Putin-Krieg wird zur Nagelprobe für den Sport
von knospepeter
Sport und Politik solle man immer trennen, wird vor allem von den Sportfunktionären oft gepredigt, besonders dann, wenn die Grenzen verwischt werden. Dabei sonnen sich vor allem die Top-Funktionäre gern im Glanz der politischen Prominenz, an der Spitze IOC-Präsident Dr. Thomas Bach und FIFA-Präsident Gianni Infantino. Jetzt wurden auch sie vom Einmarsch der Russen in der Ukraine überrascht und vor allem Infantino wirkt hilflos und wundert sich, was denn sein Freund Putin da macht. Jetzt ist aber endgültig klar, Sport und Politik lassen sich nicht trennen, der von Putin angezettelte Krieg wird zur Nagelprobe für den Sport.
Bei den Konsequenzen darf es eigentlich keine zwei Meinungen geben. Natürlich können Russlands Sportler nichts für die wahnwitzigen Entscheidungen ihres kriegslüsternen Präsidenten, aber Russland muss von der demokratischen Welt geächtet werden, da ein Überfall auf ein anderes Land nicht geht, und dazu gehört eben auch der Sport. Alle Verbände und Vereine müssen sich einig sein, dass Russlands Sport ab sofort gesperrt werden muss. Für die Nationalmannschaften Russlands muss es sogar eine längere Sperre geben, Russland als Land muss länger vom internationalen Sport ausgeschlossen werden.
Klare Kante zeigte die Interessenvertretung deutscher Spitzensportler, die darauf dringt, dass die Verbände aus Russland und Belarus aus dem Sportverbandssystem ausgeschlossen werden. Belarus deswegen, weil sich Präsident Lukaschenko als Handlanger von Putin präsentierte. Sie sehen auch die Sportler als unschuldiges Opfer, doch sie betonen, „der russische Angriffskrieg lässt keine andere Wahl, als dass Sanktionen auch unschuldigen Dritten Schaden zufügen“. Die Sportler gingen auch voran in öffentlichen Sympathiebekundungen für die Ukraine. Bevor die internationalen Verbänden reagiert haben, hatten nationale Verbände schon Konsequenzen gezogen. so haben es im Fußball Schweden, Polen und Tschechien abgelehnt, im Nations Cup gegen Russland (ein möglicher Gegner) anzutreten, auch nicht auf neutralem Boden. Manche Verbände haben schon (eigentlich logische) Konsequenzen gezogen und Wettbewerbe in Russland abgesagt. Nur die FIFFA will „abwarten, wie sich die Lage entwickelt“. Der Angriffskrieg ist aber nicht mehr rückgängig zu machen, Russland gehört so oder so gesperrt, eine mögliche Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Katar im November muss tabu sein. Finnland als Ausrichter der Eishockey-WM will zum Beispiel Russland und Belarus nicht mitspielen lassen.
Auch der deutsche Sport ist natürlich betroffen, so hat Schalke 04 jetzt Konsequenzen gezogen und den Sponsorvertrag mit dem russischen Energieunternehmen Gazprom gekündigt. Seit 15 Jahren bestand diese für Schalke lukrative Partnerschaft. In der Zwickmühle befindet sich Bundesligist RB Leipzig, der in der Europa League als nächsten Gegner Spartak Moskau zugelost bekam. Die Leipziger sollten sich weigern, gegen Moskau anzutreten. Leipzig muss aber auch absagen, weil ein Spiel gegen Moskau ein Affront gegen die langjährige Partnerstadt Kiew wäre. Da ist von RB Solidarität gefragt. Es sieht zum Glück danach aus, dass die UEFA Spartak ausschließt.
Der Sport ist ja überhaupt im Leben nur eine Nebensache, doch angesichts des Überfalls ist klar, dass sich Sport und Politik nie mehr trennen lassen. Jetzt muss der internationale Sport aber die Nagelprobe bestehen und entsprechende Konsequenzen ziehen. Wir warten darauf!
Dortmund hat alles verspielt
Und nun zur Fußball-Bundesliga. Da stand Borussia Dortmund im Mittelpunkt, hatte sich das aber ganz anders vorgestellt. Die Woche begann mit einem 6:0-Kantersieg gegen Gladbach und endete mit einem Desaster. Nach dem Ausscheiden in der Europa League am Donnerstag bei den Glasgow Rangers folgte am Sonntag ein 1:1 beim Abstiegskandidaten FC Augsburg in der Bundesliga, was wieder acht Punkte Rückstand auf Bayern München bedeutet und damit eigentlich das Aus im Titelkampf. Dortmund hat (wenn kein Wunder geschieht) in dieser Saison alles verspielt. Trainer Marco Rose, mit viel Hoffnung gestartet, kann zwar darauf verweisen, dass sechs Stammspieler fehlten, darunter vor allem Torjäger Haaland und Kapitän Reus, aber dieses Desaster der Saison wäre mit einer anderen Einstellung zu verhindern gewesen. Kein Wunder, dass erste Rufe „Rose raus“ von den Tribünen schallten. Die Fans durften wieder dabei sein und hatten dennoch keinen Spaß. Als Trostpflaster bleibt die Qualifikation für die Champions League.
