Verliert die Bundesliga international den Anschluss?

von knospepeter

Die Fußball-Bundesliga ist gerade erst in ihre neue Saison gestartet, da türmen sich über ihr bereits dunkle Wolken auf. Wir stehen vor einer vielleicht entscheidenden Woche im europäischen Fußball und am Ende könnte das Ergebnis sein, dass der Bundesliga Gefahr läuft, den Anschluss im internationalen Wettbewerb zu verlieren! Es geht dabei natürlich um das Geld.

Die Schlagzeilen waren in den letzten Wochen ja schlimm genug, einmal sorgte der Schuldenberg beim FC Barcelona für Kopfschütteln, zum anderen aber auch die Einkaufswut beim Katar-Klub Paris St. Germain mit der Verpflichtung von Lionel Messi als Höhepunkt. Am Donnerstag wird die neue Runde der Champions League (CL) ausgelost und da wird sich zeigen, welche Klubs zuerst die Ehre haben, dem Star-Ensemble auf den Zahn zu fühlen. Am Rande der Auslosungen der CL sowie der Europa League und Europa Conference League geht es aber bei der UEFA vor allem um die Zukunft der Königsklasse. Angeblich will Europas Dachverband bei der CL-Reform ab 2024 das angedachte Privileg von zwei Startplätzen für in der Vergangenheit erfolgreiche Klubs wieder streichen, dafür aber soll ein neues Finanzkontrollsystem geschaffen werden, weil sich das bisherige Financial Fair Play (FFP) nicht als besonders wirksam erwiesen hat. Allerdings auch deshalb, weil die UEFA nicht hart genug durchgegriffen hat. Sonst hätten nich Klubs in Italien und Spanien so viele Schulden angehäuft.

Dafür soll es künftig eine Luxussteuer für den geben, der gegen die Bestimmungen verstößt und den finanziellen Rahmen nicht einhält. Allerdings soll die Grenze wegfallen für Gelder von Investoren, „die neuen Ideen sehen unlimitierte Gesamtkosten vor, solange sie durch Investorengelder gedeckt sind“, schreibt der kicker. Das bedeutet nichts anderes, als eine Liberalisierung der Investorengelder, deshalb schlägt die DFL Alarm, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga würde dies massiv schwächen, heißt es. Klar, da die vernünftige 50+1-Regel, dort keine Grenze für die Millionen von Scheichs oder russischen Oligarchen. Das sind dunkle Wolken der Unvernunft, die der Bundesliga zu schaffen machen würden.

Aktuell geht es bei der Auslosung der Champions League erst einmal darum, die Weichen für die neue Saison zu stellen, die am 14. September beginnt. Die vier Bundesligisten sind auf die vier Töpfe verteilt, wobei sich im zweiten Topf sogar die prominenteren Namen befinden. Topf 1 gehört den Meistern der stärksten Ligen zusammen mit Titelverteidiger Chelsea London und dem FC Villarreal als Sieger der Europa League. Neben Bayern München sind dies Manchester City, Atletico Madrid, Inter Mailand, OSC Lille und Benfica Lissabon. In Topf 2 befinden sich aber neben Borussia Dortmund noch Real Madrid, FC Barcelona, Paris St. Germain, Juventus Turin, Manchester United, FC Liverpool und der FC Sevilla. In Topf 3 ist RB Leipzig eingruppiert, in Topf 4 der VfL Wolfsburg. Da warten also dicke Brocken. Ausgelost werden auch die Europa League (mit Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen) sowie die Europa Conference League, für die sich Union Berlin noch qualifizieren muss, aber nach dem 4:0-Sieg bei Kuopion (Finnland) dürfte das nur Formsache sein.

Im Rahmen der Auslosung werden auch die Besten Europas geehrt. Bis auf eine Ausnahme sucht man deutsche Namen vergeblich. Die Ausnahme ist Thomas Tuchel, der mit Chelsea die CL gewann und neben Pep Guardiola (ManCity) und Italiens Nationalcoach Robert Mancini zum Kreis der besten Drei für den „Trainer des Jahres“ gehört. Bei den Fußballern sind dies Kevin de Bruyne (ManCity) sowie Jorginho und Kante (beide Chelsea). Titelverteidiger Robert Lewandowski kam in der Vorauswahl nur auf Platz fünf (hinter Messi), Erling Haaland wurde Zehnter. Bei den Fußballerinnen gibt CL-Sieger FC Barcelona allein den Ton an, Jennifer Hermoso, Alexia Pustellas und Lieke Martens machen die Siegerin unter sich aus.

