizielle Mannschaft gar nicht dabei waren. Dennoch gab es russische Dopingsünder, aber das IOC hob nach den Spielen den Bann wieder auf. Staatsdoping bleibt offensichtlich nur eine Lapalie. Ein schlechtes Licht werfen auch die vielen Asthmakranken auf den Spitzensport. Asthmamittel helfen die Atmung zu verbessern und sind in geringer Dosis erlaubt. Es ist schon seltsam, dass die Überfliegerin im Ski-Langlauf, die 37-Jährige Marit Björgen, unter Asthma leidet. Norwegen hatte 6000 Dosen Asthmamittel für Olympia geordert, die Anteil der Asthmakranken im Spitzensport ist dort wahrscheinlich wesentlich höher als im Durchschnitt der normalen Bevölkerung. Dabei sind Berge, Meer und saubere Luft, wie man es in Norwegen vorfindet, beste Voraussetzungen, um eine Asthmaerkrankung zu lindern oder zu heilen. Dies beweist einmal mehr: Der Spitzensport ist krank.

So stimmt es also: Goldene Gegenwart, aber düstere Zukunft – im deutschen Sport und international.

Manche haben Freude, wenn der Fußball mal pausiert

Von England brauchen wir nicht zu reden, in Spanien und Italien ruht der Fußball zum Jahreswechsel auch nicht, aber in Deutschland hat die Winterpause der Fußball-Bundesliga und der Ligen darunter (Amateure sowieso) Tradition. Über diese Winterpause sind einige glücklich, andere Sportarten freuen sich nämlich, wenn der Fußball mal pausiert und nutzen diese Lücke, um selbst in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu gelangen. Vor allem Eishockey, Basketball und natürlich der Skisport sind präsent.

In England ist dies anders, da hat der „Boxing Day“, der Spieltag der Premier League am zweiten Weihnachtsfeiertag, Tradition, da wird der Besuch des Fußballs zum Familienausflug. Aber auf Sport muss man auch in Deutschland nicht verzichten. Der Fußball pausiert, andere haben Hochbetrieb. Die Deutsche Eishockey Liga hat von Weihnachten an sieben Spieltage innerhalb von 16 Tagen terminiert. Auch im Eishockey hofft man, dass Familien dieses Angebot für einen Ausflug in die Stadien nutzen und so etwas Abwechslung an den freien Tagen haben. Die Vierschanzen-Tournee im Skispringen wird nicht zufällig um den Jahreswechsel herum ausgetragen, sie wurde ein Highlight, hat sich etabliert und lässt den Fußball vergessen, auch die Einschaltquoten im Fernsehen sind beachtlich.

Diese Idee haben sich auch die Skilangläufer zu eigen gemacht, vor einigen Jahren wurde die Tour de Ski gegründet, ein Spektakel ebenfalls zum Jahreswechsel, doch selbst wenn es zum Abschluss im Val die Fiemme in Italien spektakulär den Berg hinauf geht, die Springer fliegen den Läufern davon. Aber dies zeigt, dass die Winterpause des Fußballs von anderen Sportarten gern genutzt wird, sie träumen ja immer davon, mal aus dem Schatten des Fußballs treten zu können.

Was das Fernsehen angeht, in punkto Präsenz in der Öffentlichkeit die Nummer 1 und den Printmedien weit überlegen, da wird gerade in Deutschland gern geklagt, dass es nur Fußball, Fußball, Fußball gebe und sonst nichts. Das sieht Axel Balkausky, ARD-Sportkoordinator, ganz anders. In einem Interview mit dem Sport-Journalist strich er heraus: „Eine so große Vielfalt an Sportarten wie in den ARD-Programmen gibt es auf der ganzen Welt nicht.“ Er legte dazu Zahlen vor: 20 bis 25 Prozent im Sportprogramm sind Fußball, der Wintersport kommt dagegen auf 35 Prozent und der Rest verteilt sich auf Sommersportarten und andere Ballsportarten. Allerdings: Eines ist auch gewiss, der Fußball holt die besten Einschaltquoten, ist das begehrteste Programm. Das werden wir 2018 im Sommer wieder bei der Fußball-Weltmeisterschaft sehen, wenn eine ganze Nation mit den Schützlingen von Bundestrainer Joachim Löw mit fiebert.

