Die Rache des Joseph Blatter

von knospepeter

Die Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber die Tendenz ist klar: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar wird im Winter stattfinden. Dafür hat sich jetzt die Task Force der FIFA ausgesprochen. Sie tagte in Doha, der Hauptstadt von Katar, und ihre gehörten Vertreter des Weltverbandes, der Kontinentalverbände und der finanzstärksten Ligen an. Es ist anzunehmen, dass die Exekutive der FIFA, die im März die endgültige Entscheidung treffen will, diesem Vorschlag zustimmt. Die WM also nicht wie üblich im Sommer, sondern im November/Dezember.

Das schmerzt vor allem die europäischen Ligen, denn dieser Termin bringt den Ligen-Spielbetrieb in Europa vollkommen durcheinander. Das ist mehr oder weniger auch die Rache des amtierenden FIFA-Präsidenten Joseph Blatter, der am 29. Mai wiedergewählt werden will und der vor allem Gegenwind aus Europa verspürt. Doch die Kandidaten Luis Figo (Portugal), Michael van Praag (Niederlande) und Prinz Ali bin al-Hussein (Jordanien) sind zu schwach, um ernsthafte Konkurrenten zu sein. Sie haben im Gegensatz zu Blatter keine Hausmacht hinter sich.

Verlierer werden die europäischen Verbände sein. Blatter ist bekannt für seine Ränkespiele und über den ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger versucht er den amtierenden Präsidenten Wolfgang Niersbach in schlechtes Licht zu rücken. Es ist unsinnig, die Vergütung für den deutschen Präsidenten von der FIFA überprüfen zu lassen. Zwanziger hat sich damit als treuer Diener von Blatte geoutet. Niersbach ist dagegen offen ein Gegner von Blatter und wirft dem Schweizer Wortbruch vor, weil der früher angekündigt hatte, auf eine Wiederwahl zu verzichten. Blatter hält es da mit Politikern: „Was juckt mich mein Geschwätz von gestern“.

Ein bisschen Hoffnung haben die Europäer noch, dass zumindest ihr Vorschlag für das Frühjahr (April/Mai, eventuell erst 2023) angenommen wird, dann könnte der Ligen-Spielbetrieb besser organisiert werden als bei einer Unterbrechung im November/Dezember. Aber Europa hat zwar starke und finanzkräftige Ligen, spielt aber am Poker-Tisch der Funktionäre nicht die Rolle, die Europa eigentlich zustehen würde. Es wird aber auch nicht so weit kommen, dass sich Europa aus dem Spielbetrieb der FIFA ausklinkt, was schon angedacht wurde. Eine Weltmeisterschaft wäre dann keine Weltmeisterschaft mehr. Und wenn die Europäer auch noch Südamerika mit Brasilien und Argentinien auf ihre Seite ziehen könnten, dann hätte Blatter ein echtes Problem. Im Sinne des Fußballs wäre diese Trennung allerdings nicht.

All diese Bedenken führen dazu, dass Blatter sein Spiel gewinnen wird. Allein die Vergabe der Weltmeisterschaft nach Katar muss schon als zwielichtig angesehen werden und die klimatischen Probleme wurden bei der Vergabe überhaupt nicht beachtet, sondern das Versprechen der Katarer, die Stadion abzukühlen, reichte den FIFA-Funktionären. Schade, dass Ränkespiele den Sport beherrschen.

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