Vielleicht die beste zweite Liga der Welt!

von knospepeter

Abstieg sorgt für Aufstieg. Was paradox klingt, ist Tatsache. Durch den Abstieg der Traditionsvereine Schalke 04 und Werder Bremen schaffte die 2. Fußball-Bundesliga endgültig den Aufstieg zur attraktivsten zweiten Liga aller Zeiten. Vielleicht ist sie sogar die beste zweite Liga der Welt! Es tummeln sich ja bereits viele Klubs mit großem Namen erzwungenermaßen im Unterhaus, wie der Hamburger SV, 1. FC Nürnberg, Hannover 96, Fortuna Düsseldorf und Karlsruher SC. Aufgepasst: Diese sieben Vereine sind unter den ersten 20 der ewigen Tabelle der Bundesliga zu finden! Das sagt alles. Wird die 2. Bundesliga bald die wahre erste Liga der Traditionsklubs?

Die Funktionäre der zweiten Liga sind sich der neuen Attraktivität bewusst, sie ärgern das Oberhaus, wenn sie darauf hinweisen, dass es bei ihnen viel spannender zugeht. „Da steht der Meister nicht von vornherein fest, bei uns sind normalerweise alle Vereine in den Kampf um Aufstieg oder Abstieg involviert.“ Anders herum schrillen in der Bundesliga die Alarmglocken. „Wir verlieren an Attraktivität“ hört man nicht nur einmal. Aufgezählt wird, dass man mit Namen wie Fürth, Bochum oder Bielefeld international nicht werben kann. Außerdem bringen diese Vereine weniger Fans mit und sind bei ihrem Gastspiel kein großer Anreiz für das eigene Publikum. Geklagt wird darüber, dass eben viele interessante Vereine fehlen, dafür Nobodys wie Hoffenheim, Mainz und Augsburg sich lange in der Bundesliga halten. Da hätten einige gerne eine „geschlossene Liga“, ähnlich wie es die unselige Super League international hätte sein sollen. Im Hintergrund spielt eben das Geld eine Rolle, doch zum Glück zählt noch der Sport.

Es wird natürlich auch die härteste zweite Liga aller Zeiten, denn die aktuellen Absteiger Schalke und Bremen wollen alles tun, um dem Schicksal ihrer Vorgänger zu entgehen. Der HSV oder der Club aus Nürnberg versuchen sich seit Jahren vergeblich an der Rückkehr. Noch enttäuschender ist es, wenn am Ende Außenseiter an ihnen vorbei ziehen. Das könnten in diesem Jahr zum Beispiel Heidenheim, Karlsruhe oder Kiel sein. Vielleicht schauen die Favoriten auch in diesem Jahr dumm aus der Wäsche. Jeder will nach oben, denn Tatsache ist, dass es im Unterhaus wesentlich weniger zu verdienen gibt. Wer finanzielle Probleme hat, wie zum Beispiel Schalke, kann sich in der zweiten Liga nicht sanieren, da fehlen Millionen gegenüber dem Oberhaus.

Für mehr Attraktivität in der 2. Bundesliga sorgen auch die Aufsteiger aus der 3. Liga, nämlich Dynamo Dresden und Hansa Rostock. Der Fußball im Osten gewinnt wieder an Bedeutung, das Ost-Derby wird eine Stufe angehoben. Ein attraktives Städte-Derby wie St. Pauli gegen den HSV sucht man im Oberhaus auch vergeblich. Dem ging bekanntlich das spektakuläre Ruhrpott-Derby Dortmund – Schalke verloren. Da wünschen sich jetzt sogar die Dortmunder den Wiederaufstieg von Schalke. Besser könnte die 2. Bundesliga am Freitag, 23. Juli, auch nicht starten, als mit dem Duell der Ex-Bundesligisten Schalke 04 gegen Hamburger SV. SAT1 überträgt im Free-TV live, beste Reklame also. Vielleicht ist dies ein Zeichen für eine überaus interessante Saison…

