Ronaldo-Sieg ein Zeichen für Blatter
von knospepeter
Cristiano Ronaldo wurde Weltfußballer des Jahres. Wie zu erwarten, erhielt er am Montag in Zürich den „Ballon d’Or“, den „Goldenen Ball“. Der Portugiese ist sicherlich ein würdiger Sieger, ist eine „Tor-Maschine“, steht auf und neben dem Platz im Mittelpunkt. Mit 37,6 Prozent der Stimmen dominierte er deutlich vor Lionel Messi (15,76) und Manuel Neuer (15,72). Ronaldo ist eine Marke (CR7) und hat auch 2014 Titel geholt, gewann mit Real Madrid die Champions League und den spanischen Pokal. Die Mehrzahl der abstimmenden Nationaltrainer und Kapitäne aller FIFA-Länder plus einige ausgewählte Journalisten kann sich nicht irren und ist über jede Zweifel erhaben. Aber…
Aber in diesem Jahr der Weltmeisterschaft hätte der „Goldene Ball“ einem anderen gehören müssen, wie der Sport-Grantler schon in seinem Kommentar am 30. Oktober 2014, also noch vor dem Ende der Abstimmung am 21. November, angemerkt hat. Manuel Neuer war ein entscheidender Spieler bei Deutschlands Titelgewinn, der Weltmeisterschaft in Brasilien wohlgemerkt, bei der Ronaldo keine Rolle gespielt hat. Der Bayern-Spieler hat das Torwartspiel quasi neu erfunden. Im Turnen würde ein neues Element den Namen des Erfinders tragen. Im Fußball gibt es Lob, aber keinen „Goldenen Ball“. Es geht um die herausragenden Leistungen in einem Jahr und 2014 hat Neuer diesbezüglich die Tor-Maschine übertrumpft. Aber das ist der Nachteil der Torhüter: Tore zu erzielen ist spektakulärer (und passiert öfters) als sie zu verhindern. Eigentlich sollte die Wahl in Torhüter und Feldspieler aufgeteilt werden. Torhüter haben kaum eine Chance, Abwehrspieler nur eine geringe (auch Philipp Lahm wäre ein gerechter Weltfußballer gewesen).
Was im Hinblick auf die Fachleute in aller Welt ebenfalls zu denken gibt: Lionel Messis zweiter Platz. Der Argentinier ist ohne Frage ein hervorragender Fußballer, einer der Besten aller Zeiten und wurde auch entsprechend geehrt mit dem „Goldenen Ball“ von 2009 bis 2013 (sehr zum Leidwesen von Cristiano Ronald, der 2008 und 2013 gewann). Aber im Jahr 2014 hat Messi zwar auch Rekorde beim FC Barcelona aufgestellt, doch die Basis dafür früher gelegt. Das Jahr 2014 war für ihn eher ein schwächeres. Was beweist: Stars, die schon im Gespräch sind, haben es leichter als Newcomer. Es sorgte ja schon für Verwunderung, dass Messi von der FIFA zum besten Spieler der WM gewählt wurde.
Vielleicht ist Manuel Neuer 2015 wieder ein Kandidat für den „Ballon d’Or“. Dann nämlich, wenn es zu einem Finale in der Champions League zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid kommt, dann, wenn Ronaldo sagen wir mal dreimal allein auf Neuer zusteuert und der Münchner dreimal Sieger bleibt und vielleicht auch noch den entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg erzielt!
Aber der deutsche Fußball darf ja zufrieden sein, vor allem auch der FC Bayern München. Der Verein präsentierte sich als der erfolgreichste Klub der Welt mit seinen Spielern Neuer, Robben, Müller und Lahm auf den Plätzen vier bis sechs und zudem Toni Kroos (jetzt Real) auf Rang neun. Zudem sind Neuer, Lahm, Robben und Kroos auch in der Weltauswahl vertreten. Für den Fußball in Deutschland rundeten Bundestrainer Joachim Löw als Welttrainer sowie Ralf Kellermann als Welttrainer im Frauen-Fußball und Nadine Keßler als Weltfußballerin (beide VfL Wolfsburg) den Erfolg ab. Auch im Vorjahr gingen diese Titel an Deutschland (Jupp Heynckes, Silvia Neid, Nadine Angerer). Das ist dann wirklich bemerkenswert und lässt die Niederlage von Neuer verschmerzen.
Die Verleihung des „Ballon d’Or“ war wieder mal ein Fest der Selbstdarstellung des Fußball-Weltverbandes. Die Sportler wurden geehrt, die Funktionäre feierten sich selbst. Und für FIFA-Präsident Sepp Blatter war der Sieg von Cristiano Ronaldo ein Zeichen. Blatter gilt als Bewunderer von Ronaldo und vor allem in den kleinen Ländern in Afrika und Asien (aber nicht nur) bekam Ronaldo seine Stimmen. Dort aber holt der Schweizer auch seine Stimmen, um in diesem Jahr erneut zum Präsidenten der FIFA gewählt zu werden.