Jetzt beginnt wieder der Tanz um das goldende Kalb

von knospepeter

Nationalmannschaft und Bundesliga rücken in den Hintergrund, denn ab Dienstag, 14. September, ist im europäischen Fußball wieder Champions League angesagt. Es beginnt der Tanz um das goldene Kalb, ein paar Euro fallen darüber hinaus auch für die Europa League und die neue Europa Conference League ab. Im Mittelpunkt steht also nicht der Sport, sondern das Geld. Vor allem auch, weil die UEFA und ihr Präsident Ceferin über eine finanziell attraktive Champions League für die Vereine alle hochfliegenden Pläne für eine Super League oder eine Weltmeisterschaft alle zwei Jahre zum Platzen bringen wollen. Die Botschaft ist, Geld gibt es doch auch so genug, Spiele auch, mehr braucht man nicht. Nein, mehr geht auch nicht mehr.

Die Champions League (CL) hat sich bereits als Super League etabliert, weil nicht mehr nur die Meister vertreten sind und der Euro rollt. Wer gut wirtschaftet hat mit einer ständigen CL-Teilnahme ausgesorgt, es sei denn, er schmeißt das Geld zum Fenster raus wie der FC Barcelona. 2,032 Milliarden Euro schüttet die UEFA an die Teilnehmer aus, 15,25 Millionen erhält jeder der Vereine als Startgeld, 2,8 Millionen gibt es für einen Sieg in der Gruppenphase, noch 600.000 für ein Remis, in jeder K.o.-Runde werden Millionen ausgeschüttet, die Finalisten erhalten beide 15,5 Millionen, der Sieger dazu 4,5 Millionen. Allerdings kürzt die UEFA in diesem Jahr geringfügig, um die Kosten der Corona-Pandemie auszugleichen. Dennoch, der Geldsäckel der Erfolgreichen füllt sich.

Da müssen sich Europa League (EL) und die Europa Conference League (ECL) schon als Armenhaus fühlen. Das Startgeld in der EL beträgt nur 3,6 Millionen Euro, für einen Sieg in der Gruppenphase gibt es 630.000, die Finalisten können sich über 4,6 Millionen freuen, der Sieger noch zusätzlich über weitere vier Millionen. In der ECL gibt es immerhin noch 2,94 Millionen Startgeld, 500.000 für einen Sieg, die Finalisten kassieren drei Millionen und der Cup-Gewinner noch einmal zwei Millionen zusätzlich. Immerhin bis zu 15 Millionen sind maximal für einen Verein drin. Dennoch: Die Unterschiede zur CL bleiben gewaltig, was eben auch dazu führt, dass dortige Dauergäste national im Vorteil sind – wenn sie das Geld gut anlegen bzw. investieren.

Und damit zum Sport. Alle Vereine freuen sich, dass es wieder normale Runden gibt und die vor allem mit Fans, wenn auch die Auslastung der Stadien verschieden sein wird. Die Auslosung in der CL hatte fast schicksalshaften Zuschnitt, nachdem die Scheich-Klubs Paris und Manchester City in eine Gruppe gelost wurden. Die Scheichs aus Katar rüsteten fast schon unmoralisch auf, wenn auch die meisten der Stars ablösefrei kamen, aber natürlich alle einen Haufen Geld verdienen. Die Namen Donnarumma, Ramos, Hakimi, Wijnaldum und Messi sollten die Gegner nicht verschrecken, auch wenn noch Neymar und Mbappe dazukommen. Wird aus ihnen allen wirklich eine Mannschaft? Club Brügge ist der erste Gegner, Manchester City der größte Konkurrent in der Gruppe, die auch RB Leipzig erleiden muss. Alles andere als der CL-Sieg wäre eine Pleite für die Scheichs aus Katar ebenso wie für Trainer Mauricio Pochettino. Leipzig startet in Manchester, da gibt es leichtere Aufgaben, zumal RB in der Bundesliga noch nicht in Tritt gekommen ist.

Fast schicksalshaft auch das Los, das Bayern München und den FC Barcelona zusammenführt und das gleich am ersten Spieltag. In Erinnerung ist das Viertelfinale von 2020, als die Bayern auf dem Weg zum Triple Barca mit 8:2 demütigten. Jetzt hat sich einiges geändert, vor allem bei Barcelona, das als Schuldenklub Schlagzeilen machte und Vereinsidol Lionel Messi verlor. Hollands Torjäger Depay soll den Verlust ausgleichen. Barca musste zuletzt pausieren, weil Spieler aus Südamerika noch unterwegs waren, die Form ist fraglich und so seufzt auch Thomas Müller: „Ich kann Barcelona nicht einschätzen“. Zumindest die Bilanz ist für Bayern gut, in elf Spielen gewannen die Münchner siebenmal, dazu 2 Unentschieden und Niederlagen. Und Torjäger Robert Lewandowski (in Leipzig ausgewechselt), hat wieder trainiert. Gruppengegner sind außerdem Dynamo Kiew und Benfica Lissabon.

