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Tag: Joseph Blatter

Infantino-Bilanz: Nichts wurde bei der FIFA besser

Er ist angetreten mit dem Versprechen, den Fußball-Weltverband (FIFA) zu reformieren. Doch die Bilanz nach einem Jahr sieht nicht golden aus. Ganz im Gegenteil, in der Öffentlichkeit wird die FIFA unter Gianni Infantino nicht besser wahrgenommen als die FIFA unter Joseph S. Blatter. Einziger Fortschritt: Die Diskussion um die Korruption ist mehr oder weniger zum Erliegen gekommen, was allerdings auch nur daran liegt, dass die erste Aufarbeitung abgeschlossen ist und die staatlichen Stellen sich mitten in ihrer eigenen Ermittlungsarbeit befinden. Da kann noch einiges folgen.

Der neue Präsident hat seine Kraft nicht zuerst in den Reformwillen investiert, sondern vor allem in öffentlichkeitswirksame Vorschläge. Eine Weltmeisterschaft mit 48 Nationen hätte die Welt nicht gebraucht, aber diese Aufstockung war Infantinos erstes Ziel, um gegenüber den Verbänden in Asien und Afrika sein Wahlversprechen zu halten. Hier ging es also um eine Aufarbeitung der besonderen Art. Die Verbände nehmen in Kauf, dass das Endturnier der Weltmeisterschaft an Qualität verliert. Ein schöner Erfolg.

Gianni Infantino hat auch mit Personalrochaden in der FIFA-Zentrale auf sich aufmerksam gemacht, doch da ging es wohl weniger um Altlasten, als vielmehr darum, seine eigenen Getreuen entsprechend in Position zu bringen. Seltsam mutet sein Vorschlag an, dass die Ethikkommission, die zuletzt durchaus gute Arbeit geleistet hatte, künftig vom FIFA-Rat bestimmt werden kann. Da kommt wieder die alte FIFA-Regel durch: Wir müssen unsere Kontrolleure selbst aussuchen (unterschwelliger Zusatz: Damit nichts gefunden wird). So sieht der Fortschritt unter Infantino aus.

Bayerns Münchens Boss Karl-Heinz Rummenigge hat dies klar erkannt und moniert in der Fachzeitschrift kicker: „Infantino hat … angekündigt, die Transparenz, das Demokratieverständnis und die Governance innerhalb der FIFA deutlich zu verbessern. Bis jetzt ist das … nicht gelungen.“ Bisher ist auch nichts davon zu spüren, dass der Präsident vor allem repräsentative Aufgaben vornehmen soll, während das Generalsekretariat den Verband quasi führen soll. Gianni Infantino gibt das Zepter nicht aus der Hand, zieht an allen Fäden.

So ist es also noch nicht gelungen, dass der Fußball-Weltverband wieder in besserem Licht dasteht. Der Fußball rollt, die Funktionäre sind froh, wenn einigermaßen Ruhe herrscht und keiner an ihren Pfründen rüttelt. Dann ist die Fußball-Welt für sie in Ordnung. Die Korruption ist keinesfalls aus dem Spiel.

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Ist der Spitzensport nur noch Betrug?

 

Sport macht Spaß. Dann, wenn wir morgens das Haus oder die Wohnung verlassen und ein bisschen Joggen gehen können. Das macht munter für den Tag und den Kopf frei. Der Freizeit- und Gesundheitssport macht Spaß und hat positive Auswirkungen auf den Menschen selbst. Sport macht auch Spaß für die Fans, die ihre Mannschaft unterstützen, die mitzittern und mitjubeln, egal beim Profi- oder Amateursport. Was den Spitzensport angeht, da sollten sie allerdings die Hintergründe ausblenden und sich lieber keine Gedanken über den Sport machen.

Sport macht keinen Spaß, wenn es sich um den Spitzensport handelt und wir uns nicht vom reinen sportlichen Geschehen mitreißen lassen, sondern hinter die Kulissen schauen. Da müssen wir uns die Frage stellen: Ist der Spitzensport nur noch Betrug? Gerade die Ereignisse der letzten Wochen, u. a. im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro werfen diese Fragen auf, sie sind aktuell und alt zugleich. Alt ist nämlich die Dopingsucht im Sport, die jetzt nur wieder neu aufgetischt wird und mit neuen Untersuchungsmethoden und mit neuen Ermittlungen wurde ein besonders großer Dopingsumpf aufgedeckt. Staatsdoping ist sicherlich nichts Neues, das vermuteten viele schon früher zu Zeiten des großen Sozialismus, als der Sport als ein beliebtes Vehikel missbraucht wurde, um zu zeigen, wie großartig der Sozialismus ist. Erstaunlich, dass jetzt das Staatsdoping in Russland aufgedeckt werden konnte. Leider steht Russland keinesfalls alleine da, in vielen Fällen fehlen halt die Beweise.

