Ein Streifzug durch die Fußball-Ligen Europas

von knospepeter

In der Fußball-Bundesliga herrscht bis zum 30. Januar Weihnachtsruhe. Oder soll der Sport-Grantler eher schreiben „herrschte“? Denn in diesen Tagen beginnen überall wieder die Trainingslager, die Winterpause ist vorbei. Dennoch ist Deutschland für die Profis zum Jahreswechsel ein Schlaraffenland, denn in den anderen Topligen Europas ruhte der Ball nicht oder nur kurz. Für den Sport-Grantler die Gelegenheit, einmal einen Streifzug durch die Fußball-Ligen Europas zu machen, wobei er da natürlich vor allem die Topligen im Visier hat.

Eines ist sicher: Überall geht es an der Spitze spannender zu als in Deutschland. In der Bundesliga hat der FC Bayern München nach Ende der Vorrunde mit 45 Punkten elf Zähler Vorsprung vor dem Zweiten, dem VfL Wolfsburg. Erst dahinter wird es spannend, nur zwei Punkte trennen die nächsten fünf Mannschaften (Leverkusen, Mönchengladbach, Schalke, Augsburg, Hoffenheim). Gut also, dass es die europäischen Wettbewerbe gibt, dort will jeder hin, also ist trotz des Alleingangs der Bayern für Spannung gesorgt.

Ganz anders sieht es in Spanien aus, das in der Fünfjahreswertung der UEFA nach wie vor die Nummer eins ist, vor England, Deutschland, Italien und Portugal. In Spanien wurde in den letzten Jahr geklagt, dass Real Madrid und der FC Barcelona die Meisterschaft jeweils unter sich ausmachen würden. Doch das hat sich geändert. In diesem Jahr schien dennoch Real die Primera Division zu dominieren, aber am Sonntag wurden Cristiano Ronaldo und Co. vom FC Valencia mit 2:1 gestoppt. Der deutsche Weltmeister Shkodran Mustafi, seit dieser Saison im Dress von Valencia, hatte dies vorhergesagt! Da allerdings auch Barca beim Angstgegner Real Sociedad leer ausging, verteidigten die „Königlichen“ sogar die Tabellenspitze mit 39 Punkten vor Barca und Atletico Madrid, jeweils 38. Valencia (34) und der FC Sevilla (33) sehen sich in der Verfolgerrolle. Die Spannung dürfte den Fans in Spanien gefallen.

Den Fans in England gefallen die Weihnachtstage nicht nur wegen der Geschenke, sondern vor allem wegen dem intensiven Fußballprogramm. So hat der „Boxing Day“ an Weihnachten Tradition und die Stadien sind voll, weil es viele Familienausflüge zum Fußball gibt. Den Spielern und Trainern gefällt der Stress zum Jahreswechsel weniger. So klagte Chelseas Trainer Jose Mourinho: „Die Deutschen liegen am Strand und wir sind am Ende der Saison kraftlos“. In der Tat schien es in den letzten Jahren so, als ob Englands Klubs in der Endphase der Champions League die Puste fehlen würde. Gegen diese These spricht, dass genügend oft ein Klub der Premier League die Champions League gewann, zuletzt Chelsea 2012 in München. In der Meisterschaft machte es Chelsea mit der attraktiven Niederlage bei den Tottenham Hotspurs (3:5) spannend, denn Manchester City konnte aufschließen (je 48 Punkte). Allerdings liegt Manchester United (37) als Dritter schon deutlich zurück. Die Überraschung ist der FC Southampton als Vierter, die Enttäuschungen sind Arsenal London und der FC Liverpool, die ein bisschen den Anschluss verloren haben.

In Italien beherrschten Spielerwechsel zuletzt die Schlagzeilen, vor allem in Deutschland mit dem Wechsel von Weltmeister Lukas Podolski von Arsenal zu Inter Mailand. Inter spielt allerdings im Kampf um die Meisterschaft keine Rolle mehr, liegt als Elfter abgeschlagen im Mittelfeld. In den letzten Jahren dominierte Juventus Turin, doch in dieser Saison scheint der „alten Dame“ mit der „Roma“ wieder ein ernsthafter Konkurrent zu erwachsen. Die AS Rom liegt nur drei Zähler zurück(36 zu 39), deutlich dahinter Lazio Rom mit Miro Klose, der SSC Neapel und Sampdoria Genua (je 27). Italien litt zuletzt also an mangelnder Spannung, leidet aber auch an fehlenden internationalen Erfolgen. Für die Fans ist Besserung so schnell nicht in Sicht, Italien hat in punkto moderne Stadien und moderner Fußball den Anschluss verloren.

Das kann man von Portugal nicht sagen. Das kleine Land hält sich tapfer im Reigen der Großen und verweist Frankreich auf die Plätze. Jahr für Jahr beharken sich Benfica und Sporting Lissabon sowie der FC Porto an der Spitze und sie sind auch international erfolgreich. Derzeit hat Benfica wieder einmal die Nase vorn.

In Frankreich machte in den letzten Jahren vor allem Paris St. Germain von sich reden, weil von Scheichs Geld floss und Paris so zu einer Top-Adresse in Europa werden sollte. In der nationalen Meisterschaft läuft es derzeit allerdings nicht wie gewünscht, überraschend liegt Paris derzeit nur auf Rang drei hinter Tabellenführer Olympique Marseille und Olympique Lyon. Ob Paris dafür auf Europas Bühne auftrumpft? Man könnte aber sagen: Die Kleinen mucken auf.

Dies sollte in allen Ligen auch allen denjenigen Trost sein, die ein Einerlei an der Spitze befürchten. Die Überraschungen sterben im Sport nicht aus. Selbst in Deutschland hoffen sie, dass Bayern München nicht in jedem Jahr Meister wird. Für 2015 ist diese Hoffnung allerdings gering. Man stelle sich vor, in 17 Spielen hat Welttorhüter Manuel Neuer nur vier Gegentreffer hinnehmen müssen! So wenig Tore kassierte ansonsten kein Verein in Europa.

Ein Überblick über die Meister in Europas Ligen, die ihre Meisterschaft nach dem Kalenderjahr austragen und beendet haben (Quelle der kicker):

Estland: Levadia Tallin. Lettland: FK Ventspils. Litauen: Zaigiris Vilnius. Weißrussland: BATE Baryssau. Kasachstan: FK Astana. Schweden: Malmö FF. Norwegen: Molde FK. Finnland: HJK Helsinki. Irland: FC Dundalk. Island: Stjaman Gardabaer. Färöer: B36 Torshavn.

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