Biathlon kämpft um die Krone
von knospepeter
Biathlon kämpft um die Krone
In Deutschland gibt es zwar noch keinen richtigen Winter, aber der Wintersport hat die Sportfans wieder in Beschlag genommen. Sichtbares Zeichen sind die Wintersportnachmittage in ARD und ZDF, die zwar die Zuschauer nicht in Massen vor die Bildschirme locken, aber scheinbar doch zufriedenstellende Einschaltquoten liefern und mehr Zuschauer haben als das sonstige Normalprogramm. Erstaunlich, dass es ähnliche Sportnachmittage im Sommer nicht gibt. Nun gut, da drängt es die Sportfans wohl eher an die frische Luft.
Die Wintersportarten buhlen um die besten Fernsehzeiten, denn das bringt Attraktivität und Sponsoren, ist also pures Geld wert. Ski alpin und Skispringen waren früher die Disziplinen, die am meisten Zuschauer anlockten. In ganz früheren Zeiten bannte höchstens noch das Eiskunstlaufpaar Kilius/Bäumler die Nation vor die Bildschirme, als alle mit ihnen zitterten. Seit einigen Jahren hat allerdings Biathlon die Krone auf. Allein die Vierschanzentournee der Skispringer weist bessere Einschaltquoten auf, ansonsten ist Biathlon die Nummer 1. In letzter Zeit sorgten ja vor allem Uschi Disl, Kati Wilhelm, Magdalena Neuner, Sven Fischer und Michael Greis für Weltcupsiege und einen Medaillensegen. Diese goldenen Zeiten sind vorbei, als letzte der „goldenen Ära“ hat jetzt Andrea Henkel ihren Rücktritt erklärt. Jetzt beginnt für Biathlon der Kampf um die Krone.
Am ersten großen Wintersport-Wochenende hat Biathlon den Kampf gewonnen. 3,22 Millionen Zuschauer verfolgten die Mixed-Staffel am Sonntag in Öresund/Schweden, eine Art Aufgalopp, bevor es am Mittwoch richtig losgeht. Die anderen Wintersportarten konnten nicht mithalten, Skispringen brachte es gerade mal auf 1,7 Millionen. Diese Aufmerksamkeit wird allerdings nur anhalten, wenn sich auch weiterhin Erfolge einstellen, wenn deutsche Athletinnen und Athleten an der Spitze mitmischen. Insofern machte die Mixed-Staffel Hoffnung, Platz drei für das deutsche Quartett und Spannung bis zur Ziellinie. Biathlon wie es leibt und lebt.
Noch gibt es also Hoffnung, die war nämlich vor der Saison ziemlich gering geworden. Vor allem den Mädchen wird allgemein nach dem Rücktritt von Andrea Henkel nicht viel zugetraut. Zudem brachte der Dopingfall Sachenbacher-Stehle die Mannschaft durcheinander. Immerhin gibt es aber Hoffnungsträger. Die größte ist allerdings angeschlagen: Miriam Gössner hat mehr mit Verletzungen zu kämpfen als mit Gegnerinnen. Der größte Rückschlag war ein Radunfall, als sie nur knapp dem Rollstuhl entging. Doch die Schmerzen blieben, scheinen jetzt allerdings im erträglichen Rahmen zu sein. „Ich kann wieder voll laufen“, macht die 24jährige Hoffnung, die ja einst als legitime Nachfolgerin von Magdalena Neuner galt, mit allen Schwächen und Stärken, die auch Neuner am Anfang ihrer Karriere hatte: Stark im Laufen, schwach im Schießen und Siegerin, wenn alles passte. Traf Neuner ins Schwarze, stand sie als Siegerin fest. Künftig auch die Miri? Nach so viel Pech, sie verpasste auch die Olympischen Spiele in Sotschi, dürfte schon mal das Glück lachen.
Franziska Hildebrand, Franziska Preuß und Laura Dahlmeier tragen ansonsten die deutschen Hoffnungen. An den Schnellsten, Darya Domracheva (Weißrussland), Kaisa Mäkarainen (Finnland) und Gabriele Soukolva (Tschechien) werden sie aber nur sporadisch vorbeikommen. Mit Tora Berger hat auch eine Seriensiegerin ihren Abschied genommen.
Bei den deutschen Männern sind die Siegeshoffnungen größer. Allen voran tummelten sich zuletzt Arnd Peiffer (zuletzt Siebter im Gesamtweltcup) und Simon Schempp (Zehnter) mitten in der Weltspitze. Auch für sie ist zwar der Weg ganz an die Spitze durch die überragenden Martin Fourcade (Frankreich) und Emil Hegle Svendson (Norwegen) meist verbaut, aber das eine oder andere Rennen könnten sie schon als Sieger beenden. Dazu kommt noch Erik Lesser, der immer wieder für gute Ergebnisse gut ist. Auch bei den Männern steht über einem anderen einstigen Hoffnungsträger ein Fragezeichen, denn Andreas Birnbacher (oftmals von Krankheiten zurückgeworden) muss sich erst durch den zweitklassige IBU-Cup kämpfen, um sich einen Platz im Weltcupteam zu verdienen.
Es wird für die Biathleten also nicht leicht, weiterhin die Krone des Wintersports zu behalten, vor allem die Skispringer und Nordisch-Kombinierten wollen mit Siegen für Aufmerksamkeit sorgen. Aber Biathlon hat es geschafft, sich als spannende Sportart zu präsentieren, die Mischung aus Langlauf und Schießen hat einen besonderen Reiz. Allerdings ist es auch so, dass der Sportfan auf dem Sofa auch Erfolge feiern will. Sonst schmeckt das Bier nicht.
Die Biathlon-Weltcups: 3. – 7. 12. Östersund/Schweden, 12. – 14. 12. Hochfilzen/Österreich, 18. – 21. 12. Pokljuka/Slowenien, 7. . 11. 1. 2015 Oberhof, 14. – 18. 1. Ruhpolding, 22. – 25. 1. Antholz/Südtirol, 6. – 8. 2. Nove Misto/Tschechien, 18. – 16. 2. Oslo/Norwegen, 5. – 15. 3. Weltmeisterschaft in Finnland, 19. – 22. 3. Weltcupfinale in Chanty-Mansysk/Russland.