Welches ist das wahre Gesicht der DFB-Elf?
von knospepeter
Ende gut, alles gut? Nein, Ende gut, aber nicht alles gut bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Zum Abschluss des Viererpacks in der Nations League haben die Flick-Schützlinge beim 5:2 gegen Italien geglänzt, haben mit viel Schwung agiert und den Gegner fast an die Wand gespielt. Ein Befreiungsschlag nach viermal 1:1. Doch war Italien an diesem Abend ein großer Gegner? „Der Borussia-Park wurde zum Vergnügungspark für die Deutschland“ ätzte die Presse in Italien über die eigene Mannschaft und urteilte „kleines Italien“. Ende gut, alles gut? Das Urteilt kann erst im November/Dezember bei der Weltmeisterschaft in Katar gefällt werden. Bis dahin bleiben Zweifel: Welches ist das wahre Gesicht der DFB-Elf?
Hansi Flick betont immer die „Entwicklung“, die seine Mannschaft mache. Einmal ist sie zu sehen, dann wieder nicht, dann fragen wir uns, „wo ist die Entwicklung?“ „Schritt für Schritt müssen wir voran gehen,“ bittet der Bundestrainer um Geduld und muss sich manchmal selbst fragen, „wo ist die Entwicklung?“ Er betont vor der Sommerpause „wir sind auf dem richtigen Weg, wir spielen guten Fußball. Ich bin voller Zuversicht.“ Also, die Zuversicht ist uns ein bisschen abhanden gekommen, aber die Spiele in der Nations League brachten auch nur bedingt die Wahrheit ans Licht. Das gilt fast für alle Nationen. Was ist von dem 4:0 von Ungarn gegen England zu halten? England ist in der deutschen Gruppe ebenso Letzter wie Frankreich hinter Dänemark, Kroatien und Österreich! Wir kennen alle das Potential dieser Nationen, Frankreich kann mit Mbappé, Benzema, Griezmann und Coman auftrumpfen und hat auch noch Nkunku – welche Sturmkraft!
Auf die kann Hansi Flick nicht zurückgreifen. Er will den seltsamen PR-Slogan „Die Mannschaft“ zum Leben erwecken, die Mannschaft muss es richten. Dann hält er an einem Timo Werner halt solange fest, bis der wirklich Tore schießt. Und wenn wir Aufstellung und Spiel gegen Italien ansehen, dann stand da wohl die mögliche WM-Elf anfangs auf dem Feld: Neuer – Klostermann, Süle, Rüdiger, Raum – Gündogan, Kimmich – Hofmann, Müller, Sané – Werner.
Aber der Weg bis zum WM-Auftakt im November ist noch lang, gespickt mit einem strapaziösem Programm für alle Nationalspieler. Verletzungen werden für Aufregung und Bangen sorgen, der eine oder andere WM-Kandidat erfüllt vielleicht nicht einmal Flicks Grundvoraussetzung: „Jeder muss in seinem Verein genügend Spielpraxis bekommen.“ Das war bei Werner zuletzt bei Chelsea London nicht der Fall, auch Gündogan war oft nur Ersatz bei Manchester City, wenn auch dann wieder ein wichtiger Faktor. Knapp dahinter sind sowieso Spieler wie Schlotterbeck, Goretzka, Musiala, Havertz und Gnabry. Auch der ewig verletzte Marco Reus ist natürlich nicht abgeschrieben und Hoffnungen machen sich u. a. noch Marcel Halstenberg, Matthias Ginter, Robin Goosens, Florian Neuhaus oder Talent Florian Wirtz, die jetzt nicht zum Kader zählten. Wer ist im Herbst in Form? Der WM-Kader könnte am Ende doch noch ein wenig anders aussehen.
Am 5. August beginnt erst einmal wieder die Bundesliga, die nächste Aufgabe der Nationalmannschaft heißt am Freitag, 23. September (20.45 Uhr) Ungarn (in Leipzig) , dann geht es ebenso im Nations Cup am Montag, 26. September (20.45 Uhr) nach England. Der WM-Kader soll am 10. oder 11. November nominiert werden, das WM-Trainingslager beginnt am 14. November, ein Testspiel ist noch vorgesehen. Die WM-Gruppenspiele stehen fest: Mittwoch, 23.11. (14.00 Uhr) Japan, Sonntag, 27.11. (20.00 Uhr) Spanien, Donnerstag, 1.12. (20.00 Uhr) Costa Rica. Dann gilt es, dann sollte die Entwicklung zu sehen sein.