Eine WM ist mehr als nur Fußball

von knospepeter

 

Geltungssucht beherrscht die Menschen, das erleben wir im Alltag fast tagtäglich. Es gibt eine Spezies, die sucht die Öffentlichkeit, will im Mittelpunkt stehen. Da ist eine Fußball-Weltmeisterschaft, die Milliarden Menschen rund um den Erdball gespannt verfolgen, die richtige Bühne für die, die auch einmal groß herauskommen wollen. Der Sport gerät in den Hintergrund, denn eine WM ist mehr als nur Fußball. 

Machen wir das zunächst einmal am Gastgeber fest, der einer Weltöffentlichkeit zeigen will, wie schön es im Land ist und wie leistungsfähig die Nation ist. Das war in Brasilien nicht anders. Die Fußballer waren jahrelang voller Vorfreude in Erwartung auf eine überbordende Stimmung im „Fußball-Land“ Brasilien. Die Regierung in Brasilien wollte sich vor allem gut präsentieren und verlor dabei den Blick auf das Wesentliche. Im Überschwang der Gefühle wurde das Geld zum Fenster rausgeworfen und nicht dort angelegt, wo es wirklich sinnvoll gewesen wäre. Die Kosten stiegen ins Unermessliche, zwölf Stadien waren mindestens vier zu viel, nämlich genau die, die nach der WM nicht mehr sinnvoll genutzt werden. Manche Stadien wurden viermal so teuer, dafür mussten Abstriche in der Infrastruktur gemacht werden. Es hagelte Proteste im Land, aber während der WM zeigte sich Brasilien von seiner besten Seite. Wenigstens ein bisschen Werbung. 

Nehmen wir Afrika. Da wird deutlich, dass sich Sport und Politik nicht trennen lassen. Der Weltverband FIFA sperrt zwar hin und wieder verschiedene Verbände, weil sie sich von der Politik vereinnahmen lassen, aber das ist nicht mehr als Augenwischerei. Die FIFA, an der Spitze Präsident Joseph Blatter, buttert Geld nach Afrika, um die Funktionäre gnädig zu stimmen und dann eben für Blatter zu stimmen, wenn es zum Schwur kommt. Das Geld aber kommt zum größten Teil nicht dort an, für das es bestimmt ist, nämlich die Nachwuchsförderung. Typisch die Meldungen, dass afrikanische Präsidenten das WM-Aus ihrer Mannschaften untersuchen lassen. Typisch, dass Streiks der afrikanischen Fußballer im Vorfeld der Spiele beim Kampf um Prämien teilweise mit Geldern aus den Regierungskassen beendet wurden. Von wegen Selbstständigkeit des Sports. Lug und Trug und Korruption herrschen vor. 

Aber wir haben einiges auch schon in Deutschland erlebt. Als im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006 in unserem Lande die Mannschaft unter Jürgen Klinsmann offensichtlich in eine sportliche Krise geriet, da wollten Abgeordnete den Bundestrainer vor das Parlament zitieren, er sollte Rechenschaft ablegen! Danach wurde die WM das berühmte Sommermärchen und eine richtige Werbeveranstaltung für ein fröhliches, buntes und freies Deutschland. Die WM war mehr als nur Fußball und selbst der dritte Rang ein Gewinn. Aber auch in Deutschland sehnen sich nicht nur die Fans, sondern auch Wirtschaft und Politik danach, dass die DFB-Elf wieder einmal Weltmeister wird – eine bessere Werbung für die Industrienation Deutschland gibt es nicht! Und Bundeskanzlerin Angela Merkel sucht nicht nur als Fußball-Fan die Nähe der Nationalmannschaft bei einer WM. Fußball ist mehr! 

Deswegen ist das Ausscheiden einer Mannschaft bei der Weltmeisterschaft vielfach eine nationale Tragödie. Eine Nation trägt Trauer und fordert Konsequenzen, siehe England, Italien oder Spanien. Das Aus in den Gruppenspielen führte zu grotesken Kommentaren und Forderungen. Andererseits stärkten Länder wie Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Algerien oder Costa Rica ihr Selbstbewusstsein allein durch die Teilnahme (für Costa Rica war es sogar mehr). Auch hier zeigte sich: Ein WM ist mehr als nur Fußball.

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