Zuschauer-Geschenke für die „Kronprinzen“

von knospepeter

Sport-Fans wissen, in Deutschland regiert „König Fußball“. Der ist schon mittendrin in der neuen Saison, die jetzt oder in den nächsten Tagen und Wochen auch für die „Kronprinzen“ beginnt. Bereits am Mittwoch und Donnerstag kehrt Handball in die Hallen zurück, am Donnerstag und Freitag zieht Eishockey nach, Basketball hat den Start auf den 23. September gelegt. Die Corona-Leidenszeit sollte hinter den Vereinen liegen, doch die Nachwirkungen sind noch spürbar. Angeblich hat die Pandemie die Ligen rund 200 Millionen Euro gekostet, schließlich fehlten die in diesen Sportarten überlebenswichtigen Zuschauer-Einnahmen. Doch jetzt gibt es Zuschauer-Geschenke für die „Kronprinzen“, die Fans dürfen wieder kommen, 5000 sind erlaubt plus 50 Prozent vom restlichen Fassungsvermögen. Handball-Meister THW Kiel will sogar vor 9000 Fans spielen. Die Corona-Pandemie ist zwar noch nicht vorbei, aber der Sport lebt wieder.

Es war in den letzten rund 18 Monaten ein reiner Überlebenskampf der Vereine, die nicht die Aufmerksamkeit des Fußballs genießen und kleinere Brötchen backen müssen. So war ein Gehaltsverzicht der Spieler gang und gebe, teils wurde die Saison abgekürzt oder sogar abgebrochen. Jetzt soll wieder der Normalfall eintreten, aber der Staat weiterhin finanzielle Hilfe leisten. 1,8 Millionen Euro standen jedem Verein in den Jahren 2020 und 2021 für entgangene Ticketeinnahmen zur Verfügung, der gesamte Fördertopf umfasst 400 Millionen. Deshalb fordert DEL-Chef Gernot Tripcke: „Die Förderung muss weitergehen, die Vereine gehen nach wie vor finanziell am Stock.“

Aber jetzt soll erst mal wieder gespielt werden, für die Akteure beginnt auch wieder der Stress, denn ob Handball, Basketball oder Eishockey – es gibt mit den internationalen Wettbewerben eine Terminhatz, die an die Grenze der Belastbarkeit der Spieler geht. Das könnte vor allem Auswirkungen auf die Bundesligen haben, denn meist hat die Champions League einen höheren Stellenwert.

Mannheim ist immer dabei

Doch erstes Ziel ist zunächst einmal die nationale Meisterschaft. Im Handball spricht alles wieder für eine schleswig-holsteinisches Duell zwischen Meister Kiel und Beinahe-Meister Flensburg-Handewitt. Nach einer neuen Regel galt im Vorjahr der direkte Vergleich und den hatte Kiel mit 29:21 bzw. 28:31 in den Duellen mit den punktgleichen Flensburgern für sich entschieden. Glücklich war man damit nicht, Kommando zurück, die Tordifferenz aus allen Spielen ist wieder entscheidend. Die beiden Kontrahenten wehren aber ab, dass sie den Titel allein unter sich ausmachen, vor allem die Füchse Berlin, der SC Magdeburg und die Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim werden als Spielverderber genannt. Es soll auf jeden Fall wieder spannender zugehen als im Fußball.

Die Präsenz im Fernsehen wie der Fußball hätten die „Kronprinzen“ gerne, doch mit dem derzeitigen Angebot sind sie zufrieden, vor allem sind sie im Free-TV präsent. Handball wird total bei Sky übertragen, der Pay-TV-Sender überträgt immer am Donnerstag und Sonntag einzeln und in Konferenz. Ausgewählte Spiele gibt es dazu bei ARD und ZDF, die dritten Programme bieten dazu zwölf Live-Spiele an. Wenn dann noch die Nationalmannschaft für Werbung sorgt, sollte der Handball glücklich sein.

Das Eishockey hat unter Corona besonders gefröstelt, schließlich sind die Kosten besonders hoch. Kein Wunder, dass die DEL nach noch mehr Unterstützung fleht. Aber jetzt wird wieder gespielt und verkürzte Play-Offs gehören der Vergangenheit an. Ganz im Gegenteil, das Feld wurde sogar größer. Der vereinbarte Auf- und Abstieg mit der DEL 2 wurde nicht ganz umgesetzt, wegen der Pandemie gab es keinen Absteiger, aber der DEL 2 wollte man den Aufstieg nicht wegnehmen. Dabei gab es eine Überraschung, die Bietigheim Steelers aus der Nähe von Stuttgart, standen schon vor der Pleite, aber sie meisterten diese Hürde und holten sich schließlich noch die DEL-Lizenz. Bietigheim als kleinster Standort mit dem kleinsten Etat geht aber jetzt wirklich als Außenseiter ins Spieljahr und könnte gleich wieder der Absteiger sein. Ob es einen zweiten gibt, hängt vom Ausgang der zweiten Liga ab, dort hat Frankfurt ein Aufstiegsrecht, muss dafür aber Meister werden. Wenn nicht, gibt es eben nur einen Absteiger, auf jeden Fall soll das Teilnehmerfeld wieder auf 14 Vereine reduziert werden.

Sportlich beginnt die neue Saison mit einem Kracher, wenn sich die Eisbären Berlin und Red Bull München am Donnerstag gegenüberstehen. Beide zählen zu den heißen Favoriten, dazu kommen noch die Adler Mannheim (aufmerksame Leser werden feststellen, dass Mannheim bei Handball und Eishockey im erweiterten Favoritenkreis zu finden ist). Die Adler werden von den DEL-Trainer sogar als kommender Meister getippt. Im Vorjahr hatte die Truppe von Trainer Pavel Gross mit den verkürzten Play-Offs Probleme und schied gegen Wolfsburg vorzeitig aus. Der Weg für die Eisbären war frei, jetzt wollen die Adler wieder zupacken. Aber auch Münchens Trainer Don Jackson sieht sein Team als potenziellen Titel-Anwärter. Nächstes Jahr, wenn die neue Super-Halle in München für Basketball und Eishockey fertig ist, will Red Bull dann richtig angreifen.

Auf TV-Übertragungen müssen auch die Eishockey-Fans nicht verzichten. Der Streamingdienst MagentaSport überträgt alle Spiele live, außerdem ist Sport1 bei mindestens 40 Partien im Free-TV dabei. Das sollte Eishockey Aufwind geben und die „Kronprinzen“ können doch immer wieder aus dem Schatten von „König Fußball“ treten. Der wird aber auch die nächsten Jahre unbedrängt regieren, so viele Fehler können geldgierige Funktionäre gar nicht machen, auch wenn die Zuschauerzahlen (wohl pandemiebedingt) derzeit nicht den üblichen Umfang haben.

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