Katar hat den Sport als PR-Lokomotive entdeckt
von knospepeter
Eines ist gewiss: Das Öl, das in der Erde schlummert, geht einmal zu Ende. Die Ölstaaten am Persischen Golf suchen für die Zukunft einen Ersatz, um ihren Reichtum erhalten zu können. Vor allem Dubai und Abu Dhabi haben schon vor einiger Zeit den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt. Das kleine Scheichtum Katar, kleiner als Hessen, hat vor allem den Sport als PR-Lokomotive auserkoren. Welche Sportart auch immer Austragungsorte für ihre Meisterschaften sucht, Katar ist meist unter den Bewerbern zu finden – und hat „dicke Fische“ an Land gezogen.
Ins Gespräch kam Katar vor allem als Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Dies leider nicht nur positiv, denn vor allem die klimatischen Bedingungen im heißen Sommer (bis zu 50 Grad) machen den Mannschaften zu schaffen, ein geeigneter Termin für die Ausrichtung wird gesucht, der vor allem in den Spielkalender der Europäer passt. Katar erregte allerdings auch traurige Aufmerksamkeit, weil die Arbeitsbedingungen an den Stadien-Baustellen offensichtlich teilweise menschenunwürdig sind und es wohl schon viele Tote gegeben hat. Schlagzeilen, welche die Scheichs in Katar natürlich nicht wollen. Es war eine Sensation, dass sich die Funktionäre der FIFA für Katar entschieden hatten, entsprechend wucherten schnell die Gerüchte, dass die WM-Vergabe erkauft wurde.
Aber der Drang nach Publicity ist in Katar ungebrochen. Für die Katarer ist es ein Fest, wenn jetzt der FC Bayern München dort sein Trainingslager abhält. Auf Einladung Katars und mit Unterstützung des Volkswagenkonzerns. Wenn die Bayern und Schalke 04 (derzeit Nachbar der Bayern, aber nicht so umjubelt) abreisen, sind die besten Handballer der Welt schon da. Sie tragen vom 15. Januar bis 1. Februar in Doha, der Hauptstadt Katars, ihre Weltmeisterschaft aus. Das wäre früher undenkbar gewesen, eine Handball-WM in der Wüste. Geld macht eben alles möglich. Aber Katar will buchstäblich alles. Die Kurzbahn-WM der Schwimmer fand bereits in Doha statt, die besten Reiter der Welt sind ständig zu Gast und 2019 folgt die Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Auch hier schüttelten viele über diese Vergabe den Kopf. Katar muss als nächstes daran arbeiten, Welttitelkämpfe nicht nur zu bekommen und nicht nur mit Geld zu beeindrucken, sondern auch mit Konzepten.
Mit zwiespältigen Gefühlen schauen vor allem Umweltschützer auf die Bemühungen der Scheichs, der Hitze zu trotzen. So sollen die Fußballstadien heruntergekühlt werden, um ein angenehmes Klima zu schaffen. Aber zu welchem Preis geschieht das und was ist einem Aufenthalt außerhalb der Stadien? Und was ist noch möglich? Es gibt sogar schon Ski- und Eishallen in den Wüstenstaaten und deshalb kursiert immer schnell der Witz, dass der Wintersport, wenn die klimatischen Verhältnisse in den Alpen zum Beispiel immer schlechter werden, dann wohl in die Wüste umziehen werde. Katar könnte dann eine Sprungschanze in der Halle bauen. Zuzutrauen ist ihnen alles… Die Nachbarstaaten Abu Dhabi und Bahrain haben ja auch schon Autorennstrecken in die Wüste gestampft und Formel-1-Rennen an Land gezogen. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone füllt sich ja gern die Taschen.
Weltmeisterschaften in Katar werden jetzt mit besonders wachsamen Augen verfolgt. So natürlich auch die Handball-WM, für die Deutschland bekanntlich vom Internationalen Verband eine Wildcard erhielt, als die DHB-Auswahl in der Qualifikation durchfiel. Jetzt ist der damalige Gegner Polen wieder Kontrahent in der Gruppe. Ob sich die deutschen Handballer rehabilitieren können, ist die eine, die deutsche Frage. International werden die Beobachter vor allem ein Auge darauf haben, wie die Atmosphäre in den Hallen ist, ob es in Katar überhaupt ein Handball-Publikum gibt. Was die Zuschauer angeht, sind die Scheichs in Katar einfallsreich. Notfalls werden Zuschauer aus anderen Ländern herangekarrt. Geld spielt keine Rolle, die PR jedoch die Hauptrolle und der Sport dient als Lokomotive. Da wird mit allen Tricks für einen guten Eindruck gearbeitet.