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Tag: Videobeweis

Der Fußball braucht mehr Anstand

Weihnachten ist die Zeit für Wünsche, der Jahreswechsel regt zu guten Vorsätzen an. Zeit, um auch an den Fußball Wünsche zu richten und ihm vor allem den Willen zu einigen guten Vorsätzen für das neue Jahr mit auf den Weg zu geben. Zusammenfassend gesagt wünschen sich wohl Fußball-Fans und –Zuschauer, dass alle, die involviert sind, zu mehr Gelassenheit und Bodenständigkeit finden und nicht nur von der Geldgier getrieben werden. Kurz: Der Fußball braucht mehr Anstand.

An erster Stelle müssen die Profis genannt werden. Das Benehmen auf dem Platz ekelt manchmal an. Vor allem das ständige Reklamieren bei Schiedsrichter-Entscheidungen muss endlich sanktioniert und womöglich abgeschafft werden. Es vergeht fast kein Schiedsrichter-Pfiff ohne Rudelbildung. Noch nie wurde eine Entscheidung aufgrund der Proteste der Spieler zurückgenommen. Die Referees könnten sich mit Gelben Karten wehren. Sie könnten aber spaßeshalber zu einem Gegenmittel greifen: Das Schiri-Gespann sollte zusammen zum Stürmer laufen, wenn der neben das Tor schießt. Nach dem Motto: Das war der falsche Schuss! Wie konntest Du nur! Den Spielern sei gesagt, dass Schiedsrichter weniger Fehler machen als sie Profis. Außerdem: In anderen Sportarten werden die Pfiffe der Unparteiischen ohne Klagen und Proteste hingenommen. So geht es auch, warum nicht im Fußball?

Die Schiedsrichter stehen natürlich im Mittelpunkt, wenn es um den Anstand beim Fußball geht. Man muss sich ja sowieso wundern, dass es noch so viele Menschen gibt, die sich diese Pfeiferei antun und sich den Stänkereien von Spielern und Zuschauern aussetzen. Auf den Dorfplätzen müssen sie ja fast schon um ihr Leben fürchten und froh sein, wenn sie an einem schlechten Tag (den jeder mal hat) nicht im Krankenhaus landen. Gewalt und Hass haben in der gesamten Gesellschaft zugenommen, hautnah bekommt man sie vor allem auf den Fußballplätzen zu spüren. Streiks der Schiedsrichter waren eine Gegenreaktion und ein erstes Alarmzeichen. Hier müssen die Verbände und vor allem die Vereine entgegenwirken, zum Beispiel, dass jeder Schiedsrichter vom Verein einen Betreuer und Beschützer bekommt und dass die größten Krakeler von den Plätzen verwiesen werden, bevor etwas passiert. Vorfahrt für Anstand! Aber wer einmal im Profibereich pfeifen will, muss durch das Stahlbad des Dorffußballs gehen. Aber wir wissen: Ohne Schiedsrichter geht es nicht.

Leider lassen auch die Fans oftmals den Anstand vermissen. Oder sollten wir lieber sagen, die sogenannten Fans? Die Ultras sorgen nicht nur für Stimmung in den Stadien, sie sorgen auch für Sorgenfalten, zumal sie sich oft nicht an die Regeln und Bestimmungen halten und in einigen Vereinen sogar Anstrengungen unternehmen, die Macht an sich zu reißen. Beleidigungen sind hörbar, Schlägereien und die unsägliche und gefährliche Pyrotechnik sichtbar. Das hat mit Fußball nichts zu tun und schon gleich gar nicht im Anstand. Da muss der Fußball dafür herhalten, dass einige Leute ihren Ärger oder ein zu viel an Adrenalin loswerden wollen. Hier bleibt wohl die größte Aufgabe, um für mehr Anstand zu sorgen. Rücksicht ist für diese Spezies wohl ein Fremdwort.

Aber auch die Verbandsfunktionäre sind gefordert, sich mehr dem Sport zu widmen, als dem eigenen Geldbeutel. Es geht darum, den Sport fit für die Zukunft zu machen und nicht darum, jedes Jahr die Einnahmen zu erhöhen.

Ein anderer Wünsch für das neue Jahr betrifft den Videobeweis. Heute muss man fast schon sagen, dass der Fußball die Geister, die er rief, nicht mehr loswerden wird. In die Technik wurde viel Geld investiert, so dass man sie nicht mehr zurückziehen wird. Der Videobeweis hat natürlich seine Vorteile, sorgt für mehr Gerechtigkeit, wird aber zu häufig angewandt. Vor allem bei Hand-Entscheidungen und beim Abseits sollte man auf das Auge der Schiedsrichter und Linienrichter vertrauen. Die Abseitslinie hat nicht für mehr Gerechtigkeit gesorgt, sondern eher für Ungerechtigkeiten und beschädigt den Fußball. Minutenlang zu warten, bis festgestellt wurde, dass es um einen Millimeter Abseits war, macht vor allem die Stimmung kaputt. Bei Abseits darf es nicht um Millimeter gehen, sondern wenn die Spieler mit dem Körper auf gleicher Höhe sind, so zählt dies und ist kein Abseits, Fuß- oder Nasenspitze hin oder her. Und im Zweifel für die Angreifer urteilen. Dann macht Fußball wieder mehr Spaß. Vielleicht sorgt eine Umkehr dafür, dass sich die Gemüter leichter wieder beruhigen und wir bekommen mehr Anstand. Hoffen darf man ja…

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Die Bundesliga-Bilanz: Von Gewinnern und Verlierern

Die 56. Saison der Fußball-Bundesliga ist beendet. Fast könnte man sagen, sie endete wie zuletzt immer, nämlich mit dem Titelgewinn des FC Bayern München, dem 29. und zuletzt siebten in Folge. Aber es war in diesem Jahr doch einiges anders, zum Beispiel die Spannung bis zum Schluss. Die Fans waren die Gewinner, aber insgesamt muss man sich um die Zukunft schon Sorgen machen. Eine kleine Bilanz, wer waren die Gewinner und wer die Verlierer?

