Das „Aktuelle Sportstudio“ schadet sich selbst
von knospepeter
Es ist eine Institution beim ZDF, etwa wie „Wetten, dass…?“ oder das „heute journal“. Das „Aktuelle Sportstudio“ hat bereits über 50 Jahre auf dem Buckel – und das merkt man ihm an. Ähnlich wie bei „Wetten, dass…?“ wären heute nicht mehr viele Zuschauer traurig, wenn die Sendung von der Bildfläche verschwinden würde. Die Probleme sind allerdings hausgemacht, gewissermaßen schadet sich das „Aktuelle Sportstudio“ selbst.
Problem 1: Nur noch in den seltensten Fällen ist das „Aktuelle Sportstudio“ wirklich aktuell und wirklich ein „Sportstudio“. Das Wort „aktuell“ hat das ZDF sogar einmal gestrichen, dann aber klammheimlich wieder eingeführt, offensichtlich, weil der gesamte Begriff eben eine Marke darstellt. Während der Bundesliga-Saison ist das „Sportstudio“ allerdings meist nur ein „Fußball-Studio“, andere Sportarten werden nur am Rande abgehandelt. Eine Ausnahme gab es kürzlich, als vor Beginn der Bundesliga-Rückrunde das „Sportstudio“ dem Wintersport gewidmet war. Es war sogar eine ausgezeichnete Sendung. So geht es also auch.
Problem 2: Im eigenen Sender hat der Sport offensichtlich kein „Standing“. Früher wurde die Sendung hin- und hergeschoben, mal begann sie um 22.00 Uhr, mal um 23.00 Uhr oder noch später. Da in der Mehrheit der Beginn um 22.00 Uhr war, war dies noch besser, als der „feste Sendeplatz“ um 23.00 Uhr. „Fester Sendeplatz“ deshalb unter Anführungszeichen, weil auch dies nicht sicher ist. Sendungen wie „Willkommen bei Carmen Nebel“ (früher eklatant, heute kaum noch) oder „Wetten, dass…?“ haben teilweise maßlos überzogen und der Beginn des „Sportstudios“ wurde bis auf Mitternacht verschoben. Das wird wohl wieder am 1. Februar passieren, wenn vorher die „Goldene Kamera“ verliehen wird. Hier müsste die Sportredaktion viel mehr Druck auf die anderen Ressorts machen. Die Verspätungen führen heute dazu, dass das „Sportstudio“ auf Rücksicht auf die Gäste aufgezeichnet wird, weil man keinem zumuten kann, bis Mitternacht auszuharren. Der Dienst am Kunden ist außerdem meist schlecht, weil Zuschauer, die auf die Sportsendung warten, kaum informiert werden, wann es wirklich los geht.
Problem 3: Die Sendung ist heute nicht mehr so bunt und attraktiv wie sie früher war. Außerdem sind die verschiedenen Moderatoren heute nicht mehr so populär wie früher ein Wim Thoelke, Harry Valerien oder Dieter Kürten. Es fehlen die Glanzpunkte und so dümpelt die Einschaltquote meist um die zwei Millionen Zuschauer oder sogar weniger dahin. Kein Aushängeschild für das ZDF.
Problem 4: Das ZDF zahlt an die DFL viel Geld für Zweit- oder Drittrechte bei den Übertragungen. Über die Fußball-Bundesliga dürfte am Samstag ab 21.45 Uhr berichtet werden, doch es wird derzeit 23.00 Uhr oder später. Eine höhere Einschaltquote wäre wohl bei einem früheren Beginn garantiert. Als das Schlagerspiel Dortmund – Bayern anstand, da gestand sogar Carmen Nebel am Beginn ihrer Sendung „ich muss wegen dem Schlagerspiel pünktlich fertig sein“ und über drei Millionen Zuschauer waren das Resultat. Ein Ausreißer. Aber das ZDF sollte auf die frühere Startzeit um 22.00 Uhr zurückkehren und auf den zusätzlichen Krimi am Abend als Füller verzichten. Auch müsste es möglich sein, die Abendnachrichten wieder auf fünf Minuten zu kürzen, das ging früher auch. Am Wochenende geben Politiker meist Ruhe, da passiert nicht so viel.
Wenn das ZDF das „Aktuelle Sportstudio“ in eine glückliche Zukunft führen will (noch einmal 50 Jahre sind wohl kaum drin), dann müsste man sich wieder einmal ein neues Konzept überlegen und die Sendung modernisieren. Außerdem sollte man auch auf Winter- oder Sommerpausen verzichten, wenn die Fußball-Bundesliga nicht spielt. Über Weihnachten und Neujahr bis Mitte Januar fiel das „Sportstudio“ zum Beispiel einfach aus. Wahrscheinlich gab es dafür zwei Gründe: Geld und Personal sparen sowie zuwenig Anziehungskraft ohne Fußball. Zweifelhafte Argumente.
Bei dieser Gelegenheit könnte wieder einmal eine alte Idee aufgegriffen werden, nachdem ja auch das einstige Flaggschiff „Wetten, dass…?“ ziemlich schwächelt. Ein bunter Samstagabend mit verschiedenen Teilen und ab 21.45 Uhr fest terminierten Fußballblöcken, so dass sich der Fußballfan danach richten kann. Sport und Musik geht ja im Radio auch. Das würde bedeuten, dass einigermaßen aktuell über die Bundesliga berichtet werden kann und die Fans nicht bis nach Mitternacht warten müssen. Wetten, dass die Einschaltquoten steigen würden!