Dortmund leidet im Schatten der Bayern

von knospepeter

Von einem „Gift-Duell“ zwischen den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund und dem FC Bayern München ist derzeit wieder einmal die Rede. Die verbalen Attacken, die hin und her gehen, sind mehr als ein „Ballyhoo“ vor der neuen Saison. Da die Dortmunder, der Herausforderer des Meisters, da die Bayern, der „Platzhirsch“, die in gewohnter Weise versuchen, den ernsthaften Konkurrenten zu verunsichern bzw. zu schwächen. Das ist ihnen bisher immer noch gelungen und scheint auch jetzt wieder zu gelingen. Die Dortmunder sind nicht nur verärgert, sondern wirken auch verunsichert.

Grund des neuen „Gift-Duells“ ist Nationalspieler Marco Reus, der heute Weltmeister wäre, wenn er sich nicht kurz vor dem WM-Turnier schwer verletzt hätte. Jetzt arbeitet er an seinem Comeback, andere machen sich Gedanken um seine Zukunft. Ein Reus in Bestform ist ein Objekt der Begierde, nicht nur bei den Bayern, sondern bei wohl allen finanziell potenten Spitzenklubs in Europa. Für 2015 hat er eine Ausstiegsklausel im Vertrag, für wohl 25 Millionen Euro, wie Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge verriet. Dies wiederum verärgerte natürlich die Dortmunder Bosse, denn alles können sie gebrauchen, nur nicht Unruhe um einen möglichen Abgang von Reus. Dabei zittern sie davor, dass sie der Konkurrent nach den Abgängen von Mario Götze und Robert Lewandowski nach München erneut schwächen könnte. Dann gelingt der Angriff auf die Bayern nie.

Finanziell haben die Dortmunder zuletzt einen Deal gelandet und Hauptsponsor Evonik als Anteilseigner ins Boot geholt. Insgesamt rund 350 Millionen Euro soll es so in die Kassen der Westfalen spülen. „Wir kommen Bayern näher“, jubelte Borussia-Boss Hans-Joachim Watzke. Wenig später setzten die Bayern den Konter mit der Fortsetzung des „Gift-Duells“. Der Meister befindet sich zweifellos in der „Pole Position“, bei Dortmund fragt sich der Sport-Grantler, was die Borussia wirklich will.

Die Bayern wirklich angreifen? Offensichtlich fehlt da der Mut, sonst würde man selbstbewusst propagieren Meister werden zu wollen und nicht nur auf eine „schwache Stunde“ der Bayern warten. Dortmund sieht sich als „Erster vom Rest“.

Ab und zu einen Titel gewinnen? Das allein wird nicht reichen. Gute Spieler wollen ständig Titel gewinnen – und deshalb zieht es sie zu den Bayern, nicht nur des Geldes wegen. „Bei den Bayern wirst du auf jeden Fall mal Meister“, äußerten sich Mario Götze (er ist es inzwischen) und Robert Lewandowski unisono. Dabei schafften es die Dortmunder zwei Jahre hintereinander, die Bayern zu düpieren. Ihr Pech, dass sie die Münchner damit erst recht aufstachelten und die ihre Mannschaft verstärkten. Die Dortmunder trieben die Bayern quasi zum Titelgewinn in der Champions League. Wieder Pech: Finalgegner war Dortmund.

Es ist so: Dortmund leidet im Schatten der Bayern. Um aber aus dem Schatten zu treten, müssen die Westfalen selbstbewusster werden. Der Slogan der Bayern „mia san mia“ sagt alles. Der Slogan der Borussia heißt „Echte Liebe“, sie wollen aller Liebling sein, der Erfolgreiche ist dies nie – siehe Bayern! Der Weg, den die Borussia gehen will, ist fast die Quadratur des Kreises: Geliebt werden und erfolgreich sein. Das gelingt nur, wenn zweite Plätze auch als Erfolg gesehen werden. Das wiederum reicht aber nicht, um aus dem Schatten der Bayern zu treten.

Am Mittwoch, 13. August, gibt es wieder das direkte „Gift-Duell“ auf dem Rasen, beim Supercup treffen sich erneut Dortmund und München. Vor einem Jahr holte die Borussia den Cup, was für die Bayern nicht mehr als ein Nadelstich war. Es war vor der Saison und die Bayern nicht in Form. Das sind sie auch diesmal nicht, denn die Weltmeister kehrten gerade zurück. Eigentlich soll der Supercup, normal ein Duell zwischen Meister und Pokalsieger, aber die Bayern können schlecht gegen sich selbst spielen, Lust auf die neue Saison machen, diesmal treten allerdings bestenfalls zwei verstärkte B-Teams gegeneinander an. Lust auf die neue Saison haben die Fußball-Fans dennoch. Sie wollen die Weltmeister sehen. Aber auch da stand Dortmund im Schatten der Bayern.

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