Die Gewinner der Saison 18/19

Natürlich muss man hier zuerst einmal den Meister nennen. Im Herbst sah es gar nicht nach einem Titelgewinn aus, Dortmund führte mit neun Punkten Vorsprung, die Bayern waren im Krisen-Modus. Doch der neue Trainer Niko Kovac meisterte die Situation, schließlich spielten die Bayern ihre beste Rückrunde aller Zeiten und so wurde am Ende der Trainer auch von den Fans gefeiert. Eine Aussage über seine gesicherte Zukunft (Vertrag bis 2021!) steht noch aus, doch Niko Kovac war am Ende ein Gewinner. Allerdings auch ein Verlierer durch das Hickhack in der Führungsetage um seine Person. Schafft nur ein Pokalsieg am Samstag gegen RB Leipzig und damit das Double die endgültige Klarheit? Gewinner im Verein waren natürlich am Ende auch Ribery und Robben mit einem glanzvollen Schlusspunkt ihrer Karriere bei den Bayern.

Eigentlich kann man bei den Gewinnern die Tabelle abarbeiten, aber nicht immer. Der Vizemeister sorgt für eine Lücke, aber Gewinner waren die nachfolgenden Teams, nämlich RB Leipzig (ein persönlicher Erfolg für Ralf Rangnick als Trainer-Statthalter), Bayer Leverkusen (die Wende kam durch Trainer Peter Bosz, beide Teams in der Champions League), danach natürlich auch Borussia Mönchengladbach (ein bisschen auch ein Verlierer, weil die Champions League durch eine Schwächeperiode am Ende verspielt wurde), vor allem der VfL Wolfsburg und Trainer Bruno Labbadia (von der Relegation in die Europa League) und Eintracht Frankfurter. Die Frankfurter starteten schlecht in die Saison, danach begeisterten sie vor allem in der Europa League, doch dann ging die Kraft aus. Mainz musste helfen, dass die Eintracht auf Platz 7 zumindest die Qualifikation für die EL schaffte. Also doch kein Scherbenhaufen. Trainer Adi Hütter und seine Truppe haben sich das verdient und durch diese „Hilfestellung“ wurde Mainz ebenfalls ein besonderer Gewinner.

Die Hoffnungen vor einer Saison sind ja sehr unterschiedlich, aber so können sich auch Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf und der SC Freiburg zu den Gewinnern zählen. Die Bremer hatten zwar das Ziel Europa League ausgegeben, aber das sollte nur ein Hilfsmotor für eine gute Saison sein. Hat geklappt. Sie haben noch einen besonderen Gewinner, nämlich den „ewigen“ Claudio Pizarro. Der Peruaner wird immer beliebter. Die Fortuna als Neuling war fast so etwas wie die „Mannschaft der Saison“ und Trainer Friedhelm Funkel kann sich als „Trainer der Saison“ feiern lassen. Auch der SC Freiburg hat „gewonnen“, nämlich den sicheren Klassenerhalt trotz nachhaltiger Verletzungssorgen.

Die Verlierer der Saison 18/19

Der größte Verlierer war zweifellos Borussia Dortmund, das zwar mit der Vizemeisterschaft zufrieden sein kann, aber nicht, nachdem man einen Neun-Punkte-Vorsprung aus der Hand gegeben hat. So gab es vor allem Enttäuschung über Platz zwei und die Kampfansage für die nächste Saison gegenüber den Bayern. Gewinner könnte die Bundesliga sein. Dortmund will also nicht den Weg des letzten Vizemeisters gehen, nämlich dem von Ruhr-Pott-Rivalen Schalke 04. Vom Vizemeister zum Abstiegskandidaten der „Verlierer der Saison“. Enttäuschung auch in Hoffenheim. Die Champions League in Sichtweite, die Europa League fast sicher und doch am Ende nichts. Ein schwacher Abgang von Trainer Julian Nagelsmann, die große Trainer-Hoffnung wechselt mit ersten Kratzern am guten Ruf nach Leipzig. Sage und schreibe 26 Punkte verschenkte Hoffenheim nach einer Führung! Ein eher trauriger Abgang auch für Coach Pal Dardai in Berlin, wieder knickte die Hertha in der Rückrunde ein, die alte Dame schafft keine ganze Saison. So muss der Trainer jetzt gehen.

Am Tabellenende waren alle Mannschaften eine einzige Enttäuschung. Noch nie war das Tabellenende so schlecht, Nürnberg (18 Punkte) und Hannover (21) haben den Abstieg wahrlich verdient, Stuttgart mit nur 28 Zählern in der Relegation (aber Favorit gegen Union Berlin) – das sagt alles. Und so haben sich der FC Augsburg (eine Blamage das 1:8 in Wolfsburg, die Mannschaft fällt wohl auseinander) und Schalke 04 nur den Klassenerhalt geholt, weil die Konkurrenz dahinter noch schlechter war. Das spricht nicht für die Qualität der Bundesliga. Was zu denken gibt: Die Aufsteiger machen nicht mehr Hoffnung!

