Hamburg oder Berlin? Hauptsache Deutschland!

von knospepeter

Es wäre verfehlt, davon zu reden, dass in Deutschland das Olympia-Fieber ausgebrochen ist. Aber das Thema Olympische Spiele ist präsent und im März vor allem aktuell. Trotz aller Rückschläge in der Vergangenheit will Deutschland nicht die Finger von Olympia lassen. Die Bewerbung für die Sommerspiele 2024 steht an und mit Hamburg und Berlin gibt es zwei attraktive Interessenten. Im März soll sich entscheiden, welche Stadt vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) den Zuschlag erhält. Hamburg oder Berlin? Hauptsache Deutschland!

Dieses „Hauptsache Deutschland“ war nicht immer so. Zuletzt hatten sich die deutschen Bewerber nur blamiert und nachdem München beim Versuch, die Winterspiele nach Bayern zu holen, 2018 gegen Pyeongchang (Südkorea) unterlag und sich die Mehrheit der Bevölkerung gegen eine Bewerbung für 2022 entschied, da schien Olympia in Deutschland so attraktiv wie die Hölle. Doch für Hamburg und Berlin gibt es sogar in der Bevölkerung durchaus Zustimmung. Scheinbar sind Sommerspiele einfacher zu verkaufen als Winterspiele, die meist mit einem Eingriff in die Natur einhergehen. Sommerspiele sind nur eines: teuer. Sie bringen dennoch Gewinn und verschaffen einer Stadt Reputation.

Hamburg oder Berlin? Die Hansestadt glänzt mit einem schlüssigen Konzept der kurzen Wege, das Zentrum Olympias soll auf einem Industriegelände im Hafen entstehen. Das Tor zur Welt als Tor zu Olympia, das hat schon was. Berlin hat als Hauptstadt einen Bonus, doch machen der Metropole negative Schlagzeilen zu schaffen. So verlor Berlin beim Bemühen um die Sommerspiele 2000 im zweiten Wahlgang, Sydney (Australien) erhielt den Zuschlag. Wie ein Klotz am Bein hängt die Pleite um den Flughafen Berlin an der Bewerbung. Wer nicht einmal einen Flughafen fertigbringt, kann der dann Olympische Spiele organisieren? Aus dieser Sicht scheint Hamburg die bessere Wahl zu sein. Was die Kosten angeht, kalkulieren beide Städte mit rund zwei Milliarden Euro. Wunschdenken, um sich herauszuputzen, natürlich wird alles teurer.

Das neunköpfige DOSB-Präsidium wird am 16. März eine Empfehlung aussprechen, die DOSB-Mitgliederversammlung am 21. März entscheiden. Im Herbst soll dann in der Sieger-Stadt auch die Bevölkerung zu Olympia befragt werden. Die Macht gehört also dem Volk.

Die Bewerbung für 2024 ist eigentlich eine Bewerbung für 2028. Wer das IOC kennt, weiß, das weder Hamburg oder Berlin, noch eine andere europäische Stadt für 2024 große Chancen hat. Rom will die Spiele, Paris, Budapest und Istanbul gelten als mögliche Interessenten. Aber schon heute sprechen alle davon, dass die USA den Zuschlag erhalten wird. Boston geht ins Rennen, setzte sich gegen San Francisco, Los Angeles und Washington durch. Also durchaus keine Stadt von Welt, da können Hamburg und Berlin locker mithalten, doch die USA sind einfach dran. Zuletzt gab es 1996 die Sommerspiele in Atlanta, danach kamen Europa, Asien, Australien und 2016 erstmals Südamerika mit Rio de Janeiro zum Zug (2020 in Tokio). Was für Boston spricht: Das IOC hat mit dem US-Fernsehsender NBC einen dicken Vertrag über die TV-Rechte bis 2032 abgeschlossen. Da heißt es wohl: Olympische Sommerspiele in den USA inklusive.

Trotzdem muss sich Deutschland für 2024 bewerben, weil die IOC-Mitglieder auch eine Art Ochsentour lieben. Wer sich ständig bewirbt und damit sein besonderes Interesse zeigt, wird irgendwann belohnt. So war Pyeongchang dreimal erfolglos und dann gegen das sicherlich attraktivere München Sieger. So heißt es also: Für 2024 bewerben, für 2028 die Spiele an Land holen. Dann sind nämlich auch wieder 16 Jahre ins Land gegangen, dass Olympia in Europa gastierte (2012 in London). Europa ist dann also dran, da stellt sich nur die Frage, ob Rom, Paris, Budapest, vielleicht Madrid oder… Also: Hamburg oder Berlin? Hauptsache Deutschland!

Übrigens: Die Sommerspiele sind für das IOC offensichtlich ein Selbstläufer, die Winterspiele könnten zum Problem werden. Während sich attraktive Austragungsorte um den Sommer reißen, bremsen Naturschützer Bewerber in Europa aus. Nachdem München für 2022 gepasst hat, blieben dem IOC nur die Kandidaten Peking und Almaty (früher Alma-Ata, Kasachstan) als Bewerber. Norwegens Hauptstadt Olso hätte mit Sicherheit gewonnen, doch die Stimmung in der Stadt führte zu einem Rückzug. Schade. Gibt es Winterspiele künftig nur noch in Ländern, in denen die Demokratie keine große Rolle spielt?

Werbung