Bayern in der Krise und Julian Nagelsmann in Not

von knospepeter

Was haben in der Fußball-Bundesliga der Tabellenerste und der Tabellenletzte gemeinsam? Sie sind seit drei Spielen ohne Sieg! Bayern München und Schalke 04 mit den gleichen Problemen, wer hätte das vor der Saison gedacht. Die Bayern sind nach drei 1:1 in Folge verunsichert, alle anderen reiben sich die Hände und unken: Gibt es nach zehn Jahren Münchner Einerlei doch mal einen anderen Meister in der Bundesliga? Für Spannung ist gesorgt, der Erste und der Fünfte sind nur drei Punkte auseinander, Bayern, Union Berlin, Leipzig, Dortmund und Freiburg quasi auf einem Level. Das kann den Münchner natürlich nicht gefallen, die Krise ist da und Trainer Julian Nagelsmann in Not.

Viele erinnern sich an den September, als der Meister auch von der Rolle war, aber nach einer 0:1-Niederlage in Augsburg änderte Nagelsmann das taktische Konzept, erarbeitete mit der Mannschaft einen Strategiewechsel und eine Siegesserie begann. Jetzt wieder Alarm, 2023 sind die Bayern noch ohne Sieg, die WM wirkt nach. Das Rezept von damals ist abgelaufen und nicht mehr gültig, die Probleme sind andere, offensichtlich tiefgreifend. Die WM brachte einige Teilnehmer außer Form (Goretzka, Kimmich, Musiala, Davies), rund um die Mannschaft rumpelt es (Gnabrys Ausflug nach Paris, Entlassung von Torwarttrainer Tapalovic), die Unruhe dominiert, weil sie von Erfolgen nicht überdeckt wird. Die Mannschaft wirkt uninspiriert, hilf- und kraftlos.

Der Trainer ist deshalb besonders in Not, weil er gar keine Zeit hat, irgendetwas anderes einzustudieren. Verletzungsprobleme verschärfen zudem die Krise, die Mannschaft muss sich in den Spielen selbst aus dem Sumpf ziehen. Bayern-Boss Oliver Kahn hat eine Hoffnung: „Das Pokalspiel in Mainz kommt gerade recht, in einem K.o.-Spiel gibt es kein Unentschieden, das gibt einen besonderen Anreiz.“ Die aktuelle Form könnte allerdings auch dafür sorgen, dass die Bayern nach zwei vorzeitigen Aus die nächste Pokalpleite erleben. Eine weitere schwere Aufgabe wartet am Sonntag in Wolfsburg, das zwar überraschend in Bremen (1:2) gestoppt wurde, aber vorher mit Siegen von 6:0 gegen Freiburg und 5:0 bei Hertha BSC einen neuen Bundesliga-Rekord aufgestellt hat. Zum Start in ein neues Kalenderjahr schafften nur Stuttgart 1991 und die Bayern 2020 je 9:0 Tore! Vielleicht holen die Bayern aber auch noch kurzfristig Hilfe, es wird gemunkelt Manchester City leiht den offensivstarken Verteidiger Joao Cancelo (Portugal) an die Bayern aus, vielleicht ein Hilfsprogramm vom ehemaligen Bayern-Coach Pep Guardiola.

Noch mehr Schlagzeilen als die Bayern-Remis machte die Entlassung von Sportdirektor Fredi Bobic bei Hertha BSC. Als Erfolgsmanager wurde er für viel Geld von Eintracht Frankfurt abgeworben und sollte die Berliner endlich zum lang ersehnten Erfolg führen. Doch das ganze wurde zu einem Irrweg, als Nachfolger des glücklosen Michael Preetz blieb das Pech mit Fehlentscheidungen auch an Bobic kleben. Egal, ob Spielerverpflichtungen oder Trainerwechsel, nichts klappte. Felix Magath konnte mit dem Team über die Relegation gerade noch die Liga erhalten. Unter Sandro Schwarz steht die Hertha wieder auf einem Abstiegsplatz, doch nicht der Trainer muss gehen, sondern der Manager.

Angeblich spielte die 0:2-Niederlage gegen Union keine Rolle bei dieser Entscheidung. Präsident Kay Bernstein, bekanntlich einst Ultra-Fan, setzt auf einen „Berliner Weg“, will mit Lokalkolorit statt bekannten Namen von außen die Wende erzwingen und hat dabei den ungeliebten Rivalen Union als Vorbild. Der frühere Leiter der Hertha-Akademie, Benjamin Weber, wird neuer Sportdirektor, unterstützt vom Ur-Herthaner und Ex-Profi Andreas „Zecke“ Neuendorf. Neue Sympathieträger sollen neue Energie freisetzen. Ob sie wirklich die notwendigen Heilkräfte entwickeln? Die nächsten Aufgaben haben es in sich: Frankfurt (A), Gladbach (H) und Dortmund (A). Noch ist nichts verloren, weil die Konkurrenz kaum punktet. Schalke bleibt auf Abstand, Bochum (mit 44 Gegentreffern in 18 Spielen neuer Negativrekord in der Bundesliga), Stuttgart und Augsburg sind in Reichweite und Hoffenheim könnte sich nach einer Misserfolgsserie bald dazu gesellen.

