Das letzte Rennen der Formel 1?
von knospepeter
Am kommenden Sonntag, 16. März, ist es um 7.00 Uhr MEZ in Melbourne (Australien) wieder so weit: Die neue Saison der Formel 1 beginnt! Doch ist es überhaupt die Formel 1, wenn die Boliden ab Freitag über die Strecke rasen? Das mag sich mancher fragen, weil fast alles neu ist. Geblieben sind die Firmen- und Fahrernamen, die Autos haben sich geändert und viele Kritiker mosern: Das hat mit der Formel 1 nichts mehr zu tun, das ist keine Königsklasse mehr.
Die Frage nach der Zukunft der Formel 1 stellt sich immer mehr. Im übertragenen Sinne könnte man sich schon fragen, wird dies das „letzte Rennen der Formel 1?“, sprich die letzte Saison. Kommen die neuen Motoren und das neue Reglement an? Was wird mit dem großen Macher Bernie Ecclestone? Wie reagieren die großen Firmen Ferrari und Mercedes auf die Entwicklung? Zeigen sie der Königsklasse die kalte Schulter, dann ist das Ende gekommen.
So weit ist es allerdings noch nicht. Es ist sogar ein Glücksfall, dass die Neufassung des Reglements die Dominanz der übermächtigen Red Bull mit Dauer-Weltmeister Sebastian Vettel beenden könnte. Das Motto heißt: Alles auf Null!
Das ist diese Saison neu: Statt der 2,4-Liter-Motoren mit acht Zylinder, stecken nun 1,6-Liter-Turbos mit sechs Zylindern unter der Haube. Dazu ein Hybridsystem mit zusätzlichen 160 PS für 33,3 Sekunden, das Mindestgewicht der Boliden wurde von 642 auf 690 kg erhöht. Neue Reglements auch bei Fahrzeugnase, Frontflügel, Heckflügel und Auspuff. Entscheidend dürfte vor allem das Spritlimit sein. Erlaubt sind für jedes Rennen nur noch 100 kg Benzin (bisher ca. 160 kg). Wir worden wohl wieder erleben, dass Autos liegen bleiben, der mögliche Sieg vielleicht am Benzinmangel scheitert. Vollgasrennen wird es nicht geben, Taktik ist ebenso gefragt wie ein behutsamer Gasfuß. Wer „trägt“ sein Auto am besten über die Distanz? Fahrer werden auf Angriffe verzichten, weil der Sprit nicht reicht. Das könnte zu mehr Langeweile führen.
Gewöhnen müssen sich die Zuschauer auch an neue Startnummern, die jedem Fahrer fest für seine Karriere vergeben wurden. Nur die Nummer 1 bekommt jeweils der Titelverteidiger. Für Fernsehfans allerdings bleibt das Problem, dass die Nummern auf den Wagen sowieso kaum zu erkennen sind. Die „99“ von Adrian Sutil könnte vielleicht gut zu sehen sein.
Neue Autos, neue Motoren, dazu neue Sieger – das wünscht sich der Fan von der neuen Formel 1 neben packenden Rennen. Da passt es, dass die in den letzten Jahren übermächtigen Red Bull mit den neuen Motoren ihre Schwierigkeiten haben. Das liegt allerdings weniger an Red Bull selbst, sondern an Motorenlieferant Renault. Ein „neues Innenleben“ hat Sebastian Vettel für die Autos in Melbourne angekündigt, bedeutet das alte Stärke? In den Tests vor der Saison fuhren die Mercedes allen davon. Die Stuttgarter galten schon vorher als die großen Gewinner der neuen Motorenregelung, weil sie dieses Geschäft am besten verstehen. Nico Rosberg und Lewis Hamilton werden als größte Konkurrenten von Vettel gehandelt: Allerdings könnten auch „Hinterbänkler“ plötzlich mitmischen, so machten in den Tests Force India und Williams mit den Mercedes-Motoren einen ausgezeichneten Eindruck.
Allerdings sollten sich Anti-Vettel-Fans nicht zu früh freuen, denn mindestens im Laufe der Saison wird Red Bull wieder bei der Spitze sein und am Ende könnte Ecclestones komische Regelung wieder Red Bull helfen: Im letzten der insgesamt 19 Rennen (neu Sotschi, Russland, wieder dabei Spielberg, Österreich) am 23. November in Abu Dhabi wird die doppelte Punktzahl vergeben. Der heftige Widerstand von Teams und Fahrern nützte nichts. Bernie Ecclestone regiert die Formel 1. Doch wie reagiert die, sollte Ecclestone wegen der Schmiergeldzahlungen verurteilt werden.
Die neue Saison wird also auf jeden Fall spannend. Danach werden wir urteilen können, ob die Formel 1 auch wirklich eine Zukunft hat.