Der Sport – Grantler

Kommentare rund um Fußball und anderen Sport

Tag: Paris

Tour der Leiden als Aufruf zur Doping-Tour

Eigentlich wollte der Sport-Grantler zur Tour de France gar nicht mehr Stellung nehmen, weil sich in der Ausgangsposition gegenüber dem Vorjahr nichts geändert hat. Doch in diesem Jahr ist das Streckenprofil besonders krass und der Sport-Grantler muss den Organisatoren sagen, „ihr habt aber auch gar nichts gelernt“. Die Tour der Leiden ist in diesem Jahr nichts anderes als ein Aufruf zur „Doping-Tour“. Das Motto ist wohl, „nun schluckt mal schön“ damit die Fahrer die Rundfahrt, die als „großes Kletterfestival“ bezeichnet wird, auch überstehen.

Es ist schon seltsam, der Radsport hat die Dopingskandale der letzten Jahre noch nicht richtig in den Griff bekommen, aber Fahrer und Funktionäre tun so, als wäre alles in Butter und alle sauber. Man möchte ja vor allem den deutschen Fahrern glauben, dass sie ihre Erfolge ohne Hilfsmittel erzielen. Andererseits haben wir schon genug Enttäuschungen erlebt und hieß es nicht immer, ohne Hilfsmittel ist die Tour für die Spitzenfahrer gar nicht zu bewältigen? Und jetzt wird mit dem wohl schwersten Kurs aller Zeiten der Kampf gegen Doping quasi ad absurdum geführt. Da sind die Organisatoren wohl auf beiden Augen blind.

Eigentlich hat der Sport-Grantler aufgeatmet, als er die Meldung gelesen hat, dass Favorit Chris Froome im Vorfeld gestürzt ist und nicht in Frankreich starten kann. Nein, man will keine Schadenfreude, wenn ein Sportler verletzt ist, aber im Fall des Engländers gibt es jetzt bei der Tour einen zweifelhaften Favoriten weniger, einer, dem Doping nicht nachgewiesen wurde, der aber den Verdacht nicht wirklich entkräften konnte. Er leidet unter Asthma und fährt deshalb besonders stark. Alles klar?

Bezeichnend auch, dass die Mannschaft von Sky in den letzten Jahren bei der Tour dominierend war und seit 2012 den Sieger stellte, aber immer auch von Dopinggerüchten begleitet war. Die britische Mannschaft geht jetzt unter neuem Namen an den Start, Multimilliardär Jim Ratcliffe sponsert das Team, das jetzt den Namen seines Chemie-Unternehmens trägt, nämlich Ineos. Chemie, das passt wie die Faust aufs Auge, da kann man sich vorstellen, wie es vor einer gefürchteten Berg-Etappe im Team zugeht: Morgens heißt es „gib mir doch eine Pille, damit ich am Nachmittag vorn dabei bin, aber am Abend bei der Dopingkontrolle nichts mehr zu finden ist“. So läuft es doch, oder?

Die Zahlen sind ja wirklich beeindruckend, 21 Etappen, 3480 Kilometer ab Samstag von Brüssel nach Paris (Ziel am 28. Juli), 22 Teams, 176 Fahrer und 30 Berge der schwersten Kategorie sowohl in den Pyrenäen als auch in den Alpen, 5 Bergankünfte gibt es.

Deutsche Fahrer sind natürlich auch wieder dabei, elf an der Zahl, sie schielen aber eher auf Etappensiege als auf die Gesamtwertung. Die Zeit der deutschen Sprintsiege dürfte allerdings vorbei sein, selbst Andre Greipel rechnet sich nicht viel aus. Bergspezialist Emanuel Buchmann, vom deutschen Team Bora-hansgrohe, fährt dagegen aufs Gesamtklassement und will in die Top Ten, Nils Politt (Katusha Alpecin) und Maximilian Schachmann (Bora-hansgrohe) gelten als Etappenfahrer und wollen auf welligen Etappen überraschen. So weit zum Sport, doch bei allen Erfolgen bleiben leider auch Fragen. Dennoch: Die Tour de France ist nicht einmal durch Dopingskandale tot zu kriegen, die einzigartige Atmosphäre hält Jahr für Jahr genügend Fans in ihrem Bann.

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Tiger Woods veredelt den Ryder Cup – Deutschland im Abseits

Die Golf-Welt schaut von Freitag bis Sonntag, vom 28. bis 30. September, nach Paris. Nein, es werden nicht allein die Golf-Fans Interesse zeigen, sondern die Sport-Fans generell, denn der Ryder Cup, der Erdteilkampf zwischen den USA und Europa, ist einer der Höhepunkte im Sportkalender. Seit 1979 duellieren sich diese zwei Mannschaften alle zwei Jahre um einen Pokal, den 1927 der Saatguthändler Samuel Ryder aus England gestiftet hatte. Aus einer Idee wurde ein Großereignis.