Neuerung im DFB-Pokal

Für einige Vereine steht der DFB-Pokal als Zusatzbelastung an, erstmals wird das Achtelfinale über zwei Wochen gedehnt, jede Partie hat ihr Alleinstellungsmerkmal. Ein Wunsch des Fernsehens, der auch mehr Geld einbringt. Ein ausgesprochenes Schlagerspiel fehlt allerdings, Union – Wolfsburg (Dienstag, 20.45) und das Revierderby Bochum – Dortmund (Abschluss am Mittwoch, 8. Februar, 20.45 Uhr) stehen neben Mainz – Bayern (Mittwoch, 20,.45 Uhr, natürlich wegen der Münchner Formkrise) im Mittelpunkt. Außerdem spielen: Paderborn – Stuttgart (Dienstag, 18.00 Uhr), Leipzig – Hoffenheim (Mittwoch, 18.00 Uhr), Sandhausen – Freiburg (Dienstag, 7.2., 18.00 Uhr), Frankfurt – Darmstadt (Dienstag, 7.2., 20.45 Uhr) und Nürnberg – Düsseldorf (Mittwoch, 8.2., 18.00 Uhr):

Start der Frauen-Bundesliga

Wie die Männer, so schließen auch die Frauen ihre Bundesliga-Hinrunde erst im neuen Jahr ab. „Neues Jahr, neues Glück“ gilt freilich für einen Verein nicht, Meister VfL Wolfsburg will eher das alte Jahr wiederholen, da hat die Mannschaft nämlich in Bundesliga und Pokal alle Begegnungen gewonnen! Eine erste neue Bewährungsprobe gibt es am Samstag (14.00 Uhr) beim Vierten SC Freiburg.

Dauerrivale Bayern München will die Erfolgsserie der Wölfinnen verhindern, hat allerdings in der Meisterschaft schon fünf Punkte Rückstand. Die Vorbereitung war zudem diskutabel, erst Trainingslager in Katar, danach noch eine Reise nach Mexiko aus PR-Gründen. Eine optimale Vorbereitung war das sicher nicht. Schlusslicht Potsdam dürfte zum Auftakt allerdings kein Problem darstellen (Sonntag, 13.00 Uhr). Zum Duell gegen Wolfsburg kommt es erst Ende März.

Hockey-Team Weltmeister

Nicht nur der Fußball sorgt für Schlagzeilen, die anderen Sportarten bemühen sich nach Kräfte, ebenfalls Aufmerksamkeit zu erhaschen. Wie geht das? Indem man erfolgreich ist. Vorbild ist die Hockey-Nationalmannschaft, die das schaffte, dem Fußball und Handball vergeblich hinterher jagten, das Hockey-Team wurde Weltmeister! In Indien gelang der dritte Titelgewinn nach 2002 und 2006 im Shootout gegen Olympiasieger Belgien. Es war fast eine Sensation, ein Trick von Trainer Henning klappte: Der 20-jährige Ersatztorhüter Jean Danneberg wurde bei den Penalties zum Helden.

Die Handballer feierten bei ihrer Weltmeisterschaft wenigsten einen glücklichen Abschluss mit Platz fünf. Im „Finale der Platzierungsrunde“ der Trostpreis mit einem 28:24 gegen Norwegen, was Mut für die Zukunft machen sollte. Zwei Spieler konnten besonders glänzen und wurden am Ende auch ausgezeichnet: Torhüter Andreas Wolff brachte die Gegner reihenweise zur Verzweiflung und wurde ins All-Star-Team gewählt. Der 22-jährige Juri Knorr wurde dafür zum besten jungen Spieler gewählt, war Skorerkönig des Turniers und der beste Siebenmeter-Schütze mit 23 Treffern, dafür braucht er nur 25 Versuche. Logisch, bei Europameisterschaft 2024 in Deutschland will das Team um die Medaillen mitspielen. Weltmeister wurde übrigens Dänemark.

Das Festival der Weltmeisterschaften im Wintersport begann wie erhofft mit einem Medaillensegen der Rodler bei der WM in Oberhof, die nur im Herren-Einsitzer Gold an Österreich verloren, Max Langenhahn wurde Zweiter. Insgesamt gewannen die deutschen Rodler 16 von 27 Medaillen, die Rodlerinnen ließen den Gegnerinnen gar nichts übrig: Im Sprint siegte Dajana Eitberger vor Julia Taubitz und Anna Berreiter, im Einsitzer war Berreiter vorn vor Taubitz und Eitberger. Bei der Bob-WM in St. Moritz auf der Natureisbahn düpierte Laura Nolte im Monobob die Favoritin Kaillie Humphries aus den USA und holte den Titel.

Keinen Titel gab es für Lena Dürr beim Weltcup-Slalom in Spindlermühle, aber der Sieg bedeutete die Erfüllung aller Träume, es war nämlich ihr erster Weltcup-Sieg. Damit verhinderte sie auch einen Rekord der überragenden Athletin im alpinen Skisport, Mikaela Shiffrin aus den USA konnte nämlich nicht den Rekord von Ingemar Stenmark von 86 Siegen einstellen. Damit ging auch eine Durststrecke der deutschen Slalomläuferinnen zu Ende, letzte Siegerin war Maria Höfl-Riesch 2012 in Levi. Die 31-jährige Münchnerin Lena Dürr gehört nun endgültig auch zum Favoritenkreis bei der WM und hat sich selbst überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass dies heute klappt.“ Überraschungen sind bekanntlich das besondere Merkmal des Sports.

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