Kirchweih-Sonntag wird zu einem Hochfest der Bundesliga

von knospepeter

Am kommenden Sonntag, 16. Oktober, ist Kirchweih. Manche Religionen feiern diesen besonderen Sonntag als ein Hochfest der Kirche. Diesmal mischt die Fußball-Bundesliga mit, denn der Terminplan will es, dass der Sonntag auch für die Vereine und Fans zu einem Hochfest wird, wenn sich die ersten vier Klubs der Tabelle direkt gegenüberstehen. Damit stiehlt die Bundesliga auch den Amateuren die Show, Streamingdienst DAZN darf sich auf neue Abonennten freuen. Spitzenreiter Union Berlin trifft um 15.30 Uhr auf den Vierten Borussia Dortmund, der Zweite SC Freiburg gastiert im Abendspiel um 19.30 Uhr beim Dritten Bayern München. Bei einem Tennis-Tableau wäre dies das perfekte Halbfinale. In der Bundesliga ist es die Chance der Favoriten, die frechen Außenseiter ein bisschen einzufangen. An Union kommen sie allerdings nicht vorbei, die Berliner vergrößerten mit dem 1:0 in Stuttgart ihren Vorsprung vor den Favoriten auf vier Punkte.

Ein Hochfest der Bundesliga war allerdings auch der Spitzenkampf in Dortmund, mit dem dramatischen Finale des 2:2-Ausgleichs in letzter Sekunde, wie es kein Hollywood-Film hätte besser inszenieren können. Fast schon unwirklich, dass Borussias „gefallener Held“ Anthony Modeste, der eine Riesenchance vergab, zum Ausgleich einköpfte und das Stadion zum Beben brachte. Fast schon unwirklich, dass Bayern eine 2:0-Führung noch aus der Hand gab. Wo blieb erneut die Souveränität früherer Jahre? Die aktuelle Mannschaft kann viel, doch es gelingt ihr nicht Konstanz – vor allem im Torabschluss – zu zeigen. Trainer Julian Nagelsmann gelingt es ebenfalls nicht, das Team beständig in Form zu bringen. Kein Wunder, dass sich immer öfter Stimmen melden, die seine Ablösung vorhersehen. Präsident Herbert Hainer beteuerte erneut, dass man mit Nagelsmann etwas aufbauen möchte, doch derzeit bauen die Bayern eher ab. Nach leichten Siegen gegen Leverkusen und Pilsen wackelte die Mannschaft wieder bei energischer Gegenwehr.

Münchens Coach verlor auch das Duell gegen seinen Kollegen Edin Terzic. Der wechselte mit dem schnellen Adeyemi, mit Wolf und schließlich Modeste die Wende ein. Dortmund setzte die Bayern unter Druck, wollte den Ausgleich und damit den gefühlten Sieg einfach mehr. Nagelsmann musste die verletzten Davies und de Light ersetzen, was nicht adäquat gelang, die Basis ging verloren, dazu handelte sich der eingewechselte Coman beim Comeback kurz vor Schluss noch zwei dumme Gelbe Karten ein, was den Platzverweis bedeutete. Da konnte Schiedsrichter Deniz Aytekin nicht anders.

In der 45. Minute traf Dortmunds Jude Bellingham Gegenspieler Davies mit dem Stiefel im Gesicht. Der Bayern-Flitzer musste mit Schädelprellung vom Feld, da zog Aytekin weder Rot noch Gelb, was beides möglich gewesen wäre, sondern ließ Gnade vor Recht walten und erklärte dies nachher offen: „Jude hatte eine harte Gelbe Karte bekommen, ich wollte nicht zweimal hart urteilen und mit einem Platzverweis das Spiel entscheiden. Es war eine Kann-Entscheidung.“ Vielleicht mit zu viel Sympathie für „im Zweifel für den Angeklagten“. Der eine hatte ebenso Glück wie der andere, nämlich Modeste. Die Bayern hatten diesmal nicht das sprichwörtliche Glück, denn gerade in Duellen mit Dortmund hatten sie oft von zweifelhaften Schiedsrichter-Entscheidungen zu ihren Gunsten profitiert. Diese Gunst haben sie sich aber auch nicht erarbeitet. Jetzt sind beide Teams am Kirchweih-Sonntag fast schon im Zugzwang, die Außenseiter zu stoppen.

Alonso als Gewinn

Die Weltstars Lewandowski und Haaland sind weg, Weltstar Xabi Alonso ist da – die Bundesliga kann wieder mit einem großen Namen klotzen. Der Coup von Bayer Leverkusen zeichnete sich nach der Pleite in München ab und war schon vor derm 0:2 in der Champions League in Porto perfekt. Der einstige Weltstar Xabi Alonso, in Liverpool, Madrid und München erfolgreich, fängt seine Karriere als Profi-Trainer bei Bayer Leverkusen an, nachdem der beim Nachwuchs und einem Reserveteam geübt hat. Er musste noch gar nichts tun oder sagen, sein Name allein sorgte für einen „Wow-Effekt in der Kabine“, wie Mittelfeldspieler Andrich gestand. Nun sollte das 4:0 gegen schwache Schalker nicht überbewertet werden, aber Alonso hat bei Bayer verloren gegangene Stärken wieder ausgegraben. Er hat die Mannschaft aufgeweckt, aber die Nagelproben folgen am Mittwoch in der CL im Rückspiel gegen Porto sowie am Samstag in Frankfurt.