In Deutschland schaut man mit Wehmut nach Paris – Deutschland steht im Abseits. Kein deutscher Profi hat es in diesem Jahr ins europäische Ryder-Cup-Team geschafft, die Golfer haben da etwas mit den Fußball-Profis der Saison 17/18 gemeinsam – international zu schlecht. Martin Kaymer, 2012 noch ein Ryder-Cup-Held, als er den entscheidenden Putt zum Sieg versenkte, liegt gerade noch auf Platz 154 in der Weltrangliste. Vor vier Jahren war er noch die Nummer 1! Bernhard Langer, immer noch Deutschlands populärster und bester Golfer, führte 2004 Europa als Kapitän zum Sieg. Die glorreichen Zeiten sind vorbei.

Deutschland schaut aber auch mit Wehmut nach Paris, weil man ja eigentlich selbst Gastgeber sein wollte. Im Wittelsbacher Golf-Club sollte sich die Elite ein Stelldichein geben, aber die Anlage in der Nähe von Ingolstadt war ohne Chance gegen Le Golf National, rund 45 Autominuten weg von Paris, dem Zentrum des französischen Golfs. Deutschland wird weiter im Abseits bleiben, auch für 2022 gab es eine Niederlage, das A-Resort Berlin muss dann zusehen, wenn Rom den nächsten Ryder Cup in Europa austrägt. Daumen drücken dürfen die Deutschen dennoch dem Team Europa, dass der Däne Thomas Björn als Kapitän anführt. Sein Gegenspieler ist Jim Furyk. Verdiente Spieler erhalten die Ehre, die Mannschaft als Kapitän in den Wettkampf zu führen.

Den Ryder Cup quasi veredelt hat in den letzten Tagen Golf-Hero Tiger Woods. Mit seinem Sieg beim Finale des FedEx-Cup in Atlanta gelang ihm eines der größten Comebacks des Sports überhaupt. Es war sein 80. Titelgewinn auf der PGA-Tour, genau 1876 Tage nach seinem letzten Triumph. Die Golfwelt hat daran ebenso wenig geglaubt, wie der Amerikaner selbst: „Ich konnte nicht sitzen, nicht stehen, nicht gehen, nicht liegen ohne diese Schmerzen in Rücken und Beinen, ich war zutiefst verzweifelt,“ blickt die lebende Golf-Ikone an schwere Zeiten mit vier Rücken-Operationen seit April 2014 zurück. Erst als der fünfte Lendenwirbel und der erste Steißbeinwirbel verbunden und versteift wurden, kam Tiger Woods wieder auf die Füße. Ein Wunder, dass er wieder so gut schlagen kann und für sich wieder eine rosige Zukunft sieht: „Ich habe vielleicht noch zehn oder zwanzig gute Golf-Jahre vor mir.“ Zwei PGA- und vier Major-Siege fehlen ihm zu den jeweiligen Rekorden.

Jetzt wird er aber erst einmal in Paris im Mittelpunkt stehen. Bei seiner Absenz merkten die Golf-Veranstalter, dass nur Tiger Woods erhöhte Aufmerksamkeit garantiert, die wird jetzt der Ryder Cup verstärkt erhalten, obwohl der Tiger eine negative Bilanz bei seinen Ryder-Cup-Auftritten aufweist. Er galt auch immer als verschlossen, doch das hat sich beim „neuen“ Tiger Woods geändert. Die USA gelten überhaupt als Favorit, in der Gesamtbilanz führen sie mit 26:13, das letzte Duell 2016 gewannen sie mit 17:11. In der Weltrangliste stehen die zwölf Amerikaner wesentlich besser da als ihre europäischen Konkurrenten. Doch im Kampf Mann gegen Mann ist alles möglich, das hat Europa vor allem 2012 gezeigt, als die Mannschaft am zweiten Tag bereits mit 4:10 zurück lag und am Ende dennoch mit 14,5 zu 13,5 siegte, als eben Martin Kaymer den entscheidenden Putt verwandelte. Jetzt aber heißt es auch für ihn zuschauen und Daumen drücken, so wie für die normalen Fans.

Die Mannschaften: USA: Dustin Johnson (Nr. 1 der Weltrangliste), Brooks Koepka (3), Justin Thomas (4), Rickie Fowler (9), Jordan Spieth (10), Bryson Dechambeau (7), Tiger Woods (13), Bubba Watson (14), Patrick Reed (15), Webb Simpson (16), Tony Finau (17), Phil MIckelson (25). – Europa: Justin Rose (England/2), Francesco Molinari (Italien/5), Rory McIlroy (Nordirland/6), Jon Rahm (Spanien/8), Tommy Fleetwood (England/12), Alex Noren (Schweden/18), Paul Casey (England/21), Henrik Stenson (Schweden/24), Tyrrell Hatton (England/26), Sergio Garcia (Spanien/28), Ian Poulter (England/34), Thorbjörn Oleson (Dänemark/45).

