Bayern und die Meister-Elf: Die Prognosen für die 18 Bundesligisten

von knospepeter

Jetzt geht es am Freitag wirklich los in der Fußball-Bundesliga. Es geht gleich Schlag auf Schlag, Start ist mit einer englischen Woche, in der auch die Vorrunde abgeschlossen wird. Zehn Spieltage am Stück stehen bis Mitte März auf dem Programm, zusätzlich sorgen DFB-Pokal und europäische Wettbewerbe bei einigen Vereinen für Stress. Jetzt müssen also die Karten offengelegt werden, wer die lange Pause wirklich genutzt hat. Mit Hoffnungen gehen wohl alle Klubs in die Punktrunde, doch manche Hoffnungen werden auch trügerisch sein. Der Sport-Grantler schaut auf die 18 Bundesligisten. Die Prognosen:

Bayern München (34 Punkte): Im doppelten Sinne geht es um die Meister-Elf! Die Bayern stellten zehn Jahre hintereinander die Meister-Elf, jetzt wollen sie auch den elften Titel, also die Meister-Elf. Großes Handicap der Ausfall von Torhüter Manuel Neuer, auch Hernandez fehlt, für den Blind als Ersatz kam. Neuer konnte bisher nicht ersetzt werden, die Gerüchte verdichten sich, dass doch noch Yann Sommer aus Gladbach kommt, was teuer wird. Nübel kommt jedenfalls nicht. Sven Ulreich traut man nicht die Klasse für die Champions League zu. Trainer Nagelsmann fordert zumindest einen starken Ersatz für Ulreich, in der zweiten Reihe stehen nur unerfahrene Kandidaten. Für die Konkurrenten heißt es: Die Bayern haben Probleme, wann wollen sie ihre Chance nutzen, wenn nicht jetzt!

SC Freiburg (30): Die Schwarzwälder sind erster Verfolger, bleiben sich aber selbst treu. „Wir denken von Spiel zu Spiel, mal schauen, was raus kommt“, sagt Trainer Christian Streich. Es braucht Durchhaltevermögen, aber ein Platz in Europa sollte drin sein, die Champions League wäre eine große Überraschung.

RB Leipzig (28): Trainer Marco Rose und seine Schützlinge sehen sich als erste Bayern-Herausforderer. Welch ein Timing, dass es gleich mit dem direkten Duell am Freitag in Leipzig losgeht. Gewinnen die Hausherren, ist die Jagd eröffnet. In Frage Form fischt man leider bei beiden Klubs im Trüben.

Eintracht Frankfurt (27): Der Sieger der Europa League gilt als eine Art Geheimfavorit, er könnte sein erfolgreiches Jahr 2022 jetzt mit dem Einzug in die Champions League krönen. Die Klasse hat die Eintracht, den Schwung auch. Vielleicht reicht es sogar zum Bayern-Herausforderer.

Union Berlin (27): Hier gilt ähnliches wie bei Freiburg, der zweite Außenseiter im Konzert der Favoriten, nach der beeindruckenden Vorrunde heißt es durchhalten. Es wäre keine Überraschung, ginge es ein paar Plätze nach unten.

Borussia Dortmund (25): Wieder einmal fehlt die Konstanz, nach teilweise beeindruckenden Leistungen blieb bisher doch nur Platz sechs. Jetzt ist Haller wieder gesund, seine Tore könnten für den Auftrieb sorgen. Die Champions League ist Pflicht (Freiburg/Union aufgepasst!). Unruhe gibt es um die Vertragsverlängerung von Talent Moukoko. Erster Gegner ist Augsburg.

VfL Wolfsburg (23): Lange Zeit klappte es unter dem neuen Trainer Niko Kovac nicht, doch irgendwann fanden Mannschaft und Trainer zusammen und es ging aufwärts, in Leistung und in der Tabelle. Was ist noch möglich? Die Hürden werden höher, Europa ist aber das Ziel. Einer von mehreren Kandidaten allerdings. Brisant der Start gleich gegen Freiburg.

Borussia Mönchengladbach (22): Anderer Verein, aber gleiche Probleme, gleicher Verlauf wie in Wolfsburg. Einzige Ausnahme: Trainer Daniel Farke kam gleich gut an, der Erfolg blieb aber aus. Unruhe im Verein durch Gerüchte um Spielerwechsel, Sommer und Thuram sind im Gespräch, aber noch da.

Werder Bremen (21): Der Neuling bzw. Rückkehrer kann zufrieden sein, Platz neun ist mehr als erwartet, der Abstand zur Abstiegszone ist groß und wenn Torjäger Niclas Füllkrug nicht noch ein unanständiges Angebot bekommt, sollte es eine ruhige Rückrunde im Mittelfeld geben.

