Aufstand der Fans verhinderte ein Verbrechen am Fußball
von knospepeter
Was war denn das mit der Super League? Ein Witz, ein Theaterstück? Darf gelacht werden oder war es eher was zum Ärgern? Auf jeden Fall rüttelte die irrwitzige Idee von ein paar Reichen Vereinsbesitzern bzw. -funktionären die Fußball-Welt ganz schön durcheinander. Am Sonntag kam der aktuelle Plan ans Tageslicht, wurde am Montag offiziell bestätigt, am Dienstag gab es die ersten Rückzieher und am Mittwoch folgte die Absage. Eigentlich sollte es Beerdigung heißen, doch die Idee schwelt weiter, wer weiß schon, was hinter den Kulissen noch läuft. Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino spielt ein undurchsichtiges Spiel. Wir haben doch erfahren, dass es auch ihm persönlich in erster Linie ums Geld geht.
Aber vorerst gibt es ein Erlösung: Der Aufstand der Fans vor allem verhinderte ein geplantes Verbrechen am Fußball. Die Gruppe der zwölf Gierigen aus Spanien, Italien und England, der Blender und Lügner wollte mit der Super League nichts anderes erreichen, als die eigenen Schulden zu tilgen. Gladbachs Manager Max Eberl sieht es richtig: „Das ist kein Club der Superreichen, eher ein Club der Superverschuldeten“. Jahrelang häuften sie ein Minus an, aber unbeirrt warfen sie Millionen den Starspielern hinterher. In den Medien kursieren die Schuldenzahlen: Barcelona 1,2 Milliarden, Real Madrid 900 Millionen, Atletico Madrid 520 Millionen, Juventus Turin 460 Millionen. In England sind die Vereine für die Besitzer ein Zuschussgeschäft. Da war der Griff nach Milliarden durch die Super League sogar verständlich. 3,5 Milliarden für die vorgesehenen 20 Vereine als Sonderzahlung, 500 Millionen Startgeld pro Saison. Das Schlaraffenland des Fußballs.
Aber die Pläne gingen mehr in Richtung Schilda als Schlaraffenland. Der Öffentlichkeit verkaufte man Lügen oder falsche Versprechungen, die man gar nicht einhalten konnte. Als die UEFA noch über die neue Champions League diskutierte, beruhigte Juventus-Boss Agnelli „an der Super League ist nichts dran“. Als sie schon beschlossen war, wurde abgewiegelt „wir denken nur darüber nach“. Und dann Lügen zur Beruhigung: „Wir denken nur an die Fans, ein Vorteil für den Fußball, die Basis wird profitieren, ohne Super League geht der Fußball kaputt.“ Absurd. Die Wahrheit sieht anders aus: Eine Super League wäre ein Verbrechen am Fußball. Der gegensätzliche Weg muss eingeschlagen werden: Zurück zur Vernunft, zurück zu den Fans, stoppt die Entgleisungen der Superreichen. Auch die Spieler müssen zu Zugeständnissen bereit sein, die Gehälter gedeckelt werden, die Beraterhonorare wieder in einem vernünftigen Verhältnis zur Arbeit stehen. Nur dann hat der Profi-Fußball eine Zukunft, nur so gewinnt er wieder die Herzen, aus denen er teilweise entwichen ist.
Gewinner dieses ganzen Theaters waren die Fans, die schnell reagierten, auf die Straße gingen und den Vereinsverantwortlichen deutlich machten, dass sie sich von ihren Klubs abwenden würden. Vor allem den Klub-Besitzern in England wurden die Augen geöffnet. Jammern nicht alle jetzt schon über die Geisterspiele und vermissen die Fans? Sie bilden das Herz des Fußballs, sorgen dafür, dass der Kampf um Punkte, um Auf- oder Aufstieg mit Leben gefüllt wird.
Gewinner waren auch die deutschen Vereine Bayern München und Borussia Dortmund, die sich von vornherein distanziert haben. Karl-Heinz Rummenigge mutierte im Hintergrund zum starken Mann und erhielt vom Klub-Verband ECA das Vertrauen und gehört wieder der UEFA-Exekutive an. Daneben spielten auch die Scheichs von Paris St. Germain nicht mit, allerdings vor allem wohl deshalb, um den Frieden vor der WM in Katar zu wahren.
Es bleiben aber auch Fragezeichen. War die Gründung der Super League nur ein Ablenkungsmanöver, um die Reform der Champions League in besserem Licht darzustellen? Der veränderte Modus ab 2024 wurde reibungslos beschlossen und stößt bei den Fans und Vernünftigen auch auf Kritik: Auch hier gibt es schon mehr Geld für die Großklubs, die Verteilung der Millionen lässt die Schere zwischen großen und kleinen Klubs größer werden, 100 Spiele gibt es mehr, so dass der Stress für Spieler (und Zuschauer!) noch größer wird. Pausen im Spielbetrieb sind nicht mehr vorgesehen. Die Proteste werden erst dann stärker aufflammen, wenn der veränderte Modus naht, doch dann ist es zu spät für eine Rückbesinnung.
Zur Unsicherheit trägt auch der FIFA-Präsident bei. Was führt Infantino wirklich im Schilde? Bekannt ist, dass ein Vertrauter Infantinos bei den Vorbereitungsgesprächen zur Super League dabei war! Was war denn das dann für ein Theater, als Infantino gegen die Super League wetterte? Oder will er damit nur den Boden bereiten für seine ebenso wahnwitzige Idee, die Klub-Weltmeisterschaft auf 24 Teilnehmer auszuweiten und wie eine WM oder EM im Sommer über mehrere Wochen zu spielen? Dabei sollen ja auch die Top-Klubs aus Europa die Hauptrolle spielen, denn nur sie bringen das Geld von Sponsoren. Die Teilnahme von mehr Vereinen aus den anderen Erdteilen gilt als Stimmenfang und als Denkmäntelchen dafür, dass es nur um mehr Geld geht. Sportlich macht eine aufgeblähte WM keinen Sinn. Die Super League wäre Infantino dabei wohl ziemlich im Wege gewesen.
Entwarnung gibt es nicht, noch drängen alle im Profi-Fußball danach, noch mehr zu kassieren. Da geht es nicht nur um Spieler und Vereine, sondern vor allem auch um Berater und Funktionäre, die gern die Hand aufhalten. Eine Begrenzung der Gelder ist gar nicht in ihrem Sinne. Die Fan-Bündnisse warnen bereits: „“Wir müssen wachsam bleiben.“ Wohl wahr.