Vettel und Red Bull töten die Formel 1
von knospepeter
Er ist der jüngste Vierfach-Champion aller Zeiten, gerade mal 26 Jahre und 116 Tage alt und schon eine Legende. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat das Zeug dazu, ein Held der modernen (Sport)Geschichte zu werden. Oder doch nicht? Als vor einigen Jahren Michael Schumacher die Konkurrenz in der Formel 1 in Grund und Boden fuhr, da herrschte Begeisterung unter den Fans. Die Triumphfahrten des Sebastian Vettel werden registriert – und gut ist es.
Warum ist das so? Schumacher brachte den Mythos Ferrari wieder auf Kurs, er war der erste deutsche Rennfahrer, der die Formel 1 beherrschte und die Massen begeisterte. Vettel bemüht sich zwar, möglichst sympathisch rüberzukommen, aber er hat keineswegs das Charisma eines Michael Schumacher. Und er sitzt in einer „Dose“. Der Rennstall Red Bull macht zwar eine hervorragende Arbeit, aber er ist ein künstlich geschaffenes Produkt, der Mythos fehlt. Viele trinken die Brause Red Bull, aber keiner mag den Rennstall Red Bull so richtig. Nicht Siege machen ihn sympathisch, sondern es wären eher Niederlagen. Das gilt auch für Vettel: Er ist der Konkurrenz zu überlegen, da sind seine Siege nichts Besonderes mehr, sondern alltäglich. So wird man kein Held. Siege im Ferrari oder Mercedes würden ihn zum Liebling der Massen machen. Außerdem wirken seine Siegesgesten nach den Rennen immer sehr gekünstelt. Er ist kein Mann des Volkes.
Andere Rennfahrer wechselten die Rennställe, nicht immer waren diese Entscheidungen glücklich. Scheut Vettel deshalb diesen Schritt? Schumacher brachte Ferrari auf die Siegesstraße zurück, das machte ihn unsterblich, nicht nur in Italien und Deutschland. Vettel mag zwar viel zur positiven Entwicklung des Red Bull beigetragen haben, aber der Hauptanteil an dem unschlagbaren Fahrzeug gilt wohl dem Technikchef, dem Genie Adrian Newey. Bleiben aber Red Bull und Sebastian Vettel unschlagbar, dann töten sie die Formel 1. Gleichzeitig wird ihnen der Spaß an den Siegen vergehen.
Die Formel 1 befindet sich in der Krise. Boss Bernie Ecclestone hat eine Betrugsaffäre am Hals, vielen Veranstaltern werden die Rennen einfach zu teuer, die Expansion in Länder, die für die Konzerne in der Formel 1 attraktiv sind, hakt, weil die Begeisterung für den Rennsport dort fehlt. Siehe Indien. Die Formel 1 wird für die Ausrichter zum Verlustgeschäft. So hat Valencia aus finanziellen Gründen verzichtet, ist Indien 2014 nicht dabei, wird das Rennen in Bahrain von politischen Unruhen begleitet, sind die Rennen in den USA keine Offenbarung. Die Formel 1 in der Krise und dazu fehlt die sportliche Spannung. Teuer bezahlte Langeweile will sich keiner leisten und keiner anschauen.
Quasi die letzte Hoffnung ist das neue Reglement im nächsten Jahr. Die Turbomotoren kehren zurück, dazu gibt es große aerodynamische Veränderungen. Wenn da die Konkurrenz Red Bull nicht die Grenzen aufzeigt, hat die Formel 1 endgültig verloren. Die Fachwelt traut Sebastian Vettel zu, dass er Michael Schumachers Rekorde, die einst für die Ewigkeit vermutet wurden, pulverisiert. Die sieben WM-Titel Schumachers, die Vettel 2016 erreichen könnte, könnten allerdings doch als Rekord Bestand haben. Wenn es die Formel 1 bis 2016 nämlich gar nicht mehr gibt! Vielleicht haben Red Bull und Vettel die Formel 1 bis dahin getötet!