Bei einigen Klubs ist das Chaos Programm

von knospepeter

Die Fußball-Saison ist noch jung, doch bei einigen Klubs ist bereits Feuer auf dem Dach. Wenn die sportlichen Erwartungen nicht in Erfüllung gehen, bricht Panik aus. Es gibt allerdings auch Klubs, da ist das Chaos buchstäblich Programm. Ein Beispiel dafür ist der TSV 1860 München. Jedes Jahr wird der Traum vom Aufstieg geträumt, jedes Jahr endet das böse Erwachen im Chaos. Jetzt auch wieder.

Geht es um 1860 München und das vergebliche Bemühen um die Rückkehr in die Bundesliga, so sollte sich jeder daran erinnern, dass 1963 bei der Gründung der Bundesliga 1860 München dabei und der FC Bayern München nicht! Heute ist der FC Bayern den anderen Klubs in Deutschland davon geeilt, während 1860 in den Niederungen der zweiten Liga derzeit sogar gegen den Abstieg kämpfen muss. Diese Tatsache beweist: Dort wurde gut gearbeitet, da wurde das vorhandene Kapital verschleudert.

Bei 1860 München gab es schon immer ein Auf und Ab, 1966 war man noch Meister und zuvor 1964 Pokalsieger, stand dann 1965 sogar im Finale des Europacups der Pokalsieger. Das waren die glorreichen Zeiten. Danach begann der Aufstieg der Bayern und parallel dazu der Abstieg der 60er. Die – vor allem die Fans – sahen später den Umzug ins Olympiastadion als Fluch an, ähnlich wie später in die Allianz Arena. Höhepunkt des Niedergangs war der Lizenzentzug 1982 mit einem Absturz in die dritte Liga. Von 1994 bis 2004 durfte sich 1860 noch einmal in der Bundesliga tummeln. Doch nach dem Abstieg waren die Bemühungen um eine Rückkehr vergebens. Hoffnung gibt es noch, denn auch damals dauerte es zwölf Jahre bis zur Rückkehr.

Doch Erfolg setzt erfolgreiche Arbeit voraus. Vor dieser Saison standen die Zeichen wieder einmal auf Aufstieg. Der Verein wurde umgekrempelt, neuer Präsident, neuer Sportdirektor, neuer Trainer, neue Mannschaft. Typisch aber für den Chaos-Verein, dass sogar die Präsidentschaft von Gerhard Mayrhofer vor Gericht angezweifelt wurde. Der neue sportliche Leiter Gerhard Poschner kaufte dort ein, wo er sich auskennt – in Spanien. Bevorzugt in der zweiten Mannschaft des FC Barcelona. Den Nachweis der Klasse blieben die Spieler schuldig. Trainer Ricardo Moniz stellte sich selbst ein Bein, als er den Aufstieg als MUSS propagierte, „sonst taugt der Trainer nichts“. Folglich musste der Trainer jetzt nach nur einem Sieg in sieben Spielen gehen. Moniz machte dumme Fehler, wie zum Beispiel die Ausbootung von Torhüter-Legende und Fan-Liebling Gabor Kiraly. Das Ende zeichnete sich auch darin ab, dass die Vereinsführung dem Trainer die Taktik vorgab. Das ist Chaos pur!

Das Chaos als täglicher Begleiter erlebte auch der Hamburger SV, der nur unter glücklichen Umständen in der Bundesliga blieb. Die Ausgliederung des Profi-Fußballs aus dem Stammverein sollte für Verbesserung sorgen, der neue Vereinschef Dietmar Beiersdorfer ist der Hoffnungsträger. Das Ergebnis kann sich nicht sehen lassen: Noch ohne Tor und Schlusslicht! Beiersdorfer machte den Fehler, dass er an den unglücklichen Trainer Mirko Slomka festhielt. Erst spät hat er gehandelt, mit Josef Zinnbauer auf einen Neuling gesetzt. Geerntet hat er nur Chaos.

Ähnlich geht es dem VfB Stuttgart, da dümpelt man seit Jahren in den Niederungen der Bundesliga herum, rettet sich Jahr für Jahr mit knapper Not und verärgert die Fans. Ein Teil der Fans wandte sich jetzt öffentlich vom Verein ab und der reagierte panisch: Entlassung von Sportdirektor Fredi Bobic, der für die Zusammenstellung der Mannschaft verantwortlich war und Zielscheibe bei den Fans. Aber war wirklich er allein der Schuldige? Neu-Trainer Armin Veh ist außen vor und er sieht vor allem eins: „Das Klima in Stuttgart ist vergiftet.“ Gift hilft nicht gegen Chaos!

Auch in Nürnberg werden Köpfe rollen. In der Schusslinie Sportvorstand Martin Bader und Trainer Valerien Ismael. Erster hatte bei der Zusammenstellung der Mannschaft keine glückliche Hand und Zweiter zeigt sich als nicht erfahren genug – was wieder auf Bader zurückfällt. Ziel war nach dem Rekord-Abstieg aus der Bundesliga der Rekord-Wiederaufstieg. Zur neuen Mannschaft kam ein unerfahrener Trainer, alles, was ein Klub bei dieser Konstellation ernten kann, ist Chaos.

Die Beispiele zeigen, dass manche Vereine mit einer Taktik richtig liegen, die aber viel zu wenig angewendet wird: In der Ruhe liegt die Kraft!

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