Eishockey-Bund wirft den Rettungsring
von knospepeter
Covid-19 beutelt Europa ganz schön, das Corona-Virus stoppt wieder überall das normale Leben. Die Bundesregierung hat für Deutschland einen erneuten Lockdown (wenn auch light) ausgerufen, weil die Infektionszahlen einfach zu hoch sind. Es ist eine wohl richtige und dennoch harte Entscheidung, die Kritik aus allen Richtungen nach sich zieht. Auch der Sport hätte gern mehr Bewegungsfreiheit, mehr Zuschauer und weniger Corona. Wenn das nur so einfach wäre. Aus den vergangenen Monaten wissen wir, dass das Eishockey besonders hart betroffen ist und sogar die Zukunft dieser rasanten Sportart unsicher geworden ist. Doch aufgeben gilt nicht, der Deutsche Eishockey-Bund wirft den Rettungsring, allen Bedenken zum Trotz soll wieder Eishockey gespielt werden, koste es, was es wolle.
Eishockey ist eine teure Sportart und kassiert weniger als andere Mannschaftssportarten von Fernsehen und Sponsoren. Dennoch muss es weitergehen. Deshalb will der Verband auch mit aller Macht den traditionellen Deutschland-Cup vom 5. bis 8. November in Krefeld durchziehen, auch wenn es kaum Gegner gibt. Der Reihe nach haben Norwegen, Russland, die Slowakei und die Schweiz abgesagt. Zu viel Corona, zu wenig Mut oder Interesse. Nur Lettland traut sich und damit es ein Turnier gibt, ist neben der deutschen Nationalmannschaft auch ein deutsches „Perspektivteam Olympia 2022“ (das Kind braucht einen Namen) am Start. Jeder spielt gegen jeden, am Ende gibt es sogar ein Finale und den Beweis: Eishockey lebt.
Das ist das vorrangige Ziel des DEB, das Eishockey wieder in die Öffentlichkeit zu bringen, dafür nimmt man einen Verlust in Kauf. Möglicherweise fassen dann auch die Klubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) eher wieder den Mut, die Saison 2020/21 doch noch zu retten. Die Vereine jammern darüber, dass sie ohne Zuschauer-Einnahmen nicht leben können. Zuschauer wird es zumindest im November keine geben, vielleicht auch im Dezember nicht und wenn doch, dann wohl nur so wenige, dass die Kalkulation der Klubs dennoch ein Minus ausweist. Aber wer Eishockey retten will, muss spielen.
Als „Cup der guten Hoffnung“ wird deshalb ein „Rettungsturnier“ gern genannt, an dem sich vom 11. November bis 12. Dezember acht DEL-Teams beteiligen. Der Streaming-Dienst und DEL-Partner MagentaSport tritt als kleiner Sponsor und damit Retter auf. Es könnte ein Testlauf für die Saison sein, die danach starten soll. Vor allem die bayerischen Vereine stehen diesem Projekt allerdings skeptisch gegenüber und haben abgesagt. Die Ausnahme bilden die Red Bulls aus München, deren Geldgeber halt mehr Brause verkaufen muss. Die Kölner Haie konnten sich auch nicht zur Teilnahme entschließen – zu teuer. Dafür verkaufen sie fiktive Eintrittskarten an ihre Fans und wollen damit rund eine Million Euro sammeln, damit der Verein überhaupt überleben kann. Corona allein wird die glorreichen Haie wohl nicht in die Knie zwingen, eher Misswirtschaft.
Acht Vereine spielen also, in zwei Gruppen, insgesamt 24 Spieltage gibt es. Mit dabei sind in Gruppe A Bremerhaven, Düsseldorf, Krefeld und Wolfsburg, in Gruppe B Berlin, Mannheim, München und Schwenningen. Alle Spiele werden natürlich von MagentaSport übertragen.
Ein Stück weiter als die Topklubs sind die Vereine der DEL 2, sie haben sich auf einen Saison-Start geeinigt und wollen ihre Saison am 6. November beginnen. Zuschauer dürfen auch sie natürlich nicht haben, aber ihr Verlust hält sich angesichts nicht so hoher Besucherzahlen in Grenzen. Wie auch in der DEL haben natürlich in der zweiten Liga die Spieler Opfer bringen müssen und verzichten auf einen Teil ihres Gehaltes. Da heißt es halt, mitgehangen, mitgefangen. Auch in der DEL 2 hat MagentaSport die Kameras im Spiel und will einige Begegnungen übertragen. Ein besonderer Partner ist aber der Streamingdienst Sprade.tv, der die Spiele übertragen wird, die Fans können für eine Gebühr von 9,90 Euro am Bildschirm dabei sein. Sie können also nicht im Stadion sein, dafür zahlen sie quasi Eintritt für das Sofa daheim.
Lustig ist, dass einige Stars aus der DEL den Weg in die zweite Liga finden und sogar noch in die unteren Klassen, nur damit sie endlich auf das Eis kommen. So sind in der DEL 2 sogar Silbermedaillengewinner von Olympia 2018 dabei, sie wollen sich in ihren Jugendvereinen fit halten und unterstützen gleichzeitig ihren Heimatklub. Das gilt zum Beispiel für Patrick Reimer aus Nürnberg beim ESV Kaufbeuren, für den Kölner Moritz Müller bei den Kassel Huskies und Felix Schütz aus Straubing, der beim EV Landhut spielt. „Wir wollen nicht einrosten“, heißt es. Außerdem wird die staatliche Hilfe nicht geschmälert, die meisten Eis-Cracks befinden sich nämlich offiziell in Kurzarbeit. Damit es also Abwechslung im Alltag gibt, heißt es, ein bisschen Spaß muss sein, in dem Fall eben Kurzarbeit auf dem Eis.