Fußball-Bundesliga: Geld oder Fans?

von knospepeter

In Fußball-Deutschland wird derzeit vor allem ein Thema diskutiert und da kann der Sport-Grantler natürlich nicht schweigen: Was passiert künftig mit der Bundesliga im Fernsehen? Verschwindet der Fußball aus finanziellen Gründen im Bezahlfernsehen? Gibt es eine Zerstückelung eines Spieltages, damit das Pay-TV möglichst alle Spiele einzeln live übertragen kann? Wie auch immer, für die Fans ein Horror-Szenario!

Der Hintergrund: Die Premier League in England hat einen Mega-Deal für die Fernsehrechte mit 6,9 Milliarden Euro für drei Jahre abgeschlossen. Da wurden die Vereinsbosse in Deutschland unruhig, sie befürchten nämlich, den Anschluss, das heißt vor allem die besten Spieler zu verlieren, weil sie mit England finanziell nicht mehr mithalten können. Was die Einnahmen durch die TV-Lizenzen angeht, hinkt die Bundesliga wirklich weit hinterher, derzeit kassiert die Bundesliga 2,51 Milliarden – für vier Jahre. 2017 läuft der Vertrag aus und die Vereinsbosse fordern schon: Wir brauchen mehr Geld. Als untere Grenze werden eine Milliarde pro Jahr angesehen. Sie signalisieren bereits, dass sie zu Zugeständnissen bereit sind: Neue Spieltage (zum Beispiel am Montag), neue Anfangszeiten (vielleicht wie in England und Spanien am Mittag?), neue Regelungen für das freie Fernsehen. Hier könnte es der ARD-Sportschau an den Kragen gehen.

Aufgescheucht sind bereits die Fans. Das Sprachrohr ist die Vereinigung „Pro Fans“, die bereits einen Brandbrief an DFL-Chef Christian Seifert abgeschickt hat. Sie fordern unter anderem: Keine weitere Zerstückelung der Spieltage, die zwei Sonntagspiele um 15.30 Uhr, Abschaffung des Montagsspiels der 2. Bundesliga. Konträre Forderungen also, die wohl kaum erfüllt werden. Den Vereinen geht es ums Geld. So stellt sich die Frage: Geld oder Fans?

Bis zum Frühjahr 2016 wird heiß diskutiert werden, bevor es an die Ausschreibung geht. Aber bereits jetzt warnt der Sport-Grantler: Die Bundesliga darf sich nicht verkaufen! Geld ist nicht alles, schon heute kassiert die Bundesliga weniger als die Ligen in England, Spanien, Italien und sogar Frankreich. Zum Teil hat die Liga schlecht verhandelt, zum Teil hat sie in Sachen Auslandsvermarktung auch geschlafen. Aber eines darf die Bundesliga nicht verlieren: Die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, die Gunst der Fans und damit nämlich die Stimmung in den Stadien. Ein Verschwinden im Pay-TV könnte selbst für den Fußball tödlich sein!

Bei dieser Diskussion muss man vor allem beachten, dass der Fernsehmarkt in Deutschland mit dem Rest in Europa vielfach nicht zu vergleichen ist. Nirgendwo hat das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen so eine Bedeutung wie in Deutschland. In England zum Beispiel hat das Pay-TV die Oberhand gewonnen, während Sky in Deutschland es erst jetzt nach vielen Jahren Anlauf geschafft hat, überhaupt rentabel zu wirtschaften. Ein Trumpf dabei ist die Fußball-Bundesliga! Der jetzige Stand ist fast ideal: Wer Spiele live sehen will, muss bezahlen. Die ARD-Sportschau bietet zeitnah eine Zusammenfassung, später sind andere Sender wie das ZDF mit dem Sportstudio dran. Dadurch wurde die Fußball-Bundesliga populär, dadurch wurde der Fußball populär.

Sollten die Vereinsbosse dem Geld hinterherlaufen, dann könnten sich die Fußballfans noch einen Verbündeten suchen: Die Politiker, die sich ja sowieso gern volkstümlich geben. In Sachen Fußball hat die Regierung ja schon entschieden, dass die wichtigen Spiele der Fußball-Nationalmannschaft im freien Fernsehen gezeigt werden müssen. Sie könnten ja auch die Fußball-Bundesliga zum freien Kulturgut erklären, nach dem Motto Fans vor Geld. So abwegig ist das gar nicht, nachdem es schon Theater um die Handball-Weltmeisterschaft gab, als die Spiele nur bei Sky zu sehen waren.

Im Übrigen darf man den Bossen der Bundesliga auch zurufen, „nur ruhig Blut“, so heißt wird nicht gegessen wie gekocht wird. Schon heute können die Stars in England mehr verdienen und dennoch hat die Bundesliga an Attraktivität gewonnen. Die Diskrepanz ist freilich deutlich: 2017 könnte Chelsea London 210 Millionen im Jahr durch das Fernsehen einnehmen, Bayern München gerade mal 59 Millionen! Und dennoch, was zum Beispiel die Nationalmannschaft angeht, da geriet England sogar ins Hintertreffen, weil die internationalen Stars dem Nachwuchs vielfach im Wege stehen. Die Bosse müssen also aufpassen, dass sie vor lauter Geldgier nicht die gute Zukunft des deutschen Fußballs verspielen. Geld ist nicht alles.

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