Welches System hätten’s denn gern?
von knospepeter
Die Taktik-Freaks im Fußball warteten gespannt auf den Start der Bundesliga, um zu sehen, welche Auswirkungen die Spiele der Weltmeisterschaft in Brasilien auf das nationale Geschehen hätten. So stellt sich für die Trainer die Frage ähnlich wie beim Metzger: „Welches System hätten’s denn gern?“ Eines zeigte sich: Mit vier Innenverteidigern wie Jogi Löw operierte niemand.
Aber auch die Taktik-Frage bleibt eigentlich unbeantwortet. Das sture System gibt es nicht mehr und schon das Fazit der Spielbeobachter in Brasilien war deutlich: „Es gibt eigentlich nichts Neues, es geht um Nuancen. Vor allem Pressing, schnelles Umschalten und Laufspiel sind gefragt.“ Genau das bot dann auch die Bundesliga.
Zuerst zum System. Ob das zuletzt aktuelle 4-2-3-1 oder 4-4-2 oder 4-1-4-1 – es wurde alles praktiziert und vor allem von den Trainern im Spiel immer wieder umgestellt. Typisch dafür Pep Guardiola bei den Bayern. Sie begannen gänzlich neu mit einem 3-3-3-1, doch das währte nicht lange. Der kicker sah es so: „Nach kurzer Findungsphase entschied sich Bayern-Trainer Guardiola für eine Viererkette in der Abwehr.“ Heutzutage ist es allerdings so, dass sich die Spieler immer wieder verschieben müssen. Die erste Aufgabe heißt „hinter den Ball“, bevorzugt wird schnelle Balleroberung und dann – ab geht die Post. Vielleicht nicht bei den Bayern, da setzt der Trainer auf Ballbesitz, aber auch Guardiola muss einsehen: Irgendwann muss der Ball ins Tor, ins gegnerische wohlgemerkt.
Bayern findet natürlich immer Beachtung und im ersten Spiel stand vor allem die Frage im Vordergrund, was der Titelverteidiger bzw. seine Weltmeister überhaupt schon zustande bringen würden. Arjen Robben wurde zwar nicht Weltmeister, aber der Niederländer zeigte, dass man auch ohne große Vorbereitung zur Hochform auflaufen kann. „Ich bin zuletzt nur meinen Kindern nachgerannt, da bin ich fit geblieben“, scherzte er. Philipp Lahm sah es so: „Eigentlich hatten wir keine richtige Pause, es ging ja gleich weiter.“
Die größte Aufmerksamkeit zog allerdings Bayer Leverkusen auf sich. Der neue Trainer Roger Schmidt überraschte nicht nur Jürgen Klopp und Borussia Dortmund, sondern die ganze Fußballwelt. Mit dem perfektionierten Kloppo-System ließ er dem Lehrmeister keine Chance. Pressing wie aus dem Lehrbuch, intensive Laufarbeit und dem Gegner keinen Raum lassen. Wo die Dortmunder auch hinkamen, ein Bayer-Spieler war schon da. Ein System, das bekanntlich auch den Bayern Probleme bereitet und damit die Hoffnung vieler Bundesliga-Anhänger stärkt, dahingehend nämlich, dass es diesmal keinen Alleingang der Bayern geben wird. Was Leverkusen angeht, da muss man allerdings abwarten, wie lange die Mannschaft das kraftraubende Spiel auch durchziehen kann. Der Start war jedenfalls schon mal vielversprechend.
In eine System-Schablone lässt sich dieses Spiel nicht pressen. Das alte 4-2-3-1 trifft es wohl am ehesten, entscheidend war aber nur eins: Alle Spieler müssen in Bewegung sein. Und der Ball muss irgendwann mal auch ins Tor. Das haben die Leverkusener bereits nach neun Sekunden geschafft. Ein neuer Rekord, der angeblich im Training geübt wurde. So schnell wurden die Weichen noch nie auf Sieg gestellt. Das System des Erfolgs: Ein Tor und dem Gegner keine Luft zum Atmen lassen!