Am Freitag, 23. Juli, startet auch die 3. Liga, beide Ligen treten mit diesem Frühstart aus dem Schatten der Bundesliga. Die Vereine der 3. Liga kennen nur ein Ziel: Aufstieg in die 2. Liga. Nicht nur, weil die jetzt so attraktiv geworden ist, sondern finanziell attraktiv war sie für die Drittligisten schon immer, in der 3. Liga bleiben quasi nur Brotkrümel übrig. Die 3. Liga ist auch Spielwiese für die zweiten Mannschaften der Profi-Klubs. Bayern München hatte da zuletzt ein Alleinstellungsmerkmal, stieg aber ab. Ein Fehler im Management! Dafür sind Dortmund II und Freiburg II aufgestiegen. Die Konkurrenz sieht diese zweiten Mannschaften aber nicht mit Wohlwollen, sie bringen keine Zuschauer mit und sind für das eigene Publikum nicht attraktiv. Ähnliche Klagen also wie in der Bundesliga!

Apropos Bundesliga. Julian Nagelsmann musste sich nach seinem ersten Spiel mit den Bayern einiges anhören. Über die 2:3-Niederlage in Villingen gegen den 1. FC Köln wurde mit „Pleite für Nagelsmann“ oder „Blamage“ geurteilt. Doch ein Blick auf die Besetzung sagt alles, die EM-Teilnehmer sind schließlich alle noch nicht im Training, dazu klagen die Bayern über Verletzungspech. Der neue Trainer muss mit einer Vorbereitung fertig werden, die den Namen nicht verdient, dies ist kein guter Start für ihn und den Verein. Da müssen vielleicht doch Neuzugänge noch helfen (lesen Sie auch die nächste Kolumne „Die neuen Bayern – ein Ritt auf der Rasierklinge“).

Andere Sorgen hat der FC Augsburg, da ist wieder einmal ein Spieler unzufrieden, will – trotz Vertrag – weg und verweigert das Training. Kevin Danso ist seltsamerweise bereits der dritte Österreicher nach Martin Hinteregger und Michael Gregoritsch, der den Augsburgern Probleme bereitet. Erpressungsversuche breiten sich im Profi-Fußball aus. Danso war zuletzt nach Southampton und Düsseldorf ausgeliehen, jetzt würde er beim FCA benötigt, allerdings legte der FC Lens ein Angebot vor. Danso will weg, dem FCA reicht das Angebot nicht aus. Logisch, dass Manager Stefan Reuter klagt, „wir sind unglaublich enttäuscht über Dansos Verhalten“. Der lehnt ein Trainingsangebot ab. Stellt sich die Frage, wie der Erpressungsversuch zu lösen ist ohne die Stimmung im Team zu gefährden. Auch hier also eine holprige Vorbereitung.

Ärger anderer Art hatten Deutschlands Olympia-Fußballer in Japan. Sie brachen einen Test gegen Honduras (1:1) fünf Minuten vor dem Ende ab, weil Hertha-Profi Jordan Torunarigha über rassistische Beleidigungen klagte. „Für uns war es keine Option, weiterzuspielen“, betonte Bundestrainer Stefan Kuntz. Honduras entschuldigte sich, doch die Gesellschaft und vor allem der Fußball kann dieses Krebsgeschwür Rassismus leider nicht in die Schranken weisen. Kein guter Start für die Olympischen Sommerspiele, die auch mit Corona-Fällen zu kämpfen haben. Mehr zu Olympia im Laufe dieser Woche.

Die deutsche Olympia-Auswahl startet am Donnerstag, 13.30 Uhr MESZ, gegen Brasilien ins olympische Turnier. Dies ist die Neuauflage des Endspiels von 2016, damals holte Brasilien Gold. Jetzt geht es darum, die Weichen für den Gruppensieg zu stellen. Weitere Gegner sind Saudi-Arabien und die Elfenbeinküste.

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