Natürlich darf man dem 1. FC Köln und SC Paderborn zum Aufstieg gratulieren, aber beiden steht eine harte Saison bevor. Vor allem die Paderborner wissen wohl gar nicht, wie ihnen geschehen ist. Die Konkurrenz machte bereitwillig den Weg nach oben frei, vor allem der krisengeschüttelte Hamburger SV, der sich als zu dumm für den Wiederaufstieg zeigte. Wie schwer es für Paderborn in der obersten Etage wird, zeigt schon die 1:3-Niederlage in Dresden. Typisch, den Aufstieg mit einer Niederlage geschafft! Da sind sogar die Fans skeptisch, Fan Wolfgang sagt zum Beispiel: „Die haben da oben nichts verloren“. Aber gefeiert werden darf natürlich trotzdem, schließlich gelang ein Durchmarsch von der 3. Liga bis ganz nach oben.

Verlierer der Saison waren auch die Trainer, die reihenweise ihren Hut nehmen mussten. Die Klub-Vorstände werden immer nervöser, immer ungeduldiger, das Wort vom „Schmerzensgeld“, das die Trainer erhalten statt Gehalt, macht wieder die Runde. Noch ärgerlicher die ewigen Diskussionen über die Handspiele, noch nie gab es so viele Handelfmeter, noch nie waren diese Entscheidungen so umstritten, obwohl die Schiedsrichter generell gar keinen so schlechten Job gemacht haben. Der Videobeweis hat für ein Stück Gerechtigkeit gesorgt, aber auch ein Stück die Emotionen geklaut. Auch hier also ein Gewinner und Verlierer.

Die Bundesliga ist zu Ende, aber die Saison noch lange nicht. National steht das Pokal-Finale an, in dem Trainer Niko Kovac diesmal mit den Bayern seinen Titel verteidigen kann. Er gewann bekanntlich vor einem Jahr mit Eintracht Frankfurt gegen seinen neuen Klub. Gegner ist diesmal der aufstrebende RB Leipzig, der langfristig zusammen mit Dortmund den Bayern die Hölle heiß machen will. Den „ewigen Meister“ Bayern soll es nicht geben. Die internationalen Endspiele in Europa League und Champions League gehen bekanntlich ohne die Bundesliga über die Bühne, da fehlt also die Reputation. Dazu gibt es viele Relegationen, wobei es stillos von der DFL ist, dass die Bundesliga-Relegation im Pay-TV verschwindet.

Danach stehen noch Länderspiele an und vor allem die Wechselgerüchte werden die Fußball-Fans in den nächsten Wochen im Bann halten (neueste Meldungen: Verlässt Mbappe Paris? Wen kauft Real Madrid? Landet Leroy Sane bei den Bayern?). Sicher ist, es wird nicht langweilig, der Fußball bleibt im Gespräch und der Sport-Grantler ist natürlich dabei.

Trauer im Handball – König Fußball regiert jetzt wieder

Der Deutsche Handball erlebte mit der Weltmeisterschaft im eigenen Land ein Wintermärchen, doch das glückliche Ende, das alle hätte strahlen lassen, blieb aus. Der wenigstens kleine Coup fehlte mit der unglücklichen, aber auch selbst verschuldeten 25:26-Niederlage gegen Frankreich im Duell um Bronze. So gab es nicht einmal eine Medaille, dafür herrschte Trauer. Es zeigte sich, dass die Mannschaft um Kapitän Uwe Gensheimer einfach noch zu unerfahren war für die internationale Spitzenklasse. Deutlich wurde das schon früher, als in der Vorrunde gegen Russland und Frankreich ein Vorsprung in den letzten Minuten verspielt wurde. Im Halbfinale gegen Norwegen und im Spiel um Bronze, als es Spitz auf Knopf stand, da wirkte auch Trainer Christian Prokop hilflos. Auch er muss sich mangelnde Erfahrung ankreiden lassen. Gefeiert wurde dagegen bei Co-Gastgeber Dänemark, das ein Märchen mit Krönung erlebte und erstmals Weltmeister wurde. Gespannt sein darf man, ob es dem Deutschen Handball-Bund gelingt, dass WM-Fieber zu einem Aufschwung und langfristigen Imagegewinn zu nutzen. Nächste Chancen aus Deutschland ein Handball-Land zu machen ergeben sich 2020 mit der Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in Tokio, vorausgesetzt das DHB-Team qualifiziert sich jeweils.

Das Zepter wird weitergereicht, jetzt regiert wieder König Fußball. Punktgenau geht national und international der große Fußball wieder los, allerdings wird sich die Begeisterung in Deutschland zum Teil in Grenzen halten, weil die Champions League eben ganz im Bezahlfernsehen verschwunden ist. Angeblich will hier das Bundeskartellamt sogar aktiv werden.

Das Interesse an der Bundesliga hat allerdings bisher nicht gelitten, dafür sorgt die Liga mit entsprechenden Schlagzeilen. Wieder einmal Spannung an der Spitze und ein Kampf von vier Sorgenkindern am Tabellenende, dazwischen das Gerangel um die Karten für Europa, da dürfte die Spannung in diesem Jahr bis zum Ende anhalten. Und auch der Videobeweis kam erneut ins Gerede, aber die Diskussionen darüber, ob er immer richtig eingesetzt wird, werden wohl anhalten. Ein Stück mehr Gerechtigkeit bringt er, Klarheit in allen Fällen aber nicht. Bei richtiger Anwendung könnte der Vorteil sicherlich größer sein. Und ob eine Fußspitzen-Entscheidung beim Abseits die richtige Regelung ist, bleibt fraglich.