Alonso ist ein Gewinn für Verein und Liga und das beste Beispiel eines erfolgreichen Trainerwechsel. Ein altes Spiel im Fußball, wenn die Ergebnisse nicht stimmen, muss der Trainer gehen. Marco Rose war in Leipzig erfolgreich, Thomas Letsch hat Schlusslicht Bochum neues Leben eingehaucht, gegen die Eintracht gelang mit einerm imponierenden 3:0 der erste Saisonsieg. Der fehlt Pellegrino Matarazzo noch mit dem VfB Stuttgart, auch gegen Union klappte es nicht. Kein Wunder also, dass über seine baldige Ablösung diskutiert wird. Ebenso auf Schalke über Frank Kramer, der schon bei Amtsbeginn mit Skepsis empfangen wurde. Jetzt ist auch Schalke als Drittletzter in Not, mal schauen, welcher Vorstand eher die Nerven verliert. Matarazzo bekommt vielleicht am Samstag im Kellerduell gegen Schlusslicht Bochum eine letzte Chance. Wenn der VfB da nicht gewinnt, wann dann…

Manchmal ist der Trainer aber auch machtlos. So hat Enrico Maaßen dem FC Augsburg neues Leben eingehaucht, doch die Ausfälle werden immer schlimmer. Nicht die auf dem Spielfeld, denn dort ging es beim 1:1 gegen Wolfsburg ziemlich giftig zu, so giftig, dass beide Innenverteidiger Bauer und Gouweleeuw sich Gelbe Karten und eine Sperre abholten. Zu ersetzen sind sie am Sonntag beim 1. FC Köln nicht adäquat, denn die Kollegen Oxford und Uduokhai fehlen sowie schon verletzt. Vier Innenverteidiger kann kein Trainer der Welt ersetzen. Fast schon eine absurde Situation.

Frauen dürfen sich freuen

Die Euphoriewelle rund um die Frauen-Nationalmannschaft hält an. Die EM-Stars, die die Fußball-Fans begeistert hatten, schwimmen weiterhin auf einer Welle der Sympathie, die auch auf die Bundesliga übergegriffen hat. Der Höhepunkt der ersten Wochen in der neuen Saison war das Länderspiel in Dresden gegen Frankreich, wo 26.835 Zuschauer das Spiel zu einem Erlebnis machten und die ersatzgeschwächte Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit dem 2:1-Sieg auch die Stimmung anheizte. Im Mittelpunkt erneut Kapitänin Alexandra Popp, die wie beim 2:1 bei der EM beide Tore erzielte. Nur zwei Wermutstropfen mischten sich in die guter Laune: Die poppige Popp lässt einen WM-Einsatz im nächsten Jahr offen, weil der Wunsch nach Nachwuchs groß ist (Mann, Hund und Haus hat sie schon), Giulia Gwinn zog sich im Training wie schon 2021 einen Kreuzbandriss im Knie zu und fällt wieder lange aus.

Ansonsten aber staunen die Mädchen und freuen sich darüber, welche Zuneigung sie erfahren und dass sie von den Fans in der Öffentlichkeit angesprochen werden. Sie haben es geschafft, die Anonymität zu verlassen und dürfen auf weiteren Zuspruch hoffen. 47.238 Zuschauer sahen an den ersten beiden Spieltagen in der Bundesliga zu, mehr als in der kompletten Hinrunde der vergangenen Saison. Es müssen natürlich auch mehr Spiele in große Stadien verlegt werden, so dass Schlagerspiel Wolfsburg – Bayern am 23. Oktober. Die Bayern-Mädchen sollten in der Champions League zudem in die Allianz-Arena umziehen dürfen. Im Fernsehen haben die Frauen die Männer schon geschlagen, 3,2 Millionen Zuschauer sahen in der ARD das Länderspiel gegen Frankreich, nur 2,9 Millionen interessierten sich bei RTL für die Männer mit Köln gegen Belgrad in der Conference League. Es liegt aber auch an den Männern und vor allem den teilweise noch zögerlichen Medien, diesen Frauen-Boom nicht wieder erlöschen zu lassen. So wäre die ARD gut beraten gewesen, den temperamentvollen Bernd Schmelzer das Länderspiel kommentieren zu lassen, Christina Graf konnte leider keinen von den Sitzen reißen. Gut, dass das Spiel selbst beste Werbung war.

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