Kampf den Seriensiegern in der Formel 1
von knospepeter
Es liegt offensichtlich in der Natur der Sache, dass es in der Formel 1 immer wieder Seriensieger gibt. Eine Firma findet die Erfolgsformel, beschäftigt einen guten Fahrer und schon ist der Seriensieger fertig. Bis die Konkurrenz wirklich aufgeholt hat oder vorbei ziehen kann, vergehen Jahre. Das war früher zu Fangios Zeiten so und ebenso in den letzten Jahrzehnten. Denken wir an Michael Schumacher mit Ferrari, Sebastian Vettel mit Red Bull und Lewis Hamilton mit Mercedes. Auch diese Erfolgsserie ging zu Ende und eine neue steht bevor. Zumindest geht in der Formel 1 die Angst um, dass Red Bull und Max Verstappen auch 2023 der Konkurrenz nur den Auspuff zeigen könnten. Nach dem Double 2021 + 2022 träumt der Holländer mit seinem Rennstall vom Hattrick. Der nächste Seriensieger wären geboren.
Dabei haben die neuen amerikanischen Besitzer zuvor alles getan, um Mercedes auszubremsen, die neuen Regeln haben tatsächlich dem Stern den Glanz benommen. Die Bullen haben dagegen an Kraft gewonnen und da konnten auch die italienischen Pferde nicht mithalten. Und was jetzt? Erinnern wir uns, der erste Titelgewinn von Max Verstappen war von Regelverstößen begleitet, Hauptsache Mercedes war gestoppt. Vor der letzten Saison gab es Regeländerungen mit der Hoffnung, für mehr Spannung zu sorgen. Ferrari und Mercedes spielten nicht mit. Die Italiener hatten ein gutes Auto, am Anfang vielleicht sogar das beste, doch dann reihten sich Fehler an Fehler. Mercedes dagegen lag mit seiner Neukonstruktion daneben, das Auto war kaum fahrbar, der Dauerweltmeister geriet ins Hintertreffen, holte allerdings im Laufe der Saison auf. Bleibt also nur die Hoffnung auf 2023, 15 Siege von Max Verstappen und Red Bull sollte es nicht mehr geben.
Für mehr Spannung spricht, dass Ferrari und Mercedes zuversichtlich sind, schnelle Autos zu haben und Red Bull herausfordern zu können. Gegen mehr Spannung spricht, dass bei den Testfahrten vor dem ersten Rennen am Sonntag in Bahrain Red Bull wieder dominierte. Lewis Hamilton ist vorsichtig: „Bei uns dauert es noch ein bisschen, bis wir ganz vorne sein können.“ Ferrari dagegen macht in Optimismus: „Für uns zählt nur der Sieg.“ Das ist aber logisch, der neue Teamchef Frederic Vasseur, der den Erfolg zurückbringen soll, darf nichts anderes sagen. Immerhin: Charles Leclerc siegte mit Ferrari im Vorjahr in Bahrain.
Die Rekordzahl von 23 Rennen wird in diesem Jahr ausgetragen. obwohl der Grand Prix von China wieder gestrichen wurde. Die neuen Besitzer wollen vor allem in Nordamerika an Boden gewinnen und so werden dort gleich fünf Rennen ausgetragen, drei davon in den USA. Nach Miami und Austin geht es Mitte November im 22. Lauf auch nach Las Vegas. Die Formel 1 auf dem legendären Strip, vorbei an der Reihe der Luxushotels mit leuchtenden Reklamen wird spektakulär, so wie sich die Königsklasse des Motorsports auch sieht. Deshalb wird das Rennen ausnahmsweise auch an einem Samstagabend Ortszeit ausgetragen. Für 240 Millionen Dollar wurde auch gleich ein ganzer Häuserblock gekauft. Saisonende ist am 26. November in Abu Dhabi. Deutschland ging wieder leer aus, die Formel 1 ist für Hockenheimring und Nürburgring zu teuer geworden. Las Vegas ist hier nicht möglich.
