Goldener Ball: Eine Wahl und der kleine Unterschied
von knospepeter
Der Welt-Fußballverband feierte sich selbst, nein, besser, FIFA-Präsident Joseph Blatter lud ein, um seinen Auftritt im Glanze der Fußball-Größen zu haben. Die FIFA vergab den Ballon d’Or, den Goldenen Ball, aber nicht die Gewinner standen im Mittelpunkt, sondern der Verdacht der Schiebung und die Selbstdarsteller der FIFA.
Was soll die Wahl zum Weltfußballer des Jahres? Man sollte zwar meinen, dass wirklich Fachleute urteilen, wenn die Kapitäne und Trainer aller Nationalmannschaften zum Votum aufgefordert werden, dazu eine Auswahl von Journalisten und sonstigen Fachleuten, doch die Ergebnisse sprechen eine andere Sprache. Zwar wurde in der Vergangenheit nicht viel falsch gemacht, wenn man sich für Lionel Messi entschied, der zuletzt viermal gewann, aber es heißt ja nicht, dass der beste Fußballer der Welt gewählt werden soll, das ist Messi in Bestform zweifellos, sondern der Weltfußballer des Jahres. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, den viele nicht verstehen. Das wurde selten so deutlich wie in diesem Jahr.
Weltfußballer des Jahres hätte nur einer werden dürfen: Franck Ribery vom FC Bayern München! Der Franzose war der Spieler, der aus einer bestechend starken Mannschaft noch herausragte. Ribery gewann mit den Bayern fünf Titel und wurde zu Recht Europas Fußballer des Jahres. Wohlgemerkt nicht Christiano Ronaldo. Der Portugiese erhielt jetzt aber, wie schon 2008, den Goldenen Ball. Er gewann keinen Titel, machte Schlagzeilen als Torjäger bei Real Madrid und Portugals Nationalmannschaft. Ronaldo ist bereits ein Star, ein begnadeter Selbstdarsteller, der zuletzt beleidigt reagierte, weil er immer gegen Messi unterlag. Diejenigen, die nun Ronaldo wählten, wollten wohl ein bisschen Wiedergutmachung betreiben. Aus den Tränen der Enttäuschung wurden jetzt bei Ronaldo Tränen der Freude.
Oder waren es falsche Tränen? Ronaldo drohte, der FIFA-Gala in Zürich fernzubleiben, weil er seine Leistung nicht richtig gewürdigt sah. FIFA-Präsident Blatter machte ihn bei einer Veranstaltung erst lächerlich, ebnete ihm dann aber den Weg zum Goldenen Ball. Die Abstimmung wurde ganz einfach verlängert, da wohl noch nicht das richtige Ergebnis zustande kam. Ronaldo nutzte dies zur Eigenwerbung mit Toren. Blatter bekam sein gewünschtes Resultat. Wer das Bild anschaut, wie er Ronaldo anhimmelt, der weiß Bescheid! Ronaldo reiste wohl nur an, weil er wusste, dass er Sieger war! Es waren falsche Tränen, die Tränen eines Selbstdarstellers.
Es hätte aber nur Franck Ribery gewinnen dürfen. In diesem Jahr war Ribery ein genialer Vorbereiter, ein Antreiber. Tore stehen bei ihm nicht im Vordergrund. Aber ist der Vorlagengeber nicht wichtiger? Ronaldo erzielt tolle Tore, aber ohne die Vorlagen seiner Mitspieler wäre er kein Star. Hat er nicht die geeigneten Nebenspieler, kann er nicht glänzen. Ribery glänzt selbst mit seinem Dribblings, legt dann aber vor. Selbst UEFA-Präsident Michel Platini stellte fest: „Ribery hatte alles gewonnen, Ronaldo nichts, deshalb hätte Ribery den Goldenen Ball verdient gehabt.“ Bezeichnend: Ronaldo ist schon der große Star, Ribery stand vor Jahren eher negativ in den Schlagzeilen. Das zählte wohl eher als die Leistung im Jahr 2013.
Nett, wie sich Ribery tröstete. Vor der Wahl machte er deutlich, „ich will diesen Titel, es wäre meine Krönung“. Hinterher sagte er: „Das ist nicht so wichtig, die Mannschaft ist wichtig.“ Seltsam, dass Ribery hinter dem lange verletzten Messi sogar nur Dritter wurde.
Abseits davon feierten der deutsche Fußball und der FC Bayern München einen Triumph. Im Weltfußball wird deutsch gesprochen. Jupp Heynckes wurde Welttrainer des Jahres, Silvia Neid Welttrainerin des Jahres und Nationaltorhüterin Nadine Angerer Weltfußballerin des Jahres. An diesen Wahlen gab es keine Zweifel! Bayerns Triumphe 2013 schlugen sich zwar nicht bei der Wahl zum Weltfußballer nieder, aber bei der FIFA-Weltauswahl. Hier wurden Manuel Neuer, der sich jetzt zu Recht bester Torhüter der Welt nennen darf, Philipp Lahm und Franck Ribery in die Mannschaft gewählt. Drei Spieler aus der Bundesliga in dieser Auswahl gab es noch nie. Auch ein Philipp Lahm als „Allround-Genie“ hätte es verdient, Weltfußballer des Jahres zu werden. Dazu müsste er aber wohl noch mindestens 30 Tore schießen… Auch Barcelonas Stars Iniesta und Xavi schnitten die Jahre zuvor unter Wert ab. Es ist, als würden auch die „Fachleute“ nur die Stars kennen.
Übrigens: Bastian Schweinsteiger versprach Franck Ribery, „wir wiederholen unsere Erfolge und dann werden wir doch sehen, ob Du nicht Weltfußballer wirst.“ Toni Kroos sah es richtig: „Ribery hätte es verdient gehabt, aber eigentlich ist Fußball ein Mannschaftssport und da zählt nicht der Einzelne, sondern die Mannschaft. Die Wahl ist eigentlich Unsinn.“ Ganz einfach also, was auch die Rangliste so sieht: Der FC Bayern München ist die beste Mannschaft der Welt. Die Niederlage sollte Ribery anstacheln, die Siegesserie mit den Bayern zu wiederholen!