Bayer Leverkusen ging den umgekehrten Weg, zeigte sich nach der 2:3-Niederlage in Mainz beim 3:0 gegen Bielefeld gut in Schuss. Vor allem der Franzose Diaby trumpfte auf und so festigte Bayer Rang drei. Jetzt folgt das Spitzenspiel in München und den Bayern könnte der schnelle Diaby ebenfalls weh tun. Die Bayern taten etwas für ihr angeknackstes Selbstvertrauen mit dem 1:0-Sieg bei Angstgegner Frankfurt. Herausgestellt wurde aber vor allem der Kampfgeist, nicht Kombinationen waren gefragt, sondern Maloche, die Bayern gewannen 65 Prozent der Zweikämpfe – Liga-Bestleistung. Joshua Kimmich war diesmal wieder Vorbild („So macht es Spaß“) und freut sich auch auf Leverkusen („Solche Spiele liebe ich“). Mit Ausfällen müssen auch die Bayern weiter leben (Hernandez Gelbgesperrt), immerhin winkt die baldige Rückkehr von Kapitän Manuel Neuer. Hinter dem Spitzentrio bleibt es eng, die punktgleichen Leipzig, Freiburg und Hoffenheim blieben auf Kurs. Vor allem Leipzig machte es besser als Dortmund, sowohl in San Sebastian, als auch in Bochum
Spannender als oben geht es unten zu. Für den FC Augsburg brachte das 1:1 gegen Dortmund einen besonderen Lohn – Platz 15, raus aus der direkten Abstiegszone. Auf den Relegationsplatz rutschte Hertha BSC Berlin durch die schlechtere Tordifferenz. Hertha ist ebenfalls durch Verletzungen und Corona gebeutelt und inzwischen ein echtes Sorgenkind, andererseits auch eine Hoffnung für den VfB Stuttgart, der mit einem Trauma der letzten Minuten fertig werden muss. Zuletzt ließ der VfB fünf Punkte in den letzten Minuten liegen, das wäre Platz 15! So fehlen vier Zähler zu Hertha BSC, also müssen die Stuttgarter auf Niederlagen der Konkurrenz hoffen und selbst den Fluch der erfolglosen Spiele durchbrechen, es sind jetzt neun Stück.
Am Samstag gibt es die nächste Gelegenheit gegen Gladbach. Die Borussia ist ja auch nicht glücklich, hat sich aber ein wenig von den heißesten Plätzen entfernt. Dennoch, die Abstiegsgefahr bleibt und da gibt es in den nächsten Wochen viele direkte Duelle. Gladbach hat gleich zwei in Folge, auf Stuttgart folgt die Hertha. Am Freitag duellieren sich schon Bielefeld und Augsburg und Bochum erwartet am Samstag Fürth. Nach der Überraschung gegen die Bayern gewannen die Bochumer nicht mehr, jetzt vielleicht gegen Schlusslicht Fürth im Duell der Neulinge?
Der Pokal der Nobodys
Eine seltsame Konstellation in dieser Woche, es ist Viertelfinale im DFB-Pokal und die bekanntesten Klubs haben Pause. Keine Bayern, kein Dortmund, kein Leverkusen, kein Gladbach. Die Ehre der Bundesligisten retteten Leipzig, Freiburg, Bochum und Union Berlin. Ihnen stehen vier Zweitligisten gegenüber, nie waren es mehr und zuletzt gab es das 2004. Da sich der HSV und Karlsruhe direkt gegenüberstehen, wird auch im Halbfinale ein Zweitligist vertreten sein. Als einziger Klub, der nicht in der ersten Liga spielte, gewann Hannover 96 im Jahr 1992 den Pokal und schaltete dabei fünf Erstligisten aus. Hannover ist wieder dabei und steht dem Favoriten RB Leipzig gegenüber. Aber eigentlich träumen alle vom Endspiel in Berlin, selten war die Chance so groß, den Pokal zu gewinnen. Es ist ein Pokalwettbewerb der Nobodys, auch wenn es vielleicht Union Berlin und Gegner St. Pauli oder auch Bochum und Freiburg im Bundesliga-Duell nicht so sehen.
Auch die Frauen spielen ihr Viertelfinale in dieser Woche aus, da sind die Favoriten Bayern München (Montag in Jena) und VfL Wolfsburg (Mittwoch gegen Sand) noch dabei. Außerdem spielen Essen – Leverkusen und Henstedt-Ulzburg – Potsdam. Im Mittelpunkt aber die Bundesliga, da am kommenden Wochenende wieder den Spielbetrieb aufnimmt, mehr oder weniger der Saison-Endspurt steht bevor. Das Spitzenspiel Wolfsburg – Bayern gibt es am 2./3. April. Mehr zu den Fußball-Frauen im nächsten Blog „Die Letzten werden die Ersten sein“.