Die Tour de France ist eine Tour de Farce

Sie sind wieder unterwegs, die Ritter der Pedale, sie schinden sich beim größten Radrennen der Welt, klettern über Berge, kämpfen gegen den Wind, sprinten um den Sieg, nehmen Stürze und Schrammen in Kauf. Die Tour de France zieht auch in ihrer 105. Auflage viele in ihren Bann, aber inzwischen sind genauso viele angewidert und wenden sich ab. Die Tour de France ist immer noch eine Tour der Leiden, aber mehr noch eine Tour de Farce.

Dass der Radsport gegen ein Negativimage ankämpfen muss, zeigt ein Blick auf die Siegerliste der Tour de France. Da sind Sternchen zu finden, da fehlen Sieger, vor allem dem Oberdoper Lance Armstrong wurden die Siege von 1999 bis 2005 aberkannt, einen Nachrücker gibt es nicht. Die Tour fand statt und steht auf ewig ohne Sieger da. In anderen Jahren gab es Nachrücker. Und in diesem Jahr? Wird der Sieger auch in einigen Jahren noch in der Siegerliste aufgeführt werden und ist der Held von heute der gleiche Held wie in den letzten Jahren? Wenn es so ist, dann sind die Siege mit einem Makel behaftet. Der Brite Christopher Froome wandelt bei seinem Hattrick von 2015 bis 2017 in doppeltem Sinne auf den Spuren von Lance Armstrong. Er siegt, aber mit welchen Mitteln? Allein, dass Fragezeichen bleiben, dass es keine gültigen Antworten gibt, macht die Tour de France zur Tour de Farce.

Der Blick zurück. Bereits am 7. September 2017 wurden beim Kapitän des Sky-Rennstalles stark überhöhte Werte des Asthmamittels Salbutamol festgestellt. Neun Monate dauerte es, bis es bei einer eindeutigen Sache zu einer Klärung und die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada zu dem Urteil kam, dass Froome kein Doping nachgewiesen werden kann: „Die Verbotsliste der Wada sieht vor, dass ein Athlet beweisen darf, dass sein abnormales Ergebnis die Folge einer erlaubten Verwendung war, wodurch der Fall nicht als Regelverstoß zu werten ist,“ so das Urteil. Froomes Rechtsanwälte hatten ganz Arbeit geleistet, Froome selbst ist sich keiner Schuld bewusst. „Ich habe seit meiner Kindheit Asthma, ich habe mich schlecht gefühlt, deshalb habe ich die doppelte Portion der Arznei genommen.“ Seltsam, schlecht gefühlt hat er sich nach einem schwachen Tag, am Tag darauf hat er sich (nach Einnahme der doppelten Portion) gut gefühlt und ist dem Feld davon gefahren. Asthma muss man halt haben…

Ein absurdes Urteil nach einer absurd langen Zeit und Chris Froome beteuert seine Aufrichtigkeit. „Ich war völlig ehrlich, als ich auf dem Podium gesagt habe, dass ich dem Gelben Trikot niemals Schande machen werde.“ Nun ja, Sünder gestehen erst etwas, wenn sie zweifelsfrei überführt werden können und keinen Ausweg (auch mit den besten Rechtsanwälten nicht) mehr wissen. Die Konkurrenten äußern sich vorsichtig, lassen aber schon durchblicken, was sie von diesem Affentheater halten. Die Fans äußerten sich nicht so vorsichtig, sie pfiffen den Briten aus und sollte Froome wirklich am 29. Juli auf der Champs-Elysee als Sieger einfahren, dann könnte ihm passieren, dass er kein umjubelten Sieger sein wird. Eher wird es heißen „ausgerechnet der…“.

Mancher Konkurrent, der sich nicht schon hat eine Asthma-Krankheit attestieren lassen, wird ins Grübeln kommen und seinen Ärzten sagen: „Seht ihr nicht, dass ich Asthma habe, ich möchte auch mal die Tour gewinnen.“ Früher wurden die Ritter der Pedale bei ihrem Ritt über die Berge mit waghalsigen Abfahrten bewundert. Gerade für die Abfahrten und Sprints mit den Gefahren der Stürze werden sie auch heute noch bewundert und das macht zum Teil noch den Reiz der Tour aus. Aber im Hintergrund bleiben immer die Zweifel und je stärker sich der Sieger von der Konkurrenz abhebt, umso stärker sind auch die Zweifel. Beim Giro d’Italia siegte Froome übrigens das erste Mal. Zunächst spielte er keine Rolle, dann fuhr er der Konkurrenz an einem Tag davon. Wahrscheinlich ging es ihm am Morgen noch ziemlich schlecht…

Letztes Aufbäumen des IOC für Olympia

Thomas Bach sind seine Glücksgefühle anzusehen. Der IOC-Präsident hat seine geniale Idee der Doppelvergabe der Olympischen Sommerspiele für 2024 und 2028 beim Kongress in Lima erfolgreich durchgebracht. Der Doppelschlag muss als letztes Aufbäumen des IOC beim Erhalt der Olympischen Spiele gesehen werden. Die Probleme werden immer größer, die olympische Idee als solche wurde eigentlich schon lange beerdigt. Ähnlich wie der Welt-Fußball ist auch Olympia nur noch eine Jagd ums Geld. Korruption überschattet die olympische Idee, Polizei und Gerichte werden fast wichtiger als die Sportler selbst. Wie will da Olympia überleben? Einzige Chance: Zurück zur Ehrlichkeit, transparente Vergabe der Spiele. Nicht nur Sponsoren ins Boot nehmen, sondern vor allem die Bevölkerung.