Aber Doping ist es nicht allein, in den letzten Monaten hat uns die Korruption in den Fußball-Verbänden rund um Joseph Blatter und Michel Platini ebenso geärgert, wie zuvor schon viele Veröffentlichungen über Wettbetrug und Manipulationen. Ist es womöglich so, dass man im Profisport den ehrlichen Sport mit der Lupe suchen muss?

Die Leidtragenden sind die ehrlichen Sportler, die zahlreiche, manchmal entwürdigende Dopingkontrollen über sich ergehen lassen müssen und dennoch am Ende vielleicht um ihren Sieg betrogen werden. Leidtragende sind wir Fans und Zuschauer, wenn wir Siegern zujubeln, die den Erfolg eigentlich nicht verdient gehabt hätten. Leidtragende sind aber auch Sieger, deren große Leistung in Zweifel gezogen wird. Das aktuelle Beispiel ist derzeit wieder einmal die Tour de France. Der Brite Christopher Froome fährt allen davon, allein das ist verdächtig und nährt die Zweifel. „Ohne Doping geht das nicht“, sagen Experten und Laien gleichermaßen zur die Hetzjagd über die Berge.

Sport macht Geld, heißt, im Profisport kann man viel verdienen (muss aber nicht, in vielen Sportarten leben die Aktiven nur von Zuschüssen und Spenden), im Profisport wird viel Geld umgesetzt. Dort, wo der Sport für Popularität sorgt, fließen auch die Gelder und dort, wo das Geld fließt, ist der Betrug nah. Ein Teufelskreis, den ausblenden muss, wer den Sport genießen will. In diesem Sinne: Spaß beim Sport!

Hoffen wir, dass bald die Olympischen Spiele in Brasilien Spaß machen mit den richtigen, sauberen Siegern. Die nächsten Kolumnen werden sich mit Olympia beschäftigen. Nach dem Motto: Der Sport-Grantler macht Spaß (und ist frei vom Betrug)!

Bei der FIFA wird sich nichts ändern

 

Keine drei Wochen sind es noch, bis im Weltfußball die Weichen neu gestellt werden sollen. Ein neuer FIFA-Präsident wird gesucht und soll am 26. Februar gewählt werden. Doch kann ein neuer Präsident überhaupt gewählt werden? Die Angst geht um vor den Tricks des alten Präsidenten Joseph S. Blatter, der, so sagt er es selbst süffisant „nicht offiziell zurückgetreten ist. Ich bin immer noch der gültige Präsident, wenn auch das Amt zwangsläufig ruht“. Es droht eine Schlammschlacht.

Alle Anzeichen deuten sowieso darauf hin, dass sich beim Fußball-Weltverband nichts ändern wird. Siegchancen für eine mögliche Neuwahl werden allein noch Gianni Infantino, dem UEFA-Generalsekretär, und Scheich Salman bin Ibrahim Al-Khalifa (Bahrain), Mitglied der Königsfamilie und Verbandsboss in Asien, eingeräumt. Infantino weiß die Europäer auf seiner Seite, Al-Khalifa hat die Verbände von Asien und Afrika hinter sich, gilt als Favorit. Er will mehr als 100 Stimmen schon hinter sich haben, insgesamt 209 Verbände stimmen ab…

Beide Kandidaten stehen keineswegs für einen Neuanfang bei der FIFA. Wie man es den Scheichs so nachsagt, wird bei Al-Khalifa vor allem das Geld eine Rolle spielen, das Geld, das er großzügig vor allem an die kleinen Verbände verteilen wird und auf deren Stimmen er also hoffen kann. Dass ihm in Bahrain Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, spielt da fast keine Rolle. Der Scheich bestreitet dies, andere machen es nicht zum Thema. Der Schweizer Infantino schielt natürlich auch auf die Stimmen der kleinen Verbände und hat sich für die Stimmenfang etwas anderes ausgedacht: Aufstockung der WM auf 40 Nationen. Da dürfen weitere kleinere Verbände aus Afrika, Asien und Südamerika auf ein Festmenü an den WM-Fleischtöpfen hoffen. Vorschläge im Sinne des Sportes hat man bisher keine gehört. Mit 40 Teilnehmern würde die WM weiter verwässert. Ein Vorschlag, der wie ein verzweifelter Rettungsring aussieht.

