Im Eishockey hat man nichts gelernt
von knospepeter
Am Freitag, 13. September, beginnt die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Ein Datum, das fast schon Programm sein könnte, denn im Eishockey geht nach wie vor vieles schief. Freitag, der 13., als Unglückstag ist da seit Jahren quasi jeden Tag…
Wer das deutsche Eishockey über die Jahre hinweg verfolgt hat, muss leider anmerken, dass man nichts gelernt hat. Heute gibt es immer noch die gleichen Probleme und Debatten wie vor 40 Jahren. Im Unterbau stimmt nichts, die Nachwuchsarbeit wird vernachlässigt und an der Spitze gibt es keine Fortschritte. So hat die Nationalmannschaft u. a. die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi verpasst.
Auch die Querelen wiederholen sich. In diesem Sommer gab es Streit um die 2. Bundesliga, die meisten Vereine wollten als Unterbau zur DEL wechseln. Der Verband war dagegen, sah seine Felle davonschwimmen. Erinnerungen an 20 Jahre zuvor, bei der Einführung der DEL wurden wach. Damals drohte die DEL zur „wilden Liga“ zu verkommen, setzte den Deutschen Eishockey-Bund unter Druck und es kam zu einem langen und unerquicklichen Gerichtsstreit, der dem Eishockey schwer schadete. Diesmal drohte der DEB damit, die 2. Bundesliga ein Jahr pausieren zu lassen, ehe man sich einigte und die zweite Liga dem Verband jetzt verloren geht, sie formiert künftig als DEL 2, aber einen Auf- und Abstieg gibt es nach wie vor nicht. Ein Novum im deutschen Sport, eine Anlehnung an den Profi-Sport in Nordamerika, bei uns aber immer noch gewöhnungsbedürftig. Und im Sommer hieß es über das Eishockey nur: „Die streiten mal wieder.“
Fast ein Wunder, dass die DEL bereits ein Jubiläum feiern kann, sie geht in ihre 20. Saison, wie zuletzt mit 14 Vereinen. Für die Hannover Scorpions, die aus finanziellen Gründen aufgeben mussten, rückten aus der zweiten Liga die Schwenninger Wild Wings nach. Die Plätze werden nicht sportlich vergeben, sondern werden verkauft.
Überhaupt regiert in der DEL vor allem das Geld. Mäzene und Konzerne sorgen seit Jahren dafür, dass der Rubel rollt und die DEL gedeiht. Der Glücksfall für die DEL war vor Jahren, dass viele die Städte die Mehrzweckhallen entdeckten und Eishockey neben Konzerten und Shows als Hallen-Füller sahen. Das sicherte der DEL das Überleben, aber ohne Sponsoren geht an der Spitze nichts. Finanziell sind diese Mehrzweckhallen ein Wagnis. Köln braucht 11.000 Zuschauer, um auf die Kosten zu kommen. Berlin, Köln, Hamburg und Mannheim freuen sich über ihre Geldgeber und moderne Hallen – und damit ist der ständige Favoritenkreis schon genannt.
München will jetzt das Fliegen lernen, der Brause-Hersteller Red Bull hat sein Herz für das Eishockey entdeckt und will bald um den Titel mitspielen. Das möchte auch gern Thomas Sabo in Nürnberg, doch dort tritt man ebenso auf der Stelle wie in Ingolstadt, wo der Saturn-Eigner Euro locker macht. Der Rest gleicht eher einem Armenhaus, wobei jetzt ein Anachronismus beseitigt wird, in Augsburg gehört das einzige Freiluftstadion der Vergangenheit an, das Curt-Frenzel-Stadion ist jetzt eine Halle. Die anderen Teams müssen im Winter bei ihren Spielen in Schwaben buchstäblich nicht mehr zittern.
Lustig ist, dass die Medien im Vorfeld der Meisterschaft nach Meister-Tipps fragen. Wer will das vor Saisonbeginn beantworten, wenn es nach 52 Spieltagen „Anlauf“ erst dann in den Play-Offs um die Entscheidung geht? Was bis zum 7. März passiert, ist danach nur noch Makulatur. Eine Tatsache, die die Fans der Vereine nicht schreckt, die aber auch dazu führt, dass Eishockey nur in den wirklichen Hochburgen ernsthaft wahrgenommen wird, aber bundesweit nur eine untergeordnete Rolle spielt und keineswegs mit Handball oder Basketball konkurrieren kann. Dazu kommt, dass die Weltmeisterschaft erst im Mai ausgespielt wird, diesmal vom 9. bis 25. Mai in Weißrußland. Eishockey ist fast keine Wintersportart mehr!
In den Anfängen der DEL machten die Verantwortlichen den Fehler, dem Lockruf des Geldes zu folgen. Sie verkauften die DEL für die Fernsehübertragungen an den Pay-TV-Kanal Premiere (heute Sky) und verärgerten so die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF, die bis dahin immer ein Herz für das Eishockey gezeigt hatten. So verschwand Eishockey fast von der Bildfläche und die Bedeutung sank beträchtlich. Über Red Bull mit seinem Sender „Servus TV“ kam die DEL wieder ins frei empfangbare Fernsehen, aber auch der Spartensender kann die Zuschauer nicht locken. Manchmal nur 60.000 Zuschauer machen die DEL zu einer Liga nach dem Motto „ferner spielten“…
Fehler über Fehler also und das seit Jahren, ein Wunder, dass die DEL noch funktioniert und die Sponsoren ihre Lust nicht verlieren. So wird es ab Freitag in einigen Städten wieder eine Eishockey-Euphorie geben, mehrheitlich werden die Sportfans in Deutschland anmerken, „ach Eishockey gibt es ja auch noch“.