Der Gedanke der Doppelvergabe war Thomas Bach in der Not gekommen. Er erinnerte sich daran, dass es dies schon einmal 1921 gegeben hat, als die Spiele an Paris für 1924 und Amsterdam für 1928 vergeben wurden. Damals gab es noch Begeisterung, die ist heute getrübt. Olympische Interessenten sprangen reihenweise ab, Städte wie München, Hamburg und Boston konnten ihrer Bevölkerung nicht mehr vermitteln, warum Olympische Spiele ein Gewinn sein sollten. Die Frage war eher, wie viel denn an Schmiergeldern gezahlt werden muss, um bei der Stimmenvergabe eine Chance zu haben. Egal ob Peking 2008 (Sommer) und 2022 (Winter), Sotschi im Winter 2014, Rio de Janeiro 2016, Pyeongchang Winter 2018 oder Tokio 2020, von dubiosen Geldzahlungen ist immer die Rede. Vor allem von Brasilien bleiben verrottete Sportstätten und ein Korruptionssumpf, der hoffentlich von den Gerichten ausgetrocknet wird, in Erinnerung. Das IOC gibt kein gutes Bild ab, schon gar nicht als Hüter der olympischen Idee.

Abseits dieser schwelenden Skandale hat Thomas Bach jetzt erst einmal Ruhe. Die Spiele sind vergeben, auch wenn rund um die Austragung Sorgen bleiben, zum Beispiel für Südkorea, wenn die Spiele vom 9. bis 25. Februar stattfinden sollen. Die Grenze zu Nordkorea ist nur 100 km entfernt, die Muskelspiele des dortigen Machthabers, der gern mit Raketen spielt und die Welt aufschreckt, werfen einen Schatten auf den Sport. Der IOC-Präsident hofft, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution für einen olympischen Frieden verabschiedet. Es war die Idee von Gründer Coubertin, dass während Olympia die Waffen ruhen. Nostalgie.

Im Gegensatz dazu sollen die Austragungsstädte Paris und Los Angeles mit Begeisterung punkten, zumal für zahlreiche Wettbewerbe bestehende Sportstätten genutzt werden soll. Der Plan: Weg vom teuren Image, Olympia als grüne Idee, als Teil der Zukunft und Gewinn für die Bevölkerung. Das Wunschbild der IOC-Granden.

Das IOC hat aber nun viel Zeit, um den Olympischen Spielen wirklich wieder ein attraktives Image zu verpassen, um Olympia wieder als Gewinn für die Austragungsstädte anzupreisen. Doch allein es fehlt der Glaube an solch eine Kehrtwendung. Eher war die Doppelvergabe ein letztes Aufbäumen, es war der Trick, bei der Vergabe für 2024 keinen Verlierer zu produzieren, sondern die beiden letzten Bewerber für Sommerspiele bei der Stange zu halten. Für die Zukunft des IOC sieht der Sport-Grantler keine Erneuerung, sondern eher einen Trümmerhaufen: Keiner will mehr Olympische Spiele austragen. Zu groß, zu teuer, zu korrupt.

Warum Eishockey in Deutschland keine Zukunft hat

Besser konnte die Eishockey-Weltmeisterschaft 2017, die in Deutschland und Frankreich ausgetragen wird, für das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) nicht beginnen: Der 2:1-Sieg gegen die USA ist fast schon der Fahrschein für den Einzug ins Viertelfinale. Begeisterung pur auf den Rängen in Köln und bei der Mannschaft, die immer in Köln antreten kann und das Turnier als „Heim-WM“ ansieht (die zweite Gruppe spielt in Paris). Damit werden auch die Erinnerungen an die letzten Weltmeisterschaft in Deutschland 2010 wach, als die Mannen vom damaligen Bundestrainer Uwe Krupp sogar ins Halbfinale einzogen, als Vierter dann aber doch ohne Medaillen blieben.

Wer erinnert sich noch an diesen Erfolg? Welchen Aufschwung hat das Eishockey danach genommen? Keinen! Es gab wieder einen Abschwung, das DEB-Team verpasste sogar die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi und entfernte sich von der Weltspitze. Diese verpasste Chance möchten die DEB-Funktionäre am liebsten vergessen, sie sprechen lieber von der Gegenwart und der Tatsache, dass in Köln die vielleicht sogar stärkste Mannschaft aller Zeiten mit NHL-Stars auf dem Eis steht. Das verspricht eine gute Zukunft, doch das Eishockey in Deutschland hat keine gute Zukunft. Es kann nur gelegentlich mit Achtungserfolgen auf sich aufmerksam machen, aber nicht auf breiter Basis die Deutschen zu Eishockey-Fans machen.

