Beste Werbung für die Bundesliga mit einem Spieltag, der es in sich hatte

von knospepeter

Nörgler können nach dem 3:2-Erfolg der Bayern bei Verfolger Dortmund wieder mosern, „jetzt ist die Spannung doch wieder hin“. Es war aber ein tolles Spiel, das weltweit übertragen wurde und beste Werbung für die Fußball-Bundesliga darstellte. Überhaupt war der 14. Spieltag eine Art PR-Aktion für die Bundesliga, um zu zeigen, was im Fußball alles möglich ist.

Der einzige Schatten, der auf das Schlagerspiel fiel, waren die Entscheidungen von Schiedsrichter Felix Zwayer. Sie waren zwar nicht grundsätzlich falsch, aber über sie wurde nach dem Match diskutiert und nicht über die Rasanz auf dem Rasen. Einzig Borussia-Abwehrchef Mats Hummels dürfte darüber froh sein, er hatte einen gebrauchten Tag, war an allen drei Gegentoren beteiligt und zeigte dem auf der Tribüne sitzenden Bundestrainer Hansi Flick deutlich „meine Zeit ist vorbei, rechne nicht mehr mit mir.“

Mit Felix Zwayer wird man aber noch rechnen müssen, es ist aber nie gut, wenn der Schiedsrichter ein Spiel entscheidet, auch wenn er nicht grundsätzlich falsch liegt. Das geahndete Handspiel von Hummels entdeckte erst der Videoschiedsrichter, Zwayer folgte ihm, obwohl er vorher unsicher war, ob es Hand war. Hummels streckte den Arm aus, befand sich aber im Zweikampf und wurde behindert. Wirklich Absicht, wirklich zu ahnden? Hier sollte der Unparteiische zurückhaltend sein, im Zweifel nicht das Spiel mit Elfmeter entscheiden. Seine großzügige Spielleitung bewies er ja auch beim Zweikampf zwischen Hernandez und Reus, als er zurecht keinen Elfmeter gab. Überhaupt wurde diese strittige Szene, über die sich die Dortmunder fast noch mehr aufregten, nachträglich vom DFB entschärft: Haaland befand sich vorher im Abseits, ein Elfmeter wäre zurückgenommen worden.

Interessante Statistiken am Rande: Robert Lewandowski stellte schon wieder einen neuen Rekord auf: 118 Auswärtstore in der Bundesliga (bisher 117 Klaus Fischer, Gerd Müller kam auf 115). Kingsley Coman ist der einzige Spieler der Bundesliga der achtmal gegen Dortmund spielte und immer gewann. Erling Haaland erzielte in allen vier Spielen gegen die Bayern ein Tor, gewann aber im Gegensatz zu Coman nie!

Die Anspannung des Spitzenkampfes entlud sich nicht nur auf dem Feld oder am Rande (Rot für Borussen-Trainer Rose), sondern vor allem danach in der Enttäuschung des Verlierers, der so gerne Tabellenführer geworden wäre. Aber ausgerechnet der erst 18jährige Engländer Bellingham fiel aus dem Rahmen, als er in norwegischen Medien in Zwayers Vergangenheit wühlte (Erstaunlich, das er vom Bestechungsskandal überhaupt weiß. Wahrscheinlich selbst nicht, sondern der angestellte Schreiber!) und kritisierte, „man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal ein Spiel verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was soll man da erwarten?“ Erwarten darf Jude Bellingham nun eine Strafe vom DFB.

Jetzt haben die Bayern also wieder vier Punkte Vorsprung vor Dortmund und sollten sich die Weihnachtsmeisterschaft nicht entgehen lassen, die restlichen Gegner sind Mainz, Stuttgart und Wolfsburg. Dortmund hat ein Revierderby mit Bochum, spielt gegen Schlusslicht Fürth und bei der Hertha. Von der Konkurrenz freute sich vor allem Leverkusen, dass mit einem 7:1 gegen Fürth auf drei Punkte an Dortmund heranrückte. In diesem Spiel stahl der Tscheche Patrik Schick mit vier Toren in 27 MInuten vom 4:1 zum 7:1 den großen Torjägern Lewandowski und Haaland die Show. Bemitleidenswert der Aufsteiger, der Gefahr läuft, den Minusrekord von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/66 zu brechen. Tasmania stieg damals als schlechteste Mannschaft aller Zeiten mit acht Punkten und gerade mal zwei Siegen ab. Fürth wartet noch auf den ersten Sieg und hat nur ein Pünktchen auf seinem Konto. 13 Niederlagen in den ersten 14 Spielen erlitt noch niemand. Die Bundesliga ist einfach eine Nummer zu groß.

