Die Hansestädte gehen unter
von knospepeter
Im Fußball-Norden brennt der Baum! Einzig der Newcomer VfL Wolfsburg rettet mit aktuell Platz sechs die Ehre. Bei den anderen dagegen gibt es Probleme über Probleme, wobei sich Hannover 96 nach dem Trainerwechsel ein bisschen stabilisiert hat. Doch der Hamburger SV und Eintracht Braunschweig liegen derzeit auf den Abstiegsplätzen, ein Platz, denen ihnen am ehesten noch – von der aktuellen Form her – Werder Bremen streitig machen kann! Braunschweig als Schlusslicht kommt nicht überraschend, dem Neuling hat man nur wenig zugetraut. Schmerzlich aber das Geschehen in Hamburg und Bremen – die Hansestädte stehen vor dem Untergang.
Zumindest was den Bundesliga-Dino angeht, so sind die Probleme selbstgemacht. Wie stolz sind sie in Hamburg gewesen, als einzige Mannschaft ab dem Gründungsjahr der Bundesliga anzugehören. Der Stolz ist bei den Fans inzwischen dem Zorn gewichen. Sie attackierten nach dem blamablen 0:3 gegen Hertha BSC sogar die eigenen Spieler. Kein Bild, das einem „großen“ Verein, der der HSV ja sein will, würdig ist. Vorstand und Aufsichtsrat geben ein fast ebenso desolates Bild ab wie die Fans. Bezeichnend die Sitzung am Sonntag über sieben Stunden vom Aufsichtsrat. Es ging um die Zukunft des Vereins, um die Ablösung von Trainer Bert van Marwijk oder nicht. Acht von elf Stimmen wären für eine Entscheidung nötig, sie kamen nicht zusammen. Keine Entscheidung also, es wird weitergewurstelt. Nur ein Wunder kann helfen.
So dürfen (müssen?) Trainer van Marwijk und Manager Oliver Kreuzer weiterarbeiten. Im Hintergrund aber lauert „Alleskönner“ Felix Magath, den einige Herren vom Aufsichtsrat offensichtlich bereits kontaktiert haben und der bereit wäre, in Hamburg anzutreten. Ihm trauen aber nicht alle über den Weg, ergo gab es für ihn keine Mehrheit. Bekanntlich hat Magath bei anderen Vereinen nicht nur Meisterschaften gewonnen, sondern er hat auch (teure) Scherbenhaufen hinterlassen. Da geht die Angst um, alles könnte sogar noch schlimmer werden.
Bisher hatte der Hamburger SV immer noch einen guten Ruf, begründet auf die einst legendären Erfolge mit Uwe Seeler oder den Europacupsieg mit Felix Magath bzw. die glänzende Arbeit mit Ernst Happel als Trainer und Günther Netzer als Manager. Der sechsfache Meister (letztmals 1983) holte seinen letzten Titel mit dem Pokalsieg 1987. Seitdem gibt es nur noch die Sehnsucht nach Erfolgen und ein übersteigertes Selbstbewusstsein, nach dem Motto „wir sind doch wer, wir sind schließlich der HSV“. Im Vorstand herrscht allerdings seit Jahren Chaos und die Neuordnung der Vereinsstruktur, die in die Wege geleitet wurde, kommt zu spät. Stand heute wäre der Abstieg keine Überraschung mehr.
Ähnliches gilt für Werder Bremen, doch dort verläuft alles noch einigermaßen in hanseatisch ruhigen Bahnen. Die Bremer wissen seit einigen Jahren, dass ihre beste Zeit der Vergangenheit angehört. In den glücklichen Jahren waren sie unter anderem ein großer Konkurrent des FC Bayern München, doch die Zeiten mit Klaus Allofs als Manager und Otto Rehhagel bzw. Thomas Schaaf als Trainer sind vorbei. Vier Meisterschaften (zuletzt 2004) und sechs Pokalsiege (zuletzt 2009) zeugen von einer großen Vergangenheit, doch seit dem letzten Titel geht es Stück für Stück bergab. Glückliche Transfers sind Mangelware, aus finanziellen Gründen musste Werder immer seine besten Spieler abgeben. Klaus Allofs hatte gerade noch rechtzeitig den Absprung geschafft, er konnte sich ausrechnen, dass mit Werder kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Mit dem besten Manager nicht und dem besten Trainer nicht. Die Zeit von Thomas Schaaf, einer Werder-Institution, war abgelaufen, die Zeit vom neuen Trainer Robin Dutt hat noch gar nicht begonnen. Zumindest insofern nicht, als dass von seiner Arbeit eine positive Wirkung ausgeht. Werder dümpelt in der Bundesliga so dahin, die Leistungen werden immer schlechter, die Punktausbeute ist mager wie nie. Der Abstieg droht.
Ein Glück für die Hansestädte, dass es mit Neuling Braunschweig einen potentiellen Absteiger gibt. Aber die weiteren Abstiegskonkurrenten Nürnberg und Freiburg haben zumindest den Vorteil, dass sie den Abstiegskampf in dem Bewusstsein bestreiten, dass der Überlebenskampf ihr Alltag ist. Allein der VfB Stuttgart befindet sich noch in einer ähnlichen Situation wie der HSV und Werder, nämlich in dem Bewusstsein, eigentlich doch viel besser zu sein, als es die Tabelle aussagt. Gerade solche Mannschaften sind am Ende oft als Absteiger aufgewacht. Die Prognose ist deshalb nicht zu gewagt: Eine der Hansestädte wird es erwischen.