Da sind zuerst einmal die äußeren Umstände. Eishockey ist ein teurer Sport und Spitzen-Eishockey wird nur in wenigen Hochburgen betrieben, am Leben gehalten durch Sponsoren. Eine Finanzierung nur durch den Sport heraus ist nicht möglich. Die Nachwuchsarbeit wird in diesen Zentren oft vernachlässigt, sie liegt mehr bei den kleinen Vereinen, nach wie vor hauptsächlich in Bayern, dort aber fehlt das Geld, fehlen die Idole für die Kinder. So dümpelt das unterklassige Eishockey in Deutschland seit Jahren vor sich hin.

An der Spitze präsentiert sich die Deutsche Eishockey Liga (DEL) als gut organisierte, profimäßige Liga, allerdings hat sie für die Beobachter außerhalb der Eishockey-Familie viele Schwächen. So verstehen Außenstehende nicht, warum der Titel in einer Play-Off-Runde vergeben wird. 52 Spieltage Anlauf, bevor es richtig zu Sache geht, töten die Spannung. Außerdem präsentiert sich die DEL als interner Zirkel, einen wirklichen Auf- und Abstieg gibt es nach wie vor nicht. Nur wenn ein Verein, wie im Vorjahr die Hamburg Freezers, seine Lizenz zurückgibt, kann ein Zweitligist nachrücken. Ein Umstand, der im deutschen Sport einmalig ist und für Unverständnis sorgt. Gerade wenn man zum Beispiel derzeit auf den spannenden Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga schaut. Das elektrisiert die Leute. Das schmoren im eigenen Saft setzten die Geldgeber durch, ganz einfach deshalb, weil sie Sicherheit haben wollen. Ein Abstieg würde eine unsichere Zukunft bedeuten. Wenn einer nicht mehr zahlen kann oder will, geht der Verein auch ohne Abstieg den Bach runter – keine schöne Sache für den Sport.

Eishockey leidet auch darunter, dass der Sport nicht telegen ist, auf dem Fernsehschirm nur mangelhaft verfolgt werden kann, die Spiele zu lange dauern. Dadurch kann keine Begeisterung aufkommen. Auf dem übertragenden Sender Sport1 schauen mehr Leute die dritte Liga im Fußball an als ein Spiel der Deutsche bei der Eishockey-WM! Stars können sich auch schlecht entwickeln, weil unter den Helmen die Gesichter nicht bekannt werden. Und die besten Spieler sind weit weg in der National Hockey League in Nordamerika aktiv. Selbst große Erfolge in Übersee, wie im letzten Jahr, als Tom Kühnhackl mit Pittsburgh den Stanley-Cup gewann, bringen Eishockey nur kurzfristig ins Gespräch – weil dann hierzulande eben Sommer ist.

Die Funktionäre des DEB sorgten in der Vergangenheit ebenfalls dafür, dass Eishockey höchstens negativ in die Schlagzeilen geriet. Mit dem ehemaligen Sportdirektor Franz Reindl wurde ein Mann Präsident, der als auch als größter Blender bezeichnet werden kann. Er hat als Sportdirektor zu verantworten, dass die Wahl der letzten Bundestrainer ein Misserfolg war, er hatte zu verantworten, dass Deutschland Ende der Neunziger Jahre zweitklassig wurde. Jetzt sonnt er sich mit dem Glücksfall, dass mit Marco Sturm ein Publikumsliebling an der Bande steht und die Spieler wieder für das Nationalteam interessieren kann. Sie kommen wegen Sturm, nicht wegen Reindl. Der Präsident sieht eine gute Zukunft und will einen möglichen WM-Gewinn in die Nachwuchsarbeit investieren. Und was war in der Vergangenheit? Der DEB stand kurz vor der Pleite, rettete sich nur durch den finanziellen Gewinn der letzten Heim-WM 2010 und versäumt es seit Jahrzehnten, eine gute, nachhaltige Nachwuchsarbeit auf die Beine zu stellen. Eigentlich sollte schon vorher klar sein, dass die Weltmeisterschaft Gewinn bringen muss. Nur deshalb spricht der DEB-Präsident auch davon, dass sich der DEB bald wieder um eine Weltmeisterschaft bewerben wolle. Die WM als finanzieller Rettungsanker.

Selbst wenn Deutschland 2017 Weltmeister werden würde, was eine der größten sportlichen Sensationen wäre, würde es bei der traurigen Tatsache bleiben, dass Eishockey in Deutschland keine gute Zukunft hat. Zu viel Gründe sprechen dagegen.

Eishockey extrem

Red Bull München, der Verein, der vom österreichischen Brause-Hersteller mit finanziellen Zuwendungen „gedopt“ wird, hat wieder die Deutsche Eishockey-Meisterschaft gewonnen. Eigentlich verblüfft diese Tatsache nicht, denn im Eishockey sind Erfolge nur mit reichen Gönnern möglich, ohne Zuwendungen von außen kann in der Deutschen Eishockey Liga nicht kostendeckend gearbeitet werden. Gegner Wolfsburg Grizzlys macht dies ebenfalls deutlich, wird der Klub in der Autostadt doch von Volkswagen massiv unterstützt. Was nicht heißen muss, dass es diese Endspielpaarung auf Dauer geben muss. Aber immerhin war das Finale eine Wiederholung des Vorjahres, damals marschierten die Münchner mit vier Siegen durch, diesmal überließen sie dem Gegner großzügig einen Sieg, damit sie die Meisterschaft am Ostermontag dann in eigener Halle feiern konnten!