Sollte Infantino nicht gewinnen können, wäre Europa einmal mehr auf der Weltbühne der große Verlierer. Die sportlich starken Verbände bringen es nicht fertig, den Weltfußball im Sinne des Fußballs zu verändern. Nicht Geld darf die Hauptrolle spielen, der Sport muss es tun. Aber die Funktionäre in allen Herren Ländern sind zwar für den Sport zuständig, aber sie treiben meist keinen Sport mehr, sondern sind eher am Geld für sich und die Verbände interessiert und da ist ihnen das Hemd näher als die Hose, heißt, erst das Geld, dann der Sport. Alles deutet darauf hin, dass es nach der Korruptionsära des Sepp Blatter auch weiterhin vor allem um das Geld gehen wird.

Aber vielleicht gibt es keine Neuwahl, wenn Blatter den Weg nicht freimacht, Rechtsexperten sagen, dass ohne wirksame und schriftliche Rücktrittserklärung und ohne ordnungsgemäß angekündigte formelle Abwahl des Präsidenten die Wahl eines Nachfolgers angefochten werden könnte. Blatter selbst kann aufgrund seiner Sperre am FIFA-Kongress nicht teilnehmen. Sein von ihm sehnlichst gewünschter großer Abgang muss wohl ausfallen. Wir wissen aber, Blatter gefällt sich in der Rolle des großen Spielers ohne Rücksicht darauf, ob der Ruf des Fußballs leidet oder nicht. Von einem Abpfiff seines Spiels will er nichts wissen.

Die Bayern sind etwas Besonderes – Blatter nicht

 

In Bayern sind die Königsschlösser die Highlights für alle Touristen. König Ludwig II hat da ein schönes Erbe hinterlassen. Die Bayern lieben nach wie vor „ihren Kini“ und es gibt sogar ein Völkchen im südlichsten Bundesstaat Deutschlands, das gern „seinen“ König wieder hätte. Mancher Ministerpräsident fühlt bzw. fühlte sich wohl deshalb manchmal auch als „König“ im Freistaat. Gerne vermitteln sie in Bayern das Gefühl „wir sind etwas Besonderes“.

Warum die Vorrede? Sie soll verdeutlichen, warum man sich auch beim FC Bayern München für etwas Besonderes hält und warum es die Bayern geschafft haben, in Fußball-Deutschland, nein Fußball-Europa, sogar in der gesamten Fußball-Welt eine besondere Stellung einzunehmen. Die Münchner haben diesbezüglich aufgeholt, früher gab auf dem internationalem Markt Manchester United den Ton an, schwärmten die Leute von Real Madrid und Cristiano Ronaldo, es waren halt die „Königlichen“, später trat an diese Stelle der FC Barcelona, ganz zu Schweigen von Brasiliens Fußball, der aber auf Vereinsebene nicht die großen Schlagzeilen machte. Auf diesem Level steht jetzt aber auch Bayern München und macht mit dem typischen „mia san mia“ das besondere Selbstbewusstsein der Bayern deutlich. Soll heißen: An uns kommt keiner vorbei.

Diese neue Stellung der Münchner im internationalen Fußball machte es auch möglich, dass der Trainerwechsel für den Sommer 2016 zwar nicht geräuschlos, das ist bei den heutigen Medien nicht mehr möglich, aber reibungslos über die Bühne ging. Vom Spanier Pep Guardiola im Sommer zum Italiener Carlo Ancelotti. Vom Titelhamsterer zum Titelhamsterer, von beiden ist die Rede als „weltbesten Trainer“. Im Zweifel könnte es ein besonderer Coup der Bayern sein: Nach dem Perfektionisten Pep Guardiola, der etwas stur sein Konzept durchzog, folgt der warmherzige, aber dennoch kühle Taktiker Carlo Ancelotti. Der Italiener könnte das Spiel der Bayern zur Perfektion bringen, was Guardiola wollte, aber (vielleicht) nicht erreichte. Das Frühjahr bleibt ihm noch dafür. Für einen glanzvollen Abschluss muss Guardiola mit den Münchnern das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League gewinnen, so wie sein Vorgänger Jupp Heynckes 2013, der dem Spanier damit eine große Last aufbürdete. Es wird aber nur gelingen, wenn die Verletzungsserie gestoppt wird. War das die Schwachstelle im Training des Spaniers, das seine Mannschaft nicht fit genug war? Hat er falsch trainiert?