Seltsam ist, dass die Sommersportarten mit dem Wintersport nicht mithalten können, wenn der Fußball in Deutschland bei schönstem Wetter eben auch pausiert. Allerdings ist dann vielleicht die Konkurrenz zu groß, da locken Schwimmbäder und Biergärten, da wird der Sport schnell zur Nebensache. Angeblich ist er ja die schönste Nebensache der Welt, will aber gern die Hauptsache sein. Gut aber, dass der Fußball ein paar Lücken lässt, andere Sportarten freuen sich – und mancher von uns auch.

Allen Leserinnen und Lesern ein gutes und erfolgreiches Jahr 2018 und viel Spaß mit dieser Kolumne und beim Sport.

Olympia wird keine Werbung für das Eishockey

Die kalte Jahreszeit hat begonnen und so nimmt auch der Wintersport Fahrt auf. Für den Spitzensport wird es wieder eine besondere Saison, denn die Olympischen Spiele im Februar in Pyeongchang (Südkorea) stehen bevor. Allgemein herrscht bei Sportlern und Fans eine gewisse Vorfreude auf so ein Großereignis, doch diesmal ist die Vorfreude gedämpft.

Da ist einmal der Austragungsort. Pyeongchang liegt nur rund 100 km von der Grenze zum kriegslüsternen Nordkorea entfernt, die Wintersportbegeisterung in Südkorea hält sich zudem in Grenzen. Außerdem denken viele mit Schrecken daran, dass die Zeit der Asien-Spiele beginnt, denn 2020 ist Tokio Gastgeber bei den Sommerspielen, 2022 erwartet Peking wiederum die Wintersportler. Vielleicht mit Smog statt Schnee.

Besonders skeptisch schaut man in Eishockeykreisen auf die kommenden Winterspiele. Eigentlich ist das Eishockey-Turnier das Herzstück von Winter-Olympia, doch diesmal herrscht Unsicherheit und es sieht danach aus, als sollte die Spiele keine Werbeplattform für das Eishockey werden. Das hat seinen Grund in der Absage der National Hockey League (NHL), der Profiliga in Nordamerika, die ihre Stars erstmals seit 1998 nicht freistellen wird. Die eigene Punktrunde geht vor, die Angst vor Verletzungen des teuren Kapitals Spieler ist zu groß. Die Absage erfolgte ausgerechnet in dem Jahr, in dem die NHL (am 22. November 2017) ihr 100jähriges Bestehen feiert. Damit wird Olympia im Eishockey nur noch ein zweitklassiges Turnier.

Und dies ist nicht der einzige Eisblock, der den Verbänden vor die Füße geworfen wird, jetzt droht auch noch das Pendant zur NHL, die osteuropäische Profiliga KHL mit einem Boykott der Spiele, allerdings aus einem anderen Grund. Die von Russland dominierte Liga mokiert sich, dass Russland an den Doping-Pranger gestellt wird und will ihre Spieler nicht freistellen, wenn das IOC Russland wegen der Doping-Affären ausschließen sollte. Dies würde das Eishockey-Turnier besonders treffen. Vor allem die deutschen Gruppengegner Finnland und Schweden würden darunter leiden und würden von Medaillenkandidaten zu Außenseitern werden.

In Deutschland haben sich die Eishockey-Fans, vor allem aber Funktionäre, Vereine und Spieler auf Olympia gefreut, weil sie Entzugserscheinungen hatten. Bekanntlich hatte Deutschland die Qualifikation für 2014 in Sotschi nicht geschafft. Das war damals das Ende für Bundestrainer Pat Cortina und gleichzeitig der Start in eine hoffnungsvollere Zukunft, als 2015 der Landshuter Marco Sturm kam. Der 39-jährige ehemalige NHL-Profi, vom Typ Sonnenschein mit einem Dauerlächeln im Gesicht, hauchte dem deutschen Eishockey neues Leben ein. Einige im Verband träumten sogar davon, dass Deutschland bei Olympia angesichts des Aufschwungs und des Fehlens der NHL-Profis eine Chance auf eine Medaille haben könnte. Doch diese Euphorie ist vorbei, sie war auch nicht angebracht.