Eishockey extrem zeigte sich bei diesen Finalspielen dadurch, dass die Mannschaften alle zwei Tage auf dem Eis standen. Einen Tag spielen, den anderen Tag reisen – das muss man den Aktiven in anderen Sportarten erst einmal aufhalsen. Vielspielerei gehört im Eishockey zum Geschäft. Im Fußball sind die Spieler den englischen Wochen allerdings auch nicht abgeneigt, wie die Trainer und Funktionäre immer tun, wenn sie über die Belastung klagen, denn da heißt es nämlich „wir spielen lieber, als dass wir trainieren“. Zum Training kommen die Eishockey-Cracks während der Play-Offs kaum, da ist mehr Regeneration angesagt.

Eishockey extrem zeigt sich auch dadurch, dass der Meister eigentlich in einer unwürdigen Halle spielt, denn die Olympia-Eishalle von 1972 ist alt und zu klein. Das will Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz ändern, schon lange ist eine neue Mehrzweckhalle auf dem Olympiagelände in Planung. Rentieren soll sich der Bau dadurch, dass auch die Basketballer von Bayern München als Mieter einsteigen, Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist ein Befürworter dieses Projektes und er träumt wohl davon, dass die populären Meister dann alle aus München kommen. Zunächst natürlich mal die Fußballer, mit den Basketballern hat er es auch geschafft und mit Red Bull in einer Halle wäre ja auch die Nähe zum Eishockey gegeben. In alten Zeiten hat der FC Bayern übrigens ein Projekt Eishockey wegen der Kosten und Hallenprobleme schnell wieder auf Eis gelegt. „Eishockey extrem“ urteilten die Bayern.

Eishockey extrem zeigt sich auch bei der Nationalmannschaft. Die Weltmeisterschaft wird in diesem Jahr unüblich in zwei Ländern ausgetragen. Deutschland (Köln) und Frankreich (Paris) firmieren als Gastgeber, was praktisch ist, denn so haben beide Heimvorteil. Nichts Neues ist es, dass die Eishockey-WM dann beginnt, wenn die Tage wieder wärmer werden, nämlich am 5. Mai, erst am 21. Mai steht der Weltmeister fest, das Endspiel findet in Köln statt. Aber in den modernen Hallen können die Zuschauer nicht einmal Abkühlung suchen. Der PR-Wert für den Wintersport hält sich zu dieser Zeit in Grenzen.

Eishockey extrem zeigt sich auch dadurch, dass die deutsche Nationalmannschaft in ihrer Vorbereitung mit C- und B-Kadern durch Europa tingelt, dass aber alle Spiele als offizielle Länderspiele gewertet werden. Ein Unding, wie es beim DEB leider seit Urzeiten Usus ist.

Eishockey extrem, dafür sorgte auch die NHL. Die Profi-Liga in Nordamerika schockte die Sportwelt damit, dass sie 2018 für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang/Südkorea keine Spielpause einlegen wird, ergo also keine NHL-Profis abgestellt werden. Das war letztmals 1994 in Lillehammer so, danach sah die NHL in Olympia durchaus einen Werbewert auch für ihre Liga. Jetzt allerdings wird das Herz der Spiele geschwächt, wenn quasi zweitklassige Mannschaften um die Medaillen kämpfen. Wer will, kann es so sehen, wie DEB-Präsident Franz Reindl, der darauf verweist, dass dann die kleineren Nationen größere Chancen hätten. Verlierer ist aber immer der Sport. Der eine oder andere NHL-Star will sich allerdings das Erlebnis Olympia nicht verbieten lassen. Russlands Star Alexander Owetschkin kündigte seine Teilnahme bereits an, der Linksaußen der Washington Capitals war bereits dreimal Weltmeister und will auch noch Olympiasieger werden. Ob der Verein mitspielt oder der Russe einfach einen Vertragsbruch begeht?

Vergessen werden darf bei dieser Entscheidung nicht, dass der Eishockey-Weltverband seit der Rückkehr der NHL-Profis 1977 in Wien die Austragung der Weltmeisterschaft deshalb immer weiter ins Frühjahr verschoben hat, damit möglichst viele NHL-Profis teilnehmen können, wenn sie in Nordamerika im Stanley-Cup mit ihren Teams ausgeschieden sind. Das zeigt auf, wie weh die Absage der NHL tut. Das ist für die IIHF Eishockey extrem.