Typisches Beispiel dafür, das Aufregung provoziert wird, war eine Szene in Mönchengladbach, typisch auch, dass mit dem FC Augsburg ein Abstiegskandidat der Leidtragende war. Beim Gladbacher Führungstreffer machte zwar auch der vorher großartige Torhüter Gregor Kobel eine schlechte Figur, aber entscheidend war, dass Gladbachs Stürmer Lars Stindl im Abseits stand. Von Schiedsrichter Osmers wurde es als passiv gewertet, mit einer Fußbewegung irritierte Stindl aber sowohl Kobel als auch Verteidiger Danso auf der Torlinie, dessen Klärungsversuch deshalb fehlschlug. Der Linienrichter signalisierte Abseits, aber Herr Osmers bemühte nicht einmal den Videobeweis. Dort hätte er klar sehen können, dass das Tor nicht regelkonform gefallen ist. Die Augsburger wiesen süffisant auch darauf hin, dass Herr Osmers ja aus Hannover kommt, der Stadt eines Mitkonkurrenten. Da zeigte auch der DFB wieder einmal wenig Fingerspitzengefühl.

Für die Serie mit jetzt zehn Niederlagen sind die Augsburger allerdings in erster Linie selbst verantwortlich und es grenzt fast schon an ein Wunder, dass sie mit Rang 15 noch nicht einmal einen gefährdeten Platz belegen. Die Zeichen im Verein stehen allerdings auf Sturm, keine guten Voraussetzungen für die Zukunft. Mit der sprichwörtlichen Ruhe, die den FCA in den letzen Jahren ausgezeichnet hatte, ist es vorbei. Der Brasilianer Caiuby ließ aus seiner Heimat verlauten, dass er nicht nach Deutschland zurückkehre, der Vertrag bis 2020 ist ihm offensichtlich egal. Verteidiger Martin Hinteregger wiederum hinterfragte öffentlich den Trainer und wollte keine siegbringende Taktik erkannt haben. Coach Manuel Baum hatte sich für „Beton“ entschieden, eine gegensätzliche Ausrichtung zum normalen FCA-Spiel. Der Kalauer gilt also, „es brennt der Baum“. Die entscheidenden Tage stehen für die Augsburger bevor, zunächst am Sonntag gegen Mainz, danach im Pokal in Kiel und in der Bundesliga am 10. Februar in Bremen. Kann die Niederlagenserie nicht gestoppt werden, ist eine Entlassung des Trainers unumgänglich. Drei Siege und alles ist gut. Hoffnungsträger sind die Südkoreaner Koo und Ji, die von der Asienmeisterschaft zurückkommen, allerdings mit einem frühen Ausscheiden auch kein aufbauendes Erlebnis im Gepäck haben.

Im Abstiegskampf hat Hannover 96 jetzt zu dem Mittel gegriffen, vor dem sich Augsburg scheut: Trainer Andre Breitenreiter wurde entlassen und durch den zuletzt arbeitslosen Thomas Doll ersetzt. Der Weltenbummler macht also an der Leine Station. Er gilt als Spezialist im Abstiegskampf, gegenüber Augsburg sind vier Punkte aufzuholen. Erste Chance am Freitag gegen Leipzig, das allerdings beim 4:0 in Düsseldorf glänzte. Zweite Chance am 9. Februar wieder zu Hause gegen Mitkonkurrent Nürnberg (im Pokal ist Hannover nicht mehr dabei). Bis dahin muss das „System Doll“ sitzen. Nürnberg und Stuttgart wollen am Wochenende gegen Bremen und Freiburg die Konkurrenz unter Druck setzen. Ob es gelingt?

An der Spitze gaben sich Dortmund und die Bayern keine Blöße, aber auch die Verfolger Gladbach und Leipzig siegten. Was auffiel: Beide Spitzenteams nahmen die Abstiegskandidaten Hannover bzw. Stuttgart zunächst wohl auf die leichte Schulter und sorgten erst spät für klare Verhältnisse. Dortmund tat dies allerdings eher mit spielerischen Mitteln, bei den Bayern sah dies eher wie ein Arbeitssieg aus. Die Borussen knackten sogar einen Vereinsrekord, 48 Punkte nach 19 Spielen hatten sie noch nie, Lucien Favre ist besser als es Jürgen Klopp war. Wenn das keinen Auftrieb gibt! Vorteil Dortmund!

König Fußball aber haut die nächste Zeit auf die Pauke, mit DFB-Pokal, Champions League und Europa League beginnen im Februar die englischen Wochen. Wer redet dann noch vom Handball!

Wussten Sie schon? Wir haben die Woche des Fußballs!

Keine Weltmeisterschaft, keine Europameisterschaft, egal, ob die Formel 1 ihre Sommerpause beendet hat oder was in der Politik passiert – hätten Sie gewusst was in diesen Tagen dominiert? Wir haben die Woche des Fußballs!

Da werden manche sagen, der Fußball ist doch immer im Gespräch, aber was in den nächsten Tagen alles auf uns zukommt, hat schon besondere Bedeutung für die Zukunft (des Fußballs, nicht für das sonstige Weltgeschehen!). Das gilt nicht nur für Deutschland, hat aber andererseits schon eine besondere Wichtigkeit für den Fußball hierzulande. Das gilt nicht nur für die Bundesliga, die am Wochenende endlich ihre neue Saison gestartet hat. Leider mit erneuten unsäglichen Diskussionen über den Videobeweis. Doch dazu später mehr.

