Nur Dortmund empfiehlt sich als Bayern-Jäger
von knospepeter
Vizekusen bleibt halt Vizekusen! Wieder einmal hat es Bayer Leverkusen versäumt, den Ruf des ewigen Zweiten, der keine Titel gewinnen kann, oder sogar des ewigen Verlierers in entscheidenden Spielen loszuwerden. Es war wie immer, möchte man urteilen, es war wie im Vorjahr, als Leverkusen am 13. Spieltag als Tabellenführer auf die Bayern traf und 1:2 verlor. Auch diesmal wieder ein Treffen auf Augenhöhe, beide punktgleich, dies allerdings nur vor dem Anpfiff. Dann legten die Münchner los und Bayer schaute zu. Ein Torfestival hatte der Sport-Grantler erwartet, aber nicht so einseitig beim 1:5-Desaster der Leverkusener. Vier Treffer in sieben Minuten sagen alles.
Bayern aber erschreckte einmal mehr die Bundesliga. Sind die Münchner wieder nicht zu packen? Die 1:2-Niederlage gegen Frankfurt machte Hoffnung, doch die zerstob mit dem Angriffswirbel in Leverkusen, ein Schock für die Konkurrenz. Eins wird deutlich, es bleibt wieder nur Borussia Dortmund als ernsthafter Bayern-Jäger. Das 3:1 gegen Mainz versprühte nicht den Glanz der Bayern-Gala, aber es war ein Sieg, den man erringen muss, um Titelambitionen zu untermauern, nämlich Spiele auch dann zu gewinnen, wenn man nicht gut spielt. Auffallend: Dortmunds Erfolgsgaranten sind Torjäger Erling Haaland und Marco Reus, bei den Bayern das Duo Lewandowski/Müller, doch daneben sorgt das Mittelfeld mit Kimmich und Goretzka für Sicherheit, das Gegenstück ist Jude Bellingham, aber ohne die Konstanz. Bayerns Offensiv-Joker: Leroy Sane bekam besondere Aufgaben im Team und viel Lob von Trainer Julian Nagelsmann. Dazu kommt der unaufhaltsame Tempomacher Davies. Die Bayern sind zweifellos breiter aufgestellt. Interessant: Am Samstag folgt das Duell der Fünfer-Schützen, Bayern gegen Hoffenheim, das mit 5:0 Steffen Baumgarts Köln entzauberte.
Dortmund bleibt also der einzige ernsthafte Bayern-Jäger, auch wenn Leverkusen und Freiburg nur drei Punkte zurückliegen, doch auf Dauer werden sie nicht mithalten können. Freiburg ist nach der Premiere im neuen Stadion mit dem 1:1 gegen Leipzig immer noch ungeschlagen, doch der Blick geht eher nach unten. Auch Union Berlin dahinter ist eher erstaunt über Platz 5, als ein Titelkonkurrent. Leipzig kommt nicht in die Form eines Spitzenteams und Wolfsburg ist zurück im Alltag. Nach vier Spieltagen waren die Wölfe noch Erster, jetzt gab es mit 0:2 bei Union die dritte Niederlage und das sechste sieglose Pflichtspiel in Folge. Auch Gladbach kann sich nicht als Spitzenteam empfehlen. Was ist los mit den ambitionierten Klubs? Vollmundige Versprechungen vor der Saison, doch allein das Ziel, einen Platz für Europa zu ergattern, kann es doch nicht sein.
Weichenstellung auch im Abstiegskampf. Fürth segelt schon nach acht Spieltagen wieder zurück in Richtung zweite Liga. Nicht einmal gegen den Mitaufsteiger Bochum reichte es zum ersten Heimsieg. Auch Augsburg gelang beim 1:1 gegen Bielefeld kein Befreiungsschlag, wenn auch der Sieg bei zwei um Zentimeter aberkannte Abseitstore denkbar knapp verfehlt wurde. Was aber bleibt, sind fehlende Punkte und Abstiegskampf pur, der in Mainz fortgesetzt wird. Rätsel gibt Eintracht Frankfurt auf, dem 2:1 bei den Bayern folgte ein 1:2 gegen Hertha BSC. Nur der Bayern-Fluch? Wer die Bayern schlägt, muss bekanntlich anschließend Niederlagen erleiden. Irgendwie ist die Mannschaft nicht in der richtigen Form. Eine Wundertüte bleibt Hertha oder ist es der Durchbruch nach oben? Es könnte eine Weichenstellung gewesen sein. Zumindest sorgt es für Ruhe im Verein, nachdem CEO Schmidt seinen Rückzug aus privaten Gründen verkündet hat.
