Nationale Titel sind Pflicht, Champions League ist die Kür

von knospepeter

Jetzt geht sie wieder los, die Jagd auf die Millionen! Ab der kommenden Woche dreht sich wieder die „Geldmaschine“ Champions League (CL). Insgesamt rund 900 Millionen Euro werden an die 32 Teilnehmer ausgeschüttet, kein Wunder, dass bei den nationalen Meisterschaften alle Vereine nach der Champions-League-Teilnahme lechzen. Kein Wunder, dass diejenigen Klubs auf Dauer finanzielle Vorteile haben, die Stammgast in der CL sind, zum Beispiel der FC Bayern München. 44,6 Millionen Euro kassierte der Deutsche Meister in der CL letzte Saison, stand damit auf Rang fünf der Verdiensttabelle, Krösus war CL-Sieger Real Madrid mit 57,4 Millionen, vor Paris Saint-Germain (54,4), Atletico Madrid (50,0) und Manchester United (44,8). Die anderen deutschen Teilnehmer verdienten auch noch gut: 34,7 Millionen Borussia Dortmund, 26,3 Bayer Leverkusen und 23,7 Schalke 04. Allein das Startgeld beträgt ja schon 8,6 Millionen Euro. Für Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn wäre da schon der halbe Etat gedeckt.

Alle strecken sich also nach der Champions League. Bei den großen Vereinen heißt es allerdings, der nationale Titel ist Pflicht, die CL ist die Kür, wobei der Favoriten natürlich davon ausgehen, dass sie, sollte es mit der Meisterschaft nicht klappen, sich auf jeden Fall für die CL qualifizieren. In Spanien, England und Deutschland reicht da Rang drei.

Die Pflicht der nationalen Titel gilt zum Beispiel für Bayern München in Deutschland. „Erstes Ziel ist die Meisterschaft“, heißt es im Verein, was den internationalen Wettbewerb angeht, wird vorsichtiger argumentiert, wobei die Bayern hier zumindest wieder das Halbfinale anvisieren, aber auch sagen: „Wir wollen ins Finale.“ Schließlich findet das 2015 in Berlin statt. Auch in der CL heißt es also wie im DFB-Pokal: „Wir wollen nach Berlin!“.

Ähnlich wie bei den Bayern sieht die Rolle beim Titelverteidiger Real Madrid aus. Im Vorjahr schwächelte zwar der große Konkurrent FC Barcelona, aber Stadtrivale Atletico schnappte den „Königlichen“ die Meisterschaft weg. Die Fans konnten nur damit getröstet werden, dass Real endlich die „decima“ perfekt machte, zum zehnten Mal Europas Krone gewann. Jetzt gibt es zwei große Ziele für Cristiano Ronaldo, Toni Kroos und Co.: Endlich wieder nationaler Meister werden und den Fluch in der Champions League besiegen. Dort konnte nämlich bisher keine Mannschaft ihren Titel erfolgreich verteidigen. Real ließ bekanntlich diesbezüglich den Traum der Bayern platzen.

Nationale Titel als Pflicht, das gilt vor allem für Paris St. Germain, aber auch für Manchester City, Chelsea und Arsenal London. Sie alle schauen daneben vor allem auf die Kür, auf den Sieg in der CL, den sie endlich ihren Fans bescheren wollen. Mit der nationalen Meisterschaft allein sind sie nicht mehr zufrieden. Die Scheichs und Milliardäre aus allen Herren Ländern als Mäzene wollen internationale Reputation. Womit der Kreis der Favoriten bereits genannt wäre. Borussia Dortmund gesellt sich sicherlich dazu, weniger ist von den italienischen Teams zu erwarten, die international ein wenig den Anschluss verloren haben.

Von den deutschen Klubs hat Bayern München die schwerste Gruppe erwischt. Lustig, dass es mit Manchester City und ZSKA Moskau ein Wiedersehen aus dem Vorjahr gibt. Dazu gesellt sich der AS Rom statt Pilsen, eine wesentlich schwerere Aufgabe. Borussia Dortmund duelliert sich wieder mit Arsenal London, sollte aber gegen Anderlecht und Galatasaray Istanbul bestehen können. Bayer Leverkusen dürfte mit Zenit St. Petersburg und dem neureichen AS Monaco auf Augenhöhe stehen, dazu gesellt sich das geschwächte Benfica Lissabon. Schalke 04 hat im Vorjahr Lehrstunden von Chelsea London erhalten, jetzt kann man zeigen, was man gelernt hat. Gegen Sporting Lissabon und NK Maribor sollte man sich durchsetzen. Heißt: Alle vier deutschen Teams sehen die Chance, die Gruppenphase zu überstehen und im neuen Jahr noch im Millionen-Spiel vertreten zu sein.

Im Schatten der Champions League steht die Europa League (EL). Bezeichnend, dass der Sieger FC Sevilla in der letzten Saison gerade 14,6 Millionen Euro kassieren konnte (siehe Zahlen oben in der CL!). Eintracht Frankfurt verdiente 7,3 Millionen, der SC Freiburg 5,2 Millionen, ein bisschen mehr als Almosen. Dennoch wollen die Klubs in die Europa League, sie wollen ihren Bekanntheitsgrad steigern, die kleineren Vereine sehen die EL als Sprungbrett. Die großen Vereine sehen die EL als Strafe. Ein bisschen Versöhnung gibt es höchstens, wenn am Ende die Europa League gewonnen wird.

Die deutschen Teilnehmer in diesem Jahr sind der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach, nachdem Mainz 05 wieder einmal in der Qualifikation gescheitert ist. Für beide deutschen Vertreter gilt: Ihr Ziel ist die Teilnahme an der CL, die EL gilt allein als „Warmmacher“. Jeder will ans große Geld, 1,3 Millionen Euro als Startgeld in der EL machen nicht glücklich. Andererseits gilt für die CL-Teilnehmer, dass sie ihren Platz an den sprudelnden Geldquellen nicht verlieren wollen. Das Millionenspiel dreht sich.

Zum Abschluss ein bisschen interessante Statistik:

Real Madrid ist mit insgesamt zwölf Titel (CL, EL bzw. UEFA-Cup und Europapokal der Pokalsieger) der erfolgreichste Verein in Europa, gefolgt vom FC Barcelona (11), AC Mailand (9), FC Liverpool (8) und Bayern München (7). Auch in der ewigen Tabelle der Champions League führt Real Madrid, das in 18 Jahren genau 200 Spiele absolviert hat (116 Siege, 39 Unentschieden, 45 Niederlagen, 415:222 Tore) und 387 Punkte holte (nach Drei-Punkte-Wertung). Platz zwei gehört dem FC Barcelona (18 Jahre, 193 Spiele, 374 Punkte), Platz drei Manchester United, das in dem Jahr international fehlt (!), aber schon 19 Jahre dabei war (200 Spiele, 373 Punkte. Danach kommen bereits die Bayern aus München, die sich 17 Jahre lang auf der internationale Bühne tummelten (187 Spiele, 98 Siege, 45 Unentschieden, 44 Niederlagen, 325:195 Tore, 339 Punkte. Platz 15 nimmt Borussia Dortmund ein (138 Punkte), Platz 21 Bayer Leverkusen (95) und Rang 30 Schalke 04 (71).

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