Um den internationalen Fußball geht es national ebenfalls am Donnerstag, die Aufmerksamkeit wird vielleicht sogar noch größer sein. Der neue Bundestrainer Hansi Flick gibt nämlich sein erstes Aufgebot für seine drei ersten Länderspiele Anfang September bekannt. Er war natürlich schon im Vorfeld im Gespräch und hat betont, dass für ihn allein die aktuelle Leistung zählt. Dennoch wird es sicherlich Überraschungen geben. Er kann auswählen, außer Toni Kroos hat kein Stammspieler einen Rücktritt vollzogen. Ilkay Gündogan hat zum Beispiel ganz im Gegenteil betont, dass er mit der Nationalmannschaft noch viel vorhabe.

Bleiben wir beim nationalen Fußball. Dort ist es interessant genug, in der Bundesliga geht es zum Saison-Start drunter und drüber, weil vor allem einige Spitzenklubs noch nicht in Form sind bzw. nicht konstant genug. Dortmund als strahlender Auftaktsieger musste zwei Nackenschläge hinnehmen mit den Niederlagen im Supercup gegen die Bayern und überraschend mit 1:2 in Freiburg. „Ich habe diese Schwierigkeiten nach der mangelhaften Vorbereitung erwartet“, schwächt Sportchef Michael Zorc ab, aber eigentlich gilt das für alle Spitzenvereine.

Die Bayern haben sich im Supercup zusammengerissen, schließlich ging es um einen Titel, der erste für Trainer Julian Nagelsmann und sein erster mit den Bayern. Dem folgte sein erster Sieg in der Bundesliga gegen Köln, aber das 3:2 glich einer Achterbahnfahrt. Matchwinner waren Doppeltorschütze Serge Gnabry und Jarmal Musiala, der zur Halbzeit für den enttäuschenden Sane aufs Feld kam und Torjäger Robert Lewandowski zu einer persönlichen Rekordmarke verhalf, er traf jetzt zwölfmal in Folge für die Bayern, das schaffte er 2012/13 auch für Borussia Dortmund. Den Bundesliga-Rekord hält aber Gerd Müller mit 16 Toren in der Saison 1969/70. An den verstorbenen Torjäger wurde vor dem Spiel erinnert, er stellte ja viele Rekorde auf und Uli Hoeneß betonte, Gerd Müller hätte maßgeblich zur Erfindung des Bayern-Mottos „mia san mia“ beigetragen. Die Bayern stellten dennoch einen neuen Rekord auf, sie erzielten im 74. Pflichtspiel in Folge einen Treffer. Bester Verein bisher von den Spitzenligen in Europa war Real Madrid mit 73 Spielen. Das letzte Spiel, in dem die Bayern nicht trafen, war am 9. Februar 2020 beim 0:0 gegen RB Leipzig, dort war damals Julian Nagelsmann Trainer. Jetzt darf er einen Rekord feiern, will aber vor allem Titel hamstern.

Ein Blick auf die Tabelle überrascht, macht aber das Drunter und Drüber deutlich. Sputzenreiter ist der VfL Wolfsburg als einziger Klub mit zwei Siegen, aber das 1:0 gegen Bochum und 2:1 bei Hertha riss keinen von den Sitzen. So spielt kein Meister. Die Nagelprobe folgt am Sonntag gegen den RB Leipzig. Schlusslicht ist aber die Hertha, die wiederum als einziger Verein ganz ohne Punkte blieb. Das hat sich Trainer Pal Dardai ganz anders vorgestellt. Leichter wird es nicht, am Samstag geht es zu den Bayern nach München. Die werden unter der Woche wohl kaum viel Kraft lassen, wenn sie am Mittwoch zum Pokal-Nachholspiel beim Fünftligisten Bremer SV antreten müssen. Der Gegner wird jedoch auf jeden Fall feiern!

Gefeiert wurde auch auf den Rängen, allerdings war nur die Hälfte der Stadien trotz reduzierter Zulassungszahlen ausverkauft. Die Begeisterung für den Fußball ist noch nicht zurück, andererseits meiden wohl viele aus Angst vor Corona die Stadien, zudem ist für viele (vor allem die Ultras) die geliebte Stadion-Atmosphäre noch nicht gegeben, sie warten ab. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Entwickeln müssen sich auch noch einige Teams, da werden wir in den nächsten Tagen bis zum Ende der Transferfrist am 31. August noch einige Überraschungen erleben. Auch der FC Bayern denkt wieder über Verstärkungen nach, doch eine wichtige Unterschrift hat er bereits: Joshua Kimmich hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2025 verlängert (bisher 2023), er gilt als der Kapitän der Zukunft und könnte einem Kollegen als Vorbild dienen, auch Leon Goretzka steht angeblich kurz vor einer Vertragsverlängerung. Bayern will also Gegenwart und Zukunft meistern.

Werbung