Schauen wir auf die nächsten Tage, im Mittelpunkt steht Bundestrainer Joachim Löw, der am Mittwoch in München offenlegen wird, wie er sich die Zukunft der Nationalmannschaft vorstellt. Die Pläne tangieren natürlich auch die Bundesliga. Löw muss die Weichen stellen, damit der Fußball die bei der WM verlorene Anerkennung wieder zurückgewinnt. Die spannende Frage also, wie verändert er den Kader der Nationalmannschaft und wie verändert er den Kader der Mitarbeiter und Trainer rund um das DFB-Team (oder wie der DFB will „Die Mannschaft“). Es wird ein erster Fingerzeig sein, wie Löw die Taktik in der Zukunft ändern will. Die erste Bewährungsprobe steht dann unmittelbar bevor, am 6. September in München gegen Weltmeister Frankreich zum Start der neuen Nations League.

Am Donnerstag geht es um die nahe Zukunft in Europas Fußball und um Ehrungen. Die Auslosung der Champions League in Monaco wird sicherlich mit mehr Spannung erwartet als die Ehrungen zum Fußballer und Fußballerin des Jahres. Was die Champions League angeht, da bangen manche Favoriten, ob sie trotz Setzliste mit harten Gegnern rechnen müssen. Das Los entscheidet auch darüber, ob wir interessante Gruppenspiele erwarten dürfen.

Die Wahl zum Fußballer des Jahres hat ihre Spannung allein darin, ob der ewige Cristiano Ronaldo wieder Erster ist oder den Juroren doch mal ein anderer Name eingefallen ist. „Fußballer des Sommers“ war ja Ronaldo schon, also sind wohl die Chancen der Herausforderer Luka Modric und Mohamed Salah wohl gering (das Ergebnis steht fest, wird nur erst am Donnerstag in Monte Carlo verkündet). Erstaunlich, Lionel Messi landete nur auf Rang fünf (eine kleine Wachablösung!), davor auf Rang vier ist Antoine Griezmann zu finden, immerhin mit Atletico Madrid Sieger der Europa League und Weltmeister. Ihn hatte der Sport-Grantler eigentlich als größten Herausforderer von Ronaldo erwartet. Unter den Top ten befindet sich übrigens kein deutscher Spieler. Hoffnung auf den Titel „Fußballerin des Jahres“ dürfen sich die Dänin Pernille Harder (Wolfsburg), die Norwegerin Ada Hegerberg und die Französin Amandine Henry (beide Lyon) machen.

Ja, und dann kommt der 31. August und damit in den meisten Ländern das Ende der Transferzeit. Große Hektik auf dem Spielermarkt ist in den nächsten Tagen noch zu erwarten und der eine oder Manager wird wohl trotz modernster Technik den Transferschluss um einige Minuten oder sogar Sekunden verpassen und als Depp der Nation dastehen. Das Ende der Transferzeit birgt ja einige Überraschungen und Kuriositäten in sich. Zum Beispiel wird dann auch bei Bayern München endgültig die Frage beantwortet, ob Jerome Boateng den Verein noch verlässt oder nicht. Der 31. August bringt es an den Tag.

Am Samstag gebührt ein wenig Aufmerksamkeit der deutschen Damen-Nationalmannschaft. Die DFB-Mädchen tragen da ihr entscheidendes Spiel der Saison aus, sie müssen nämlich ein Missgeschick vom Oktober in der WM-Qualifikation reparieren. Damals war eine 2:3-Niederlage gegen Island der Tiefpunkt einer negativen Entwicklung des einstigen Welt- und Europameisters sowie amtierenden Olympiasiegers. Steffi Jones erwies sich als Bundestrainerin als Fehlgriff, nun soll es der alte Kämpe Horst Hrubesch als Nothelfer richten, bevor Martina Voss-Tecklenburg (mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht) ihr Amt antritt. Hrubesch und seine Mädchen müssen noch zweimal gewinnen, um die direkte WM-Qualifikation zu schaffen, nämlich Samstag in Island und Dienstag auf den Faröer. Der Tabellenzweite muss in die Play-Offs. Hrubesch hat Vertrauen: „Wir werden gewinnen, das ist klar.“ Vor Monaten noch hätte es darüber auch keine Zweifel gegeben.

Der Bundesliga-Start leitete die Woche des Fußballs ein und er sorgte für Diskussionen. Schon das Auftaktspiel der Bayern gegen Hoffenheim (3:1) hatte es in sich, mit umstrittenen Entscheidungen rund um den Videobeweis, mit Wild-West in punkto Härte, wie es Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete, und mit einer schweren Verletzung von Coman nach einer „Blutgrätsche“ von Gegner Schulz (das hätte eigentlich Rot geben müssen). Am Samstag und Sonntag ging vor allem der Ärger mit dem Videobeweis weiter. Dabei war die Hoffnung groß, dass es ähnlich wie bei der Weltmeisterschaft in Russland klappen würde. Doch anders als bei der FIFA, war es in Deutschland zu unruhig. Der „Keller in Köln“, wo die Video-Referees residieren, wollte wohl seine Berechtigung dokumentieren und meldete sich viel zu oft. Es wurden die Fehler wie am Anfang gemacht: Der Video-Schiedsrichter verdrängte den Schiedsrichter auf dem Feld ins zweite Glied und verunsicherte ihn. So ist der Videobeweis sinnlos! Es sollen nur grobe Fehler repariert werden, das heißt, der Videobeweis dürfte höchstens drei- bis viermal pro Wochenende zum Einsatz kommen! Also mäßigt Euch, ihr Möchtegerns im Kölner Keller.

