Gibt es bald keine Schiedsrichter mehr?

von knospepeter

 

Nach dem Ausraster von Dortmunds Trainer Jürgen Klopp beim Champions-League-Spiel in Neapel sollte die Fußball-Welt nicht zum Alltag übergehen. Seine Bedrohung vom vierten Offiziellen in „Werwolf-Manier“ muss entsprechend geahndet werden und vor allem sollte Wiederholungen vorgebeugt werden. Allerdings ist fraglich, ob Jürgen Klopp wirklich eine harte Strafe erhält und damit ruhiger wird. Die UEFA hat ihn vorläufig mal für ein Spiel gesperrt und will das endgültige Urteil in der nächsten Woche fällen. Ein halbes Jahr Sperre wäre angebracht.

„Warum so hart?“, werden sich manche fragen. Ein Blick auf die Fußballplätze in Deutschland, auf den Spielbetrieb am Wochenende in den Dörfern gibt die Antwort: Sollte so eine Bedrohung eines Schiedsrichters nicht entsprechend geahndet werden, werden die Auswüchse auf den Dorfplätzen immer schlimmer. Schon heute müssen sich die Schiedsrichter dort oft wie Freiwild vorkommen, es ist ein Wunder, dass es noch genügend Unparteiische gibt. Es wäre kein Wunder, wenn es bald keine Schiedsrichter mehr gibt. Wer will sich denn freiwillig Beschimpfungen aussetzen, wer setzt schon freiwillig seine Gesundheit aufs Spiel? Das muss noch nicht einmal so weit gehen wie in den Niederlanden, als ein Unparteiischer zu Tode geprügelt wurde.

Wir sind nicht mehr weit davon entfernt. Schon heute haben viele Verbände Probleme, alle Spiele mit Unparteiischen zu besetzen. In Jugendligen ist man schon zu einer – auf den ersten Blick – abenteuerlichen, aber effektiven Regel gekommen: Die Jugendlichen entscheiden selbst, wann es ein Foul ist oder nicht. Meistens scheint das gut zu klappen, Probleme bereitet nur eine besondere Spezies – die Eltern! Sie versuchen von außen Einfluss zu nehmen. Da wären wir bei einem besonderen Problem der Gesellschaft: Die Erziehung und außerdem der Respekt.

Wer in der Öffentlichkeit steht, so wie Jürgen Klopp, der muss sich auch seiner besonderen Vorbildfunktion bewusst sein. Millionen sitzen an den Bildschirmen, darunter viele Kinder, und sie sehen einen beliebten Trainer, der einen Schiedsrichter bedroht. Schönes Vorbild! DFB-Abteilungsleiter Lutz-Michael Fröhlich sagt es deutlich: „Das Verhalten, das da zum Teil an den Tag gelegt wird, hat so ein aggressives Potential, dass daraus gewaltsame Exzesse entstehen können.“ Traurig darüber hinaus, dass es offensichtlich in Dortmund heißt, ohne diese Exzesse des Trainers könne auch die Mannschaft nicht ihr Potential abrufen, nicht ihr aggressives Spiel zeigen.

Ob in der Bundesliga oder international, solche Auswüchse müssen gestoppt werden, notfalls müssten die Trainer sogar ihre Lizenz verlieren. In Sachen Klopp wäre zumindest ein halbes Jahr Sperre für internationale Wettbewerbe angemessen. Außerdem sollte ihm eine Art „Zwangsjacke“ verpasst werden: Noch einmal, dann nie wieder Trainer!

Das es auch anders geht, zeigte Jürgen Klopp danach in Nürnberg, als er auch nach einer umstrittenen Entscheidung gegen Dortmund ruhig blieb. Außerdem hat er sich wieder einmal den Bart abrasiert, damit der Vergleich mit dem Werwolf zumindest nicht zutrifft. Bemerkenswert auch, dass Beobachter aufgefallen ist, dass sich Klopp vor allem dann so aufführt, wenn Dortmund zurückliegt. Andererseits hat sogar sein Torjubel ein großes Maß an Aggressivität. Die Losung aber muss lauten: Stoppt die Aggressivität! Der Respekt vor dem Gegenspieler oder dem Unparteiischen muss gefördert werden.

Das wäre doch mal einen Versuch wert: Sollen doch die Trainer in die Rolle des Schiedsrichters schlüpfen und entscheiden… Wäre wohl lustig anzuschauen!

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