Jogi Löw in der Medien-Falle
von knospepeter
„Zauber-Fußball“ der Bayern und Erfolge der deutschen Klubs in der Champions League, Spannung in der Bundesliga und jetzt kommt auch noch die Nationalmannschaft hinzu, die wieder einmal für zwei Spiele die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Allerdings wird nicht über die Mannschaft als solche diskutiert, sondern vor allem über Spieler, die gar nicht dabei sind. Besonders Stefan Kießling hat es den Medien angetan. „Löw in der Kießling-Falle“ hieß eine Schlagzeile im kicker, aber eigentlich befindet sich Bundestrainer Joachim Löw in der „Medien-Falle“.
Erinnern wir uns: Das hat es schon immer gegeben, dass Bundesliga-Torjäger in der Nationalmannschaft keinen Fuß auf den Boden gebracht haben. Oder wurde nicht einst auch Sepp Herberger kritisiert, weil er an den Spieler aus Kaiserslautern festgehalten hat? Die Fans wollen Siege sehen, wollen Tore sehen und erfreuen sich an einem schönen Spiel. Siehe Bayern, das geht auch ohne einen echten Mittelstürmer, mit der im Fußball neu kreierten „falschen Neun“. Das müssen wir Jogi Löw zugute halten: Er hat sein Konzept und da passt eben Stefan Kießling nicht hinein. Steht die Mannschaft auf dem Platz, fallen Tore, ruft keiner (außer den Medien) nach dem Leverkusener Torjäger. Aber wehe, es fallen keine Tore…
Jogi Löw steht unter Druck, ein Bundestrainer steht immer unter Druck, aber der Freiburger derzeit besonders. Er hat viele talentierte Spieler zur Verfügung, die Vereine sorgen international für Furore, also warum die Nationalmannschaft nicht. Die Fans, aber vor allem die Medien, lechzen nach dem großen Wurf, ein Titel muss her. Bei der Europameisterschaft klappte es nicht, also bitteschön dann eben bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Da wird in den entsprechenden Fernsehsendungen und in den Zeitungen gern ausgeblendet, dass noch niemals eine europäische Mannschaft in Südamerika gewinnen konnte! Da wird ausgeblendet, dass es mit Gastgeber Brasilien, Titelverteidiger Spanien, Argentinien und Italien zumindest vier Teams gibt, die mit Deutschland auf eine Stufe gestellt werden können. Der Weg könnte auch für einen Außenseiter frei sein, bei einem Turnier braucht man auch viel Glück. Das kann Jogi Löw nicht beeinflussen.
In der Medien-Falle steckt Löw auch im Bezug auf die Dortmunder Spieler. Immer wieder werden Torhüter Roman Weidenfeller und Allrounder Kevin Großkreutz gefordert. Wetten, dass beide am Ende im WM-Aufgebot auftauchen? Für Löw sollte es eine Frage der Form sein (Torhüter) oder Verwendbarkeit bei einem Turnier (Allrounder), nicht eine Frage der Medien.
Eines muss der Sport-Grantler allerdings Jogi Löw ankreiden: Im Krisen-Management hat er sich nicht geschickt angestellt. Gespräche mit Kießling und in Dortmund hätten schon viel früher stattfinden müssen, eine klare Linie hätte festgelegt werden müssen, damit auch in den Medien alle Spekulationen nur noch Schall und Rauch sind.
Was viele vergessen: Noch ist Deutschland nicht in Brasilien. Mit einem Sieg am Freitag gegen Irland wäre die Fahrkarte gelöst. Wehe nicht! Es gibt zwar noch eine letzte Chance am 15. Oktober gegen Schweden, aber darauf sollte es das DFB-Team nicht ankommen lassen. Kein Tor gegen Irland – den Medien-Rummel möchte der Sport-Grantler sehen!