Trotz Lewandowski – Bundesliga verliert an Reputation
von knospepeter
Jetzt ist die Welt des Robert Lewandowski wieder in Ordnung und die der Fußball-Bundesliga sieht ein bisschen rosiger aus. Schließlich wirft die erneute Ehrung des Polen als Weltfußballer des Jahres auch Licht auf die Top-Liga in Deutschland, die ansonsten darum kämpfen muss, ihren guten Ruf als eine Spitzenliga in Europa nicht zu verlieren. In der Bundesliga ertönen schon lange die Alarmglocken, weil die prominenten Vereine mit Ausnahme von Bayern München schwächeln. Nichts gegen die aufstrebenden TSG Hoffenheim und SC Freiburg, doch international haben sie keinen Namen. Wo sind zum Beispiel Mönchengladbach, Schalke 04 oder der Hamburger SV? Im Tabellenkeller oder in der zweiten Liga. Mit ihnen aber könnte man besser werben.
Natürlich leidet die Bundesliga auch unter der Langeweile an der Tabellenspitze, weil jeder vor der Saison abwinkt und weiß, „die Bayern werden sowieso wieder Meister“. Irgendwann wird es mal nicht so sein, aber wann? Den Münchnern darf man keinen Vorwurf machen, sie sind sogar der Retter der Bundesliga durch ihre internationalen Erfolge. Aber was ist mit dem Rest, vor allem mit Dortmund? Leipzig, Dortmund und Wolfsburg sind in der Champions League alle vorzeitig ausgeschieden – das sagt alles. Nur die Bayern kämpfen um den Henkelpott, gehören erneut zum Favoritenkreis. Dortmund und Leipzig als Absteiger in die Europa League und Leverkusen sowie Frankfurt als Gruppensieger müssen in der Europa League endlich mal Erfolge erzielen, um den Ruf der Bundesliga aufzupolieren. Die EL war nämlich bisher wirklich ein Cup der Verlierer für die deutschen Klubs, die damit fleißig dafür sorgten, dass die Bundesliga international an Reputation verlor. Ein Cup-Gewinn wäre wie ein 6er im Lotto!
Es ist leider so, dass international, vor allem in Nordamerika und Asien, nur die großen Namen zählen. Und wenn diese nicht auftauchen, taucht die Bundesliga als Ganzes eben ab. Im Moment kann man nur mit den Bayern und Dortmund Werbung machen und da steht Deutschland gegenüber der Premier League in England zum Beispiel im Abseits. Dort fließt das Geld, dort sind mit Manchester City, FC Liverpool, Chelsea und Arsenal London, Tottenham Hotspurs und Manchester United gleich ein halbes Dutzend prominenter Vereine im Vorderfeld der Tabelle zu finden. In der Bundesliga geht derweil die Angst um, dass immer mehr Traditionsvereine in der Zweitklassigkeit verschwinden. Die letzten Aufsteiger waren dafür Greuther Fürth, Bochum und Bielefeld, jetzt könnten es – nichts gegen diese Klubs – Heidenheim, Darmstadt oder St. Pauli werden. International sind sie leider alle vollkommen uninteressant.
Messi hat sich blamiert
Da kam eben der Erfolg von Robert Lewandowski gerade recht. Leider kein deutscher Spieler, aber immerhin ein Star, der mit seinen Toren die Blicke auf die Bundesliga lenkt. Bei der Wahl zum Ballon d’Or hatte sich Lewandowski noch hinter Lionel Messi einreihen müssen, was die Fachwelt kaum verstanden hat. Für die Zeitung France Football wählen Journalisten, bei der FIFA-Wahl sind die Trainer, Kapitäne und je ein Journalist der Mitgliederländer gefragt, dazu gibt es ein Fan-Votum. Eigentlich die bessere Auswahl der Juroren. Nach einer Vorauswahl setzte sich Lewandowski knapp mit 48 Stimmen gegen Messi (44) und Mohamed Salah (39) vom FC Liverpool durch (Erling Haaland wurde 11. mit 7 Stimmen). Allerdings hat sich Argentiniens Kapitän Messi bei der Wahl kräftig blamiert.