Leichtere Gruppen haben der VfL Wolfsburg (Lille, FC Sevilla, RB Salzburg) und Borussia Dortmund (Besiktas Istanbul, Sporting Lissabon, Ajax Amsterdam). Titelverteidiger Chelsea London startet ins neue Spieljahr gegen Zenit St. Petersburg. Für die deutschen Fans hat sich vor allem viel im Fernsehen viel geändert, Sky ist nicht mehr der TV-Sender, Hauptsender ist der Streamingdienst DAZN, dazu darf sich Amazon Prime ein Dienstagspiel exklusiv auswählen, das ist zum Start natürlich die Partie Barcelona – Bayern (bei DAZN in Konferenz), danach folgt zweimal Dortmund gegen Sporting und Ajax. Premiere im Free-TV, das ZDF sendet jeder CL-Mittwoch ab 23.00 Uhr eine Zusammenfassung aller Spiele. Das Finale steigt am 28. Mai in St. Petersburg.

Die Europa League wurde verkleinert, statt 48 Klubs spielen nur 32 in der Gruppenphase, eine Auswirkung der neuen ECL. Die Bundesliga vertreten Eintracht Frankfurt (am Donnerstag gegen Fenerbahce Istanbul, außerdem Olympkakos Piräus und Royal Antwerp) und Bayer Leverkusen (Donnerstag gegen Ferencvaros Budapest, außerdem Celtic Glasgow und Betis Sevilla). Gespielt wird um 18.45 Uhr und 21.00 Uhr). Die Fernsehrechte liegen bei RTL, das ausgewählte Spiele selbst übertragen wird, ansonsten viel bei Nitro und den Hauptteil im Streamingdienst TV Now. Neue Fernsehzeiten also in der neuen Saison.

RTL hat zur EL auch die TV-Rechte für die ECL, wo aus der Bundesliga Union Berlin als Siebter der Vorjahressaison mitmischt, nachdem die Qualifikation erfolgreich überstanden wurde. Slavia Prag (am Donnerstag), Feyenoord Rotterdam und Maccabi Haifa sind die Gruppengegner, das Ziel heißt Achtelfinale, für das sich die acht Gruppensieger direkt qualifizieren. Die Gruppenzweiten müssen in eine Play-Off-Runde mit den Gruppendritten aus der EL. Es darf bei der UEFA halt immer auch in bisschen kompliziert sein, damit viele bei Laune gehalten werden. Mit AS Rom und Tottenham Hotspur sind übrigens auch prominente Namen in der dritten Liga vertreten. Werden sie im Finale am 25. Mai in Tirana sein? (EL-Finale am 18. Mai in Sevilla)

Wolfsburg marschiert

Die Bundesliga hat einen Überraschungstabellenführer mit dem VfL Wolfsburg, der nach schwacher Vorbereitung unter dem neuen Trainer Mark van Bommel jetzt viermal siegte – als einziger Verein. Dies ist der beste Saisonstart aller Zeiten für die VW-Städter, bei denen der Trainer deshalb „Big Bommel“ heißt. Ihre ersten Saisonsiege feierten dagegen Gladbach und Hertha BSC Berlin. Auch Bayern München ist wieder in Tritt, wie das 4:1 in Leipzig beweist. Der Held des Spiels war der 18-jährige Jamal Musiala, der inzwischen im Talente-Ranking die Konkurrenten Wirtz (Leverkusen) und Bellingham (Dortmund) abgehängt hat. Dortmund lieferte sich in Leverkusen allerdings das Match der Woche beim 4:3-Sieg. Ein Ergebnis, das die Trainer allerdings nicht glücklich machte. Schon neun Gegentore sind Borussia-Coach Marco Rose zu viel.

Noch sieglos sind dagegen Schlusslicht Greuther Fürth, der FC Augsburg (17.), Frankfurt und Bielefeld. Gerade für Fürth gewinnt das Gastspiel bei der Hertha am Freitag an Bedeutung, Frankfurt steht beim Tabellenführer vor einer hohen Hürde, die Bilanzen gehen extrem auseinander. Auf einer Erfolgswelle reiten noch Mainz 05 (Vierter) und der SC Freiburg (Fünfter). Gerade in Mainz strahlen alle mit der Sonne um die Wette, vor einem Jahr stand der Verein am 6. Spieltag noch mit 0 Punkten da (!), galt bei Halbzeit mit sieben Zählern wie Schalke (ebenfalls 7) als Abstiegskandidat Nummer 1 und schaffte dann mit einem 3:2-Sieg gegen Leipzig die sensationelle Wende, die Mainz zum Schluss noch auf Platz 12 mit 39 Punkten führte. In dieser Zeit hat Mainz zum Beispiel mehr Punkte gesammelt als Leipzig!

Vergangenheit ist schon wieder die Nationalmannschaft, die mit einem 4:0-Erfolg auf Island die drei WM-Qualifikationsspiele wie gewünscht mit neun Punkten und der Tabellenführung abschloss. Bundestrainer Hansi Flick hat der Mannschaft neuen Stil und neuen Schwung verliehen, die Fans begeistert und einen Rückfall in alte Zeiten verhindert. Auch bei ihm war Jamal Musiala die große Entdeckung, aber auch ein Thilo Kehrer kehrte glanzvoll aus der Versenkung zurück. So wird sich die Fußball-Gemeinde auf die nächsten Aufgaben am 8. Oktober gegen Rumänien und am 11. Oktober in Nordmazedonien freuen. Wann hat es das zum letzten Mal gegeben!

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