Der Deutschland-Cup, der einzige Test vor Olympia, sorgte für Ernüchterung. Deutschland unterlag Russland deutlich mit 2:8 und der Slowakei mit 0:3 und schaffte mit einem 5:1-Sieg gegen schwache amerikanische College-Boys gerade noch Rang drei. Die bittere Erkenntnis: Ohne NHL-Verstärkung fehlt dem DEB-Team das Rückgrat. Immerhin sieben NHL-Profis stünden zur Debatte, darunter der neue Star Leon Draisaitl (Edmonton) und Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl (Pittsburgh). Vermisst werden aber vor allem die Torhüter Thomas Greiss (New York Islanders) und Philipp Grubauer (Washington). Bedenklich, dass eine Erkenntnis aus dem Vergleich mit Russland (das nur eine zweite Auswahl schickte und dennoch Turniersieger wurde) lautete: Dem Tempo nicht gewachsen. Deutschland wird also Außenseiter bleiben und ein Überstehen der Gruppenspiele wäre eine Überraschung, es sei denn die Kräfteverhältnisse verschieben sich durch politische Einflüsse eklatant.

Statt Vorfreude also Sorgen, statt Rückenwind für eine Sportart, die nach mehr Anerkennung lechzt, eher Gegenwind. Deutschland kann nichts dafür, aber wieder einmal wird eine Chance verpasst, Olympia wird keine Werbung für das Eishockey.

Ein Plädoyer für den Videobeweis

Die Sportfans in Nordamerika lachen über die Diskussionen, die es im europäischen Fußball über die Einführung des Videobeweises gibt. In anderen Sportarten, vor allem eben im Profisport in Nordamerika, gehört der Videobeweis zum Alltag. Gerade im Football, Tennis und Eishockey sind strittige Entscheidungen ohne den Blick auf den Fernsehschirm undenkbar. Denken wir an knappen Entscheidungen im Tennis, ob der Ball im Aus ist oder nicht. Denken wir an das schnelle Eishockey, wo der Puck mit einer Geschwindigkeit unterwegs ist, dass das menschliche Auge gar nicht mehr erkennen kann, ob er im Netz landete oder am Gestänge. Erst der Blick auf den Bildschirm gibt oft Aufschluss.

Warum also nicht im Fußball, nicht nur in Europa, sondern weltweit in allen Profiligen. Es ist viel Geld im Umlauf, es geht nicht nur um Pokale, sondern auch um viel Geld und da müssen die Verbände nun einmal wirklich alles unternehmen, dass Fehlentscheidungen minimiert werden. Ganz ausschließen kann man sie nicht, weil es auch Ermessungsentscheidungen des Menschen gibt. Aber die ersten Spieltage in der Bundesliga zeigten bereits, dass es durch den Videobeweis ein ganzes Stück mehr Gerechtigkeit gibt. Dabei befindet man sich noch in der Testphase, Anfangsprobleme müssen erst noch ausgeräumt werden, aber eines ist sicher: Auf den Videobeweis darf der Profi-Fußball nicht verzichten!

Ein Plädoyer für den Videobeweis waren die Spiele der Mannschaften des FC Bayern München in der Champions League, da waren nämlich Männer wie Frauen Opfer von Fehlentscheidungen. Die Herren konnten das verkraften, die Damen schauten in die Röhre und schieden unverdient aus.

Die Tatsachen. Als die Bayern gegen Celtic Glasgow mit 3:0 gewannen, da war es am Ende egal, ob am Anfang ein Tor korrekt erzielt worden war (der Ball war nicht im Aus) oder nicht, ob es den berechtigten Elfmeter gab oder nicht. Aber es hätte auch anders kommen können und am Schluss könnte doch noch die Tordifferenz entscheidend sein. Aber in so einer wichtigen Liga wie der Champions League gehört der Videobeweis eingeführt. Die Frauen des FC Bayern schieden mit einem 0:1 und 2:1 durch die Auswärtstorregel gegen Chelsea London aus. Sie hätten aber weiterkommen müssen! Das Tor in London fiel aus einer Abseitsposition heraus, in München wurde den Bayern-Mädels ein klarer Handelfmeter versagt und danach noch ein korrektes Tor zum 3:1 wegen eines angeblichen Foulspiels aberkannt. Mit Videobeweis wäre nicht Chelsea in die nächste Runde eingezogen, sondern Bayern München. Krasser geht es nicht und kräftigere Argumente für die Einführung des Videobeweises wird man kaum finden.

