Handball: Bergauf oder bergab?

von knospepeter

 

Am Wochenende (25./26. August) beginnt die Handball-Bundesliga mit ihrer neuen Saison. Eine Saison voller Hoffnungen. Eine Saison aber auch, die zukunftsweisend sein kann. Die Frage stellt sich: Geht es mit der Sportart bergauf oder bergab?

 

Eine ist sicher: In Deutschland gibt es in der Öffentlichkeit im Sport vor allem Fußball, Fußball, Fußball. Danach kommt lange nichts. Nimmt man die Einschaltquoten im Fernsehen, dann haben Formel 1, Boxen und Biathlon noch vernünftige Einschaltquoten. Im Mannschaftssport konkurrieren Handball, Basketball und Eishockey darum, wer die Nummer 2 hinter „König Fußball“ ist. Bisher durfte sich Handball als „Kronprinz“ fühlen, vor allem wegen seiner Erfolge der Nationalmannschaft. Die blieben zuletzt allerdings aus. Handball wirbt aber auch damit, die „stärkste Liga der Welt“ zu haben. Das können die anderen nicht vorweisen. Allerdings: Drittklassige Fußballer ziehen im TV mehr Zuschauer an, als erstklassige Handballer. Das ist die Realität.

 

Die Handball-Bundesliga hat in dieser Saison die Chance, dass die Alleinherrschaft vom THW Kiel beendet werden kann. Seit 2005 hieß der Meister nur einmal nicht Kiel, 2011, als der HSV Hamburg das bessere Ende für sich behielt. Jetzt haben viele Stars die Kieler verlassen, die Mannschaft befindet sich im Umbruch, was die Konkurrenz hoffen lässt. Der Sieg von Flensburg im Supercup war schon ein Fingerzeig. Aber: Selbst Spannung in der Bundesliga sorgt nicht für mehr Öffentlichkeit, weil sich das Interesse auf die Städte konzentriert, wo Handball beheimatet ist. Wer neue Kundschaft gewinnen will, der muss dies über das Nationalteam tun. Und da denken die Vereinsfunktionäre im Handball zu engstirnig.

 

Seit Jahren klagen die Bundestrainer darüber, dass der Handball-Nachwuchs in der Bundesliga keine Chance habe. Die „stärkste Liga der Welt“ braucht Stars, der DHB für eine starke Nationalmannschaft aber deutsche Talente. Doch die sitzen auf der Bank, haben nur wenig Einsatzzeit oder spielen zweitklassig. Oft wird über eine Frauen-Quote diskutiert, der Handball braucht eine „Deutsch-Quote“. Das Eishockey hat es zum Teil vorgemacht und ist nicht schlecht damit gefahren, mehr deutschen Spielern eine Chance zu geben. Den Mut müssen die Vereins-Bosse haben, für eine Regelung zu sorgen, dass eine bestimmte Zahl von deutschen Spielern jeweils auf dem Feld stehen muss. Nur so lassen sich die früheren Erfolge der Nationalmannschaft wiederholen. Deutsche Spieler müssen Verantwortung auch in den Vereinen haben, müssen Stresssituationen kennen und internationale Erfahrung sammeln.

 

International stöhnen die anderen Verbände über die Dominanz der deutschen Vereine. Die Nationalmannschaft wurde zuletzt eher zur Lachnummer. Bleibt es dabei, wird die Handball-Bundesliga ihr Prädikat „stärkste Liga der Welt“ bald nicht mehr führen können, weil das Interesse der Öffentlichkeit erlahmt. Dass der TV-Sender Sport1 jetzt am Dienstag Fußball der Regionalliga – als vierten Liga! – den Vorzug vor Handball gibt, sollte ein letztes Alarmzeichen sein. Bergauf oder bergab? Es sieht leider eher nach einem Abwärtstrend aus.

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