Ansonsten sind ein paar Dinge zum Saison-Start aufgefallen: Dortmund kann sich für seine Transferpolitik schon jetzt feiern lassen, das Mittelfeld-Duo Witsel/Delaney erweist sich als Volltreffer. Mit dem 4:1 gegen Leipzig profilierte sich die Borussia (als erster Tabellenführer) gleich als Bayern-Jäger Nummer 1. Die Bayern selbst mussten erleiden, wie die Konkurrenz die Jagd angehen will: Mit Härte. Hoffenheim sei gesagt, bei der Jagd auf den Meister geht es um Punkte, nicht um die Beine der Bayern-Spieler. Ein besonderes Glücksgefühl erlebte man beim FC Augsburg: Im achten Jahr der Bundesliga gelang der erste Sieg am ersten Spieltag. Leidtragender war Neuling Fortuna Düsseldorf und auch Mitaufsteiger Nürnberg verlor unglücklich in Berlin. Den Neulingen wurde also gleich verdeutlicht, wie hart das Brot in der Bundesliga ist.

Ein Plädoyer für den Videobeweis

Die Sportfans in Nordamerika lachen über die Diskussionen, die es im europäischen Fußball über die Einführung des Videobeweises gibt. In anderen Sportarten, vor allem eben im Profisport in Nordamerika, gehört der Videobeweis zum Alltag. Gerade im Football, Tennis und Eishockey sind strittige Entscheidungen ohne den Blick auf den Fernsehschirm undenkbar. Denken wir an knappen Entscheidungen im Tennis, ob der Ball im Aus ist oder nicht. Denken wir an das schnelle Eishockey, wo der Puck mit einer Geschwindigkeit unterwegs ist, dass das menschliche Auge gar nicht mehr erkennen kann, ob er im Netz landete oder am Gestänge. Erst der Blick auf den Bildschirm gibt oft Aufschluss.

Warum also nicht im Fußball, nicht nur in Europa, sondern weltweit in allen Profiligen. Es ist viel Geld im Umlauf, es geht nicht nur um Pokale, sondern auch um viel Geld und da müssen die Verbände nun einmal wirklich alles unternehmen, dass Fehlentscheidungen minimiert werden. Ganz ausschließen kann man sie nicht, weil es auch Ermessungsentscheidungen des Menschen gibt. Aber die ersten Spieltage in der Bundesliga zeigten bereits, dass es durch den Videobeweis ein ganzes Stück mehr Gerechtigkeit gibt. Dabei befindet man sich noch in der Testphase, Anfangsprobleme müssen erst noch ausgeräumt werden, aber eines ist sicher: Auf den Videobeweis darf der Profi-Fußball nicht verzichten!

Ein Plädoyer für den Videobeweis waren die Spiele der Mannschaften des FC Bayern München in der Champions League, da waren nämlich Männer wie Frauen Opfer von Fehlentscheidungen. Die Herren konnten das verkraften, die Damen schauten in die Röhre und schieden unverdient aus.

Die Tatsachen. Als die Bayern gegen Celtic Glasgow mit 3:0 gewannen, da war es am Ende egal, ob am Anfang ein Tor korrekt erzielt worden war (der Ball war nicht im Aus) oder nicht, ob es den berechtigten Elfmeter gab oder nicht. Aber es hätte auch anders kommen können und am Schluss könnte doch noch die Tordifferenz entscheidend sein. Aber in so einer wichtigen Liga wie der Champions League gehört der Videobeweis eingeführt. Die Frauen des FC Bayern schieden mit einem 0:1 und 2:1 durch die Auswärtstorregel gegen Chelsea London aus. Sie hätten aber weiterkommen müssen! Das Tor in London fiel aus einer Abseitsposition heraus, in München wurde den Bayern-Mädels ein klarer Handelfmeter versagt und danach noch ein korrektes Tor zum 3:1 wegen eines angeblichen Foulspiels aberkannt. Mit Videobeweis wäre nicht Chelsea in die nächste Runde eingezogen, sondern Bayern München. Krasser geht es nicht und kräftigere Argumente für die Einführung des Videobeweises wird man kaum finden.

Dazu kommt noch, dass die Bedenken vieler Fans, dass die lebhaften Diskussionen um den geliebten Fußball an den Stammtischen kein Futter mehr bekommen, entkräftet werden können. Trotz Videobeweis bleiben genügend strittige Szenen, über die man diskutieren kann. Dass mehr Gerechtigkeit dem Sport aber gut tut, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Deshalb: Im Profi-Fußball muss der Videobeweis eingeführt werden, es darf in den Top-Ligen, in der Champions- und Europa-League, bei Welt- und Europameisterschaften keine Spiele mehr ohne Videobeweis geben.

Die neuen Trends in der Bundesliga

Der „große Fußball“ nimmt uns ab sofort wieder gefangen, die besten Ligen Europas starten wieder mit ihren Punktrunden. Überall diskutieren die Fans, wie ihre Liga denn im Vergleich zu den anderen einzustufen ist, im Prinzip gibt da die UEFA-Rangliste die Antwort: Spanien vor Deutschland, England, Italien und Frankreich. Die Begeisterung ist überall hoch, die meisten Zuschauer kommen allerdings in der Bundesliga und sie spielt auch in den modernsten Stadien. Vorteil Bundesliga also. Doch was sind eigentlich die neuen Trends für die neue Saison? Hier der Versuch einer Antwort:

Videobeweis: Deutschland hat sich gleich vorgedrängt, um den Videobeweis im Punktspielbetrieb zu testen. Was beim Confed-Cup teilweise ein Ärgernis war, soll im Alltag die Ungerechtigkeiten minimieren, der DFB hat dazu wochenlange Schulungen und Tests durchgeführt. Doch die Fans können beruhigt sein, die Diskussionen um strittige Szenen sterben nicht aus, ein bisschen mehr Gerechtigkeit sollte es aber schon bringen. Beim Supercup verlief der Test trotz kleiner Panne erfolgreich, der Videobeweis bestätigte, es war nicht Bayern-Dusel beim 2:1 in Dortmund, sondern richtige Schiedsrichter-Entscheidungen.

