Mad Max und die Schatten über seinen WM-Titeln

von knospepeter

Max Verstappen ist also wieder Weltmeister in der Formel 1. Er siegte beim Chaos-Rennen in Suzuka und wusste am Ende selbst nicht, bin ich jetzt Weltmeister oder nicht. Wenn der 25-jährige Niederländer den Titel holt, dann begleitet ihn das Chaos. Die Gazetten fragen zwar schon, „wird Verstappen der Größte aller Zeiten?“, aber zunächst sollte er erst einmal einen sauberen Titel einfahren. „Mad Max“ wurde er früher wegen seiner rücksichtslosen Fahrweise genannt und dazu passt, dass über seinen ersten beiden WM-Titeln ein Schatten liegt.

Erinnern wir uns an das Finale vor einem Jahr, als der Rennleiter zugunsten von Verstappen eine Entscheidung fällte, die es so vorher noch nie gegeben hatte. Damit wurde Titelverteidiger Lewis Hamilton ausgebremst und alle Welt moserte „gerecht war das nicht“. Verstappen konnte das egal sein, Hauptsache Weltmeister. In diesem Jahr konnte ihm eigentlich keiner den Titel streitig machen, die Konkurrenz besiegte sich selbst. Doch die Entscheidung endete wieder im Chaos, weil der Motor-Weltverband FIA offensichtlich nicht in der Lage ist, lupenreine Statuten zu erstellen. Der Rennleiter urteilte diesmal zwar nach einem Regen-Chaos und langen Unterbrechungen buchstabengetreu, doch was er ausgrub, hatten alle anderen nicht auf dem Schirm. Selbst der eigene Rennstall von Mad Max nicht. Vier Rennen vor Schluss ist also die Entscheidung gefallen.

Doch Halt, eigentlich doch nicht, Schatten bleiben. Nach monatelangen Buchprüfungen hat der Verband bekanntgegeben, dass Verstappens Rennstall Red Bull gegen die Satzung verstoßen hat, nämlich die Kostengrenze der Teams von 148,6 Millionen US-Dollar überschritten hat. Alle anderen hatten sich an die Regeln gehalten. Red Bull fällt oft damit auf, dass es die Konkurrenz der üblen Machenschaften bezichtigt. Wer laut schreit, lenkt offenbar von eigenen Fehlern ab. Bezeichnend ist, dass der Strafenkatalog ungewiss bleibt. Die einen glauben sogar, dass Verstappen seinen Titel verlieren könnte, die anderen sehen nur eine Geldstrafe auf Red Bull zukommen, nach dem Motto „ist ja nicht so schlimm, wenn einer betrügt“. Das Gegenteil hatte aber der Sportdirektor der Formel 1, Ross Brawn, behauptet: „Dieses Regelwerk hat Biss. Wenn du betrügerisch die Finanzregeln brichst, wirst du deinen WM-Titel verlieren.“ Geht es wirklich so weit? Müsste eigentlich, denn die Regeln wurden eingeführt, um den kleineren Teams bessere Chancen zu geben. So klagt ein betrogener Teamleiter: „Mit dem Geld hätten wir auch ein besseres Auto bauen können.“ Wie es ausgeht, ist aber auch klar: Die Formel-Bosse werden sich nicht selbst schädigen! Schatten bleiben. Die Formel 1 urteilt, wie es ihr beliebt.

Zunächst einmal muss sich Max Verstappen bei seinem genialen Chefkonstrukteur Adrian Newey bedanken, der am besten die neuen technischen Vorgaben umgesetzt hat und dem Niederländer ein Auto hinstellte, das den anderen überlegen war. Dann darf er sich bei Ferrari bedanken, das den Weg frei gemacht hat. Ferrari hat sich selbst geschlagen, der Autos schienen ebenbürtig zu sein, Charles Leclerc träumte vom Titel. Doch sein Rennstall patzte, unnötige Boxenstopp mit Pannen, viermal platzte der Motor und als Fazit blieb: „Es ist unglaublich, wie Ferrari es schafft, es in jedem Rennen zu vergeigen“, klagte Ex-Teamchef Flavio Briatore. Mercedes hatte von den Top-Teams die größten Probleme die Regeln umzusetzen für ein schnelles Auto. Lewis Hamilton sah von der Konkurrenz nur die Rücklichter, aber es gibt auch Hoffnung, eine stete Verbesserung wurde sichtbar. Könnte sein, dass Red Bull im nächsten Jahr stärkere Konkurrenz bekommt. Nur, wie schaut dann der nächste Griff in die Trickkiste aus?

Unabhängig davon darf sich Verstappen im Moment zu dem Kreis von 16 Fahrern zählen, die Doppel-Weltmeister wurden. Sebastian Vettel bleibt mit 24 Jahren der jüngste in diesem illustren Haufen, Verstappen mit 25 Jahren liegt auf Platz zwei. Rekordhalter sind allerdings Michael Schumacher und Lewis Hamilton mit sieben Titeln. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, zumal Hamilton immer noch darauf hofft, alleiniger Rekordhalter zu werden. Dazu braucht er ein schnelles Auto, denn eins ist auch gewiss. Mad Max ist nicht leicht zu schlagen. insofern können wir den Rest der Formel-1-Saison abhaken und schon auf 2023 mit einer Rekordzahl an Rennen schauen. Aber Vorfreude ist eigentlich nicht angebracht, angesichts der Machenschaften.

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