Der 14. Spieltag war aber überhaupt ein Spieltag, der es in sich hatte. Es begann schon am Freitag, als RB Leipzig bei Union Berlin 1:2 unterlag und eine eher desolate Leistung bot. Am Sonntag die Konsequenz, Trainer Jesse Marsch wurde nach drei Niederlagen in Folge entlassen. Der Amerikaner kam im Sommer von RB Leipzig als Hoffnungsträger und Nachfolger von Julian Nagelsmann, Vorstandschef Oliver Mintzlaff ätzte in Richtung scheidenden Coach, „wir haben nicht um ihn gekämpft, wir haben jetzt unseren absoluten Wunschtrainer“. Damit wollte er wohl ablenken, dass er Nagelsmann nicht halten konnte. Co-Trainer Achim Beierlorzer soll bis Weihnachten übernehmen, als Wunschtrainer gilt Roger Schmidt (früher Leverkusen, RB Salzburg), der aber noch beim PSV Eindhoven bis Sommer unter Vertrag steht. Verfügbar wäre dagegen Domenico Tedesco (früher Schalke). Wie auch immer, ein Platz im Mittelfeld gefällt dem Brause-Klub gar nicht, der zudem in der Champions League ausgeschieden ist und um die Europa League bangen muss.

Zu einem Spieltag, der es in sich hatte, zählt vor allem Freiburgs 6:0 in Mönchengladbach. Die Hausherren waren quasi nicht vorhanden, nach 25 Minuten stand es 0:5. Trainer Adi Hütter konsterniert: „Das ist nicht erklärbar.“ Gerüchte um eine Entlassung konterte Manager Max Eberl auf seine Art: „Vollkommener Blödsinn.“ Auffallend, dass die Höhenflüge von Wolfsburg (0:3 in Mainz) und Frankfurt (2:3 bei Hoffenheim) abrupt gestoppt wurden. Seltsam auch sie Serie des FC Augsburg, der zu Hause noch nie gegen einen Neuling gewann, jetzt auch gegen Bochum nicht, beim 2:3 war die erste Halbzeit (0:3) desolat. Freilich, es musste wieder eine Not-Innenverteidigung her, die Stammspieler sind verletzt. Dabei sollte Bochum in den Abstiegskampf gezogen werden, stattdessen schwirrte der Neuling ins Mittelfeld ab, steht noch vor Leipzig, Frankfurt und Gladbach!

Die 2. Bundesliga ist schon ein Stück weiter, sie beendet am kommenden Wochenende bereits die Vorrunde. Der FC St. Pauli steht als Halbzeitmeister fest, mit sechs Punkten Vorsprung auf Darmstadt. Dahinter rangieren Regensburg und Paderborn. Und die Prominenz? Nürnberg 5., der HSV 7., Schalke 8. und Bremen 9. Fünf Punkte Rückstand haben die Hanseaten auf den Relegationsplatz. Bei St. Pauli wird es zwiespältige Gefühle geben, 27 von 39 Halbzeitmeister stiegen auf, in den letzten fünf Jahren allerdings nur Bielefeld. Braunschweig, Kiel und gleich zweimal der HSV scheiterten dagegen, der HSV wurde jeweils Vierter! Das will der „kleine“ Lokalrivale nicht wiederholen.

Gruppen-Finale in der Champions League

Der Dezember ist der Stress-Monat der Bundesligisten, zunächst steht das Gruppen-Finale auf Europas Bühne an. In der Champions League ist es noch wichtig für Wolfsburg und Leipzig. Eine Rarität sicherlich die Konstellation für die Wölfe: Sie können am Mittwoch gegen Lille noch Erster werden oder sogar Letzter! Eine Niederlage besiegelt das Ausscheiden, ein Sieg sichert das Achtelfinale, den Rest entscheiden auch Salzburg und FC Sevilla im zweiten Duell. Leipzig hofft aufs Weitermachen in der Europa League, Manchester City steht vor Paris als Gruppensieger fest. Beide Klubs sind im Achtelfinale, schenken sie die Punkte her, könnte einer der punktgleichen Brügge oder Leipzig profitieren. RB erwartet am Dienstag ManCity, Brügge gastiert in Paris. Wie ernst nehmen also die großen Klubs das Finale?

Für Borussia Dortmund geht es im letzten Spiel gegen Besiktas Istanbul nur um einen guten Abgang, Rang drei ist zementiert. Bayern München steht als Gruppensieger fest und spielt gegen den FC Barcelona nur um seine gute Statistik. 27 Gruppenspiele sind die Bayern jetzt ungeschlagen, nur Real Madrid hat mit 30 mehr. Die letzten drei Spiele gewannen die Münchner gegen Barca, in Erinnerung vor allem das 8:2 im August 2020 auf dem Weg zum Triple. Im Hinspiel gewann Bayern 3:0. Barcelona kämpft dagegen ums Weiterkommen, hat nur zwei Punkte Vorsprung auf Benfica Lissabon und muss gewinnen, wenn Benfica seinerseits gegen Dynamo Kiew gewinnt. Das wird Barca mit dem neuen Trainer Xavi nicht leicht fallen, denn gegen keinen anderen Klub verlor Barca so oft wie gegen die Bayern (sieben Niederlagen). Tragisch, es wäre das erste Ausscheiden nach der Gruppenphase seit 21 Jahren! Die Auslosung für das Achtelfinale folgt am 13. Dezember.

Auch die Frauen freuen sich auf die Champions League. Meister Bayern München kann am Donnerstag in Schweden beim BK Häcken die Weichen für das Viertelfinale stellen, Wolfsburg in Genf und Hoffenheim in Köge kämpfen am Mittwoch um eine gute Ausgangsposition für den letzten Spieltag eine Woche später.

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