Insofern wird das Frühjahr spannend, denn die Niederlagen in den letzten Jahren jeweils im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid und den FC Barcelona haben vor allem bei Pep Spuren hinterlassen. Pep Guardiola steht unter Zugzwang, weil er als der besondere Trainer gilt und weil er zeigen muss, dass Bayern München auch ein besonderer Verein ist.

 

Nur Blatter hält sich für etwas Besonderes

Das „mia san mia“ passt auch zum gesperrten FIFA-Präsidenten Joseph Blatter. Acht Jahre Sperre hat ihm die Ethikkommission seines eigenen Verbandes verpasst, weil er das Ethikreglement verletzt hat. Eine Zwei-Millionen-Franken-Zahlung an den ebenfalls für acht Jahre gesperrten UEFA-Präsident Michel Platini verstieß gegen die Regeln, weil es dafür „keine rechtliche Grundlage“ gab. Das versteht dann jedes Kind, nur Joseph Blatter nicht. Das „mia san mia“ übersetzt der Schweizer in „ich bin ich, ich bin der König“. Er hält sich für etwas Besonderes, ist es aber nicht. Was er selbst als „Schande“ einstuft, weil er verurteilt wird, ist eigentlich nur Gerechtigkeit. Schändlich war, wie er als FIFA-Präsident gearbeitet hat. Er hat zwar zum Wohle des Weltverbandes zur Geldvermehrung beigetragen, aber der Preis, den er offensichtlich dafür gezahlt hat, war eindeutig zweideutig, aus Sicht der Justiz in den USA und der Schweiz nämlich nicht gesetzmäßig. Der gefallene König sieht sich noch auf dem Thron.

Die Korruptionsaffäre rollte über die FIFA, UEFA und den Deutschen Fußball-Bund hinweg. Alle drei Verbände sind derzeit führungslos, manchmal wirken sie auch hoffnungslos. Die Funktionäre machen allesamt keine gute Figur. Ein Neuanfang auf allen Ebenen wird nicht leicht, weil jeder bisher genannte Hoffnungsträger irgendwie doch in alten Verstrickungen gefangen ist. Das „mia san mia“ ist da überhaupt nicht angebracht. Die Funktionäre müssen lernen: Wir sind nichts Besonderes, sondern wir sollen dem Fußball allein dienen. Bitte richtig lesen: Dienen – nicht am Fußball verdienen!

Der FIFA-Traum von neuen und alten Zeiten

 

Es sollte der Start in eine neue Zukunft sein, es wurde eine Erinnerung an das Grauen der Vergangenheit. Das FIFA-Exekutivkomitee befasste sich in Zürich mit Reformen und Verbesserungen beim Fußball-Weltverband, doch die Schlagzeilen gehörten der US-Justizministerin Loretta Lynch. Zielgenau gab es 16 Verhaftungen, darunter die FIFA-Vizepräsidenten Juan Napout aus Paraguay und Alfredo Banegas aus Honduras. Der Name FIFA steht also weiterhin für „Fall In Finstersten Abgrund“. Bezeichnend: Die US-Aufklärung betreibt die Abteilung für organisiertes Verbrechen. Der Sport-Grantler hat schon einmal behauptet, dass die Justiz die FIFA retten muss (Kolumne vom 29. September). Diese Aussage hat weiterhin Gültigkeit.

