Hansi Flick und das Prinzip Hoffnung
von knospepeter
Das kennen wir doch alle aus unserem Leben: Alles kommt irgendwie zum ungünstigen Zeitpunkt. So geht es jetzt auch der Bundesliga, da stürzt Borussia Dortmund Dauer-Meister Bayern München von Platz eins, das nun megaspannende direkte Duell steht an – aber erst einmal ist Länderspielpause. Wir müssen bis zum 1. April warten und darauf, wer am Ende dieses Duell als Aprilscherz empfindet…
Zunächst einmal gehört die Fußball-Bühne der Nationalmannschaft, erstmals wieder seit der missglückten Weltmeisterschaft in Katar. Die Fans sollen nie mehr das Gefühl bekommen, dass sie das Aushängeschild des Fußballs in die Wüste schicken wollen. Bundestrainer Hansi Flick hat eine große, fast nicht zu bewältigende Aufgabe vor sich. Für die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land soll er ein starkes Team basteln, soll Nachwuchstalenten eine Chance geben, gleichzeitig aber mit guten Leistungen, am besten mit Siegen, für gute Stimmung und zudem für Nähe zu den Fans sorgen. Kurz zusammengefasst: Die Fußball-Nationalmannschaft – erfolgreich und beliebt. So wie es früher war.
Hansi Flick startet mit dem Prinzip Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass er die richtigen Spieler findet, die Hoffnung, dass er schnell ein Gerüst hat, damit sich die Mannschaft einspielen kann, die Hoffnung, dass die Stimmung positiv wird und bleibt. Ihm zur Seite steht jetzt mit Rudi Völler als Team-Manager ein Sympathie-Bolzen, der manche Kritik auffangen bzw. abfedern soll. Der Weg von einem Versager-Team zu einer Erfolgsmannschaft wird holprig werden. Wenn er denn überhaupt gelingt. Das Problem: Während für alle anderen Nationen die Qualifikationsrunde für die EM in Deutschland beginnt, bestreitet das DFB-Team nur Freundschaftsspiele, hat keine echten Bewährungsproben.
Mit seinem ersten Nach-WM-Aufgebot hat Hansi Flick schon einmal Zeichen gesetzt. Er hat für Überraschungen gesorgt, etablierte Spieler müssen zu Hause bleiben, andere Kandidaten, die sich aktuell in der Bundesliga in Form zeigen, dürfen vorspielen oder Talente sind dabei, die in ihren Vereinen sogar auf der Bank sitzen. Die Experimente sind umfangreich. Mal sehen, wer wirklich in den ersten Testspielen gegen Peru am Samstag in Mainz und Belgien am Dienstag, 28. März, in Köln zum Einsatz kommt bzw. seine Chance nutzen kann. Die Zeichen, die Flick sendet: Gefragt sind Kämpfer wie der Dortmunder Marius Wolf, aber auch Talente, die sich in der U21, aber eben auch bei Flick bewähren dürfen, wie der Stuttgarter Josha Vagnoman, der beim VfB oft nur auf der Bank sitzt. Schöne Schlagzeile: Ersatzverteidiger wird Nationalspieler! Besonders interessant aber auch die Nominierungen von Kevin Schade (Brentford, vorher Freiburg) und Mergim Berisha (Augsburg), ein Arbeiter und Torjäger. Alle Pläne des Bundestrainers gingen nicht auf, Bella-Kotchap (Southampton) musste ebenso verletzt absagen wie Hoffnungsträger Jamal Musiala, der bei Bayerns Niederlage in Leverkusen einen Muskelfaserriss erlitt.
Das Aufgebot: Tor: ter, Stegen, Trapp, Leno. – Abwehr: Ginter, Günther, Kehrer, Raum, N. Schlotterbeck, Thiaw, Vagnoman, Wolf. – Mittelfeld/Angriff: Berisha, Can, Füllkrug, Gnabry, Goretzka, Götze, Havertz, Kimmich, F. Nmecha, Schade, Werner, Wirtz.