Bei der Ehrung des Ballon d’Or hatte Sieger Messi noch gesäuselt, man sollte doch Robert Lewandowski die Ehrung für 2020 noch zukommen lassen. Sie war wegen Corona ausgefallen und der Pole war klarer Favorit. Jetzt aber zeigte sich Messi nicht großzügig, auf seiner Wahlliste (drei dürfen genannt werden) fehlte der Name des Bayern-Torjägers. Messi wählte seine Freunde Neymar, Mbappé und Benzema. Anders Lewandowski, seine Nummer 1 war Messi. Bezeichnend: Cristiano Ronaldo wollte von Messi nichts wissen. Für die deutschen Juroren Bundestrainer Hansi Flick und Kapitän Manuel Neuer war Lewandowski die Nummer 1, Salah die Nummer 2. Jetzt kann der deutsche Fußball nur darauf hoffen, dass es dem Polen weiter in München gefällt und er glaubt, mit den Bayern weiter erfolgreich sein zu können. Was seine Zukunft angeht, da ließ er alles offen, außer, dass er sich für viele Jahre noch fit fühlt.
Weitere Gewinner der FIFA-Wahl waren Thomas Tuchel (Chelsea) als Trainer des Jahres (er löste damit Jürgen Klopp ab) vor Roberto Mancini (Italien), Edouard Mendy (Chelsea) als bester Torhüter (Neuer auf Rang drei), sowie bei den Frauen Alexia Putellas (FC Barcelona) als Fußballerin des Jahres, Emma Hayes (Chelsea) beste Trainerin, Christiane Endler (Lyon) beste Torhüterin. Chelsea sahnte also ab. Interessant noch die FIFA-Auswahl: Donnarumma – Alaba, Bonucci, Ruben Dias – de Bruyne, Jorginho, Kanté – Cristiano Ronaldo, Lewandowski, Haaland, Messi. Ziemlich offensiv also.
Freie Fahrt im DFB-Pokal
Die Ergebnisse im Achtelfinale des DFB-Pokal passten wie die Faust aufs Auge zu dem heutigen Thema. Wieder haben sich die Bundesligisten blamiert, Dortmund, Gladbach und Köln schieden gegen Zweitligisten aus. Nur vier Bundesliga-Klubs schafften mit vier Zweitligisten den Sprung ins Viertelfinale, das gab es zuletzt in der Saison 2003/04. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass es jetzt freie Fahrt für die Nobodys gibt. Keiner der Bundesligisten – Leipzig, Union Berlin, Freiburg, Bochum – konnte bisher den Pokal gewinnen! Da waren die Zweitligisten erfolgreicher – allerdings in vergangenen Zeiten. Zuletzt siegte Hannover 96 vor 30 Jahren – 1992 im Finale ausgerechnet gegen Gladbach, das man jetzt mit 3:0 nach Hause schickte. Der Karlsruher SC war 1955 und 1956 erfolgreich, der Hamburger SV 1963, 76 und 87. Lokalrivale St. Pauli spielte bisher keine bedeutende Rolle, das hat sich zum Teil also geändert, der Sieg über Dortmund war eine große Überraschung, aber auch eine bittere Pille für die Borussia, die ihre mangelnde Konstanz wieder einmal bewies. Das wird dem wankelmütigen Erling Haaland (gehe ich oder nicht?) nicht gefallen haben. Am 30. Januar wird das Viertelfinale (1./2. März) ausgelost, vielleicht siegt am 21. Mai im Finale in Berlin mal ein Berliner Verein oder ein Zweitligist feiert die Wiederauferstehung. Könnte ja der HSV sein! Beide Hamburger Klubs haben auf jeden Fall beste Werbung für ihr Derby am Freitag gemacht.
Keine Werbung für Handball ist die Europameisterschaft in der Slowakei und Ungarn. Der Sport-Grantler hatte es prophezeit, dass es eine Corona-EM wird und das deutsche Team eine Wundertüte ist. Allerdings hatte er es sportlich gemeint, jetzt weiß man bei der von Corona gebeutelten Mannschaft nicht, wer überhaupt spielen kann und was dabei herauskommen kann. Es geht ja fast buchstäblich ums Überleben, von 19 Spielern im Kader sind 12 positiv getestet, 11 wurden nachnominiert. Schon der Sieg über Polen war eine Überraschung, in der Hauptrunde darf man von der bunt zusammengewürfelten Mannschaft nichts erwarten. Aufgeben, also ein Rückzug, war zwar ein Thema, wurde aber verworfen. Nun heißt es gegen Favorit Spanien (Donnerstag, 18.00 Uhr), Norwegen (Freitag, 20.30 Uhr), Schweden (Sonntag, 18.00 Uhr) und Russland (Dienstag, 18.00 Uhr) durchhalten. Es kann ja nicht sein, dass es am Ende gar keinen gesunden Spieler mehr gibt. Eigentlich bestehen Zweifel, ob mit den Corona-Tests alles auch seine Richtigkeit hat. Eine Prognose hat sich aber auch erfüllt: Wer die wenigsten Erkrankungen hat, wird Europameister. Da scheidet Deutschland leider aus, Spanien und Norwegen sind als einzige Nationen bisher nicht betroffen.