Dazu kommt noch, dass die Bedenken vieler Fans, dass die lebhaften Diskussionen um den geliebten Fußball an den Stammtischen kein Futter mehr bekommen, entkräftet werden können. Trotz Videobeweis bleiben genügend strittige Szenen, über die man diskutieren kann. Dass mehr Gerechtigkeit dem Sport aber gut tut, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Deshalb: Im Profi-Fußball muss der Videobeweis eingeführt werden, es darf in den Top-Ligen, in der Champions- und Europa-League, bei Welt- und Europameisterschaften keine Spiele mehr ohne Videobeweis geben.

Warum Eishockey in Deutschland keine Zukunft hat

Besser konnte die Eishockey-Weltmeisterschaft 2017, die in Deutschland und Frankreich ausgetragen wird, für das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) nicht beginnen: Der 2:1-Sieg gegen die USA ist fast schon der Fahrschein für den Einzug ins Viertelfinale. Begeisterung pur auf den Rängen in Köln und bei der Mannschaft, die immer in Köln antreten kann und das Turnier als „Heim-WM“ ansieht (die zweite Gruppe spielt in Paris). Damit werden auch die Erinnerungen an die letzten Weltmeisterschaft in Deutschland 2010 wach, als die Mannen vom damaligen Bundestrainer Uwe Krupp sogar ins Halbfinale einzogen, als Vierter dann aber doch ohne Medaillen blieben.

Wer erinnert sich noch an diesen Erfolg? Welchen Aufschwung hat das Eishockey danach genommen? Keinen! Es gab wieder einen Abschwung, das DEB-Team verpasste sogar die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi und entfernte sich von der Weltspitze. Diese verpasste Chance möchten die DEB-Funktionäre am liebsten vergessen, sie sprechen lieber von der Gegenwart und der Tatsache, dass in Köln die vielleicht sogar stärkste Mannschaft aller Zeiten mit NHL-Stars auf dem Eis steht. Das verspricht eine gute Zukunft, doch das Eishockey in Deutschland hat keine gute Zukunft. Es kann nur gelegentlich mit Achtungserfolgen auf sich aufmerksam machen, aber nicht auf breiter Basis die Deutschen zu Eishockey-Fans machen.

Da sind zuerst einmal die äußeren Umstände. Eishockey ist ein teurer Sport und Spitzen-Eishockey wird nur in wenigen Hochburgen betrieben, am Leben gehalten durch Sponsoren. Eine Finanzierung nur durch den Sport heraus ist nicht möglich. Die Nachwuchsarbeit wird in diesen Zentren oft vernachlässigt, sie liegt mehr bei den kleinen Vereinen, nach wie vor hauptsächlich in Bayern, dort aber fehlt das Geld, fehlen die Idole für die Kinder. So dümpelt das unterklassige Eishockey in Deutschland seit Jahren vor sich hin.

An der Spitze präsentiert sich die Deutsche Eishockey Liga (DEL) als gut organisierte, profimäßige Liga, allerdings hat sie für die Beobachter außerhalb der Eishockey-Familie viele Schwächen. So verstehen Außenstehende nicht, warum der Titel in einer Play-Off-Runde vergeben wird. 52 Spieltage Anlauf, bevor es richtig zu Sache geht, töten die Spannung. Außerdem präsentiert sich die DEL als interner Zirkel, einen wirklichen Auf- und Abstieg gibt es nach wie vor nicht. Nur wenn ein Verein, wie im Vorjahr die Hamburg Freezers, seine Lizenz zurückgibt, kann ein Zweitligist nachrücken. Ein Umstand, der im deutschen Sport einmalig ist und für Unverständnis sorgt. Gerade wenn man zum Beispiel derzeit auf den spannenden Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga schaut. Das elektrisiert die Leute. Das schmoren im eigenen Saft setzten die Geldgeber durch, ganz einfach deshalb, weil sie Sicherheit haben wollen. Ein Abstieg würde eine unsichere Zukunft bedeuten. Wenn einer nicht mehr zahlen kann oder will, geht der Verein auch ohne Abstieg den Bach runter – keine schöne Sache für den Sport.