Leverkusen sorgt für Spannung
Es war das Duell der Bundesliga-Vertreter auf der Bühne Europas, doch nicht die Champions League gewann, sondern die Europa League. Xabi Alonso, der einstige Bayern-Star, brachte auf seiner ersten große Trainer-Station Bayer Leverkusen das Siegen bei, das musste auch sein alter Verein spüren. Seltsam aber die Lethargie der Bayern, die gegen Paris noch zu glänzen wussten, aber beim 1:2 in Leverkusen alles vermissen ließen. Trainer Julian Nagelsmann musste eingestehen: „Wir waren 80 Minuten lang die schlechtere Mannschaft.“ Wenn auch die Niederlage kurios zustande kam: Zwei Elfmeter, zweimal VAR-Beweis, der Schiedsrichter Stielers ursprüngliche Entscheidung von Schwalben Adlis korrigierte. Stieler nahm sie jeweils mit einem Lachen zurück – das gab es noch nie. Gelacht haben sie auch in Dortmund, zuerst beim 6:1-Erfolg über Köln, am Sonntag über die Bayern. Wenn es auch in der Champions League anders aussah, in der Bundesliga sind die Dortmunder derzeit die Nummer 1. Übrigens auch in einer interessanten Alonso-Tabelle. Als der Spanier im Oktober kam, war Leverkusen Vorletzter, jetzt ist Europa wieder in Sicht auf Platz acht. Die Alonso-Tabelle sieht so aus: 1. Dortmund 38 Punkte, 2. Bayern 37, 3. Leipzig 34, 4. Leverkusen 32. Wäre ein Platz in der Champions League – und Dortmund Meister! Mal sehen, wie es nach dem 1. April aussieht…
Die Bundesliga macht Pause, die Spannung steigt, auch im Abstiegskampf. Neues Schlusslicht ist der VfB Stuttgart (20 Punkte), auf dem Abstiegsplatz auch wieder Schalke (21), das das 1:1 in Augsburg aber als Erfolg verbucht, der Abstiegskandidat ist in der Rückrunde noch ungeschlagen. Unvorstellbar! Dagegen stimmt nicht nur beim VfB, sondern auch bei der Hertha (21) die Form nicht – da droht der Abstieg. Bochum (1:0 gegen Leipzig) und Hoffenheim (3:1 gegen Hertha) tankten dagegen Selbstvertrauen. Da muss auch Köln aufpassen, dass es nicht unten mit reingezogen wird. Am 31. März geht es weiter.
Auf der Bühne Europas geht es am 11. April weiter, dann mit CL-Schlager Manchester City – Bayern München. Trainer Pep Guardiola trifft dabei erstmals wieder auf seinen alten Verein. Eine Leistung wie in Leverkusen dürfen sich die Münchner nicht leisten. Die Bundesliga wurde im Achtelfinale gerupft, sieben Vertreter gingen ins Rennen, die Bayern und Leverkusen blieben übrig. Dortmund scheiterte an einem plötzlich kampfkräftigen Chelsea, Leipzig blamierte sich beim 0:7 in Manchester, Frankfurt erzielte gegen Neapel nicht ein Tor! In der Europa League schaffte das auch der SC Freiburg gegen Juventus Turin nicht und war ebenso für Union Berlin gegen den Namensvetter von Saint-Gilloise etwas überraschend Endstation. Da ist halt doch noch ein Lernprozess nötig. Im Viertelfinale darf sich jetzt Leverkusen an den Belgiern versuchen.
Bei der Bundesliga hieß es “ aus sieben mach zwei“, die oftmals belächelten Italiener brachten von sieben Vereinen gleich sechs ins Viertelfinale drei Wettbewerbe, wobei vor allem in der CL die alten italienischen Tugenden hilfreich waren: Abwehrstärke. Und so kommt es im Viertelfinale zu folgenden Duellen: Manchester City – Bayern München, Benfica Lissabon – Inter Mailand, Real Madrid – FC Chelsea, AC Mailand – SSC Neapel.Das Halbfinale wurde so ausgelost: Milan/Neapel – Benfica/Inter, Real/Chelsea – ManCity/Bayern.
Bühne frei für die Frauen
„Der April wird der entscheidende Monat“ hatte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann orakelt. Die Frauen sind schneller, für sie wird noch der März der (vor)entscheidende Monat, da stellen der VfL Wolfsburg und Bayern München nämlich Weichen für mögliche Titel. Die Männer machen Pause, deshalb Bühne frei für die Frauen, kurios, dass in die zwei Spieltage der Champions League das Spitzenspiel um die Bundesliga-Meisterschaft eingebettet ist. Tabellenführer Wolfsburg und Verfolger Bayern treffen sich am Samstag (17.55 Uhr, die ARD überträgt live!) in München (der Campus ist schon ausverkauft). Es ist die letzte Chance für die Münchnerinnen, die Titelserie der Wölfinnen zu beenden. Die Bayern beklagen den Ausfall von Linda Dallmann, Wolfsburg muss auf Lena Oberdorf verzichten.
Im Halbfinale der Champions League könnte es ebenfalls wieder zu einem deutschen Duell kommen, doch die Hürden dafür sind hoch, da müssten sich beide Mannschaften gegen hochkarätige Gegner durchsetzen. Die Bayern-Mädchen haben am Dienstag (18.45 Uhr) Arsenal London zu Gast und wechseln dafür wieder einmal in die Allianz Arena, rund 25.000 Karten sind bereits verkauft. Ein Erlebnis also wieder für den Frauen-Fußball. Wolfsburg hat mit Paris St. Germain eine noch größere Aufgabe, zählt doch der Gegner zum engeren Favoritenkreis, wie aber Wolfsburg auch. Zuerst wird am Mittwoch (21.00 Uhr) in Paris gespielt, das Rückspiel dann am Dienstag, 30. März, 1845 Uhr) in Wolfsburg. Die weiteren Duelle heißen AS Rom – FC Barcelona und Olympique Lyon – Chelsea London. DAZN überträgt alle Spiele der Frauen-CL live.