Einiges spricht dafür, dass zumindest ein großer Teil der FIFA-Funktionäre den Ernst der Lage noch gar nicht erkannt hat. Am liebsten würden sie einfach zur Tagesordnung übergehen, nach dem Motto „lassen wir die Leichen im Keller liegen und schließen die Tür ab“. So seltsam es für Außenstehende und „normale Leute“ klingt, es gibt bei den FIFA-Funktionären den Traum nach neuen und alten Zeiten. Die einen hoffen auf eine Zukunft, in der der Sport wieder im Mittelpunkt steht, fernab von Schiebereien und Korruption. Die anderen träumen weiterhin von den alten Zeiten, auf den Erhalt ihrer Pfründe, dass ja die Gelder fließen und das schöne und ertragreiche Funktionärsleben nicht beendet sein möge. Typisches Beispiel ist der suspendierte FIFA-Präsident Joseph Blatter. Sein Blick ist auf den Kongress am 26. Februar 2016 gerichtet, wenn die wichtigen Entscheidungen fallen sollen. Seine Sorge ist, dass er ja in verantwortlicher und öffentlichkeitswirksamer Position teilnehmen kann. Keiner dieser Konsorten spricht davon, dass auch wirklich richtig „aufgeräumt“ werden muss!

Nichts gelernt haben vor allem die Vertreter aus Afrika und Asien. In diesen Zeiten, in der die Glaubwürdigkeit des Weltverbandes erschüttert ist, legen sie den Vorschlag einer Aufstockung der WM-Endrunde von 32 auf 40 Teilnehmern auf den Tisch. Verhaftungen und Skandale links und rechts interessieren nicht, sondern nur der eigene Vorteil. Vor allem die Nationen aus Afrika und Asien, gnädigerweise auch Südamerika und Ozeanien, sollen mit mehr Teilnehmern bedacht werden. Widersinnige Gedanken, weil die Endrunde der Weltmeisterschaft noch teurer wird, mehr Spiele zu organisieren sind und mehr Stadien benötigt werden. Vereine und Spieler hoffen für die Zukunft eher auf eine Reduzierung der Anzahl der Spiele, die Funktionäre, die ja nicht laufen und trainieren müssen, machen ihre eigene Rechnung auf: Mehr Spiele ist gleich mehr Geld. Diese Gedanken sind die Basis für Korruption und dunkle Machenschaften. Am Ende steht die Abteilung für organisiertes Verbrechen…

Es ist widersinnig, wenn Außenstehende, auch manche Medien, einen neuen Weltverband fordern. Den kann es nicht geben, wie soll das organisatorisch bewältigt werden. Aber auch die dümmsten und geldgierigsten Funktionäre müssten erkannt haben, dass es im Fußball-Weltverband einen Neuanfang geben muss, dass all die Funktionäre kaltgestellt werden müssen, die auch nur im Ansatz mit den bisherigen Machenschaften in Verbindung stehen. Gute Reformvorschläge wurden bereits gemacht (so sollen mehr Frauen in die Führungszirkel kommen), aber sie sind noch nicht weitreichend genug, vor allem müssen die Vereine als Arbeitgeber der Spieler mehr Mitspracherecht erhalten. Außerdem muss es heißen „Vorrang für Kontrolle“. Aber alle Reformen müssen eine Hürde nehmen: Eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist beim Kongress im Februar notwendig. Heißt: Die Mehrheit muss auf die alten Pfründe verzichten, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Bis dahin träumen sie von neuen und alten Zeiten…

Fußball-WM und Olympische Spiele: Ohne Geschenke geht gar nichts!

Der Korruptionsskandal rund um den Fußball-Weltverband FIFA wird uns noch Wochen und Monate in Atem halten und auch nach den Neuwahlen am 26. Februar 2016 nicht beendet sein. Mit Gelassenheit können die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) auf die Kollegen vom Fußball schauen. Sie haben ihren Skandal, der kleinere Ausmaße hatte, aber auch schneller abgehandelt wurde, hinter sich. Auch hier ging es um Korruption und Geschenke, aber das IOC handelte schnell, verbot größere Zuwendungen und versuchte mit Vorentscheidungen bei der Auswahl der Städte und strengeren Ethik-Regeln bei der Vergabe der Olympischen Spiele möglicher Korruption einen Riegel vorzuschieben. Allerdings ist eines gewiss: Egal, ob in der Vergangenheit oder in der Zukunft – ohne Geschenke geht bei der Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gar nichts. Die Frage ist, ob die Geschenke wirklich klein gehalten werden und das erträgliche Maß von Aufmerksamkeiten nicht überschreiten.

