Macht Corona den Sport kaputt?
von knospepeter
Es ist derzeit keine leichte Zeit, für alle nicht. Die Infektionswelle der Corona-Pandemie überrollt Europa, nein, die ganze Welt, Covid-19 greift um sich, die nächsten Lockdowns sind in Kraft oder drohen. Die Menschen diskutieren über ihre täglichen Probleme, der Sport spielt dabei sicherlich keine Hauptrolle. Aber die eigentlich schönste Nebensache der Welt ist halt auch ein Leidtragender der Pandemie und in Zukunft könnte die beste und manchmal gesündeste Ablenkung von den Mühen des Alltags fast gar nicht mehr existieren. Die schöne, heile Welt des Sports, vor allem natürlich des Profisports, ist in höchster Gefahr. Macht Corona den Sport kaputt? Wenn die Pandemie nicht eingedämmt werden kann, wenn die Sportler sich vor allem nicht an die Vorgaben des Hygienekonzepts halten, dann droht der Kollaps.
Bisher schien die Geldgier die größte Gefahr für den Profisport zu sein, weil vor allem Moral und Solidarität zuweilen auf der Strecke blieben. Das Motto „Gewinn um jeden Preis“ war beherrschend, die Fans galten teilweise nur noch als Staffage. Corona hat einerseits die Augen geöffnet, andererseits die normale Sportorganisation gehörig ins Wanken gebracht. Nichts ist mehr normal und eines wurde vor allem deutlich: Der Profisport, der ja vor allem die Zuschauer anlockt, verliert, wenn die Atmosphäre nicht stimmt. Geisterspiele helfen die Verluste in Grenzen zu halten und momentan zu überleben, aber die Fernsehübertragungen allein schaffen keine Begeisterung für den Sport. Immer mehr früher Interessierte wenden sich ab, weil das Erlebnis fehlt. Dies ist zum Beispiel die größte Gefahr für den Fußball.
Beim Start der Fußball-Champions-League wurde auch deutlich, dass der eng getaktete Terminplan überaus fragil ist. Positive Corona-Tests wurden bereits festgestellt, noch aber hielten sie sich in Grenzen, doch die ersten Absagen liegen in der Luft. Andere Sportarten mussten da bereits Konsequenzen ziehen und Turniere oder Spiele verlegen. Der schmale Grat kann also im Absturz enden.
Nicht nur die Vereine, auch die Veranstalter von Sport-Events leiden. So ruft vor allem der Wintersport nach dem Staat, damit die Defizite nicht bei den Verbänden und örtlichen Veranstaltern hängen bleiben. Ein Beispiel ist Oberhof, das 2023 die Biathlon-Weltmeisterschaft austragen will und es deshalb auf sich genommen hat, im Januar gleich zwei Veranstaltungen zu organisieren. Wegen Corona hat der Biathlon-Weltverband Rennen zusammengelegt, damit ein Teil der Reisen und damit der Infektionsgefahr wegfällt. So wird Oberhof die Rennen von Ruhpolding übernehmen und Weltcup-Veranstalter vom 7. bis 11. Januar und danach 13. bis 17. Januar sein. Nur, mit Zuschauern ist nicht zu rechnen, höchstens vielleicht 9000 statt 25.000 am Tag, ein Millionen-Defizit droht. Angeblich will das Land Thüringen einspringen. Nur dann hat Oberhof eine Zukunft. Oberhof drohte bei der Vergabe der Weltcup-Rennen ins Abseits zu geraten.
Ähnliche Sorgen hat Oberstdorf, das sich eigentlich auf die Nordische Ski-Weltmeisterschaft 2021 gefreut hat. Doch die Freude ist inzwischen getrübt, weil eine Geisterkulisse droht und dadurch ebenso ein gewaltiges Defizit. Der Hilferuf des Ski-Verbandes: „Wir sind auf staatliche Hilfe angewiesen.“ Getrübt ist auch die Vorfreude auf die Vierschanzen-Tournee der Skispringer, zwischen den Jahren immer das Highlight des Sportes. Jetzt droht auch hier eine eher traurige Veranstaltung.
Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sport-Bundes, hat einen Hilferuf losgelassen, weil er mit der staatlichen Hilfe für die deutschen Sportvereine nicht zufrieden. 200 Millionen Euro schwer ist das Rettungspaket, aber anscheinend kommt das Geld nicht an. Gerade die kleinen Sportvereine sind aber die Basis dafür, dass der Sport auch im Großen leben kann. Es zwickt also an allen Ecken und Ende. Der Wirtschaft drohen Pleiten und Insolvenzen, den Sportvereinen geht es nicht anders, nur dass ihre Probleme in der Öffentlichkeit nicht die ihnen eigentlich gebührende Aufmerksamkeit finden. Es ist ja „nur“ Sport…