Eishockey leidet auch darunter, dass der Sport nicht telegen ist, auf dem Fernsehschirm nur mangelhaft verfolgt werden kann, die Spiele zu lange dauern. Dadurch kann keine Begeisterung aufkommen. Auf dem übertragenden Sender Sport1 schauen mehr Leute die dritte Liga im Fußball an als ein Spiel der Deutsche bei der Eishockey-WM! Stars können sich auch schlecht entwickeln, weil unter den Helmen die Gesichter nicht bekannt werden. Und die besten Spieler sind weit weg in der National Hockey League in Nordamerika aktiv. Selbst große Erfolge in Übersee, wie im letzten Jahr, als Tom Kühnhackl mit Pittsburgh den Stanley-Cup gewann, bringen Eishockey nur kurzfristig ins Gespräch – weil dann hierzulande eben Sommer ist.

Die Funktionäre des DEB sorgten in der Vergangenheit ebenfalls dafür, dass Eishockey höchstens negativ in die Schlagzeilen geriet. Mit dem ehemaligen Sportdirektor Franz Reindl wurde ein Mann Präsident, der als auch als größter Blender bezeichnet werden kann. Er hat als Sportdirektor zu verantworten, dass die Wahl der letzten Bundestrainer ein Misserfolg war, er hatte zu verantworten, dass Deutschland Ende der Neunziger Jahre zweitklassig wurde. Jetzt sonnt er sich mit dem Glücksfall, dass mit Marco Sturm ein Publikumsliebling an der Bande steht und die Spieler wieder für das Nationalteam interessieren kann. Sie kommen wegen Sturm, nicht wegen Reindl. Der Präsident sieht eine gute Zukunft und will einen möglichen WM-Gewinn in die Nachwuchsarbeit investieren. Und was war in der Vergangenheit? Der DEB stand kurz vor der Pleite, rettete sich nur durch den finanziellen Gewinn der letzten Heim-WM 2010 und versäumt es seit Jahrzehnten, eine gute, nachhaltige Nachwuchsarbeit auf die Beine zu stellen. Eigentlich sollte schon vorher klar sein, dass die Weltmeisterschaft Gewinn bringen muss. Nur deshalb spricht der DEB-Präsident auch davon, dass sich der DEB bald wieder um eine Weltmeisterschaft bewerben wolle. Die WM als finanzieller Rettungsanker.

Selbst wenn Deutschland 2017 Weltmeister werden würde, was eine der größten sportlichen Sensationen wäre, würde es bei der traurigen Tatsache bleiben, dass Eishockey in Deutschland keine gute Zukunft hat. Zu viel Gründe sprechen dagegen.

Eishockey extrem

Red Bull München, der Verein, der vom österreichischen Brause-Hersteller mit finanziellen Zuwendungen „gedopt“ wird, hat wieder die Deutsche Eishockey-Meisterschaft gewonnen. Eigentlich verblüfft diese Tatsache nicht, denn im Eishockey sind Erfolge nur mit reichen Gönnern möglich, ohne Zuwendungen von außen kann in der Deutschen Eishockey Liga nicht kostendeckend gearbeitet werden. Gegner Wolfsburg Grizzlys macht dies ebenfalls deutlich, wird der Klub in der Autostadt doch von Volkswagen massiv unterstützt. Was nicht heißen muss, dass es diese Endspielpaarung auf Dauer geben muss. Aber immerhin war das Finale eine Wiederholung des Vorjahres, damals marschierten die Münchner mit vier Siegen durch, diesmal überließen sie dem Gegner großzügig einen Sieg, damit sie die Meisterschaft am Ostermontag dann in eigener Halle feiern konnten!