Früher war es so, dass die IOC-Mitglieder die Bewerberstädte besuchten, da gab es nicht nur teure Geschenke, sondern es wurde mancherorts auch zum Urlaub eingeladen und vieles mehr. Im Fußball ist wohl vor allem Geld geflossen, wie früher schon gemunkelt wurde und wie man jetzt sicher weiß. Manche Funktionäre haben es mit Hilfe der FIFA zu persönlichem Reichtum gebracht. Nicht der Sport stand im Vordergrund, sondern das eigene Wohlergehen. Insofern dürfen vor allem die Sportfans froh sein, wenn mal richtig ausgemistet wird. Aber schon jetzt zeichnet sich ab: Viel Mist wird wohl noch liegenbleiben.

Dass auch Deutschland mit der Weltmeisterschaft 2006 in den FIFA-Sumpf hineingezogen wurde, darf nicht verwundern. Das „Sommermärchen“ ist trotzdem nicht zerstört, die Erinnerung an heitere Tage bleibt ebenso wie der positive Eindruck, den Deutschland weltweit hinterlassen hat. Schon früher, als die Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar in den Fokus von möglicher Korruption gerieten, brachte ausgerechnet FIFA-Präsident Joseph Blatter auch Deutschland, wohl als Ablenkungsmanöver, ins Gespräch: „Gekaufte WM…da erinnere ich mich an die WM-Vergabe für 2006, wo im letzten Moment jemand den Raum verließ.“ (Zitat Fachzeitung kicker). Jack Dempsey, der Vertreter Ozeaniens hatte zuerst für England gestimmt, sich aber dann nicht dem Votum seiner Heimat gebeugt und für Südafrika seine Stimme abgegeben, sondern ist gegangen und hat sich dem Druck entzogen. Dadurch siegte Deutschland 12:11. Bei einem Remis hätte der FIFA-Präsident entschieden und Blatter hatte Südafrika eigentlich die WM versprochen – und für 2010 das Versprechen verspätet eingelöst. Fragen wir nicht, wie…

So darf man als Außenstehender leicht vermuten, dass sich Blatter an seine früheren Unkenrufe erinnert hat und durch getreue Helfer die WM-Vergabe für 2006 ins Zwielicht gebracht hat, um vor allem seinem Hauptkritiker DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ins Zwielicht zu rücken. Beweisen kann der Sport-Grantler ebenso wie das Magazin Spiegel mit seinen Anschuldigungen nichts, aber der Sport-Grantler kennt ebenso wie der Spiegel das Geschäft. Dubios bleibt die Zahlung von 6,7 Millionen von Deutschland 2005 an die FIFA. Aber eigentlich sollte solch ein Betrag in den Büchern der FIFA zu finden sein. Oder ist es so, wie die Vereinbarung zwischen Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini ablief, wie wiederum der kicker bzw. die französische Tageszeitung Le Monde berichten. Platini sei 1998 nach der Wahl Blatters zum FIFA-Präsidenten dessen Berater geworden. Platini schildert die nicht schriftlich festgehaltene Vereinbarung so: Blatter habe ihn damals gefragt: „Was willst Du?“ Platinis Antwort: „Eine Million“. Die Gegenfrage: „Eine Million was?“ Platini war es egal, „Rubel, Pfund, Dollar“ und Blatter habe entschieden: „Okay, eine Million Schweizer Franken.“ Das waren damals etwa 925.000 Euro, in Rubel wäre es mit 93.000 Euro der FIFA billiger gekommen. Aber einen Vertrag gibt es ja nicht, also hätte Blatter diese Gelder eigentlich aus seiner Privatschatulle zahlen müssen! Wegen dieses dubiosen Geschäftes sind beide ja derzeit gesperrt.

Der Sport-Grantler mag glauben, dass Deutschland keine Funktionäre bestochen hat, doch Geschenke gab es und seien es eben Gastspiele von Bayern München oder der Nationalmannschaft gewesen. Nur wegen der schönen Stadien hat Deutschland die WM nicht bekommen. Klar ist, dass bei der FIFA nach wie vor nichts klar ist, sondern dubiose Ränkespiele weiterhin den Ruf des Fußball-Weltverbandes schädigen. Gezielte Aufräumarbeiten sehen anders aus. Der Sport-Grantler schließt sich denen an, die eine Veröffentlichung des Garcia-Reports fordern. Der frühere US-Bundesstaatsanwalt hat Ermittlungen um die Vergabe der WM 2018 und 2022 geführt und auf den 430 Seiten des Reports vermutlich das Korruptionssystem offengelegt. Wohl deshalb gibt es keine komplette Veröffentlichung.

Sind wir froh, dass in aller Welt wenigstens der Fußball rollt.