Funktionäre sind das Krebsgeschwür des Sports
von knospepeter
So war es in der Jugend: Der Sport-Grantler erinnert sich an seine Anfänge im Fußballverein, als unser Betreuer in seiner Aufgabe, der Organisation der Mannschaft und der Spiele, schier aufging. Er war praktisch Tag und Nacht für uns da, die Fußball-Jugend war sein Hobby. Das sind die Funktionäre, von denen der Sport lebt und von denen er heute viel zu wenig hat. Das hat nicht nur etwas mit den beruflichen Anforderungen zu tun, sondern auch damit, dass die Funktionäre an der Spitze der Verbände in Saus und Braus leben, Geldgier vorherrscht und damit den kleinen Funktionären am Ende der Rangliste, dort wo Geld Mangelware ist, die Arbeit verleiden. Der Sport ist krank, er leidet unter einem Krebsgeschwür. Sein Name: Funktionär.
Ausdrücklich sind dabei nicht die ehrenamtlichen Helfer in den Vereinen gemeint, sondern die Bosse an der Spitze. Umso größer der Verband, umso geldgieriger die Funktionäre, umso schlechter der Ruf. Beispiele sind das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Fußball-Verbände FIFA (Weltverband) und UEFA (Europa). Dass es nur noch Ärger um die Austragungsorte ihrer Weltereignisse gibt, haben sie sich selbst zuzuschreiben. Der „kleine Mann“ sieht nicht mehr ein, dass die eigene Nation zahlen soll und die Verbände kassieren. Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften werden künftig – mit wenigen Ausnahmen – nur noch in demokratiefernen Ländern stattfinden können. Sie werden dem mundtoten Volk aufgezwungen, siehe Sotschi.
Die Verbände sind an ihrem schlechten Image selbst schuld. Sie prahlen mit ihren gut gefüllten Kassen, anstatt mit karitativen Aktionen für einen guten Eindruck zu sorgen. Geld regiert die Welt, verseucht sie allerdings auch. Gerade bei den Olympischen Spielen ist der Gigantismus zur Belastung und für viele Städte und Länder unbezahlbar geworden. Die Ablehnung der Bewerbung für die Olympischen Winterspiele für München und Umgebung ist ein typisches Zeichen. Die Bevölkerung von Oslo liegt auf dieser Linie, die Bewerbung für die Spiele 2022 wurde ad acta gelegt, als man die schlechte Stimmung erkannte. China und Kasachstan sind jetzt die einzigen Bewerber. Olympische Spiele auszurichten war früher noch eine Ehre und brachte der Region Gewinn (siehe München 1972), jetzt ist es eher ein Ärgernis. Mal sehen, ob das Olympische Feuer in Hamburg und Berlin entfacht werden kann. Beide Städte interessieren sich für Sommerspiele, die Politiker jedenfalls, wie die Bevölkerung denkt, werden wir bald hören.
Typisches Beispiel für die Geldgier ist die FIFA. Der Fußball-Weltverband bekommt die Korruption in den eigenen Reihen nicht in den Griff und kann die schlimmsten Auswüchse nur mühsam verbergen. Die Scheckbücher diktierten offenbar die Vergabe der Austragungsorte. Mit Russland 2018 und Katar 2022 wird die FIFA nicht mehr froh. Der Hauptschuldige aber scheut die Konsequenzen, Präsident Sepp Blatter will im nächsten Jahr wieder kandidieren. Er sieht seine „Mission noch nicht erfüllt“, übersetzt heißt es, „das schöne Leben soll weitergehen, meine Freunde wollen weiter kassieren“. Der Fußball als solcher ist stark genug, um das Krebsgeschwür Funktionäre zu ertragen.
In Europa sieht es nur wenig anders aus. Der Gigantismus kennt keine Grenzen, die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 hat an Spannung verloren, weil erstmals 24 statt bisher nur 16 Nationen teilnehmen dürfen. Die Entscheidung gegen den Spitzensport wurde getroffen, weil die Funktionäre der kleineren Nationen ein Wahlkampfgeschenk brauchten. UEFA-Präsident Michel Platini wandelte da auf Blatters Spuren und wurde vom Hoffnungsträger zum Krebsgeschwür.
Ähnliches lässt sich von vielen anderen Weltverbänden sagen. An der Spitze steht immer der Gedanke, möglichst viel Geld zu kassieren (Fernsehen) und den Sport in der Welt als attraktiv zu verkaufen. Vor allem das „Stimmvieh“, also die Funktionäre der kleinen Verbände, hält dabei die Hand auf und kassiert. Damit die Kasse stimmt, wird notfalls auch das Regelwerk entsprechend ausgelegt, siehe bei der Handball-Weltmeisterschaft, als die nicht qualifizierten Deutschen eine „wild card“ erhielten zu Lasten von Australien, das angeblich plötzlich nicht zum Weltverband gehört. Deutschland als Teilnehmer ist für Fernsehen und Sponsoren interessanter als Australien. Diese Tricks sind es, die für den schlechten Ruf der Verbände und Funktionäre verantwortlich sind. Irgendwann werden die größenwahnsinnigen und skrupellosen Funktionäre die Rechnung bekommen. Dann, wenn auch die Scheichs und Diktatoren nicht mehr bezahlen wollen.