Jogi Löw: Alte Kameraden und junges Blut

 

Eigentlich beginnt die Fußball-Europameisterschaft erst am 10. Juni in Frankreich, aber der Startschuss fällt bei allen Teilnehmern in diesen Tagen – es ist die Zeit der EM-Nominierung. Als Verbeugung vor dem Gastgeber stellte Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader (Die Mannschaft) in der französischen Botschaft in Berlin vor. Er hat im Vorfeld von Überraschungen gesprochen und ein bisschen hat er Wort gehalten. Was auffällt: Jogi Löw hält an alten Kameraden fest, hat aber seinem erweiterten Kader auch junges Blut zugefügt. Dafür wird der eine oder andere Spieler bei einem Anruf des Bundestrainers aus allen Wolken gefallen sein, weil er eben nicht dabei ist. Das gilt für die Torhüter Trapp und Zieler, sowie für die Weltmeister Durm und Ginter aus Dortmund, die höchstens noch auf Verletzungen im vorläufigen EM-Kader hoffen können. Auch die Weltmeister Kramer und Großkreutz fehlen. Dafür ist Torjäger Mario Gomez wieder dabei, der ja auf die WM verzichten musste.

Große Experimente geht der Bundestrainer nicht ein. Natürlich bilden die Weltmeister das Gerüst der Mannschaft und er hält auch an manchen alten Kameraden fest, die noch verletzt sind (Schweinsteiger, Khedira) oder nicht gerade in Bestform (Podolski). Lange Weggefährten lässt Löw nicht einfach zu Hause. So sieht er seinen Kapitän Bastian Schweinsteiger als echten Mannschaftsführer und will ungern auf ihn verzichten. Er hofft auf einen ähnlichen Effekt wie bei der Weltmeisterschaft, als Schweinsteiger nicht fit anreiste, im Finale aber quasi der Vorkämpfer war und großen Anteil am Titelgewinn hatte. So hofft Löw auch, dass sowohl Khedira als auch Höwedes Stabilisatoren im Team sein werden.

In der Torhüterfrage gaben wohl die letzten Bundesligaspiele den Ausschlag. Ron-Robert Zieler, viele Jahre braver Ersatzmann, litt unter dem Abstieg seines Vereins Hannover 96, Kevin Trapp konnte sich in Paris nicht so profilieren wie Bernd Leno zuletzt in Leverkusen. Leno (noch ohne Länderspiel) schien eher ein Kandidat für die Olympischen Spiele zu sein. So stehen beide Torhüter der U 21 als Ersatzleute auf einer Stufe hinter Manuel Neuer, der unumstrittenen Nummer 1.

Jogi Löw geht ohne „echten“ Rechtsverteidiger zur EM, weil auf dieser Position keiner den Ansprüchen genügt oder man kann auch sagen, weil es ihn mit Ausnahme von Philipp Lahm nicht mehr gibt. So hinterlässt der Rücktritt des WM-Kapitäns schon eine erhebliche Lücke. Wer auch immer hier spielt, wird nur eine Notlösung sein, egal ob Höwedes, Can oder Rudy. Es mutet fast schon seltsam an, dass ein limitierter Mann wie Hoffenheims Sebastian Rudy, selbst im Verein nicht unumstritten, zum EM-Kader gehört.

Die Augen der Öffentlichkeit werden sich aber vor allem auf die jungen Spieler richten. Jogi Löw will einen flexiblen und harmonierenden Kader, dazu können Julian Weigl (Dortmund), Joshua Kimmich (Bayern), Julian Brandt (Leverkusen) und Leroy Sané (Schalke) beitragen. Auffallend, dass sie die Rückennummern von 24 bis 27 erhalten, also die Streichnummern im erweiterten Kader der 27 Mann, 23 werden am 31. Mai endgültig nominiert. Das heißt aber nicht, dass sie ohne Chance sind. Kimmich zum Beispiel hat bei den Bayern seine Flexibilität bewiesen, Sané und Brandt können im Angriff durchaus für Belebung sorgen. Für alle vier gilt: Wer bei der Europameisterschaft dabei ist, muss auf die Olympischen Spiele verzichten. Wer noch ausscheidet, auf den wartet also mehr als ein Trostpflaster!

Es ist zu früh, darüber zu spekulieren, ob Joachim Löw die künftigen Europameister nominiert hat. Er hat eine gute Mannschaft zur Verfügung, technisch ebenso gut wie kampfstark und mit Möglichkeiten für Überraschungen. Zu einem Titelgewinn braucht jedes Team aber auch ein bisschen Glück. Den nötigen Rückenwind sollte man von der Weltmeisterschaft 2014 haben. 20 Jahre nach dem letzten Europatitel 1996 wäre es ja wieder mal Zeit für den EM-Pokal!

Die EM-Vorbereitung beginnt am 24. Mai mit dem Trainingslager in Ascona, Länderspiele stehen für den 29. Mai in Augsburg gegen die Slowakei und 4. Juni in Gelsenkirchen gegen Ungarn auf dem Programm. Am 12. Juni ist in Lille die Ukraine der erste EM-Gegner (außerdem Polen und Nordirland), am 10. Juli soll das Finale in Paris das letzte EM-Spiel sein…

Der EM-Kader: Tor: Neuer, ter Stegen, Leno. – Abwehr: Boateng, Hummels, Höwedes, Hector, Rüdiger, Rudy, Can, Mustafi. – Mittelfeld/Angriff: Schweinsteiger, Khedira, Kroos, Özil, Kimmich, Weigl, Müller, Gomez, Schürrle, Götze, Podolski, Reus, Bellarabi, Draxler, Sané, Brandt.

