Die Prominenz will weg: Bald wieder Alltag in der 2. Bundesliga?
von knospepeter
Die Europameisterschaft der Frauen steht derzeit im Blickpunkt der Sport-Öffentlichkeit, doch die Fußball-Fans in Deutschland haben auch schon die erste neue Punktrunde im Visier: Es hat sich in den letzten Jahren bewährt, dass die 2. Bundesliga früher beginnt als das Oberhaus und damit mehr Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Auch in diesem Jahr also ein Frühstart schon am kommenden Freitag, 15. Juli. Die Bundesliga beginnt erst am 5. August.
Die 2. Bundesliga startet natürlich wieder mit viel Hoffnung, aber auch ein bisschen Wehmut. Hoffnung bei vielen Klubs darauf, den Aufstieg in die 1. Bundesliga zu schaffen, bei anderen wiederum auf eine gute Saison, die keine finanziellen Schwierigkeiten bringt oder die Hoffnung, einfach die Klasse zu halten. Bei allen ist aber Wehmut dabei, weil sich die herausragende Saison 2021/22 nicht wiederholen wird: So prominent wie vor einem Jahr war die zweite Liga noch nie besetzt, sie wurde sogar als „Kult-Liga“ gefeiert. Die attraktiven Vereine Schalke 04 und Werder Bremen haben aber nur ein einjähriges Gastspiel gegeben (vorerst?), sie haben es geschafft, den Abstieg als Fehltritt abzutun. Die Prominenz will weg, sie will nach oben, so könnte in der 2. Bundesliga wieder der Alltag einkehren. Sie bietet guten Sport, doch der Großteil der Klubs ist nicht damit zufrieden.
Prominenz ist aber noch da, vorneweg natürlich der Hamburger SV. Der einstige Bundesliga-Dino krebst jetzt schon vier Jahre im Unterhaus herum, nach drei unglücklichen vierten Plätzen war man im Mai mit dem Einzug in die Relegation der Rückkehr so nahe wie nie. Nach einem 1:0-Sieg in Berlin scheiterte der HSV dennoch mit einem 0:2 im Rückspiel an Hertha BSC Berlin, das dafür den Retter-Trainer Felix Magath feierte. Aufgeschoben soll aber nicht aufgehoben sein. Trainer Tim Walter impfte seiner Mannschaft und dem Verein Selbstbewusstsein ein, die neue Saison steht unter dem Motto: Jetzt oder nie!
Die Hamburger wollen nicht als einzige nach oben, so prominent wie im Vorjahr sind die Absteiger aus dem Oberhaus mit Arminia Bielefeld und der SpVgg Greuther Fürth diesmal nicht. Ambitionen haben andere, so Darmstadt 98, im Vorjahr Vierter, oder der FC St. Pauli, vor allem aber auch die Ex-Bundesligisten 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf und Hannover 96. Wie immer, wird es auch diesmal ein Überraschungsteam geben. Ein bisschen Prominenz kam auch durch die Aufsteiger in die 2. Bundesliga, der 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig und SC Magdeburg gelten immerhin als Traditionsklubs. Aber aktivieren sie auch das Publikum? Es sieht eher nach Alltag in der 2. Bundesliga aus.
Das ist der 1. Spieltag: Freitag, 20.30 Uhr: Kaiserslautern – Hannover. Samstag, 13.00 Uhr: Fürth – Kiel, St. Pauli – Nürnberg, Sandhausen – Bielefeld, Regensburg – Darmstadt. Samstag, 20,.30 Uhr: Magdeburg – Düsseldorf. Sonntag, 13.00 Uhr: Paderborn – Karlsruhe, Rostock – Heidenheim, Braunschweig – HSV.
Deutschland mit viel Spaß
Na, das war ja ein toller Auftakt der deutschen Frauen bei der Europameisterschaft in England. Gab es vorher bei den Beobachtern Zweifel über die Spielstärke der Mannschaft, so hat sie jetzt alle eines Besseren belehrt. Das 4:0 gegen den letzten Vize-Europameister Dänemark war ein Statement, vor allem das Auftreten der Mannschaft. Es war den Mädchen anzusehen, dass sie Spaß hatten, sie kämpften füreinander, sie machten Tempo. Bundestrainer Martina Voss-Tecklenburg durfte sich in allen Punkten bestätigt sehen. Besonders beeindruckend vor allem zwei Münchnerinnen, Lena Magull, als beste Spielerin überhaupt, und Giulia Gwinn, die Dänen-Star Harder zur Statistin machte.
Aber es gibt viele Geschichten rund um diesen geglückten EM-Start mit Spaß. Die Männer haben ihren Slogan „Die Mannschaft“, die Frauen leben ihn vor. Die Frauen setzten sich vor der Turnier-Vorbereitung auch zu einer reinigenden Aussprache zusammen, persönliche Dinge, taktische Fragen und das Verhältnis Spieler-Trainerteam wurden geklärt. Herausgekommen ist eine verschworene Gemeinschaft, die nach dem 7:0 im Test gegen die Schweiz nun beim 4:0 gegen Dänemark den Eindruck macht, als sei sie nicht zu stoppen. Das wird sich als Nächstes am Dienstag gegen einen der großen Favoriten Spanien zeigen (4:1 gegen Finnland).
