Die Formel 1 soll wieder eine echte Königsklasse werden

von knospepeter

Die Formel 1 erlebte in den letzten Tagen Glück und Leid zugleich. Die Rennserie trauert um Jules Bianchi, der einen neun Monate langen Kampf um sein Leben verloren hat. Ein Unfall beim Großen Preis von Japan war ihm zum Verhängnis geworden. Seit 1994 hatte es keinen Toten mehr in der Formel 1 gegeben, entsprechend groß war der Schock. Der wich am Wochenende in Budapest aber einer neuen Hoffnung. Ein Chaos-Rennen sorgte dafür, dass Mercedes mal nicht auf dem Siegertreppchen stand und der zuletzt langweiligen Serie neues Leben eingehaucht wurde. Selbst Mercedes-Boss Niki Lauda freute sich als Verlierer: „Was für eine Show! Für die Formel 1 konnte es gar nicht besser laufen.“

Generell besser laufen soll es aber in der Zukunft. Die Formel 1 soll wieder eine echte Königsklasse werden. Zuletzt hatten andere Rennserien ihr fast den Rang abgelaufen. Jetzt geht die Formel 1 aber erst mal in Urlaub, es sind Sommerferien, am 23. August geht es in Spa weiter. Aber nicht nur in diesen Wochen, sondern spätestens bis zum Jahresende sollen die Weichen neu gestellt werden. Die Forderungen sind vielfältig, lassen sich aber kurz so zusammenfassen: Die Motoren sollen wieder lauter werden, die Fahrer wieder in den Mittelpunkt rücken und nicht die Technik, das Reglement transparenter werden und die Formel 1 insgesamt wieder näher an die Fans heranrücken. Doch das ist alles leichter gesagt, als getan.

Ecclestone: „Die Technik ist Mist“

Es gibt viele Köche, die im Brei rühren. Einer, der sich auskennt, ist sicherlich Ex-Teamchef Flavio Briatore. Er moniert: „Die Formel 1 ist heute zu clean, zu perfekt, zu brav. Wir haben keine Fahrer-WM, sondern eine Motoren-WM.“ Red-Bull-Teamchef Christian Horner liegt da auf seiner Linie: „Die Regeln sind zu kompliziert, die Autos nicht dramatisch genug, die Rennen zu langweilig.“ Selbst Formel-1-Chef Bernie Ecclestone ließ sich zu einem drastischen Urteil hinreißen: „Diese ganze Technik ist Mist.“ Niki Laudas Aussagen können als Ergänzung gesehen werden: „Es müssen wieder echte Männer fahren und keine Jünglinge, die nur an Knöpfen am Lenkrad spielen.“ Fazit: Die Formel 1 soll wieder echten Rennsport auf der Straße bieten und keine Ähnlichkeit mit Spielekonsolen haben.

Bernie Ecclestone hat die Formel 1 zu einem großen Geschäft gemacht, dabei aber übersehen, dass nicht nur einige Konzerne kassieren und die kleineren Rennställe zu Handlangern degradieren können, sondern dass das Gesamtgebäude stimmen muss. Auch die kleinen Firmen tragen die Formel 1, brechen sie weg, ist die Königsklasse nicht mehr rennfähig. Es muss also auch ein finanzielles Umdenken geben. Außerdem müssen die Rennen zurück zu den Fans, die Eintrittspreise billiger werden, die Standorte attraktiver. Es ist ja sicherlich reizvoll, die Formel 1 überall in der Welt fahren zu lassen, aber die Attraktivität nimmt insgesamt ab. Die Formel 1 wieder beliebig.

Die Krankheit ist erkannt, die Frage ist, ob die Doktoren bereit zur Operation sind. Der Patient Formel 1 liegt auf dem Operationstisch, jetzt müssen die richtigen Schnitte zur Gesundung gemacht werden. Chaos gefällt nur in den Rennen selbst, nicht in der Organisation.

Hinweis: Die veröffentlichten Zitate sind den Zeitschriften kicker und Bild am Sonntag entnommen.

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