FSV Mainz 05 (19): Auch in Mainz gilt das Ziel, sich den Abstiegskampf vom Leibe zu halten, das sollte gelingen, da haben andere Vereine mehr Probleme.

TSG Hoffenheim (18): Platz elf und die magere Punktausbeute sind nicht das, was man sich erhofft hat. Mit Rutter geht ein Torjäger, mit Dalberg kommt ein anderer, Kramaric war ein bisschen das Sorgenkind. Es sollte eher aufwärts als abwärts gehen.

Bayer Leverkusen (18): Aufwärts, ein anderes Ziel gibt es beim Pillen-Klub nicht. Trainer Xabi Alonso brachte schon Ruhe in den Verein und Stabilität in die Abwehr, für den Schwung soll jetzt das lang verletzte Talent Florian Wirtz sorgen. In den Testspielen deutete er schon an, wie wertvoll er sein kann. Bayer träumt immer noch von Europa, doch der Weg ist weit.

1. FC Köln (17): Eigentlich beginnt hier die Abstiegszone, nur drei Punkte Vorsprung zum Relegationsplatz sind kein Ruhekissen. Trainer Steffen Baumgart bewahrt aber die Ruhe, der Verein hoffentlich auch, dann sollte nichts schiefgehen. Davie Selke kann sicher helfen.

FC Augsburg (15): Eine ruhige Saison ohne Abstiegskampf hat man sich erhofft, eine unruhige mit Abstiegskampf wurde es. Der Verein rotiert bei den Neueinkäufen, es sieht nach Torschlusspanik aus bzw. Torschusspanik. Es mussten Stürmer her, keine bedeutenden Namen, doch das kroatische Talent Beljo war begehrt. Aber da erinnert man sich an Pepi, der war ein Flop. Verletzungssorgen gibt es auch, es wird schwer. Ein Rat: Nur keine Panik.

Hertha BSC Berlin (14): Auch bei der alten Dame verläuft die Saison nicht so ruhig wie erhofft, Stadtrivale Union schaut nach oben, die Hertha nach unten. Es braucht ein Portion Zuversicht und Glück, um nicht Bedrängnis zu kommen. Wegweisend könnte der Start in Bochum sein.

VfB Stuttgart (14): Durch die um sechs Treffer schlechtere Tordifferenz zu Hertha auf dem Relegationsplatz. Mit dem wäre der neue Trainer Bruno Labbadia am Ende nicht zufrieden. Der erfahrene „Feuerwehrmann“ hat seine Rettungsmission mit hartem Training begonnen, fordert Disziplin ein und will so am Ende den längeren Atem haben.

VfL Bochum (13): Mit dem neuen Trainer Thomas Letsch wurde der Anschluss geschafft, doch ist noch mehr drin? Siehe oben, die Konkurrenz schläft nicht, doch Bochum wird den anderen einen heißen Kampf liefern. Von Augsburg bis Bochum darf sich keiner sicher sein.

Schalke 04 (9): Der kicker spricht schon vom „Nächsten Untergang“, in der Tat sind die Weichen für den Klassenerhalt nicht gestellt, da muss schon fast ein Wunder für den neuen Trainer Thomas Reis her, damit die Rettung gelingt. Schade, die tollen Fans hätten anderes verdient, müssen sich aber wie der Verein auf die zweite Liga vorbereiten.

Die Prognosen zeigen auf, dass bis zum Saison-Ende am 27. Mai 19 spannende Spieltage bevorstehen. Meister Bayern sollte zur Warnung mal einen Blick auf die anderen europäischen Top-Ligen werfen, wo die Titelverteidiger allesamt ihre Probleme haben. Pep Guardiola hat mit Manchester City den Titelkampf für beendet erklärt, Arsenal London hat acht Punkte Vorsprung, City will sich auf die Champions League konzentrieren (Gegner RB Leipzig). Besonders leiden muss Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool, das 0:3 bei Brighton bezeichnete er als „schlechtestes Spiel aller Zeiten“. Liverpool ist nur Neunter – vor Chelsea! Europa ist weit weg. In Italien kann Titelverteidiger AC Mailand Tabellenführer SSC Neapel bei achten Punkten Rückstand auch nur mit dem Fernglas beobachten. Knapper ist es in Spanien, der FC Barcelona hat nur drei Zähler Vorsprung vor Real Madrid, den Titelverteidiger zudem im Supercup mit 3:1 ebenfalls in die Grenzen verwiesen. Selbst in Frankreich ist Paris St. Germain nicht ungefährdet, nach zwei Niederlagen in Folge schrumpfte der Vorsprung auf den Überraschungszweiten RC Lens auf drei Punkte. Es tut dem Fußball gut, wenn die Spitzenklubs gefordert werden. Auch die Bayern sollten sich also auf ein hartes Rennen um die Meisterschaft einstellen.

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