Die Bundestrainerin hatte aber auch mit ihrer Einschätzung recht, dass der Mannschaft von der Bank immer neue Impulse gegeben werden können. Dies bewiesen vor allem Lena Lattwein und Alexandra Popp mit ihren Toren. Für die eigentliche Kapitänin Popp war eine EM bisher ein Flop, sie musste jeweils wegen Verletzungen passen. Jetzt bestritt sie nach einer Corona-Zwangspause ihre ersten EM-Minuten und krönte diese mit dem Treffer zum 4:0. Mehr Spaß kann nicht sein!
Ein Urteil gegen Infantino
Nicht nur die deutschen Frauen hatten ihren Spaß, zwei strahlende alte Männer gaben ebenfalls ein beeindruckendes Bild ab und innerhalb des Weltverbandes FIFA könnten diese lachenden Männer noch für viel Wirbel sorgen. Das Schweizer Bundesstrafgericht hat in Bellinzona ein Urteil gefällt, das andere bei der FIFA zittern lassen könnte. Der ehemalige Weltpräsident Sepp Blatter und ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini erhielten einen Freispruch, sie hätten sich bei einer umstrittenen Millionenzahlung nichts zu Schulden kommen lassen, man können ihnen zumindest nichts nachweisen. Platini war auf dem Sprung, Blatter in seinem Amt abzulösen, doch dies verhinderten Machenschaften von FIFA-Leuten mit Verbindungen zur Schweizer Justiz. Präsident wurde: Gianni Infantino.
Der müsste jetzt im Mittelpunkt der nächsten Schritte der Schweizer Justiz stehen und sollte eigentlich schon das Zittern bekommen haben. Platini kündigte gleich weitere juristische Schritte an und das nächste Verfahren ist im Blick, denn der damalige Chefermittler der Bundesanwaltschaft hat offensichtlich nicht einwandfrei gearbeitet, sondern in Infantinos Sinne, seine Einlassungen vor Gericht stimmen mit den Akten nicht überein und wurden von einem Zeugen zerpflückt. Deshalb auch der Freispruch für Blatter und Platini. Die Süddeutsche Zeitung sagt es genau richtig: „Das Urteil von Bellinzona dürfte noch Konsequenzen haben. Und es rückt endgültig jenen Mann in den Fokus, der vom durch schräge Ermittlungen und Behörden-Schmutzeleien bewirkten Sturz Platinis damals profitierte und der FIFA seit Amtsbeginn in üblere Verwerfungen und Skandale geführt hat, als es sein Vorgänger Blatter je vermochte: Gianni Infantino.
Klarheit bei den Bayern?
Die Bundesliga wollen wir nicht gänzlich außen vorlassen. Wenn man alle Spekulationen und Einschätzungen richtig deutet, wird es bei Bayern München eine spektakuläre Klärung im „Fall Lewandowski“ geben. Der Pole soll eigentlich am 12. Juli zum Training erscheinen, doch bis dahin gibt es vielleicht Klarheit, dass er doch nicht mehr für den Dauer-Meister spielen wird. Kassieren die Bayern nämlich eine dicke Ablöse für den Torjäger, so könnten sie den Toreverhinderer Matthijs de Ligt von Juventus Turin verpflichten. Der Holländer möchte gern zu den Bayern, diese wollen ihn, können aber die verlangte Ablösesumme (etwa 80 Millionen Euro) nicht zahlen. Es sei denn, es kommt Geld ins Haus. Bayern-Boss Oliver Kahn will einen Spieler für die Abwehr, der organisiert und redet, das sind weder Hernandez, Upamecano oder Pavard, der diese Rolle gern spielen würde. Möglich sogar, dass Pavard im Gegenzug nach Turin geht, damit die Ablöse niedriger wird. Das Spiel der Münchner würde sich ändern, für Tore könnte dann neben Mané auch noch Serge Gnabry sorgen. Bayern hätte etwas Neues (auch für Torhüter Neuer): Eine sichere Abwehr!
Tauschgeschäfte sind ja gar nicht so selten, so jetzt auch zwischen Freiburg und Augsburg praktiziert. Der Österreicher Michael Gregoritsch, zuletzt sogar so etwas wie die Lebensversicherung der Augsburger, wechselt nach Freiburg, dafür geben die Schwarzwälder ihren Stürmer Ermedin Demirovic zum FCA ab. Der Bosnier kam in Freiburg nicht so zum Zug wie gewollt. Mal sehen, welcher Verein mehr Spaß an seinem Stürmer hat. Spaß muss schließlich sein, wie die EM-Frauen beweisen!