Die Bundesliga sorgt sich um Spannung, ein Vorbild kann da ausgerechnet die Frauen-Bundesliga sein. Im Gegensatz zu den Männern war es bei den Mädchen ein Spieltag der Verfolger, Eintracht Frankfurt stoppte Titelverteidiger Bayern, Hoffenheim bremste Mitfavorit Wolfsburg. Das Resultat: Mit Bayern, Leverkusen (Platz zwei!) und Frankfurt liegen nach sechs Spieltagen drei Teams mit je 15 Punkten gleichauf, nur durch die Tordifferenz getrennt. Dahinter folgen Wolfsburg, Hoffenheim (je 13) und Turbine Potsdam (12), die oben mitmischen und im Titelkampf für Spannung sorgen. Die Frauen-Bundesliga ist also zweigeteilt, die restlichen sechs Teams des Zwölfer-Feldes kämpfen gegen den Abstieg. Ganz so wünschen sich die Männer das dann auch wieder nicht.
Wer punktet auswärts?
Das ist ja kurios, in den europäischen Wettbewerben werden in dieser Woche die Bundesligisten bis auf eine Ausnahme auswärts geprüft. Die deutschen Fans gucken im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre. Die Ausnahme ist Eintracht Frankfurt, das am Donnerstag in der Europa League Olympiakus Piräus erwartet. Bayer Leverkusen muss dagegen wie alle anderen auswärts antreten, nämlich bei Betis Sevilla. Union Berlin hat in der Conference League mit Feyenoord Rotterdam einen attraktiven Gastgeber. Schwere Aufgaben für die deutschen Teams.
Im Mittelpunkt aber natürlich die Champions League am Dienstag und Mittwoch mit jeweils attraktiven Spielen der Bundesligisten. RB Leipzig wird sich allerdings über die Reise nach Paris nicht freuen, die bisher punktlosen Sachsen holen sich beim Star-Ensemble, das wieder mit Messi und Neymar antreten wird, wohl die nächste Niederlage ab. Da fährt Borussia Dortmund schon mit anderen Ambitionen zu Ajax Amsterdam, es ist das Spitzenspiel der punktgleichen Tabellenführer und eine Vorentscheidung darüber, wer am Ende Gruppensieger werden kann.
Zwei deutliche Siege hat bisher Bayern München gegen Barcelona und Kiew zu verzeichnen, jetzt stellt sich vielleicht Benfica Lissabon als schwerste Aufgabe heraus. Benfica gab in Kiew einen Zähler ab, siegte aber auch gegen Barca mit 3:0. Für die Münchner geht es darum, in Portugal nicht den Schwung zu verlieren. Die Frage in den nächsten Spielen wird sein, wie es Trainer Julian Nagelsmann mit der Kräfteschonung der Stammspieler hält. Der VfL Wolfsburg hat eine andere Blickrichtung, da geht es für Trainer Mark van Bommel und seine Jungs vor allem darum, endlich wieder ein Erfolgserlebnis zu haben. Ob das aber ausgerechnet bei RB Salzburg passiert? Der Bundesligist tritt nicht als Favorit an. Sucht man nach einem Spitzenspiel, dann dürfte dies wohl das Duell Atletico Madrid gegen den FC Liverpool in der Gruppe B sein.
Einen weiteren Blick über die Grenzen gibt es beim Sport-Grantler in dieser Woche in der nächsten Kolumne mit dem brisanten Thema: So verrückt ist der Profi-Fußball.