Ab sofort gibt es nur noch Endspiele

von knospepeter

Es war wie immer, wenn Borussia Dortmund zu einem wichtigen Spiel in München auftaucht – der BVB geht unter. Thomas Müller, Mann des Spiels, feixte: „Wenn die Bayern müssen, dann können sie.“ Selten waren die Dortmunder vorher so selbstbewusst wie diesmal, vollkommen zurecht, nachdem sie in der Bundesliga 2023 noch ungeschlagen waren. Diese Serie endete bei den Bayern, die Serie der seltsamen Pleiten hielt: Gregor Kobel gilt derzeit als der beste Torhüter der Fußball-Bundesliga, undenkbar, dass er in so einem wichtigen Spiel am Ball vorbei schlägt – er tat es. Bayern führte 1:0, fand nach nervösem Beginn zur alten Sicherheit, Dortmund dagegen war plötzlich verunsichert – die Entscheidung. Es hätte höher als 4:2 ausgehen können.

Dabei konnten sich die Bosse der Bayern bestätigt fühlen, dass ihre Entscheidung des Trainerwechsels von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel richtig war, obwohl Tuchel kaum Akzente setzte. Ganz im Gegenteil, er setzte für die Mannschaft auf Gewohntes, keine Experimente, nur Leitplanken für die Taktik auf dem Feld. Das reichte. Den meisten Wirbel gab es am Rande des „Endspiels“, weil sich vor allem „Chefkritiker“ (Oliver Kahn) Lothar Matthäus via Fernsehen am Geschehen rund um Nagelsmanns Entlassung echauffierte. Es entsteht immer der Eindruck, dass der „Allesbesserwisser“ Matthäus noch alte Rechnungen mit den Bayern begleichen will, schon vor 21 Jahren hatte ihn Uli Hoeneß gedemütigt: „Der wird bei uns nicht mal Greenkeeper, der wird nie einen Posten bei den Bayern bekommen.“ Das wirkt nach bis heute. Ein Trainerwechsel ist immer eine Art schmutziges Geschäft, hohes Schmerzensgeld inbegriffen.

Die Bayern haben das „Endspiel“ wieder einmal gewonnen, die Meisterschaft aber noch lange nicht. Logisch, dass BVB-Sportboss Sebastian Kehl deutlich macht: „Wir lassen nicht locker, der Titel ist noch nicht vergeben.“ Bei zwei Punkten Vorsprung können sich die Münchner gerade mal ein Unentschieden leisten, um den Platz an der Sonne nicht zu verlieren. Für beide Teams gilt also: Ab sofort ist jedes Spiel ein Endspiel, wobei der Terminkalender den Fans ein besonderes Ostergeschenk macht: Die ersten vier Teams sind unter sich! Die Bayern müssen am Samstag zum Vierten SC Freiburg, Dortmund erwartet zur gleichen Zeit (15.30 Uhr) den Dritten, Union Berlin, der gerade mal ein Pünktchen zurück liegt… Da ist alles drin!

Bayern und Dortmund, wer hält durch? So sieht das Restprogramm aus: Bayern gegen Freiburg (A), Hoffenheim (H), Mainz (A), Hertha (H), Bremen (A), Schalke (H), Leipzig (H), Köln (A). Dortmund gegen Union (H), Stuttgart (A), Frankfurt (H), Bochum (A), Wolfsburg (H), Gladbach (H), Augsburg (A), Mainz (H).

Mit einem Blick auf die anderen Tabellenregionen wird deutlich, dass es überall um die Wurst geht und für viele Mannschaften nur Endspiele anstehen, vor allem im Kampf um Europa. Da schwächelt derzeit RB Leipzig, hat an drei Pflichtspielniederlagen ohne eigenen Treffer zu kauen, mit dem 0:7 in Manchester als Höhepunkt. Jetzt gab es eine spezielle Teamsitzung, am Samstag (19.30 Uhr) soll bei Hertha die Wende her, RB ist schließlich hinter Union und Freiburg nur noch Fünfter. Aber auch Frankfurt (Sechster, 41 Punkte) ist nicht in Form, die Champions League rückt in weite Ferne, Trainer Oliver Glasner wirkt unsicher und in der Vorstandsetage kracht es. Keine guten Voraussetzungen für Erfolg. Dabei ist das Gastspiel bei Verfolger Leverkusen (Siebter, 40) auch ein Endspiel. Bayer schwimmt unter Xabi Alonso auf einer Erfolgswelle mit vier Siegen in Folge, träumt wieder von der Champions League. Ein Sieg über die Eintracht wäre der nächste Schritt.

Selbst im Mittelfeld gibt es eine Art Endspiel: Augsburg (12./29) erwartet Köln (13./28). Wichtig: Wer gewinnt, kann mehr oder weniger mit dem Klassenerhalt planen. Vorteil für den heimstarken FCA, die Kölner sind seit sieben Spielen sieglos!

