Altes Problem neu aufgelegt: Streit im Eishockey

von knospepeter

 

Nostalgiker schwärmen von den alten Zeiten. Die fühlen sich sicherlich im deutschen Eishockey wohl, denn dort gibt es meist wenig Neues. Eine Weiterentwicklung ist nämlich kaum festzustellen, man macht heute noch die gleichen Fehler wie vielleicht vor 40 Jahren. Lernfähigkeit gleich Null. Und so darf es nicht verwundern, dass das deutsche Eishockey nur mit einem alten Leiden wieder in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird – mit Streit. Ein altes Problem wird neu aufgelegt. 

Den größten Streit gab es vor 20 Jahren, als die Deutsche Eishockey Liga (DEL) gegründet wurde und der Deutsche Eishockey-Bund sogar in seinem Bestand gefährdet war. Der Streit wurde vor Gericht ausgetragen und eskalierte derart, dass sich die Öffentlichkeit angewidert abwandte. Noch heute leidet das Eishockey darunter, auch wenn sich die DEL gut entwickelt hat und als attraktiv präsentiert. Ansonsten aber scheint die Zeit für den DEB und das Eishockey stehen geblieben zu sein. Nur eines bleibt immer aktuell: Streit. So zuletzt bei der Loslösung der Klubs der 2. Bundesliga vom DEB, die Klubs wollten lieber unter das Dach der DEL. Der DEB verliert immer mehr an Macht und sportlich hat man schon lange den Anschluss an die besten Nationen verloren. Vor allem auch im Nachwuchs. Eine positive Entwicklung ist nicht erkennbar. 

Verwunderlich deshalb, dass es jetzt Streit um die Position des DEB-Präsidenten gibt. Im Juli wird gewählt, aber der Wahlkampf ist in vollem Gange. Gegen den amtierenden Präsidenten Uwe Harnos, einem Rechtsanwalt aus Kaufbeuren, will jetzt der langjährige DEB-Angestellte und Ex-Nationalspieler Franz Reindl kandidieren. Ihn unterstützt vor allem die DEL, doch bei der Wahl des DEB-Präsidenten hat die DEL kein Stimmrecht! Sie mischt sich also massiv von außen in die Belange des Verbandes ein. 

Uwe Harnos ist sicherlich kein glanzvoller Präsident und einer breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Diesbezüglich hat Reindl zumindest die größere Bekanntheit und eine gute Verbindung zu den Medien auf seiner Seite. Andererseits muss sich der 59jährige Garmischer fragen, was er denn in der Zeit seiner Funktionärstätigkeit Positives geleistet hat? Seit 1992 ist er u. a. Sportdirektor, Verwaltungsdirektor und Generalsekretär im Verband, doch vorangebracht hat er den DEB weder organisatorisch noch sportlich. Es herrscht Stillstand. Jetzt will er plötzlich als Präsident zum Wohle des Verbandes wirken. Warum dann nicht als Sportdirektor oder Generalsekretär? Keiner hätte ihn gebremst. 

Harnos oder Reindl, das entscheiden die Landesverbände und die kleinen Vereine. Lautstark zu Wort melden sich vor allem die großen Klubs und bekannte Persönlichkeiten, vor allem Nationalspieler. Sie stehen auf Seiten von Reindl, der die Publicity für sich hat, aber ob er auch die Stimmen für sich hat, dass muss sich zeigen. In der Vergangenheit haben vor allem die starken Landesverbände von Bayern und Nordrhein-Westfalen den Präsidenten „gekrönt“. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sie auf Seiten von Harnos stehen. Warum auch sollten sie einen Präsidenten installieren, der offensichtlich von der DEL fremdbestimmt wäre… 

So zeichnete sich Reindl in all seinen Jahren beim DEB vor allem auch dadurch aus, dass er sein Fähnchen immer nach dem Wind hängte. Er war für den, der für ihn nützlich war, er wollte vor allem seinen Posten retten. Nur so konnte er sich so lange in seinem Job halten. Bis ihn jetzt allerdings Uwe Harnos quasi vor die Tür setzte. Seine Zeit als Generalsekretär endet im Juni, Reindl soll sich dann ganz um die Weltmeisterschaft 2017 in Köln und Paris kümmern. Reindl muss den DEB quasi durch die Hintertür verlassen, will aber als Präsident durch das Eingangsportal zurückkehren. Keiner fragt allerdings danach, ob dies ein Gewinn für den DEB wäre. Zunächst aber gilt das alte Motto: Streitet mal schön! Eishockey ist wieder im Gespräch – natürlich negativ.

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