Die „Formel deutsch“ gibt es nicht mehr, früher tummelte sich eine Reihe von deutschen Fahrern in der Königsklasse. Jetzt hat auch Sebastian Vettel seine Karriere beendet und Mick Schumacher kein Cockpit mehr bekommen, deshalb ist Nico Hülkenberg als Schumacher-Nachfolger bei Haas der deutsche Alleinunterhalter. Der 35jährige soll seine Routine einbringen, er konnte in den letzten Jahren als Ersatzfahrer für sich werben. Mick Schumacher macht als Testfahrer von Mercedes und McLaren einen Schritt zurück, um für eine bessere Zukunft gerüstet zu sein. Er will mehr lernen und als besserer Fahrer wieder in einem guten Cockpit angreifen. Ob das irgendwann sogar als Hamilton-Nachfolger möglich sein wird?
Der englische Rekordweltmeister erlebte 2022 ein Jahr zum Vergessen, nicht ein Sieg sprang für ihn heraus, er kam mit dem hoppelnden Boliden einfach nicht zurecht. Kollege George Russell rettete mit dem Sieg in Brasilien wenigstens die Ehre von Mercedes, zu dieser Zeit deuteten die Autos mit dem Stern schon an, dass sie wieder echte Konkurrenten von Red Bull werden wollen. Hamilton wird alles für einen achten Titel tun, damit wäre er alleiniger Rekordweltmeister und müsste sich diese Ehre nicht mit Michael Schumacher teilen. Übrigens sind mit Hamilton, Verstappen und Fernando Alonso (der bei Aston Martin Vettel ersetzt) gerade mal drei Weltmeister am Start. Demgegenüber gibt es auch drei Neulinge, davon ist der 22jährige Amerikaner Logan Sargeant (Williams, neben Alexander Albon) der unerfahrenste, Nyck de Vries (22, Alpha Tauri neben Yuki Tsunoda) ist immerhin Formel-E-Weltmeister. Der dritte im Bunde ist der 21jährige Australier Oscar Piastri (McLaren, neben Lando Norris), der als großes Talent gilt. Ein starkes Mittelfeld ist auch ein Glücksfall für die Formel 1, weil da zahlreiche Überholmanöver für Unterhaltung sorgen, die an der Spitze leider oft fehlt.
Für Unterhaltung sorgen sollen auch Sprintrennen am Samstag anstatt der üblichen Qualifikation. So richtig gut kamen sie nicht an, dennoch wurde ihre Zahl von drei auf sechs erhöht. Ansonsten gibt es kaum neue Regeln, optisch bemerkbar macht sich die Gewichtsreduzierung von 798 auf 796 Kilogramm, die viele Teams damit kompensieren, dass sie auf eine Lackierung verzichten. Deshalb wird aus den Silberpfeilen bei Mercedes wieder ein schwarzes Ungeheuer. Übrigens ging auch die Entstehung der Silberpfeile auf den Verzicht von Lackierung zurück. In den Anfängen war darunter silbernes Aluminium und nicht schwarzes Karbon.
Die deutschen Fernsehzuschauer müssen ganz dem Pay-TV-Sender Sky vertrauen, wenn sie die Formel 1 am Bildschirm verfolgen wollen. RTL hat sich endgültig zurückgezogen, die Einschaltquoten haben offensichtlich nicht gestimmt. Sky sucht noch einen neuen Partner, vier Rennen müssen auf jeden Fall im Free-TV übertragen werden. Notfalls verzichtet Sky auf eine Verschlüsselung. Vielleicht wird die Formel 1 aber so interessant, dass plötzlich Interesse besteht. Vielleicht blickt auch mancher Bewerber in die Zukunft, denn Audi will 2026 einsteigen und damit wieder den deutschen Markt beleben. Laut Umfragen freuen sich 86 Prozent der deutschen Fans darauf. Die echten Motorsportfans freuen sich bestimmt auch auf die Saison 2023.