Golfland Deutschland
von knospepeter
Viele werden mit einem Blick auf die Überschrift sagen, „fehlt da nicht ein Fragezeichen?“ Nein, es fehlt nicht, denn in den nächsten Tagen präsentiert sich Deutschland wirklich als „Golfland“, obwohl der Deutsche Golf-Verband mit der Entwicklung des Golfs hierzulande beileibe nicht zufrieden ist. Golf wird in der Öffentlichkeit immer noch als elitärer Sport wahrgenommen, nicht als Breitensport und nicht als Spitzensport. Was fehlt sind positive Schlagzeilen und entsprechende Fernsehzeiten, damit Golf im Blickfeld der Öffentlichkeit wirklich existiert. Das sollte im September ein bisschen anders sein, aber ob Golf wirklich einen Sprung nach vorne macht? Wir werden sehen.
Drei Veranstaltungen sind es, die als Lokomotive für Golf in Deutschland herhalten sollen. Zunächst einmal der Solheim Cup, der Kontinentalvergleich zwischen den USA und Europa der Damen, also das Pendant zum bekannteren Ryder Cup der Herren. Der Solheim Cup wird vom 18. – 20. September auf dem Platz St. Leon-Rot in der Nähe von Heidelberg gespielt. Selbst Tiger Woods schlug dort schon ab. Danach sind die Herren dran, und zwar vom 24. – 27. September bei den Porsche European Open in Bad Griesbach. Zwei Veranstaltungen, die Hoffnung geben, eine dritte ist die größte Hoffnung, steht aber in den Sternen: Deutschland würde zu gern den Ryder Cup 2022 ausrichten. Die Bewerbung für 2018 scheiterte, aber die Stimmung ist heute eine andere. Dennoch: Der Ryder Cup ist eigentlich ein Weltereignis, wird als solches von der deutschen Öffentlichkeit aber nicht so gesehen.
Der Ryder Cup ist ein Phantom, der Solheim Cup ist Tatsache. Die Organisatoren wollen 100.000 Menschen mobilisieren, die an den drei Veranstaltungstagen nach St. Leon-Rot pilgern sollen. 20 Stunden Fernsehübertragung im Hauptprogramm der ARD bzw. bei SWR und EinsPlus sind für den Golfsport fast schon so etwas wie ein Weihnachtsgeschenk, denn Golf findet ansonsten nur im Bezahlfernsehen statt. Ein Glücksfall auch, dass sich mit Sandra Gal (sportlich qualifiziert) und Caroline Masson (per Wild Card, wohl als Verbeugung vor dem deutschen Ausrichter) zwei deutsche Spielerinnen im Team Europa befinden. In der Weltrangliste sind sie nur auf den Plätzen 41 bzw. 76 zu finden. Sie haben aber das Zeug, Europa zu helfen, den Titel erfolgreich zu verteidigen, Favorit sind allerdings die USA mit Stacy Lewis an der Spitze, die Nummer 3 der Welt.
Starke Auftritte der deutschen Spielerinnen würden dem Golf in Deutschland helfen. Starke Auftritte der deutschen Herren sind in diesem Jahr leider selten. Zuletzt hatte am meisten noch Senior Bernhard Langer für Aufsehen gesorgt, als er zwei Jahren hintereinander Senior-Champion war. Sein Nachfolger Martin Kaymer war zwar mal die Nummer 1 der Welt, konnte in diesem Jahr aber selten an frühere Erfolge anknüpfen. Es begann schon damit, dass er beim Masters den Cut verpasste. Zweimal geteilter Zwölfter bei den British Open und PGA Championship reißen von den Sportfans in Deutschland keinen von den Sitzen. Sportfans wollen Helden feiern.
Noch also ist Deutschland kein Golfland. Die Zuwachsrate der neuen Spieler wurde in den letzten Jahren auch geringer, etwa 650.000 spielen in Deutschland derzeit Golf, sie können das auf 742 Anlagen. Die Basis wäre da, aber der Boom fehlt. Nur internationale Erfolge können Deutschland zum Golfland machen, können die Jugend zum Griff nach dem Golfschläger animieren. Die Aufforderung an Gal, Kaymer und Co.: Gewinnt mal schön! Prognose vom Sport-Grantler: Ein Golfland wird Deutschland leider nie.