Fußball-WM und Olympia: Das Ende für Großveranstaltungen?

Nicht nur der Terrorakt von Paris wirft Fragen auf, aber er verstärkt die Angst vor der Zukunft des Spitzensports. Wir müssen uns heute in aller Welt die Frage stellen, ob das Ende für Großveranstaltungen wie Fußball-Welt- und –Europameisterschaften sowie Olympische Spielen gekommen ist. Zum einen macht der zunehmende Terror auf der ganzen Welt solche Ereignisse zu einem Risiko für alle Beteiligten, zum anderen schafft sich der Spitzensport durch Doping, Korruption, Schiebungen und ungleichen finanziellen Bedingungen fast selbst ab. In einem November, der zumindest im Süden Deutschlands wie ein Frühling war, kommt die übliche November-Tristesse im Sport auf.

Der Terror von Paris, der am Rande des Fußball-Länderspiels Frankreich – Deutschland die Stadt erschütterte und das Millionen-Spiel zum Randereignis werden ließ, wirft Schatten auf die Zukunft, nicht nur auf die Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Die Terroristen haben ein Ziel erreicht: Nicht nur Frankreich, die ganze Welt ist verunsichert. Fans werden sich fragen, ob sich noch zu solchen Großereignissen reisen können, Sportler, Funktionäre und Besucher werden mit drastischen Sicherheitsmaßnahmen leben müssen. Der Spaß bleibt auf der Strecke.

Das gleiche gilt auch für Olympische Spiele, die von solchen Terrorakten ebenso betroffen sind und bei denen der Überfall auf israelische Sportler 1972 in München den Anfang des Terrors im Sport genommen hat. Es waren bis dahin heitere Spiele, aber danach war nichts mehr wie es einmal war. Jetzt sind wir fast an einem Punkt angelangt, wo bald nichts mehr geht. Es steht die Frage im Raum, ob es überhaupt möglich ist, Großveranstaltungen noch zu organisieren. Das Gegenargument: Der Terror darf das nicht verhindern!

Der Terror ist das größte, aber nicht das einzige Problem für Großveranstaltungen. So wird die Bevölkerung immer kritischer im Umgang mit dem Gigantismus und wittert zum Beispiel hinter der Austragung von Olympischen Spielen eher ein Gewinnstreben von Verbänden und Wirtschaft. In München haben sie sich schon gegen Olympia entschieden, in Hamburg wird in zwei Wochen die Bevölkerung zur Abstimmung aufgefordert: Soll sich Hamburg für Olympia 2024 bewerben, ja oder nein. Der Ausgang gilt als ungewiss. Die nächsten Sommerspiele finden 2016 in Rio de Janeiro statt, aber die Bevölkerung in Brasilien sieht diese Veranstaltung mit Skepsis. Schon bei der Fußball-WM wurden Versprechungen nicht eingehalten.

Die Verfehlungen der Funktionäre gefährden aber ebenso die Zukunft des Spitzensports. Es gibt fast keinen Verband mehr, in dem nicht über Korruption und Schiebungen, über Vertuschung von Doping oder sonstiges gehadert wird. Bezeichnend die Aufdeckung des flächendeckenden Dopings in Russland und die Sperre des nationalen Leichtathletik-Verbandes. Bezeichnend der Skandal im Fußball-Weltverband FIFA und die Aufdeckung beim Deutschen Fußball-Verband, dass es ohne Schmiergelder halt doch keine WM 2006 in Deutschland und damit kein Sommermärchen gegeben hätte.

Allerdings gibt es ein Argument für die Funktionäre, nicht nur in Deutschland, aber vor allem in Deutschland. Es haben eigentlich schon immer „alle“ gewusst, dass man ohne Schmiergelder keine Großveranstaltungen bekommt, es haben schon immer „alle“ gewusst, dass es im Sport Doping gibt und quasi jeder Sieg, vor allem in Ausdauersportarten, mit Vorsicht zu genießen ist. (Siehe auch der Sport-Grantler vom 22. Oktober: Fußball-WM und Olympia: Ohne Geschenke geht gar nichts). Am liebsten hätte „alle“ immer den Mantel des Schweigens über die Geschehnisse gebreitet. Die allgemeine Auffassung: Wenn es jeder macht, warum soll man dann Einzelne an den Pranger stellen. Motto: Wo kein Kläger ist, gibt es auch keinen Angeklagten. Inzwischen gibt es genügend Kläger und „alle“ wollen mit dem, was sie früher eigentlich gewusst haben, nichts mehr zu tun haben.

Die Zukunft des Spitzensports stellt sich so trüb dar wie ein nebliger November.