Am Tabellenende haben Bochum und Hoffenheim gepunktet und ein bisschen Abstand zu den gefährlichen Plätzen geschaffen. Spannung pur: Am Sonntag stehen zwei Endspiele an, Bochum erwartet Schlusslicht Stuttgart, Hoffenheim den FC Schalke 04. Die Heimteams könnten sich absetzen! Für Schalke gibt es gleich zwei Endspiele, denn die Woche darauf kommt Hertha. In Stuttgart herrscht derzeit die größte Unruhe, muss Trainer Bruno Labbadia gehen oder nicht? Manche Gazetten meldeten schon seine Entlassung, doch er darf noch trainieren, weil es noch keinen Nachfolger gibt. Das schmutzige Geschäft Trainerentlassung wird auch hier deutlich. Bitter, wenn man weiß, dass man nur auf Abruf arbeitet. Aber gerade Labbadia kennt das Geschäft. Fröhliche Ostern sehen wohl anders aus!

Das Restprogramm der heißesten Abstiegskandidaten: Hertha gegen Leipzig (H), Schalke (A), Bremen (H), Bayern (A), Stuttgart (H), Köln (A), Bochum (H), Wolfsburg (A). Schalke bei Hoffenheim (A), gegen Hertha (H), Freiburg (A), Bremen (H), Mainz (A), Bayern (A), Frankfurt (H), Leipzig (A). Stuttgart in Bochum (A), gegen Dortmund (H), Augsburg (A), Gladbach (H), Hertha (A), Leverkusen (H), Mainz (A), Hoffenheim (H).

DFB-Pokal als Hoffnungscup

Neben der Bundesliga gibt es in dieser Woche zusätzlich den DFB-Pokal, da ist sowieso jedes Spiel ein Endspiel. Im Viertelfinale wird der Pokal für einige zum Hoffnungscup, sie suchen ein Erfolgserlebnis, um wieder in die Spur zu kommen. Das gilt am Dienstag für Frankfurt gegen Union Berlin (18.00 Uhr), am Mittwoch vor allem für den VfB Stuttgart in Nürnberg (18.00 Uhr), aber auch für Leipzig gegen Dortmund (20.45 Uhr). Eine Besonderheit im vierten Duell, die Bayern und Freiburg liefern sich ein „Doppel“, Dienstag (20.45 Uhr) im Pokal, Samstag in der Liga. Da wird es für die Streich-Schützlinge schwer, sich wieder Selbstvertrauen zu holen, sie gewannen nur eins der letzten sieben Spiele und siegten noch nie in München! Im Pokal gab es bisher nur ein Duell, die Bayern siegten 2004/05 ebenfalls im Viertelfinale in Freiburg mit 7:0.

Zwei Mannschaften haben besondere Hoffnungen: Union schielt auf das Endspiel am 3.Juni in Berlin und könnte damit wieder einmal die Hertha düpieren, Nürnberg als einziger Zweitligist hofft auf Rückenwind für den Abstiegskampf in der 2. Liga sowie auf Geld für die schwindsüchtige Kasse. Apropos 2. Bundesliga: Da fallen die zwei Hamburger Klubs auf. Positiv St. Pauli, das unter Trainer Fabian Hürzeler (30!) vom Abstiegskandidaten zum Aufstiegsanwärter wurde. Neun Siege in Folge! Das schaffte zuletzt in der zweiten Liga der Karlsruher SC vor 30 Jahren. Der HSV dagegen, noch sechs Punkte vor dem Lokalrivalen auf Rang drei, droht den Aufstieg zu verspielen, nach zuletzt drei Spielen ohne Sieg und nur einem Erfolg in den letzten fünf Partien. Der übliche Frühjahrsblues an der Elbe!

Voss-Tecklenburg bleibt Bundestrainerin

Im Frauen-Fußball ist der Blick ganz auf die Weltmeisterschaft ab dem 20. Juli in Australien und Neuseeland gerichtet. Deshalb gibt es im Ligenspielbetrieb wieder ein Pause und die Nationalmannschaft hat das Wort. Getestet wird am Freitag (20.00 Uhr) in den Niederlanden und am Dienstag (11. April, 18.00 Uhr) in Nürnberg gegen Brasilien. Rechtzeitig vorher hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ebenso wie ihre Assistentin Britta Carlson den Vertrag mit dem DFB bis nach der EM 2025 verlängert. Ein Vertrag ist allerdings noch offen: Für die WM-Übertragung fand sich noch kein Fernsehsender, der Weltverband fordert zu viel Geld. So kann man den Frauen-Fußball nicht fördern.

Freud und Leid bei den deutschen Spitzenteams. Bayern München stürzte zwar Wolfsburg in der Bundesliga vom Thron, doch international konnten nur die Wölfinnen glänzen, sie zogen mit einem 1:1 (Hinspiel 1:0) gegen Paris St. Germain ins Halbfinale der Champions League ein und treffen hier auf Arsenal London. Die Engländerinnen verhinderten ein deutsches Duell, weil sie die Bayern-Mädchen im Rückspiel 2:0 besiegten und das 1:0 vom Hinspiel wettmachten. Die Münchnerinnen waren nervös, aber auch müde, der Kader ist nach Verletzungen zu klein. Sie stehen auch in der Bundesliga unter Druck, jedes Spiel ist auch hier ein Endspiel, beim 2:0 in Meppen (Rekord mit 3685 Zuschauern) war Nummer 1 geschafft. Wolfsburg machte den besseren Eindruck, siegte mühelos 8:0 gegen Bremen.

Informationen zur Männer-Nationalmannschaft im nächsten Blog „Das Jahr der Schiedsrichter – Hansi Flick und die unangenehmen Fragen“

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