Fernsehen: Die TV-Landschaft ändert sich und die Bundesliga-Zuschauer müssen sich an Änderungen und neue Sender gewöhnen. Auf Einzelheiten kann hier verzichtet werden, die Medien sind voll von Übersichten und Fernsehplänen. „Alle Spiele, alle Tore“ bei Sky gibt es nicht mehr, der harte Fan muss auch den Eurosport-Player abonnieren und auf das Internet ausweichen. Was bleibt, sind die ARD-Sportschau und das ZDF-Sportstudio am Samstag, mit Zusammenfassungen sowie die Berichte von den Sonntagspielen in den Dritten Programmen der ARD. Zerstückelt wird der Spielplan, weil auch am Sonntag um 13.30 Uhr und Montag je fünfmal gespielt wird, wegen der Belastung der Klubs im Europapokal. Ach, die armen Profis, an die armen Fans denkt keiner.

Leihspieler: Vom Fernsehen zum Sport. Oder doch nicht? Beim verstärkten Trend der Leihspieler geht es nämlich eigentlich ums Geld. Siehe Neymar, die Ablösesummen explodieren, kleinere Vereine können sich manche Spieler gar nicht mehr leisten. Zum Glück haben die Schwergewichte unter den Klubs im Kader keinen Platz mehr für alle Spieler, zumal Talente frühzeitig gekauft werden, um sie der Konkurrenz weg zu schnappen. Überzählige Spieler brauchen Spielpraxis (da geht es dann doch um den Sport), kleinere Vereine brauchen Spieler, die sie günstig bekommen und schulen sollen. Klingt doch wunderbar. Doch wer zu viel auf Leihspieler setzt, muss jedes Jahr eine neue Mannschaft aufbauen.

Erpressung: Bleiben wir bei den Spielern, die einen neuen „Sport“ entdeckt haben: Erpressung. So neu ist das nicht, scheint aber jetzt ein Trend zu sein. Sie sind mit ihrem alten Verein unzufrieden und wollen an neue Fleischtöpfe. Bestes Beispiel der Franzose Dembele in Dortmund, er will nach Barcelona als Neymar-Ersatz, aber die Borussia verlangt zu viel Geld, als schwänzte er das Training und machte damit deutlich: Meine Zeit bei Euch ist beendet. Ingolstadt suspendierte Tisserand und Hadergjonaj, sie haben zwar Vertrag, wollen aber weg und mit dem Bundesliga-Absteiger nichts mehr zu tun haben, obwohl sie ihre Verträge erst kürzlich verlängert haben. Anstand und Moral haben wohl im Profi-Fußball nichts mehr verloren. Geld regiert die Welt, Wechsel werden mit Erpressung erzwungen.

Junge Trainer: Die Trainer brauchen sich um das schmutzige Profi-Geschäft nicht zu kümmern, sondern um die Spieler, die ihnen der Verein zur Verfügung stellt. Der neue Trend bei den Vereinen: Die alten Namen sind out, junge, unverbrauchte Trainer sind in, weil sie wohl meist auch einen besseren Draht zu den Spielern haben. Doch Erfolge sind damit nicht garantiert. Ein Julian Nagelsmann, der Hoffenheim nach oben brachte und als Vorbild gilt, lässt sich nicht beliebig oft kopieren.

Vielsprachige Trainer: Der Trend zu jungen Trainern wird mit dem Trend zu mehrsprachigen Trainern ergänzt. Ein Beispiel hier der 31jährige Domenico Tedesco, der jetzt Schalke 04 wieder nach oben bringen soll. Zuschauer kommen sich im Training wie in einem Fremdsprachenkurs vor, der Deutsch-Italiener parliert in fünf Sprachen. Das kommt bei dem heutigen Multi-Kulti in den Mannschaften an, der Trainer kann mühelos ohne Dolmetscher mit allen kommunizieren und seine Gedanken an den Mann bringen. Die Vielsprachigkeit ist aber keine Privileg der jungen Trainer, der Italiener Carlo Ancelotti spricht auch spanisch und englisch und sein deutsch wird immer besser. Auch Trainer müssen sich also umstellen.

Dreierkette: Apropos Trainer, eine der spannenden Fragen vor der neuen Saison ist Frage nach der Taktik, nach dem System. Viele sagen ja, „das System ist egal, Hauptsache wir gewinnen“. Aber es zeichnet sich schon der neue Trend ab, dass die „Dreierkette“ immer Freunde gewinnt, weil dadurch mehr Überzahl im Mittelfeld geschaffen werden kann. Andererseits gibt es auch den verstärkten Trend, das System im Spiel je nach Gegebenheit zu variieren. Vielseitigkeit ist auch ein neuer Trend.

Nachspielzeit: Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Spiele länger dauern. Die Schiedsrichter sind angewiesen, die Nachspielzeit nicht zu knapp zu bemessen, Zeitverzögerungen, um einen knappen Vorsprung über die Runden zu bringen, sollen entsprechend geahndet werden. Das wird die Bayern freuen, der Meister liebt je Tore in der Nachspielzeit.