Eishockey extrem zeigte sich bei diesen Finalspielen dadurch, dass die Mannschaften alle zwei Tage auf dem Eis standen. Einen Tag spielen, den anderen Tag reisen – das muss man den Aktiven in anderen Sportarten erst einmal aufhalsen. Vielspielerei gehört im Eishockey zum Geschäft. Im Fußball sind die Spieler den englischen Wochen allerdings auch nicht abgeneigt, wie die Trainer und Funktionäre immer tun, wenn sie über die Belastung klagen, denn da heißt es nämlich „wir spielen lieber, als dass wir trainieren“. Zum Training kommen die Eishockey-Cracks während der Play-Offs kaum, da ist mehr Regeneration angesagt.

Eishockey extrem zeigt sich auch dadurch, dass der Meister eigentlich in einer unwürdigen Halle spielt, denn die Olympia-Eishalle von 1972 ist alt und zu klein. Das will Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz ändern, schon lange ist eine neue Mehrzweckhalle auf dem Olympiagelände in Planung. Rentieren soll sich der Bau dadurch, dass auch die Basketballer von Bayern München als Mieter einsteigen, Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist ein Befürworter dieses Projektes und er träumt wohl davon, dass die populären Meister dann alle aus München kommen. Zunächst natürlich mal die Fußballer, mit den Basketballern hat er es auch geschafft und mit Red Bull in einer Halle wäre ja auch die Nähe zum Eishockey gegeben. In alten Zeiten hat der FC Bayern übrigens ein Projekt Eishockey wegen der Kosten und Hallenprobleme schnell wieder auf Eis gelegt. „Eishockey extrem“ urteilten die Bayern.

Eishockey extrem zeigt sich auch bei der Nationalmannschaft. Die Weltmeisterschaft wird in diesem Jahr unüblich in zwei Ländern ausgetragen. Deutschland (Köln) und Frankreich (Paris) firmieren als Gastgeber, was praktisch ist, denn so haben beide Heimvorteil. Nichts Neues ist es, dass die Eishockey-WM dann beginnt, wenn die Tage wieder wärmer werden, nämlich am 5. Mai, erst am 21. Mai steht der Weltmeister fest, das Endspiel findet in Köln statt. Aber in den modernen Hallen können die Zuschauer nicht einmal Abkühlung suchen. Der PR-Wert für den Wintersport hält sich zu dieser Zeit in Grenzen.

Eishockey extrem zeigt sich auch dadurch, dass die deutsche Nationalmannschaft in ihrer Vorbereitung mit C- und B-Kadern durch Europa tingelt, dass aber alle Spiele als offizielle Länderspiele gewertet werden. Ein Unding, wie es beim DEB leider seit Urzeiten Usus ist.

Eishockey extrem, dafür sorgte auch die NHL. Die Profi-Liga in Nordamerika schockte die Sportwelt damit, dass sie 2018 für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang/Südkorea keine Spielpause einlegen wird, ergo also keine NHL-Profis abgestellt werden. Das war letztmals 1994 in Lillehammer so, danach sah die NHL in Olympia durchaus einen Werbewert auch für ihre Liga. Jetzt allerdings wird das Herz der Spiele geschwächt, wenn quasi zweitklassige Mannschaften um die Medaillen kämpfen. Wer will, kann es so sehen, wie DEB-Präsident Franz Reindl, der darauf verweist, dass dann die kleineren Nationen größere Chancen hätten. Verlierer ist aber immer der Sport. Der eine oder andere NHL-Star will sich allerdings das Erlebnis Olympia nicht verbieten lassen. Russlands Star Alexander Owetschkin kündigte seine Teilnahme bereits an, der Linksaußen der Washington Capitals war bereits dreimal Weltmeister und will auch noch Olympiasieger werden. Ob der Verein mitspielt oder der Russe einfach einen Vertragsbruch begeht?

Vergessen werden darf bei dieser Entscheidung nicht, dass der Eishockey-Weltverband seit der Rückkehr der NHL-Profis 1977 in Wien die Austragung der Weltmeisterschaft deshalb immer weiter ins Frühjahr verschoben hat, damit möglichst viele NHL-Profis teilnehmen können, wenn sie in Nordamerika im Stanley-Cup mit ihren Teams ausgeschieden sind. Das zeigt auf, wie weh die Absage der NHL tut. Das ist für die IIHF Eishockey extrem.