Kann der Fußball noch attraktiver werden?
von knospepeter
Stillstand bedeutet bekanntlich Rückschritt, insofern darf es nicht verwundern, dass sich auch die Funktionäre im Fußball-Weltverband Gedanken machen, wie der Fußball weiterentwickelt werden kann. Aber die Frage ist eben auch berechtigt: Kann der Fußball noch attraktiver werden?
Tatsache ist, dass der Fußball weltweit eine Spitzenposition einnimmt, in Europa und Südamerika als Nummer eins aller Sportarten, in Asien und Nordamerika ist er auf dem Vormarsch. Die Umsätze steigen ebenso wie die Fernsehhonorare und wenn der Fußball Rückschläge hinnehmen musste, dann nicht durch den Sport, sondern durch Funktionäre, die den Sport mit Korruption und anderem mit den Füßen getreten haben. Wie stark muss der Fußball sein, wenn er einen Skandal wie den um seinen ehemaligen Präsidenten Sepp Blatter fast schadlos überstehen kann! Dennoch kann und muss man sich natürlich Gedanken machen, schade nur, dass manche so abwegig sind, wie die Aufblähung der Weltmeisterschaft auf nun 48 Nationen.
Aber jetzt geht es nicht um einen Turniermodus, sondern der neue Sportdirektor der FIFA, der einstige Weltklassestürmer Marco van Basten, hat laut darüber nachgedacht, wie das Spiel verbessert und attraktiver werden kann. Wer viele Vorschläge bringt, schießt manchmal auch über das Ziel hinaus, mal sehen was Wirklichkeit werden kann. Bisher war es so, dass Regeln schonend verändert wurden und dass nicht gravierend ins ursprüngliche Spiel eingegriffen wurde. Nehmen wir nur die Änderungen für die Torhüter, die heute bei einem Rückpass den Ball nicht in die Hand nehmen dürfen. Fortschritte gab es immer wieder, wie jetzt mit der Einführung des Videobeweises, wenn die moderne Technik helfen soll, das Spiel gerechter zu machen. Stillstand gibt es also nicht.
Die Frage ist immer, wie weitreichend Neuerungen sind bzw. sein dürfen. Schlagworte der Vorschläge des Niederländers sind „Abseits abschaffen“, „Zeitstrafen statt Gelber Karten“, „Fliegende Wechsel“ oder „Shoot-out statt Verlängerung“. Manches wurde schon oft diskutiert und wieder verworfen, zum Beispiel beim Abseits. Es ganz abzuschaffen würde den Fußball gravierend verändern – auf die Streichliste.
Zeitstrafen werden schon lange diskutiert, im Amateurfußball gab es positive Erfahrungen und dennoch wurden sie teilweise wieder abgeschafft. Zeitstrafen statt Gelber Karten könnten für mehr Gerechtigkeit sorgen, weil der Gegner unmittelbar von der Bestrafung profitiert und nicht der nächste Gegner. Da sind Überlegungen also angebracht.
Fliegende Wechsel kann man vergessen, weil sie bei 22 Mann auf dem Spielfeld nicht zu kontrollieren sind und nicht nur die Zuschauer den Überblick verlieren, sondern wahrscheinlich auch Trainer und Schiedsrichter – Streichliste.
Das Shoot-out gab es früher in Nordamerika und hat sich nicht bewährt. Es sorgt für nicht mehr Spannung als ein Elfmeter, wenn der Spieler weitab vom Tor den Ball aufnimmt und auf den Torhüter zuläuft. Der Elfmeter ist dagegen kurz und knackig – also Streichliste. Schwierig wird es auch, den Fußball in punkto Zeitspiel gerechter zu machen, selbst wenn die Uhr (Vorschlag in den letzten Minuten) zum Ende zu angehalten wird. Was ist mit den Spielverzögerungen zuvor? Nein, da müssen die Schiedsrichter weiterhin ein entsprechendes Fingerspitzengefühl zeigen. Und auch Unterbrechungen für die Trainer für kurze Spielerbesprechungen (Time Out) sind nicht notwendig.
Der Fußball kann durchaus auf andere Sportarten schauen und darüber diskutieren, was ihm helfen kann. Aber der Fußball muss ein Original bleiben, nicht umsonst schauen fast alle anderen Sportarten neidisch auf den Fußball. Nehmen wir Deutschland als Beispiel, da heißt es Fußball, Fußball, Fußball und dann kommt lange nichts. Hier können einschneidende Änderungen der Fußballeuphorie eher schaden. Vereine und Funktionäre sollten sich eher bemühen, die Volkstümlichkeit des Fußballs zu bewahren und ihn nicht zur reinen Geldverkehrung zu missbrauchen.