Bibiana Steinhaus: Endlich ist sie im Oberhaus angekommen, die 38-jährige Hannoveranerin ist die erste Schiedsrichterin in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Ihr Aufstieg wurde von ihren Förderern und den Medien schon lange gefordert, jetzt haben die DFB-Herren am Schaltpult der Macht ein Einsehen gehabt. Es liegt an der Polizeibeamtin, mit guten Leistungen ihre Erstklassigkeit zu bestätigen. Ein Manko räumt sie selbst ein, „ich bin etwas zu langsam, das muss ich kompensieren“, dafür hat sie einen anderen Vorteil: Mit Charme kann sie mancher Diskussion die Brisanz nehmen. Wir wissen, an Durchsetzungsvermögen fehlt es ihr nicht. Dennoch: Meine Herren, geht pfleglich mit der Dame um!

Ansonsten bleibt nur eins: Hoffen wir auf eine schöne und spannende Saison.

Der Fußball bewegt sich doch – Märchen um das Sommermärchen

 

Woche für Woche erfreuen wir uns am rollenden Fußball auf den Plätzen. Und dennoch wird auf den Zuschauerrängen und an den Stammtischen diskutiert: „Der Fußball bewegt sich nicht.“ Soll heißen: Die Fußball-Funktionäre bringen nichts fertig und Fortschritt ist für die Fußball-Verbände ein Fremdwort. Jetzt aber geschah fast ein Wunder: Der Fußball bewegt sich doch. Soll heißen: Neuerungen sind auf den Weg gebracht.

Wirklich ein Wunder, dass die alten Herren des Weltverbandes, die als Regelhüter ihre Hand drüber halten, dass der Fußball heute noch wie vor hundert Jahren gespielt wird, jetzt die Tür zur Modernisierung ein bisschen aufmachen. Der Videobeweis darf getestet werden, die Fehlentscheidungen der Schiedsrichter sollen in absehbarer Zeit nicht mehr über Sieg und Niederlage, nicht mehr über Meisterschaft oder Abstieg bestimmen. Ehrlichkeit soll einziehen im Fußball – auf allen Ebenen.

Zwei Jahre lang soll erst einmal getestet werden, was ja wohl sinnvoll ist. Rund um den Strafraum soll der Videobeweis gelten, Fouls, Handspiele usw. kontrolliert werden können, wobei wir heute schon wissen müssen, nicht immer liefern die Fernsehbilder Klarheit, der Schiedsrichter soll oberste Instanz bleiben und den Fußball-Fans geht der Diskussionsstoff am Ende doch nicht aus. Vielleicht wird später aber nicht mehr am meisten über den Referee diskutiert, sondern die Spieler, die entscheidende Fehler gemacht haben, geraten wieder in den Mittelpunkt.

Fast untergegangen ist daneben die Tatsache, dass die Dreifachbestrafung bei einer Notbremse mit Elfmeter (und Tor) sowie Roter Karte der Vergangenheit angehört. Wenn erkennbar die Grätsche dem Ball gilt, sollen es die Schiedsrichter bei Gelb belassen, also ein bisschen gnädig sein. Lässt zwar wieder viel Interpretationsspielraum, aber in manchen Situationen war es wirklich unsinnig, dass der Mann vom Feld musste und ein Team gleich doppelt bestraft wurde (Gegentor und Spieler weg).

Märchen um das Sommermärchen 

Was die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland angeht, so können wir bald unseren Kindern folgendes erzählen:

„Es war einmal ein großer Fußball-Onkel in einem großen Fußball-Land, das alle Fußball-Größen der Welt zu sich einladen wollte. Der Fußball-Onkel reiste um die ganze Welt und machte Werbung für das große Turnier, verteilte großzügig Geschenke und sammelte Stimmen ein. Der große Aufwand war von Erfolg gekrönt, das Fußball-Land bekam das Weltereignis und alle waren glücklich. Sie feierten ein großes Fest, das als ‚Sommermärchen’ weltweit bewundert wurde. Alle feierten, waren glücklich und der Fußball-Onkel, der schon Fußball-Kaiser genannt wurde, stieg endgültig hinauf auf den Fußball-Thron. Welch ein Tausendsassa, der als Spieler und Trainer Weltmeister geworden war und jetzt auch noch der König der Feste war. Er konnte das alles natürlich nicht alleine machen und hatte viele Helfer.

Viele Jahre später gab es Kritik an dem großen Fest, es wäre alles nicht mit rechten Dingen zugegangen, zum Beispiel bei der Abstimmung. Mit Geschenken seien auch Stimmen gekauft worden. Doch keiner der Beteiligten konnte sich mehr richtig erinnern, wie es wirklich war. Selbst Dokumente brachten keine Klarheit, denn der große Fußball-Onkel hatte nur das Sommermärchen im Auge und erzählte ‚ich habe alles unterschrieben, was man mir vorgelegt hat, aber nichts gelesen’. Das sollte allen Kindern eine Lehre sein, nur unterschreiben, was man auch gelesen hat. Es wurde sogar eine Agentur beauftragt, die alles rund um das Märchen untersuchen sollte, aber am Ende fehlten doch viele Beweise und alles verlief mehr oder weniger im Sand. Überall in der Welt wurde weiter Fußball gespielt, aber die Funktionäre ließen es sich gut gehen, sagten aber, sie suchten immerzu nach der Wahrheit. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann suchen sie noch heute…“.

Ja, das werden wir wohl über FIFA und DFB, wie das Untersuchungsergebnis von Freshfield in Deutschland jetzt zeigt, unseren Kindern einmal erzählen. Es ist das traurige Märchen des Fußballs.